Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

daher nach dem Beispiel anderer Städte diesem Uebel abgeholfen 
werden durch geregelie Unterstützung der wirklichen Armen, dagegen 
den Gewohnheitsbettlern, namentlich den gewerbsmäßigen Stro⸗ 
mern, das Handwerk gelegt werden. — Weiteres in der nächsten 
Samstagssitzung. 
* Am Saͤmstag weilten der Hr. Oberbaurath Siebert aus 
München und mehrere Hrn. höhere Justizbeamten behufs Besichtig⸗ 
ung der Amisgerichtslokalitäten und des Gefängnisses in unserer 
Stadt. Zugleich haben die Herren von verschiedenen Bauplãätzen 
wegen Erbauung eines neuen Gefängnisses resp. Amtsgerichtsgebäudes 
Einsicht genommen und Erhebungen über den Preis derselben an⸗ 
gestellt. 
* Gestern (Montag) Morgen wurde der kgl. Bezirkzamtmann 
und Regierungsrath Hr. Augustin Damm von Zweibrücken in 
Schwarzenacker beim Aussteigen aus dem Wagen vom Schlage ge⸗ 
ruhrt; rasch folgte der Tod. Mit dem Verblichenen verliert der 
Amtsbeziri Zweibrüden seinen langjährigen Vorstand. Durch die 
Unparteilichkeit in der Führung seines Amtes, durch sein humanes 
umd liebenswürdiges Wesen, durch das Eintreten für alles Gemein⸗ 
nützige hat sich derselbe auch nach dem Tode ein ehrendes und bleiben⸗ 
des Andenken gesichert. Die Beerdigung findet in Zweibrücken am 
Mittwoch Nachmittag um 3 Uhr Statt. 
*St. Ingbert, 15. Nov. In dem Fahrplan der Bahn⸗ 
strede von hier nach Saarbrücken tritt mit dem heutigen Tage eine 
sehr lobenswerthe und für das hiesige Publikum höchst passende 
Neuerung ein. Es werden nämlich von jetzt ab mit dem Güter—⸗ 
zuge, der um 1 Uhr 15 Min. von Zweibrücken her mit Personen⸗ 
besörderung hier eintrifft und um 1 Uhr 40 Min. nach Saarbrücken 
abgeht, auch dahin in II. und III. Wagenklasse Personen befördert. 
Am Sonntag Abend wurden auf der Station Bierba ch 
die Passagiere des von Zweibrücken kommenden Personenzuges in 
nicht geringen Schrecen versetzt. Noch während der Fahrt war 
der letzite Wagen des Zuges in Folge falscher Weichenstellung ent⸗ 
gleist. Da der Zug aber bald zum Stehen gebracht wurde, so 
hblieb der Unfall fuͤr die Passagiere glücklicherweise ohne ernstliche 
Folgen. Auch die Beschädigaungen an Material waren ziemlich 
unbedeutend. 
FDie am 18. Nor. in Zweibrücken abgehaltene General⸗ 
ersammlung der Altienbrauerei „Tivoli“ war nur schwach besucht. 
Das Geschäsisjahr schließt mit einer nicht unbedeutenden Unterbilanz, 
ind konnie deßwegen von der Festsetzung einer Dividende auch keine 
Rede sein. Auf Antrag von Aktionären wurde eine Kommission 
rnannt, welche die Geschäftsführung des entlassenen Direktors während 
der beiden verflossenen Jahre einer eingebenden Vrüfung unterziehen 
soll. 
In Pirmasens will bis nächstes Frühjahr der dortige 
Vogel⸗ und Geflügelzucht-Verein ecine Ausstellung 
bon Geflügel für den Westrich veranstalten und damit eine Ver— 
loosung verbindend Zu der letzteren ist dieser Tage die Geneh— 
migung der k. Regierung bereits ertheilt worden. Der Absatz der 
doose soll sich auf die Bezirksämter Pirmasens, Zweibrücken, Hom⸗ 
hurg, Kaiserslautern, Kusel und Kirchheimbolanden erstrecken. 
4In der Nacht vom 9. auf 10. d. Mts. wurde im Bahn⸗ 
hofe zu Landstuhl ein frecher Diebstahl verübt. Es wurde 
adimlich aus dem verschlossenen Billetenschrank von unbekannter 
Hand mittelst Anwendung von Nachschlüssel ein Geldbrief mit 
716 M. 28 pf. zum Nachtheile der pfälzischen Eisenbahnen 
nwendet. 
4 Die von den Demokraten nach Kirchheimbola nden 
zerufene Volksversammlung ist nunmehr auf Sonntag den 28. Nov. 
inberaumt. 
F Die von Heßheim kürzlich nach dem „F. T.“ gemeldete 
Schauergeschichte, daß ein Vater den Geistlichen wegen Verweigerung 
iner Leichentede am Halse gepackt habe, enibehrt jeder Be⸗ 
gründung. 
FBWie es heißt, soll der Einnehmer Schneider von Baum— 
older sich nach Belgien geflüchtet haben, dort verhaftet und die 
‚ezüglichen Auslieferungsverhandlungen bereits eingeleitet sein. 
4 Die Verdünnung des Naturweins mit Wasser oder Kunst⸗ 
wein und Zusetzung von Alkohol ist als Vergehen gegen das Nah⸗ 
cungsmittelgesetz vomn 14. Mai 1879 strafbar, wenn die Eigenschaft 
des Getränkes als Naturwein dadurch aufgehoben oder verschlechtert 
vird. Erkenntniß des ersten Strafsenats des Reichsgerichts vom 
. Kovember 1880 wider Achill Huber, Weinhändler zu Saar— 
zemünd. 
Um dem Unfng des Hausbettels von reisenden Fechtbrüdern 
zu steuern, haben Gewerbe⸗ und Bürgerverein zu Rothenburg 
o. T. beschlossen, versuchsweise einen Wandergesellenunterstützungs⸗ 
derein in's Leben zu rufen. 
In Bayern steht die fakultative Einführung der Robe 
als Sitzungskleidung der Rechtsanwälte bevor. Die diesbezüg⸗ 
liche Verordnung wird nächster Tage erlassen. 
4 Die Verhandlungen wegen Errichtung der ersten elektr i⸗ 
schen Eisenbahn in Deutschland sind nunmehr zum Abschluß 
gelangt und die Vorarbeiten bereits beendet. Die Bahn führt 
on der Slation der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn Lichterfelde bei 
Berlin nach Teltow mit einer Abzweigung nach dem Lichterfelder 
dadettenhause. Die Ausführung der elektrischen Strecke erfolgt 
zurch die Firma Siemens & Halske, welche auch den Betrieb vor⸗ 
derhand für eigene Rechnung leiten wird. 
In Paris wurde an einem der letzten Abende auf offener 
Straße einem Postbeamten, welcher Werthbriefe zu vertheilen hatte, 
zie ganze Baarschaft im Werthe von 600,000 Fr. gestohlen. 
Dublin, 13. Nov. In der Grafschaft Limerick wurde 
gestern ein Gutsverwalter ermordet. 
4 Ein eigenthümliches Anspornungsmittel für säumige Steuer— 
ahler scheint man in Bucharest zur Anwendung zu bringen. 
xẽs heißt nämlich, daß in der rumänischen Hauptstadt in nächster 
Zeit die Zollämter keine Waaren ausfolgen, wenn die Personen, 
—D nicht gleich⸗ 
zeitig den Nachweis führen könuen, daß sie ihre Steuern pünktlich 
ntrichtet haben. Das wäre allerdinas ein mebr als merkwürdiges 
Hewaltmittel. 
In den großen Städten Amerikas werden jetzt von Kali— 
kornien aus konservirte Kartoffeln in den Markt gebracht, die 
einen neuen Industriezweig in Aussicht stellen. Die Kartoffeln 
werden nach einer Erfindung von W. S. Plummer gepreßt und 
o verpackt. Sie halten sich in diesem Zustarde Jahre lang in 
rgend einem Klima, behalten ihren natürlichen Geschmack und ihre 
Frische und unterliegen keiner Gährung. Der ganze Prozeß wird 
»hne Anwendung von Chemikalien dürch eine einfache Maschin. 
»awerkstelligt, die täglich 5300 Bushel (Bushel — 35 Liter) Kar⸗ 
toffeln pressen kann. 
Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Demesß. 
— 
Mobilien⸗ 
Versteigerung. 
Mittwoch, den 24. d. M., 
Nachmittags um 1 Uhr zu St. 
Ingbert in ihrer Behausung 
aßt Elisabetha Fischer, Witt⸗ 
we des verlebten k. Oberfoͤrsters 
Farl Tochtermann, ver⸗ 
schiedene Mobilien, darunter 
namentlich: 
2 Kanapee's, Schränke, 
Tische, Stühle, Betten, 
Flinte und sonstige Jagd⸗ 
geräthe aller Art, Flinten⸗ 
chrank, eine schöne Anzahl 
stehgeweihe, Küchengeräthe, 
Guiltare, Zither, 
ffentlich auf Kredit versteigern. 
St. Inabert, 15. Nov. 1880. 
Raner. 
* 
Belzwaaren. 
Von einem bedeutenden Pelzwaarengeschäfte wurde mir für 
St. Ingbert und Umgegend der Verkauf über— 
tragen und empfehle ich 
- ⏑... zu M. 7.30. 
AG B oOMas. . 6.50. -M. 7.75. 
Jo, Pulswarmer, „ 3.75. 
Von Iltis⸗, Zobel⸗, Nerz⸗e, Affen⸗ Oppossum⸗ 
ind anderen Garnituren werden innerhalb 5 Tagen Auswabl—- 
endungen bepe 
Verkauf zu Fabrikpreit 
St. Inabert, November 1880. 
Hermann Pischer. 
— — — d BDC 
BDruckarbeiten aller Art 
verden rasch und billig angefertigt in der 
.5. Semetz'jchen Buch⸗ und Steindruckerei. 
— — 220 
Drud und Verlaß von F 7J. Deme⸗k in St Inaho ri 
Ertra feine 
Honiglebkuchen 
empfiehlt 
Joh. Fries, 
Baãcker und Wirth. 
—A 
Der Unterzeichnete empfiehlt, 
dahier wöchentlich 2 Tage Mu—⸗ 
sikunterricht zu ertheilen, 
und zwar für Violin, Zither, 
Baß und Streich-Instrumenten 
Anmeldung nimmt entgegen P. 
Weisgerber, Bäcker u. Wirth. 
2Jung, Musiklehrer 
in Zweibrücken. 
Ein tüchtiges 
Mädchen, evang. 
zu Kinder und Hausarbeit ge— 
—AV 
jgo dsagt die Erxbed. d. Bl