Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

8* . Ingberler Aczeiger. 
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A s64. 
Donnerstag, den 14. Oktober 
1880 
Deutsches Neich. 
Der Einberufung des bayerischen Landtages 
ürfte wohl bis Mitte Dezember, wenn nicht schon früher, ent⸗ 
Jegengesehen werden. 
Mit dem deutschen Kaiser und der Kaiserin werden den Dom⸗ 
baufeierlichkeiten in Köln beiwohnen: der Kronprinz und die 
Kronprinzessin, die Prinzen Wilhelm und Heinrich, die Prinzen 
Karl und Friedrich Karl, der Prinz und die Prinzessin Albrecht 
von Preußen, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen- 
Meiningen, der König von Sachsen und als Vertreter des Königs 
von Bayern Prinz Luitpold von Bahyern, dann des Königs 
»on Württemberg Prinz Wilhelm von Württemberg, der Groß⸗ 
gerzog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Prinzessin 
Victoria von Baden, die Großherzoge von Oldenburg und Medlen⸗ 
zurg⸗Schwerin, sowie für den Großherzog von Hessen Prinz Hein⸗ 
tich von Hessen; die Herzoge von Sachsen⸗Meiningen, Sachsen⸗ 
Altenburg, Sachsen-Koburg-⸗Gotha und von Anhalt, der Landgraf 
Friedrich von Hessen und der Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen, 
die Fürsten zu Waldeck, von Schwarzburg-⸗Rudolstadt, zu Lippe⸗ 
Detmold, Reuß ältere Linie und der Erbprinz von Hohenzollern, 
jowie ferner die Bürgermeister der freien und Hansestädte Bremen, 
Lübeck und Hamburg, das gesammte preußische Staatsministerium, 
das Präsidium des Reichstages und beide Häuser des preußischen 
Landtages, der Polizeipräsident von Berlin v. Madai, der General⸗ 
Feldmarschall Graf Moltke, die kommandirenden Generale des 7. 
und 8. Armeekorps, General der Kavallerie Graf Siollberg⸗Wer⸗ 
aigerode und General der Infanterie b. Göben. und die Generalitat 
des achten Armee-Korps. 
Wie bestimmt verlautet, hat man an entscheidender Stelle sich 
etzt entschlossen, von einer Vorlage an den Reichstag über die 
Aufhebung der allgemeinen Wechselfähigkeit Abstand 
zu nehmen. Die Gutachten über diese Materie, welche im Reichs⸗ 
mnte des Innern noch fortgesetzt einlaufen, sprechen sich zum weit⸗ 
nus größten Theile gegen die vom Abgeordneten Grafen Bismarck 
beantragte Reichstagsrefolution aus, während nur wenige Eingaben 
zu Gunsten der Aufhebung der allgemeinen Wechselfähigkeit vor— 
iegen. Vor kurzer Zeit war es allerdings noch fraglich ob nicht 
rotzdem die Frage vor den Reichstag gebracht werden sollte. 
Der bleibende Ausschuß des deutschen Handelstages 
beschloß, den Antrag auf Veranstaltung einer Weltausstellung in 
Berlin abzulehnen; dagegen wurde beschlossen, den Reichskanzler 
um Aufbietung seines Einflusses dahin zu ersuchen, daß, wenn 
rine internationale Weltausstellung wieder Statt finden soll, Berlin 
dazu gewählt werde. Der Entwurf eines Gesetzes über die Or—⸗ 
zanisation der deutschen Handelskammern wurde abgelehnt. Man 
heschloß, dem Plenum des Handelstages eine Resolution vorzu⸗ 
egen, wonach an der bestehenden Mimzgesetzgebung nicht gerütielt 
verden soll. Die Plenar⸗Versammlung des Handelstags soll am 
19. und 20. November in Berlin Statt finden. 
Ausland. 
Am 4. November tritt in Paris auf Anregung Frankreichs 
eine internationale Konferenz behufs Berathung eines 
Uebereinkommens betreffend den Schutz gewerblichen Eigenthums 
usammen. 
Die „Agence Havas“ meldet aus Konstantinopel unterm 
12. Okt.: Der Suͤltan untereichnete heute Nacht einen Erlaß, 
velcher die friedliche Uebergabe Duleignos an Mon—⸗ 
tenegro anordnet. Eine Konvention wird mit Montenegro 
ibgeschlossen werden, um die Institutionen und die rReligion der 
Finwohner sicher zu stellen. Der Erlaß wurde heute Morgen den 
Sotschaftern mitgetheilt. (Ein Telegramm aus Cettinje meldet: 
die Pforte hat Montenegro angezeigt, daß sie beschlossen habe, 
Dulcigno noch in dieser Woche freundschaftlich an Montenegro zu 
abergeben. Eine große Anzahl Montenegriner ist von der Grenge 
mn die Heimath zurüggekehri) 
Die,Times“ vom 12. Oktober beglüdwünscht Europa zur 
zluͤcklichen Lösung der Montenegro⸗yrage. Die 
bforte habe sich durch ihren Beschluß sDder bedingungslosen· Abtretung 
Dulcigno's) gewissermaßen mit Europa wieder auf guten Fuß ge⸗ 
sttellt. Eine plötzliche Lösung der noch verbleibenden Fragen könne 
etzt billiger Weise nicht verlangt werden. 
London, 13. Okt. „Daily News“ bringen ein Telegramm 
aus Cettinje, wonach sich gestern der Oberbefehlshaber der obbili— 
irten monienegrinischen Streitmacht, Petrovich, nach Dulcigno be⸗ 
jab, um das Platzkommando zu übernehmen. 
Vermischles. 
*St. Ingbert, 183. Ott. In der Sitzung des heu⸗ 
igen Schöffen gerichts hier kamen folgende Fälle zur Ver— 
jandlung: Ein Mann von Sengscheid wurde wegen Berufsbe⸗ 
eidigung zu einer Geldstrafe von 10 Mark und ai solcher von 
Ensheim wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 6 Mark 
derurtheilt. — Ein Knabe von Ensheim erhielt wegen Körper⸗ 
verletzung eine Geldstrafe von 8 Mak Eine Frau von hier 
vurde wegen Körperverletzung und Unfug zu einer Gefängniß⸗ 
ind Haftstrafe von je zwei Tagen veruriheilt. 
*St. Ingbert, 14. 0kt. Morgen tritt auf den pfäl⸗ 
ischen Bahnen der Winfter fahrplan'in Kraft; einen Auszug 
aus demselben findet der Leser im Inseratentheil dieser Nummer. 
*St. Ingbert. Als Vertrauensmänner in den Ausschuß 
zur Feststellung der Schöffen⸗ und Geschwornenliste wählte der 
Distrikisrath in seiner Sitzung vom Montag einstimmig durch Akla⸗ 
nation dieselben Herrn wieder, welche schon im vorigen Jahre 
u diesen Funktionen berufen waren, nämlich: 1. Schmitt Jakob. 
Schreiner in Ens heim, 2. Wolter Georg, Adjunkt und Wirth 
in Eschringen, 3. Jacob Urban, Gutsbefitzer und Bürgermeister 
in Rohrbach, 4. Hofmann Johann II. LAderer und Kalkbrenner 
m Ommersheim, 5. Wal!“. Peter, S. v. Johann, Aderer 
nHeckendalheim, 6. Woli Peter Joseph, Kaufmann und 
. Kahn Wolfgang, Seifenfabrikant, beide dahier. Zum 
Besuche der Webschule in Lambrecht gründete der Distriktsrath ein 
Stipendium von 100 M. Zur Bestreitung der Kosten bei dem 
Transporte der Löschgerathe aus einer Gemainde in die andere be⸗ 
jufs Hilfeleistung bei Brandunfällen wurden 50 M. ausgeworfen. 
zum Bau der Straße von Schnappbach nach Sulzbach wurden 
000 M. in das Budget eingestellt. Es konnie dies um so leich⸗ 
er geschehen, als sich für das Distriktsbudget pro 1881 eine sehr 
zünstige Bilanz ergab, indem ohne Erhöhung der Distriktsumlagen 
in Einnahmeüberschuß von über 6000 M. vorhanden ist, größten⸗ 
heils herrührend von Ersparungen an der Unterhaltung der Di— 
triktsstraßen. Die Ausführung des Straßenbaues von Schnappbach 
nach Sulzbach gestaltet sich aber auch darum besonders günstig, 
veil Herr Glashüttenbesitzer V opelius von Sulzbach sich bereit 
rklärte, das nöthige Tetrain unentgeltlich abzulassen, für welche 
Noblesse demselben der beste Dank gebührt. 
F Aus Oberwür zbach wird der „Zw. Ztg.“ mitgetheilt, 
daß die derselben von hier zugegangene und aus der „Zw. Zig.“ 
nuch in den „Anz.“ übernommene Notiz von einer dor Stau ge⸗ 
jabten „Schlacht“ arg übertrieben war. Der Sachverhalt ist folgender: 
Lin Oberwürzbacher Bursche gerieth mit einem Burschen von Hassel 
usammen; jener flüchtete in ein Haus und schoß aus demselben 
mit einem Revolver, ob blind oder scharf, ist bis jetzt nicht fest⸗ 
gestellt, verletzt wurde Niemand. Die Gendarmerie war bald zur 
Stelle und verhaftete den Schützen. Damit war die Sache abgethan. 
In Zweibrücken trafen am Dienslag zum Zwech einer 
nilitärischen Uebung 17 Generalstabs-Offiziere des 14. (badischen) 
Armeekorps unter Führung des Oberstlieutenants v. d. Marwitz 
ein. Der Aufenthalt bauerte bis heute. 
F In Niederberba h stehen die Güterpreise so hoch, daß 
eine Rentirung der Grundstücke zu den Unmöglichkeiten gehöri. 
So wurde vor einigen Tagen ein Acker mit leichtem Sandboden, 
38 Dezimalen groß, um die Summe von 1400 Mark versteigert 
und aus einem Gärtchen don 5 Dezimalen (nicht Bauplatz) die 
norme Summe von 805 Mark erzielt. (Die Leute scheinen da 
seld zu haben.) 
f, In Homburg wurden dieser Tage in einem Garten 
Svargeln gestochen.