Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

St. Ingberler Anzeiger. 
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AM 17. Donnerstag den 29. Januar 
1880 
Deutsches Neich. 
Der Landtag ist laut allerh. Signat bis zum 14. Februar 
oerlängert worden. 
In der Dienstags⸗-Sitzung der Kammer der Abgeordneten 
vurde, nachdem die neu eintretenden Abgeordneten Reiffel und 
Sauerbrey beeidigt waren, der Post⸗Etat für 1880/81 nach den 
Anträgen des Ausschusses genehmigi; ebenso der Telegraphen⸗Etat 
nit Erhöhung der internen Worttare auf 5 Pf. 
Der Stand der bayerischen Militärbildungsanstalten ist 
dermalen folgender: 1) Kriegsschule, 8 Parallelcurse, 105 Fähn⸗ 
iche (58 Infanterie, 18 Cavalerie, 17 Arlillerie und 12 Pioniere). 
2) Artillerie-Ingenieurschule: J. Cursus 81 und zwar 19 Officiere 
uind 12 Fähnriche, hiervon 26 Artilleristen und 5 Ingenieure. 
2. Cursus 31 und zwar 20 Artillerie⸗ und 11 Ingenieur⸗Officiere. 
3) Kriegsakademie, 3 Curse, 36 Officiere und zwar 14 Infante⸗ 
isten, 6 Cavaleristen, 14 Artilleristen und 2 Ingenieure. 
Die durch die neue Militärvorlage ebentuell erwachsenden Mehr⸗ 
osten betragen, von der Pensionslast abgesehen, fuͤr Bayern an 
auernden Ausgaben 2,017, 105, an einmaligen Ausgaben 2,892,500 
Mark. Unter den einmaligen Ausgaben sind solche für etwa noth⸗ 
vendige Kasern⸗ oder Magazinbauten nicht mit eingerechnet. 
Durch Beschluß beider Landtagskammern hat die Summe, welche 
der Malzaufschlag in der Pfalz in den Jahren 1878 und 1879 
mehr ergibt als 13 Millionen Mark, in die pfälzische Kreiskasse 
zu fließen. Das Gesammterträgniß in dem angegeben Zeitraum 
»eträgt um 1,788,556 M. und es verbleibt nach Abzug der Aus— 
zaben im Betrage von 257,623 M. eine Kreiseinnahme von 
30,983 M. für die Pfalz. Ueber die Verwendung dieser Summe 
wird später der Landrath zu entscheiden haben. 
Der Finanzausschuß hat die von der Staatsregierung in das 
Ludget eingesetzte Suinme von 750,000 M. per Jahr Zuschüsse 
ür Distriktsstraßen um 190,000 M. erhöht auf 850,000 Pi, 
pas vorzugsweise der Pfalz — welche bekanntlich die wenigsten 
Staatsstraßen und die meijten Distriktsstraßen hat — zu Gute 
ommt. Für diesen Beschluß stimmten alle liberalen und zwei ulkra⸗ 
nontane Ausschußmitglieder. — Es besteht große Wahrscheinlichkeit, 
aß das Brauntweinsteuergesetz mit verschiedenen Abänderungen 
zu Gunsten der Klein⸗Brenner, im Interesse der Landwirthe, zur 
innahme gelangen wird. 
Aus Berlin wird gemeldet: In Sachen der Militärvorlage 
verden in allernächster Zeit seitens der Fortschritispartei Massen⸗ 
meetings veranstaltet werden. Es soll demonstrirt werden gegen 
den Umsturz des bisherigen Zoll⸗ und Steuersystems, gegen die 
Zerstaatlichung der Eisenbahnen und gegen die Militärvorlage. 
Fürst Bismarck ist am Montaqg Abend in Berlin ein⸗ 
etroffen. 
Die „Nordd. Allg. Zig.“ berichtet: Zum Regierungs-Jubi⸗ 
aum des Kaisers von Rußszland werden die Grenze passiren: 
der Prinz von Wales, der Großherzog von Medlenburg⸗Schwerin. 
er Großherzog von Hessen und Prinz Alexander von Hessen; ob 
rer König oder die Königin von Wurttemberg kommt, sieht uoch 
ucht fest. Sämmtliche Herrschaften reisen mit großem Gefolge. 
zon Berlin wird in Vertretung des Hofes Prinz Friedrich Karl 
cwartet, außerdem Deputationen aller Regimenter deren Chef da 
nische Kaiser ist. 
Es ist lehrreich, auf Grundlage von statistischen Daten, welche 
e Frankfurter Zeitung unlängst zusammen gestelit hat, in einigen 
Vorten auf das Thema einzugehen, welche Summe das Militär— 
udget die Staaten Europas kostet und in welchem Maße 
ese Ausgabe in den letzten Jahren, in der kriegerischen Epoche 
it 1865, gestiegen ist. Während das Budget Deutschlands, das 
aßt der deutschen Siaaten zusammen genommen, im Jahre 1865 
37 Millionen Mark betrug, von denen auf das gesammte Mili— 
uwesen 198 Millionen Martk entfielen, betrugen die entsprechenden 
ummen 1879 bereits 1321 Millionen Mart und 427 Millionen 
datk für den Militäretat. In Deutschland hat sich also bis her 
er Militäretat in 14 Jahren um mehr als das Doppelte, um 
20 Millionen Mark, gehoden, wenngleich et noch benun 
ogar mit dem beantragten künftigen Aufschlage, erheblich geringer 
ist, als der Aufwand anderer Siaaten. Rußland, England und 
Frantreich kostet ihr Militär mehr, nämlich ersterem 730 England 
345, Frankreich 540 Millionen Mark, wenn auch die Steigerung 
uirgend so bedeutend gewesen ist, wie gerade in Deutschland. Ju 
janz Europa hat das Militärwesen, Land- und Seemacht zusam⸗ 
men, im vergangenen Jahr den Staatsunterthanen 3219 Millionen 
Mark (gegen 2352 Millionen Mark im Jahre 1865) gekostet. 
das ist eine ungeheure Summe, die es wohl erklären kann, daß 
Frankreich 16,500, Großbritannien 15,565, Rußland 12,000, 
zpanien 10,500, Oesterreich⸗ Ungarn 8425, die Türkei 5000, 
Deutschland 4400 Millionen Mart Staatsschulden besitzen, daß die 
jesammte Staatsschuldenlast Europas 86,492, 000, 000 Mark be— 
rägt und in 14 Jahren um 38,957,000, 000 Mart gestiegen ist. 
Zolche Zahlen müssen stutzig machen uͤnd zum Nachdenken anregen, 
esonders in einer Zeit, in der sich die Absicht tundgibt, die Mili— 
ärlasten in unabsehbaren Verhältnissen zu steigern. 
Straßburg. Die „Gemeindezeitung“ veröffentlichte ein 
Lerzeichniß von 680 Ortsnamen, denen die ursprüngliche deutsche 
Benennung wieder zurückgegeben worden ist. 
Ausland. 
Wien. (Abgeordnetenhaus.) Abg. Fux beantragt eine allge⸗ 
neine gleichmäßige und gleichzeitige Reduction der Heere aller 
Staaten, welche das gegenfeitige Machtverhältniß der Staaten nicht 
indern würde. (Das wäre so natürlich und doch bleibt es ein 
frommer Wunsch.) 
Konfeontinopel. Die Konvention vom 26. Jan. über 
die Abschaffung der Sklaverei ist von dem britischen Botschafter 
Lavard und Sawas Vascha unterzeichuet worden. 
Vermischtes. 
*St. Ingbert, 28. Jan. In heutiger Schöffen⸗ 
sitzung kamen foͤlgende Fälle zur Aburiheilung: 1) Eine Frau 
»on Rohrbach erhielt wegen Berufsbeleidigung 2 Tage Haft. — 
2) Ein Mann von Sulzbach wurde wegen Diebstahls zu 21 Ta⸗ 
jen Gefängniß und wegen Vettelns zu 19 Tagen Haft verurtheilt. 
3) Wegen groben üufugs erhielten 9 Burschen von Hassel 
Daftstrafen von 1453 Tagen — 4) Ein Bursche von St. Ingbert 
zrhielt wegen groben Unfügs 1 Mark und wegen Berufsbeleidigung 
3 Mark Geldstrafe. — Ferner erhielten 8 fremde Handwerks 
zurschen, die durch die Gendarmerie und die Polizeidiener vorge⸗ 
ührt wurden, wegen Landstreicherei und Vettelns ie Haitstrafen 
yon 1284 Tagen. 
*St. Ingbert. Von den vereinigten Wahlmännern der 
zeiden Kantone St. Ingbert und Blieskastel wurden in einer am 
Montag zu Blieskastel siattgehabten Versammlung in den Gewerbe⸗, 
dapitalrenten⸗ und Einkommen⸗Steuerausschuß gewählt: a) für 
)en Kanton St. Ingbert die Herren Greß, Bäcder, und Hellen⸗ 
hal, Müller und Bäcker, beide von hier; b) für den Kanton 
Bliestastel die Herren Wies, Kaufmann von Blieskastel, und 
Guttenberger, Bierbrauer von Walsheim. 
— St. Ingbert. Am Montag den 9. Februar wird 
der Lichtmesmarkt (Jahrmarkt) abgehalten. 
f An Postanweisungen wuͤrden im Jahr 1879 bei den 
gl. bayer. Postanstalten eingezahlt 4, 164,481 Stück und ausge⸗ 
ahlt 8,796,889 Stück und zwar in einem Gesammtbetrage von 
231,184,504 Mt. Gegen das Vorjahr ergiebt dieses mehr an 
ingezahlten 219,195 Stuͤck und ausgezuhlten 248,158 Stück bei 
inem Mehrumsatz von 16,730 119 9it. Oberpostamtsbezirk 
Speyer: a) im internen Verkehr betrug die Stückzahl der ein⸗ 
jezahlten Postanweisungen 216,177, der ausgezahlten 216,338, 
die Einzahlungssumma 11,712, 125 Ml., die Auszahlungssumma 
11,670, 490 M., demnach Mehreinzahlung 41,635 M.; b) im 
Wechselverkehr die Stückzahl der eingezahlten Postanweisungen 
247,337 Mt., der ausgezahlten 198,602 M., die Einzahlungs⸗ 
umma 15,687,128 M., die Auszahlungssumma 13,075. 108 M., 
»emnach Mehreinzahlung 2,612, 020 M. 
Nach dem vom Kreisamisblatt veröffentlichten monn!lichen