yl. Ingberler Anzeiger.
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich? mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
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1880.
HBUBEW
Deutsches Reich.
(ELandrath der Pfalz.) In der Sitzung desselben vom
11. Dez. wurde ein Antrag eingebracht in Betreff der Häusersteuer.
Derselbe geht an den 5. Ausschuß.
Sodann berichtete Dekan Huth im Namen des 4. Ausschusses
uͤber die „deutschen Schulen.“ Der Bedarf für 1881 er—
fordert 948, 060 M. 89 Pf., wovon aus der Staatskasse 784,398 M.
47 Pf. bestritten werden und demnach aus Kreismitteln 163,666 M.
92 ppf. zu decken sind — ein Mehrbedarf von 4946 M. 28 Pf.
zegen das Vorjahr. Dieser Mehrbedarf entsteht durch den erhöhien
Zuschuß an die Schullehrer⸗ Wittwen⸗ und Waisenanstalt der Pfalz.
die Rechnung der Schullehrer-Pensionsanstalt für 1879 mit einer
Sinnahme von 205, 419 M. 89 Pf., einer Ausgabe von 194,299 M.
18 Pf. wurde genehmigt. Auf den im Vorjahr vom Landrath
zestellten Antrag, die kgl. Regierung wolle Aufklärung darübet
verschaffen, warum die Pfalz keine staatliche Kreisschuldotation gleich
den 7 rechtstheinischen Kreisen erhalte, gibt die kgl. Regierung die
Erklärung, daß die staatlichen Zuschüsse zu den Kreisschuldotationen
der jenseitigen Kreise auf besonderen Reichstiteln beruhen, die aus
en Zeiten vor der Säkularisation der Kirchengüter herrühren, wäh—
rend die Pfalz solche Rechtstitel nicht aufzuweisen hat.
Der Steuergesetzausschuß der bayerischen Abgeordneten⸗
ammer begann am Freitag die Berathung über den Gesetzentwurf,
einige Abänderungen an den Gesetzen über die allgemeine Grund—
und Haussteuer betr. Zu dem Artikel 2, wie zu dem Artikel 9
iegen nicht weniger als sieben einschneidende Abänderungsanträge
des Abg. v. Hormann (und zwar zur zweitmaligen Berathung in
erster Lesung) vor. Darunter verlangt der genannte Abgeordnete,
aach Artikel 2 des Entwurfs einen neuen Artikel 24 einzuschalten,
der darauf hinausläuft: „eine örtliche Revision der Häusersteuer
jann jederzeit von den Betheiligten verlangt oder von der Regierung
ungeordnet werden, wenn die Verhältnisse, unter welchen in einer
Hemeinde entweder die Mieth- oder die Arealsteuer eingeführt worden
st, sich so wesentlich veränderten, daß eine dieser Gattungen an
ie Stelle der anderen zu treten hat“. Außerdem kommen hier die
ingelangten Petitionen in Betracht, welche aus mehreren Städten
ingegangen sind.
König Albert und Prinz Georg von Sachsen sind am Freitag
yon Dresden in Berlin eingetroffen. Der Kaiser, der Kronprinz,
Prinz Karl, der Gouverneur v. Fransecky, Kommandant General⸗
najor v. Berken, Polizeipräsident v. Madai und Zeremonienmeister
). Usedow empfingen sie auf dem Anhalter Bahnhof. König Albert
zat im königl. Schloß Wohnung genommen.
Ausland.
Der betreffende Ausschuß der französischen Deputirten⸗
ammer hat den Antrag bezüglich der Durchbohrung des Montblanc
mgenommen. Diese Arbeit soll gleichzeitig mit derienigen des
Simplon-Tunnels in Anariff genommen werden.
Vermischtes.
*St. Ingbert. Das am Sonntag Abend stattgehabte
Tonzert des Mu sikvereins zum Benefize von dessen Diri⸗
Jenten kann in allen seinen Theilen als wohlgelungen bezeichnet
verden. Einige Nummern des Programms — wir erinnern nur
in die Piecen des Hrn. Seiter, an das Flötensolo des Hrn.
Schade witz und an das Trio für Violine, Flöte und Klabier 2
ꝛanden ganz besondern Beifall. Auch der Besuch war ein sehr
erfreulicher.
*— Die auf Samstag Abend in Oberhausers Saal einbe⸗
rufen gewesene Bürgerversammlung behufs Gründung
zines Vereines gegen die Bettelei war leider nicht so zahlreich
jesucht, als es im Interesse der guten Sache, um die es sich han⸗
»elte, zu wünschen war. Die Frage, ob die Gründung eines
Bereines zu obengenanntem Zwecke zu beschließen sei, wurde ein⸗
timmig bejaht. Da die Statutenberathung längere Zeit in An—
pruch nahm, so wurde die Wahl des Ausschusses vertagt. Es soll
iun bis nächsten Sonntag Nachmittag wiederholt eine allgemeine
Bürgerversammlung stattfinden, in welcher sich der Verein definitiv
onstituiren und seinen Ausschuß wählen wird.
*Sit. Ingbert. In Heckendalheim ereignete sich
um 9. ds. Mis. beim Entleeren eines Kalkofens ein gräßliches
Unglück. Die Entleerung geschah gleichzeitig von oben und unten.
Während nun die ledige, 19 Jahre alte Susanne Geißler, Dienst⸗
nagd bei Kalkbrenner Andreas Jost, oben im Ofen beschäftigt war,
rutschte der noch glühende Kalk zusammen, so daß die Geißler bis
in den Oberleib darin stecken blieb. Erst nach längerer Zeit wurde
iie aus dieser schrecklichen Lage befreit. Beine und Unterleib waren
iber dermaßen verbrannt, daß sie schon nach 2 Tagen (am 11. d8.)
hren fürchterlichen Schmerzen erlag.
SO Niederwürzbach, 12. Dezbr. Steigt man am
siesigen Bahnhofe aus und wendet das Auge nach Osten, so wird
nan ergötzt durch den Anblick der majestälisch auf einer Anhöhe,
etzt vollkommen unter Dach stehenden neuen Kirche. Selbsiver-
tändlich konnte das schöne Gotteshaus heuer nichi fertig gestellt
verden, und sieht dasselbe, da jetzt alle Arbeit ruht, im naͤchsten
Sommer seiner Vollendung entgegen. — Niederwürzba ch⸗
Seel bach hat nach der letzten Volkszählung 1272 Einwohnetr,
Uso seit 1875 einen Zuwachs von 70 Seelen; ausgeschieden nach
Beschlechtern, beträgt die männliche Bevölkerung 621, die weibliche
aber 651 Köpfe.
Der Bruttoertrag des Malzaufschlags in der Pfal z während
)er 14. Finanzperiode beziffert sich auf 1768,517. 19 M. Hievon
ommen an Rückvergütung für ausgefuüͤhrtes Bier 171,836. 48 M.,
owie an Verwaltungskosten 98,841.25 M., in Summa 270,677. 68
M. in Abzug, so daß der Nettoertrag von 1.498.839.51 M.
ibrig bleibt.
r Industrielle in Pirmasens haben beschlossen, eine Kol⸗
ektivausstellung der dortigen Schuh- und Lederindustrie und der
hamit in Zusammenhang stehenden Gewerde in's Leben zu rufen.
F In der Umgegend von Berlin entlud sich am Donners⸗
ag Abend unter heftigem Sturm und Regen⸗- und Schneefall ein
ehr starkes Gewitter. Und voriges Jahr um dieselbe Zeit die
dälte von 159 und darüber!
F In Dürrenast bei Thun (Schweiz) brannte in einer
der letzten Nächte ein von 4 Familien bewohntes Haus ab, wobei
ꝛeine Mutter mit 6 Kindern in den Flammen umkam.
F Ein neues schreckliches Grubenunglück wird unterm 10. Dez.
nus England gemeldet. Bei einer Grubenexplosion in Penygrai g
ind 100 Arbeiter umgekommen. Nähere Nachrichten fehlen.
Flür die Redaction verantwortlich: FF. X. Demen.
Viälzisches Schwurgericht.
IV. Quartal 1880.
10. Dez. Verhandlung gegen Henriette Blum, 40 Jahre alt, Ehefrau
»on Wilhelm Bohrmann, Pferdehändler in Speyer, wegen Meineid.
zertreter der . Staatsbehörde: Staotsanwalt Dr. Krell Bertbeidiger:
dechtsanwalt Gebhart.
Der Schuhmacher Maximilian Weiß in Speyer, der allerdiugs nicht in
jen besten Uermögensverhältnissen stehen soll, klagte gegen die Angellagte und
hren Ehemann eine Forderung von 322 Mart 57 Pf. fur geleistete Schuh⸗
aacherarbeit ein. Die Angeklagte leugnete jede Verpflichtung zu zahlen und
9wur in der Sitzung des k. Umtsgerichts Speyer von 18. Juni 1880 den
hr zugeschobenen Eid dahin aus: „Ich habe dem Kläger Weiß niemals ver⸗
prochen, seine Forderung zu bezahlen, weder auf einmal, noch in Abschlags⸗
ahlungen und habe ihm ebensowenig erklärt, daß wir ihm nichis schuldig
leiben würden und daß er nichts an uns verlieren solle.“ Nach der Anklage
zaben sich nun durch die angestellte Voruntersuchung Veweisanzeichen dafür er⸗
jeben, daß die Angeklagte am 21. Februar lsd. Is. dem Weiß, der auf Zahl⸗
ing drängte, erllärte, er würde ja nichts verlieren, er solle nur Geduld mit ihnen
sjaben, sie würden ihm nichts schuldig bleiben und die ausgemachten Raten
ahlen. Auf diese Vertröstung hin will dann Weiß sich beruhigt und weitere
irbeiten geliefert haben. Ter Ehemann der Angeklagten, der Anfangs wegen
nstiftang zum Meineid in Untersuchung war, wurde späterhin außer Ver⸗
lgung gesetzt. In heutiger Sitzung wurde auch die Angeklagte des ihr zur
Dechien Verbrechens für unschuldig erllärt und vom Gerichtsho fe frei⸗
rochen.
Friedrich Spielhagen, der mit seinem lehten Werke „Quisisana“
vieder einen glänzenden Erfolg erzielte, hat, wie wir höͤren, ein neues Werk
inter der Feder, welches einer baldigen Vollendung entgegenreift. „Angela⸗⸗
zetitelt, ist daffelbe gleichsam ein Pendant zu „Quisisana“, — eine echte und
echte Herzensgeschichte —, doch bildet diesmal eine Frau die Hauptfigur und
en Mittelpunkt des Romanes, auch gestaltet sich die Entwickelung in ihren
konsequenzen tragischer und ergreifender. —
Das „Berliner Tageblatt“ hat das Werk des berühmten Dichler«