Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Bestimmung in ihrer freien Bewegung gehemmt und dem Auslande 
jegenüber schwer benachtheiligt ist; 2) zur Abänderung des Rück— 
zergütungsgesetzes von 50 pCt. bei Weizen und 70 pEt. bei Roggen 
rür“ die Zutunft auf 70 pCt. resp. auf 60 pEt. oder auf einen 
Durchschnittssatz von 65 pCt. zu bestimmen, wie die Steuerbe⸗ 
echnungen möglichst zu vereinfachen und auch freie Hand für die 
Beredlung zu gewinnen; 3) die statistische Gebühr gleichwie für 
HJetreide von 1M. 10 Pf. herabzusetzen. Ferner wurde ein An⸗ 
rag auf Aufhebung der Getreidezölle angekündigt. — Als Ort für 
die nächste Generalbersammlung wurde Stettin gewählt. 
160,000 Soldaten mit ungefähr 15,000 Pferden und 140 
danounen werden bei den großen preußischen Manövern, in 
velchem am 16., 17. und 18. d. das 3. Armeekorps gegen das 
HJardekorps operiren wird, in Aktion treten. 
— Die Gesammischulden der Stadt Berlin betrugen Ende 
März'ds. Is. das netie Sümmchen von 116,652,805 M. gegen 
15 Mill. M. im Jahre 1866. 
ꝓ— Ein komischer Vorfall macht, wie dem „Wendelstein“ be— 
ichtet wird, viel von sich reden. Dem Schmölzenbauern von 
Putz ham wurde vorige Woche ein Kind geboren, das in der hl. 
Taufe den Namen Rosalia erhielt. Nach Beendigung der Tauf— 
cchmauserei stellte sich indeß heraus, daß die kleine Rosalia eigent⸗ 
lich kein Mädchen, sondern ein Knabe ist. 
Ob Ben Akiba auch bezüglich folgender Annonce behaupten 
würde „es war schon Alles einmal da?“ Im „Pulsn. Wochenbl.“ 
Rir. 69 liest man wörtlich: „Ich mache hierdurch bekannt, daß mir 
ein Gastwirth, wenn ich betrunken bin, etwas verabreichen soll, 
ondern sofort herauszuweisen. Friedr. Wilh. Klotsche, Steinar⸗ 
eiter in Laußnitz.“ Nun, eine Tugend hat Herr Klotsche: er er⸗ 
tennt sich selbst. 
Wiüen, 14. Sept. Der „W. Allg. Ztg.“ wird aus Pola 
gemeldet, daß ein ehemaliger Schiffsjunge, nunmehriger Matrosen⸗ 
danonier, Namens Sgindl, die Absicht gehabt habe, das Kasematt⸗ 
chiff „Custozza“ in die Luft zu sprengen und sei nur durch das 
Dazwischenkommen seines Unteroffiziers an der Ausführung seines 
ontsetzlichen Vorhabens gehindert worden. „Custozza“ befindet sich 
gegenwärtig in Gravosa; Erzherzog Karl Stephan, welcher auf der 
Custozza“ eingeschifft war, wurde sofort nach der Entdeckung des 
Jeplanten Verbrechens auf die Corvette „Zrinyi“ überschifft. Der 
zetreffende Matrosen⸗Kanonier soll bereits dem Polaer Marine⸗Stock⸗ 
hause eingeliefert worden sein. 
ꝓ Was ein großes Blatt kostet. Die vor 3 Monaten 
jegründete „Wiener Allg. Ztg.“ hat in dieser kurzen Zeit das ganze 
Attienkapital von 300,600 fl. aufgezehrt. Die Aktionäre sollen 
etzt neue Einzahlungen machen. (Daß auch durch Herausgabe 
lanerer Blalter ein schön Stück Geld flöten gehen kann, davon 
jaben sich in der letzten Zeit pfälzische Verleger hinreichend über⸗ 
—Wo— 
4 Der „Gaulois“ erhält folgenden Brief: „Mad rid, den 
10. Sept. i880. Mein Herr! Die Nr. 360 des „Gaulois“ 
zehauptet, daß ich mich in einem Besorgniß erregenden Zustande 
on Erschöpfung befände. Es ist mir daran gelegen, meine 
Freunde, wenn ich im Unglück noch solche habe, zu beruhigen, in⸗ 
dem ich Sie versichere, daß ich in den sechs Jahren, die ich mich 
neuerdings in Spanien befinde, nie das geringste Unwohlsein ge⸗ 
jabt habe. Was Diejenigen betrifft, die mich vor der Zeit todt 
agen, so weiß ich nicht, was —AV 
habe in meiner Jangen und sehr mühsamen Laufbahn so oft meine 
haut zu Markte getragen, daß die Nekrologe mir wenig nahe 
Jehen. Genehmigen Sie u. s. w. Marschall Bazaine.“ 
p Verbrecherstatistik in Italien. Dem offiziellen monat— 
lichen Berichte des italienischen Ministeriums des Innern entnehmen 
wir. daß während des Monats Juli d. J. folgende Verbrechen be— 
jangen wurden: Vollendeter Todtschlag 183 Fälle, versuchter Todt⸗ 
chlag 115, Straßenraub 133, gewaltihätige Erpressung und Raub 
8. Diebstahl 2658. Entwendungen und Felddiebstahl 3013 Fälle. 
CLondon, 13. Sept. Die Eisenbahnunfälle folgen ein— 
inder Schlag auf Schlag. Der jüngste an der Reihe ereignete sich 
‚orgestern. Auf einer im Weichbilde der Haupistadt gelegenen Station 
zer Linie zwischen Vaurhall und Hampton Court rannte nämlich 
ꝛin Personenzug gegen eine Lokomotive, die aus unverzeihlicher 
Nachlässigkeit des Weichenstellers nicht rechtzeitig vom Geleise ent⸗ 
ernt worden war. Vier Personen, darunter der Heizer, blieben 
iuf der Stelle todt, 80 andere wurden mehr oder weniger schwer 
yerletzt. In diesem Falle war kein unberechenbarer Zufall, sondern 
„ffenbare Rachläfsigkeit an dem Unglücke schuld, und lauter als je 
vird von allen Seiten geklagt, daß die Bahnverwaltungen leidiger 
Ersparnisse wegen es an ausreichenden Vorsichtsmaßregeln zur Ver⸗ 
sütung von Unglücksfällen fehlen lassen. Schon hat vor Kurzem 
Hie Koͤnigin selber ein mahnendes Wort darüber fallen lassen, und 
sas Parlament wird kaum umhin können, sich in der nächsten 
Session mit dieser Frage ernstlich zu beschäftigen. 
FLondon 15. Sept. Seit zwei Tagen ist London in 
zrößter Aufregung wegen des angeblichen Versuches, einen Zug der 
Nordwestbahn mittelst Dynamit zu demoliren. 27 Patronen wurden 
iahe den Schienen gefunden. Alle, auch die absurdesten Ausleg⸗ 
ingen werden versucht, unter andern kommen auch russische Nihi⸗ 
isten in Verdacht, welche vermutheten, Großfürst Konstantin reise 
nit diesem Zuge. Landleute in der Nachbarschaft wollen eine große 
xẽXplosion gehört haben, dagegen wird das angebliche Verbrechen 
son anderer Seite als bloße Mythe behandelt. Die Patronen, so 
agt man, wurden durch nachlässige Arbeiter verloren, welche nahe 
ei dieselben bei Sprengungen verwenden sollten. 
FDie Kansas-Pacific⸗ Eisenbahn in den Vereinigten 
Staaten forscht seit geraumer Zeit nach einem vermißten Zug 
ind hat nachdem sie 2500 Dollars berausgabt, die Nachforschun gen 
ingestellt. Etwa 400 Meilen westlich von Kansas City läuft das 
geleise durch einen kleinen Ort, der vor einiger Zeit von einem 
urchtbaren Unwetter (Orkan und Wasserhose) heimgesucht wurde, 
vodurch über 600 Fuß des Schienengeleises weggeschwemmt worden 
ind. Die benachbarte Gegend, eine riesige Prairie, stand 8 Fuß 
ief unter Wasser und man vermuthete, daß die Lokomotive und 
ie Waggons (glücklicherweise war es kein Passagierzug) wegge⸗ 
chwemmt und unter einem Erdrutsch begraben wurden. Dies ist 
ie zweite derartige Begebenheit, denn im Jahre 1878 verschwand 
ine Lokomotive im Triebsande des Kiowu Creek. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 16. Sept. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Beizen 10 M. 88 Pf., Korn 09 M. 38 Pf., Gerste zweireihige — M. — Pf. 
nerreihige 7 M. 33 Pf., Spelz 7 M. 13 Pf., Spelzkern 10 M. 62 Pf. 
Dinkel· M. — pf. Mijschfrucht — M. — Pf. Hafer 06 M. 6 Pf., 
krbsen — M. — Pf., Widen — M. — Pf., Kartoffeln 2 M. 10 pf., 
deus2 M. 90 Pf., Stroh 8 M. — Pf., Weißbrod L/s Kilogr. 56 Pf, 
rnbrode3 Kilogr. 63 Pf., Gemischtbrod 8 Kilogr. 82 Pf., paar Weck 100 
r. 6 Pf. Rindfieisch J. Qual. 60 Pf. II. Qual. 54 Pf. Kalbfleisch 50 Pf., 
dammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 60 Pf., Butter!/3 Kilogr. 1 M. 10 Pf. 
PWein 1vLiter 80 Pf., Bier 1 Liter 24 Pf. 
Homburg, 15. Sept. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Weizen 
lo M 78 pf Korn 9 M. 7 pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelz 6 M. 
Dupf, Gersie 2reihige — M. — Pf. Gerste 4reihige d M. — Pf. Hafer 
z M'os PPpfr, Mischfrucht O M. 80 Pf., Erbsen — M. — Pf. Wicken 
H. — Pf., Bohnen O M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf. Korn⸗ 
rode6 Pfuud — Pf., Gemijschtbrod 6 Pfund 80 Pf. Ohsenfleisch — Pf. 
—X— Pf., Hammelileisch — Pf., Schweinefleisch 
zo Pfr, Butler i Pfund 1. M. — Pf. Kartoffeln per Ctr. 2 M. 50 Ppf. 
Kaiserslautern, 14. Sept. (fFruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Weizen 10 M. 34 Pf., Korn 09 M. 59 Pf. Spelzlern — M. — Pf. Spelz 
M. os Pf. Gerste 08 M. 12 pf., Hafer 6M. 12 pf., Erbsen 7 M. 
320 Ppf. Wicken 6 M. 70 Pf., Linsen 08 M. 25 Pf., Kleesamen — M. — 
f. Schwarzbrod 6 Pfund 78 Ph do 3 Pfd. 39 Pf., Gemischtbrod 
3 Pfund 44 Pfg. Butter per Pfd. 0 M. 90 Pf., Eier 2 Stück 10 Pf., Kar⸗ 
Hfel ver Cen 2 M. 10 Pf., Stroh 2 M. 50 Pf., Heu 2 M. 60 Pfg. 
Fllr die Redaction verantwortlich: F. X. Demetz. 
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⸗ezu bringen. 
Critæ UhI. 
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