Sl. Ingberler Nnzeiger.
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis betragt vierieljahrlich
A 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 H, einschließlich 40 4 Zustellgebühr. Anzeigen werden mit 10 4, von Auswarts
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, NReclamen mit 80 4 pro Zeile berechnet.
M 31. Dienstag, den 22. Februar
1881.
Deutsches Neich.
(Bayerischer Landtag.) Die Abgeordnetenkammer be⸗
endete am Samstag die Generaldiskussion über das Einkommen⸗
steuergesetz. Art. J des Entwurfes der Regierung (allgemeine
Linkommensteuer) wurde mit 71 gegen 49 Stimmen aͤdgelehnt.
Der Finanzminister erklärte sich hierauf damit einverstanden, daß
nuninehr die Ausschußbeschlüffe (Einkommensteuer nach der bis⸗
herigen Art, das heißt blos von dem nicht schon durch andere
direkte Steuern getroffenen Einkommen) zur Gruͤndlage genommen
verden, welche verschiedene Verbesserungen des dermaligen Ein⸗
ommensteuergesetzes vorschlagen.
Wie es heißt, wird bei den Hochzeitsfeierlichkeiten des Prinzen
Wilhelm der bayerische Hof durch den Prinzen Arnulph in
Berlin vertreten werden.
Einen recht vernünftigen Weg zur theilweisen Deckung ihres
Defizits hat die württembergische Regierung eingeschlagen.
—A DD—
herrn⸗, Grafen-⸗ und Fürstenstand Gebühren von 2000, 4000,
8000 und, 10,000 M. erhoben werden. Der Abg. Reiter wies
ber darauf hin, daß die Höhe dieser Gebühren in gar keinem
Verhältnisse zu anderen Bestimmungen stehe; beispielsweise, daß
Derjenige, welcher sich als Kaminfeger niederlassen wolle, 100 M.
bezahlen müsse. Er beantragte deßhalb, die obigen Sätze auf 4000,
3000, 10,000 und 20,000 M. zu erhöhen, und sein Vorschlag
wurde mit großer Mehrheit angenommen. Es wäre sehr zu
wünschen, daß die deutschen Regierungen sämmtlich diesem Beispiele
folgen würden. Man könnte dadurch eine Einnahme erzielen, die
Niemand zur Last fiele, da ja Niemand gezwungen ist, eine solche
Auszeichnung zu erwerben.
Der Entwurf eines Gesetzes über Abänderung der Gerichts—
osten und Gerichtsvollzieher⸗Gebühren ist dem Bundesrath vorgelegt
vorden. (Der letzte Verbandstag der pfälzischen Eredütge⸗
nossenschaften hatte eine aus den Anwälten Dabid und Geb—
hard, Assessor Conrad und Dr. Knecht bestehende Kommission nieder⸗
zesetzt, welche eine Eingabe an den Reichstag um Abänderung des
Berichtskostengesetzes entwerfen sollte. Diese Eingabe ist jetzt fertig
gestellt pud eben den einzelnen Vereinen zur Unterschrift zugestelit
vorden.
derpfalz zu thun hat, kann, dank unserer Abgeschlossenheit, gleich
2Tage Urlaub von seiner Familie oder aus seinem Geschäfte nehmen.
kinsender hält es darum auch für unsere Stadt für angezeigi, der
»eregten Sache etwas näher zu treten und diesbezügliche Wünsche
chon jetzt in einer Eingabe an zuständiger Stelle niederzulegen.
Es könnte dieses wenigstens von größerem Nutzen sein, als ein
Raisonniren und Kritisiren hinter dem Bierglase, wenn uns der
Zommerfahrplan dieselbe Enttäuschung bringt, wie sie der Winter⸗
ahrplan brachte. — In erster Linie halten' wir die stůdtische Ver⸗
valtung für berufen, auch in commerzieller Hinsicht die Interessen
»er Stadt zu wahren. Und da es ja bekannt ist, mit welcher
Heneigtheit die pfälzische Eisenbahndirektion berechtigte Wünsche
entgegen nimmt, so dürfte auch einem von dieser Seite in obigem
Betreffe kommenden Wunsche billige Berücksichtigung nicht versagt
bleiben. „Vorsorge verhütet Nachsorge!“ Möge man sich dieses
auch in dem berührten Punkte gefagt sein lassen.
*Sit. Ingbert. Am Samstag verunglückte in Hassel
das 4jährige Söhnchen des Agfsehers Peter Werner auf eine
ehr eigenthümliche Weise. Dasfelbe spielte in Abwesenheit seiner
Eltern auf einem Wagen, auf dem zu beiden Seiten hohe Dielen,
eren einer mit einer Oeffnung zum Entladen des Wagens versehen
st, aufgestellt waren. Durch diese Oeffnung zwängte der Knabe,
die Füße voran, seinen Körper hindurch, blieb aber unglücklicher⸗
veise mit dem Kinne hängen und — erstickte, ehe Hilfe kam.
Die Postboten im Oberpostamts-Bezirke der Pfalz haben
in die Kammer eine Petition gerichtet um Einreihung in die
Aasse der stabilen Verkehrsbediensteten und Bewilligung einer fort⸗
aufenden Entschädigung für die Zustellung der Schreiben mit
Bostzustellungs⸗Urkunden.
F.Vonder Blies schreibt man der „Metz. Ztg.“: Als
Seltenheit kann man die Schafheerde bon Bliesmengen⸗-Bliesbolchen
zetrachten, indem bis jetzt schon von 88 Mutterschafen 118 Lämmer
Jeworfen worden sind; ja, eines derselben warf sogar drei gesunde
ꝛämmer, die bei ein bischen Nachhilfe bis jetzt noch ganz munter
ind. Gewiß sind Zucht und Pflege hier nicht ohne Einfluß, in⸗
dem man solche Resultate nur äußerst selten erzielt.
F Folgender interessante Vorfall wird dem „T. f. d. S.“
pon der Blies berichtet. Der Metzger Sch. aus E. kaufte neu⸗
lich bei dem Gutsbesißer H. einen Ochsen. Der Gutsbesitzer wollte
auch ein Stückchen Ochsenfleisch haben und bestellte sich 20 Pfund
on seinem Ochsen. Der Metzger übersandte ihm das bestellte
Fleisch, doch fand der Hofbesitzer das Fleisch von seinem Ochsen
zanz miserabel, gerade als habe es sich in Kuhfleisch verwandelt.
Finige Tage darauf hatte uͤnser guter Metzger den Ochsen am
Strick und wanderte mit demselben zur nächsten Stadt. Derselbe
war nämlich viel zu gut für die Bewöhner Eis. und sollte städtische
Gaumen kitzeln. Der Weg zur Stadt führte nicht weit von der
früheren Heimath des Ochsen vorbei und der Ochse überlegte sich's,
ob es nicht besser sei, dieselbe wieder aufzusuchen, und dem Knechte
ein Lebewohl zu wünschen, der bei seiner Entführung nicht zu Hause
war. Auf einmal fing unser Ochse an, tolle Spruͤnge zu machen,
varf den Metzger zu Boden und rannte den Berg hinan, seiner
rüheren Heimaih zu. Wuth, Verzweiflung, kurz alle Gefühle wog⸗
en in des Metzgers Brust, händeringend und fluchend ging er nach
dause seinen Metzgerburschen zu holen, —F Ochsen nach⸗
agen sollte. Des Morgens, als der Knecht de Hofes die Stall⸗
hüre öffnen wollte, stand der Ochse davor, von welchem er schon
Fleisch gegessen zu haben glaubte. Am meisten verwunderte sich
die Köchin, welche nicht entdecken konnte, wo der kluge Metzger die
20 Pfund Fleisch herausgeschnitten hatte.
F Am 8. März werden zu Kaiserslautern im großen
Fruchthallsaale aus Staats⸗, Gemeinde- und Privatwaldungen der
Pfalz pro 1881 anfallende Lohrinden von ca. 81,500 Zentner
zur Versteigerung gebracht.
Dem Schuhleistenfabrikant J. P. Heist in K aiser s⸗
Lauttern wurde auf seine Erfindung zur Fabrikation von Holz⸗
ohlen ein Patent ertheilt.
.Die Bergzaberner Volksbank hatte im Jahre
880 einen Gesammtumschlag von 4,156,229 M. 38 pfE
Ausland.
Aufsehen erregt in England eine dam Montag von dem
Beneral Roberts, dem Sieger von Kabul gegen das jetzige englische
Armeesystem gehaltene Rede. Derselbe erklärte, daß die aus Eng—
and nach Indien kommenden Truppen wegen der knabenhaften
Jugend ihrer Soldaten erst nach dreijährigem Aufenthalt zum
wirklichen Dienst verwendbar seien, weßhalb man von den jeweilig
in Indien vorhandenen 45 Regimentern stets 15 als unbrauchbar
abrechnen müsse. Eine Fortdauer der jetzigen kurzen Dienstzeit
müsse die Armee vollständig ruiniren. Nit Recht ist man über
ziese von einem anerkannt küchtigen Soldaten gezogene Perspektive
einigermaßen bestürzt. Es stellt sich eben mehr uͤnd mehr heraus:
England wird sein soziales System durch Einführung der allge⸗—
meinen Wehrpflicht alteriren, oder aber die von ihin in allen fünf
Welttheilen ausgeübte Weltherrschaft beschränken müssen.
Vermischtes.
St. Ingbert. Einsender möchte mit diesem die Auf—
merksamkeit der hiesigen Leser auf einen Punkt hinlenken, der nach
einer Ansicht die ernstlichste Beachtung verdient. — Anderwäris
ucht man heute schon die Wünsche, welche man bezüglich des
Sommerfahrplanes der Eisenbahn auf dem Herzen hat, an der zu—
tändigen Stelle vorzubringen. Man geht da von der gewiß sehr
richtigen Ansicht aus, daß es leichter ist, denselben vor Feststellung
—
wie nach dem Erscheinen desselben. Was thut man hier? Der
Winterfahrplan brachte uns nach der pfälzischen Seite eine Ver—
bindung, wie sie unpraktischer für uns wohl nicht mehr gut mög⸗
lich war. Geht doch, um nur eines zu erwähnen, der letzte Zug
von hier nach Zweibrücken schon um 4 Uhr 56 Min. hier ab.
Es klingt fast wie Ironie! Wer heute auch nur kurz in der Vor—