Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

8* k. Ingberker Anzeiger. 
Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich; mit dem Hauptblatte verbundene uUnterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Dounerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis betragt vierieliahrlich 
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443 202. 
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Sonntag, den 19. Dezem ber 
1880. 
—2 
Deutsches Reich. 
Die acht Landräthe des Königreichs Bayern haben ihre 
Kreisumlagen für 1881 folgendermaßen festgestellt: 
Oberbahern. Nauf 24,0090 (1880: 24,5) 
Niederbayern... —QA 
Pfalz.. 37,0010 (338,5) 
Oberpfalz.... 24,35900 (,224,0 
Oberfranken —RB 
Mittelfranken. 34 O00 (:3 384,5) 
Unterfranken 23,000 (: 21,0) 
Schwaben. 26,0900 (. 3 27,5) 
Dem Bundesrath ist der „Nordd. Allg. Ztg.“ zufolge eine 
Vorlage, betr. die Aufnahme einer Anleihe von 54 Mill. Mark 
für Zwescke der Post, Telegraphie. Marine und des Reichsheeres 
—XW 
Die „Elsaß⸗Lothr. Ztg.“ theilt mit, daß der Statthalter von 
Elfaß⸗Lothring en von Sr. Maj. dem Kaiser erbeten und er⸗ 
angt habe, die Aufhebung des Kriegsgerichts in 
Straßzburg beim Bundesrathe zu beantragen. Die Einbringung 
dieses Antrages stehe unmittelbar bevor. 
Ausland. 
Das Gerücht, wonach zwischen Deutschland und 
der Türkei Verhandlungen geführt werden sollen 
»ehufs Abtretung Kretasan Deutschland und 
demnächstige Weitergabe an Griechenland wird, 
wie der Pariser Korrespondent der „K. Z.“ berichtet in den dortigen 
maßgebenden Kreisen als wohlbegründet bezeichnet. 
Dem deutschen Gesandten v. Radowitz in Athen ist der Ab⸗ 
chiuß einer Konvention über die grise chischebayerische— 
Zchuld gelungen. Die Konvention, wonach sich Griechenland zur 
Zahlung von 2,600,009 Francs verpflichtet, ist am 16. d. der 
zriechischen Kammer vorgelegt worden. 
4 Der Firma Grünzweig und Hartmann in Ludwigs⸗ 
hafen wurde ein Patent auf „Herstellung von künstlichen Steinen 
mit Hilfe von Kork“ ertheilt. 
In Malstatt⸗Burbach beträgt die Gesammt ⸗Bevoͤl⸗ 
kerung 18,157 Personen, 846 mehr als 1875. 
F Es ist ganz gut, daß gegen das verderbliche Stromer⸗ und 
Vagantenthum mit aller Energie vorgegangen wird. Dagegen kann 
iber auch nicht bezweifelt werden, daß die gegenwärtig im Hand⸗ 
verk immer noch steigende Geschäftslosigleit Manchen auf die Straße 
etzt, der gern arbeiten würde, wenn er nur zu arbeiten bekame. 
rin Opfer dieser traurigen Verhältnisse fand man dieser Tage auf 
er Landstraße bei Schopfheim (Gaden) in der Person eines 
dandwerksburschen, der sich dort erschossen hatte. Bei dem Leichnam 
and sich ein Zettel mit der herzzereißenden Inschrift: „Stehlen 
nag ich nicht — Arbeit finde ich nicht — Betteln kann ich nicht.“ 
Er wat von denen Einer, „die am Wege starben“, wie Acosta sagt. 
Die kurzlich erfolgten offiziellen Mittheilungen über die mit 
hen zur aktiven Armee einberufenen Rekruten vorgenommenen 
Brüfungen haben ergeben, daß die Schulbildung in Bayern eine 
Lunstige ist und daß die Analphabeten von Jahr zu Jahr 
—XX 
Bienesnachrichten. 
Accf die erledigte Marktscheiderstelle beilm Bezirksbergamt Munchen ist 
der Marktscheider beim Bezirksbergamt Zweibrücken Gg. Kistenfeger auf 
Außuchen versetzt und der Marltscheider bei der oberbayerischen Actiengesellscha ft 
ür Kohlenbergbau in Miesbach Ferd. Vraun zum Marktscheider bei dem 
Bezixlebergamt in Zweibrücken ernantt. — 
7 Far die Redaction veraniwortlich: · X. X. Demes. 
Vereinsversammlung. 
Die Mitglieder des Vereins gegen Bettelei und Alle die 
es werden wollen, werden höflichst zu der beschlossenen Versamm⸗ 
lung auf Sonntag 19. Dezember um 4 Uhr im So— 
des Hru. Oberhauser, hiermit eingeladen. 
Tagesordnung: 
1.) Unterzeichnung der Statuten. 
2.) Geschäftliche Mittheilungen. 
3.) Wahl der 9 Ausschußmitglieder. 
Mit Hochachtung 
Der Referent. 
Rfälzisches Schwurgericht. 
IV. Quartal 18830. 
15. Dez. Verhandlung gegen Jalob Mahll, 22 Jahre alt, Maurer 
von Spesbach, wegen Körperverletzung mit tödtlisch em 
rfo üge. Vertreter der k. Staatsbehörde: Staatsanwalt sttieffer, 
Beriheidiger: Rechtskandat Berdel. 
Vei Wirih Jalob Rudig in Spesbach zechte am Abende des 8. Oltober 
— sRirchweihsonniag — spielend und fingend eine größere Anzahl Gäste, 
anter diesen auch der heutige Augeklagte. Derselbe gerieth hiebei mit dem 
Tagner Johann Hoffmann VII. in einen Disput, der aber bard beigelegt 
wvurde, nachdem der Angellagte von dem hinzugekommenen Wirthe Rudtg zur 
Xuhe aufgefordert worden war. Rach Mitternacht fing der Angeklagte aber 
nals mit deim genaunten Hefjmanu Streit an, den er damit einleitete, daß 
zr den lezieren mit Bier bespritzte, welche Unart diefer sich ernstlich verbat 
vodurch ein Wortwechjel entstand, wobei der Augellagte den Hoffmann zu 
jassen verjuchte. Da der Angekiagte auf wiederholte Ermahnung keine Ruhe 
Jad, blieb nichts Knderes übrig, els denselben, da er der ruheiose Anstifter 
zes Streites war, zur Wirthschaft hinauszuschaffen. Diejer Aufgabe unterzog 
ich der Wirth und dejsen Bruder Adam Rudig. Als der Angeklagte zur 
Wirhchaft hinausgeschafft war, drehte er sich auf der Straße auf einmal 
heruin und frug den Wirth, ob er jetzt wieder hinein dürfe. Als ihm jseine 
Frage verneint wurde, trat er einen Schritte zurück, stürzte sich dann auf den 
genannten Bruder des Wirthes Rudig los und versehie ihm einen Stich in 
hen Unterleib, so daß dieser unter dem Ausruf: „Lieber Vruder, ich din ge⸗ 
stochen,“ zujammensank und trot ärztlicher Hilse noch am nämlichen Moraen 
in Folge der erhaltenen schweren Verletzung starb. 
Der Angeklagte behauptet, daß er so detrunken gewesen sei, daß er nicht 
mehr gewußt hade, was er thue. Die k. Staatsbehörde hielt die Anklage in 
allen Theilen aufrecht und glaubt in der Roheit der That genügenden Grund 
u finden, hier keine mildernden Umstände obwalten zu lassen, die von der 
Hertheidigung in der Trunkenheit und der Gereiztheit des Angeklagten gejucht 
vurden. Die Geschworenen erklärten den Angeklagten des ihm zur Last ge⸗ 
egten Verbrechens ohne Annahme mildernder Umstände für schuldig, und 
vurde der Angeklagte zu einer Zuchthausstrase in der Dauer von fünf 
FJahren verurtheilt. 
Allen Freunden 
einer geistig auregenden und Jugleich unterhaltenden Lektüre 
XVä 
5 55 4 
919 94 244 
Deutsche Montags- Nlatt 
Chef⸗Redacteur: Verleger: 
Arthur Levysohn. Rudolf Mosse. Berlin. 
empfohlen werden. Diese durch und durch originelle literarisch⸗poli⸗ 
lische Wochenschrift, welche die hervorragendsten deutschen Schriftsteller 
qu ihren Mitarbeitern zaͤhlt, enthält eine Fülle geistvoll geschriebener Ar⸗ 
ikel, die ein treues Spiegelbild der politischen, literarischen und künst⸗ 
erischen Strebungen unserer Tage darstellen. Jede neu auftauchende 
Frage, jede neue Erscheinung in Wissenschaft, Politik, Kunst und Leben 
ündet inn , Deutschen Montagsblatt“ unparteiische und erjchöpfende 
Behandlung, waährend die aene Zustande der Gegenwart in 
legantester Form irteressante Beleuchtung erfahren. 
Diese Kterarisch⸗politische Zeiischrift erften Ranges, welche am zei⸗ 
tungslosen Tage, dem Montag, erscheint, verbindet die Vorzüge eines 
zeh reichen Wocheublattes mit denen einer wohlinformirten, reich 
mii Nachrichten aus erster Quelle ausgestattete Zeitung, und so wird 
das „Deutsche Montags⸗Blatt“ in seiner Doppel-⸗Natur dem Wahl⸗ 
pruch, den es sich gewählt, vollauf gerecht, stets. 
Von dem Neuen das Neueste, — Von dem Guten das Beste“ 
u bringen. Das „Deutsche Montags⸗Blatt“ wird in der Fülle 
u. Gediegenheit seines Inhalts auch fernerhin den sensationellen 
Erfolg zu rechtfertigen wissen, der es so schnell zum Lieblingsorgan 
der ß Aristokratie unserer Tage heranwachsen ließ. 
Alle Reichspostanstalten und Buchhandlungen nehmen Abonnements 
um Preise von æ Marlt 50 Iet pro Quartal entgegen. Zur Be—⸗ 
zegnung von Verwechselungen verweise man bei Postbestellungen auf Nr. 
1251 ver Post⸗Zeitungs⸗Preisliste vro 1881. 
Nermischtes. 
Am Dienstag Abend brannte in Ormesheim das Wohn⸗ 
Jaus des Ackeres Joh. Gottwalles nieder; das Feuer brach aus, 
als eben eine Hochzeit in demselben abgehalten wurde. 
In Wald mohr haben die Verglente und Hüttenarbeiter 
aim vorigen Sonntag die Gründung eines Krankenunterstützungs- 
und Sterbekassevereins beschlossen, der mit Beginn des Jahres 1881 
m's Leben treten wird.