Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Inaberker Nnzeiger. 
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich; mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage) erscheint wochentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementsvreis beträgt vierteljahrlich 
1Aß 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A6 60 H, einschließlich 40 Zustellgebühr. Anzeigen werden mit 10 H, von Auswärts 
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blatischrit oder deren Raum, Reckamen mit 30 A pro Zeile berechnet. 
Dienstag, den 21. September 
AM I151. 
1880. 
ö— — — — 
an αισ 
Abonnements-Einladung. 
Bei dem bevorstehenden Quartalwechsel erlauhen wir uns zum 
Abonnement auf den 
St. Ingberter Anzeiger 
amtliches Organ des k. Amtsgerichts St. Ingbert, 
hiermit ergebenst einzuladen. 
Wir werden auch fernerhin bestrebt sein, unsern Lesern die 
wichtigsten politischen Tagesereignisse rasch mitzutheilen; den lokalen 
und provinziellen Vorgängen wird besondere Beachtung zugewendet 
hleiben. 
Im Erscheinen und Preis des „Anzeigers“ tritt keine 
Aenderung ein. 
Neubestellungen nehmen alle k. Postanstalten, hier die Expe— 
dition, sowie die Träger entgegen. Unsern bisherigen hiesigen 
Abonnenten wird der „Anzeiger“ auch im neuen Quartale fortge— 
ciefert werden, wenn sie nicht ausdrücklich abbestellen. 
Zu zahlreichem Abonnement und fleißiger Benützung unseres 
Blattes zu Veröffentlichungen ladet ergebenst ein 
die Redaktion und Erpedition. 
Deutjches Reich. 
München, 18. Sept. Ministerpräsident Lutz ist auf seiner 
Besitzung am Starnberger See erkrankt und bettlägerig. 
Ein Telegramm der „Köln. Ztg.“ aus Rom besagt: Deutsche 
Blätter haben letzthin von neuen Verhandlungen zwischen 
Berlin und Rom erzählt und Kardinal Hohenlohe als Mit— 
lelsmann genannt. Eigentlich so zu nennende Verhandlungen haben 
nicht stattgefunden, am wenigsten durch Hohenlohe, der den Sommer 
auf dem Lande zubrachte. In vatikanischen Kreisen aber ist ein 
Vorschlag aufgetaucht, man solle zum Kölner Domfest einen päpst— 
ichen Kardinal⸗Legaten senden. Die Partei der Eiferer wollten sich 
diesem Vorschlage anschließen unter der Bedingung, daß der deutsche 
Kaiser vorher den Erzbischof Melchers zuruͤckberiefe. Es scheint 
indessen, daß die Kurie die Unzulässigkeit dieser Bedingung ein— 
gesehen hat, noch ehe davon etwas über die Grenzen des Vatikans 
perlautet hatte. Darauf wurde berathen, ob bedingungslos ein 
Legat zu schicken sei, und zwar war Jacobini als solcher genannt. 
Bis jetzt scheint eine bestimmte Entscheidung hierüber noch nicht 
getroffen, aber die Stimmung ist der Absendung wenig günstig. 
Man schiebt die Schuld daran auf Ledochowski. Daß dieser die 
Absendung hintertreiben hilft, ist richtig, fraglich aber, ob er die 
eigentliche Seele der Opposition oder ob er in diesem Falle nur 
zas Aushängeschild für den engeren päpstlichen Cirkel abgibt. 
Ausland. 
Unter Gejohle und Gebrüll der magyarischen Straßen⸗ 
jugend, welche sich auf den Galerieen eingefunden hatte, beschloß 
die städtische Repräsentanz von Budapest mit 77 gegen 76 
Stimmen die Verweigerung der Konzession für das 
deutiche Theater. Die Sißung war absichtlich für den Ver— 
öhnungstag ausgeschrieben, damit die 60 istaclitischen Mitglieder 
der Versammlung verhindert wären, zu erscheinen und ihr Votum 
abzugeben, und drei Deutsche verließen vor der Abstimmung den 
A Tag als einen 
Schandfleck in der Geschichte Ungarns. Der Beschluß wirft, wie 
die „Wiener A. 8.“ sagt, ein abschreckendes Licht auf die Zustande 
Ungarns. Das bessere Element räumt freiwillig der skandalsüch— 
cigen Menge das Feld. Den Deutschen verdanken die Magyaren 
o ziemlich Alles, was sie an Kultur haben. Verfolgung der 
Deutschen ist der Dank dafür. 
Varis, 18. Sept. Die Minister des Innern, der Justiz, 
des Krieges, des Unterrichts und der Finanzen demissionirten; ebenso 
der Unterstaatssekretär der Finanzen. Weitere Demissionen werden 
erwartet. 
Paris, 20. Sept. „Soir“ will wissen, Ferry hätte Pothuau 
das Marineministerium angeboten, für Auswärtiges würde Challemel 
dacour, Noailles oder Faure in Frage kommen. Die Bildung 
des neuen Kabinets sei vot Ablauf von zwei bis drei Tagen 
anicht wohl ausführbar. Andere Blätter meinen, die Ministerkrisis 
nache die Einberufung der Kammern nothwendig. 
Das von Seiten Waddington's gegenüber den 
VBarnbüler'schen Enuthüllungen zu rwariende Demenn 
st jetzt gekommen. In einem Schreiben vom 15. d8. protestirt er 
zegen die bekannten Angaben Varnbülers und erklärt ausdrücklich, 
daß während der ganzen Dauer seines Ministeriums zwischen Ruß⸗ 
and und Frankreich weder von einem Allianzvorschlage noch von 
inem Vertragsentwurfe die Rede gewesen sei noch bezügliche Be— 
prechungen irgend welcher Art stattgefunden hätten. Die in Varn⸗ 
hüler's Rede dargelegten angeblichen Thatsachen und die ihm 
Waddington) zuertheilte unwuͤrdige Rolle seien rein aus der Luft 
gegriffen. 
Ueber den vor einigen Tagen aus England gemeldeten 
angeblichen Versuch, einen Zung der Nordwestbahn durch Dynamit 
in die Luft zu sprengen, schwebt noch immer der Schleier des Ge⸗ 
Jheimnisses, und es fragt sich, ob derselbe durch die nunmehr auf 
»ie Ermittelung der Thäter ausgesetzte Belohnung von 100 Pfd. 
Sterl. gelüftet werden wird. Neuerdings bringt man die Ent— 
xeckung mit einem nihilistischen Komplott in Zusammenhang, den 
Zug zu vernichten, in welchem der Großfürst Konstantin von oder 
aach Glasgow reiste. Auf alle Fälle sind die polizeilichen Recherchen 
aach dem Nihilistenquartier in London gelenkt worden. Begrün⸗ 
deter scheint indeß die Ansicht Derjenigen zu sein, die den Versuch 
auf ein fenisches Komplott zurückführen. 
Petersburg, 19. Sept. Vie „Revaler Zeitung“ schreibt: 
gutem Vernehmen nach wird Graf Todleben, der General⸗Gouver⸗ 
neur von Wilna von seinem Posten abberufen werden und andere 
Berwendung finden. Trotz seiner Kenntnisse und reichen Erfahr— 
aingen auf dem Kriegsschauplatze soll derselbe sich ais General⸗ 
Bouverneur in Wilna, wie früher schon in Odessa, unhaltbar ge⸗ 
nacht haben. 
Seitens der türkischen Regierung hat man den Mächten 
zegenüber für die Uebergabe Dulcigno's das Fallenlassen jeder weiteren 
Flottenkundgebung nach der Uebergabe und die Annahme der von 
der Türkei gezogenen Grenzlinie noͤrdlich des Skutarisees, wodurch 
Gruda, Dinosch und ein dazwischen gelegenes Feld bei der Türkei 
verbleiben, verlangt. 
— [ 
Vermischtes 
F Folgenden pfäl zischen Gemeinden wurden auf der 
Beneralversammlung des deutschen Gustav-Adolph-Vereins in Karls⸗ 
ruhe Unterstützungen gewährt: Mittelberbach 180. Dahn 100, Blies⸗ 
astel 100 Mark. 
f In der Gemeinde Haßlohh ist die diesjährige Tabaks— 
ernte ebenso reich ausgefallen wie die Ernte des Getreides. Auch 
die Kartoffeln versprechen einen reichen Etrtrag. Tabak sollen etwa 
.O,000 Zentner hier gewachsen sein. Der Steuerbetrag dafür würde 
ich auf 100,000 Mark belaufen. Eine recht schöne Summe als 
ẽrgebniß einer einzelnen Gemeinde. 
F Gelegentlich des Kirchweihfestes in Sulzbach soll am 
Zonntag ein junger Mann einen andern aus ECifersucht getödtet 
jaben. 
x Mannheim, 18. Sept. Heute Nacht fiel ein Matrose 
»on einem Holländer Kahn bei'm Nachhausegehen zwischen dem 
Schiff und der Quaimauer am Mannheimer Lagerhaus in das 
Wasser und ettrank. 
FIn Cassel sind 13 Gymnasiasten wegen Theilnahme an 
Schülerverbindungen relegirt worden. Die armen Eltern! 
Fihr die NRedactinn verantmortlich: F F Demer. 
Je groͤßer der Leserkreis einer Zeitung ist 
desto cher ist dieselbe im Stande, den vielseitigen Wunschen der Abonnenten 
Jerecht zu werden. Die stabile Höhe der Auflage einer Zeitung liefert gleich⸗ 
Jeitig den Beweis, daß Letztere durch ihren Inhalt die Bedürfnisse des Pub⸗ 
ikums vollkommen zu befriedigen weiß. Diese beiden wichtigen Faktoren 
rreffen bei dem „Berliner Tageblatt“ in fseltener Weise zusammen: 
es hat sich dasselbe bereits seit mehreren Jahren einen festen treuen Stamm 
pon mehr als 75 Tausend Abonnenten bewahrt und den Ruf einer geistig 
frischen und ungemein reichhaltigen Jeituna erworben. Die Vorzüge des