Full text: St. Ingberter Anzeiger

8* —. Ingberler Acnzeiger. 
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Dieustag, den 8. März 1881. 
M 399. 
Deutsches Reich. 
Aus München, 6. März wird dem „Pf. K.“ geschrieben: 
die Minister Dr. v. Lutz und Irhr. v. Crailsheim sind von Ber— 
uͤn zurück heute wieder hier eingetroffen. Die wegen der Ahwesen⸗ 
jeit des Ministers v. Lutz bisher ausgesetzte Ausschuß⸗ Berathung 
jber den Antrag des Abg. Frhrn. v. Hafenbrädh, die Aufhebung 
zes siebenten Schuljahres betr., wird nun an einem der nächsten 
Tage stattfinden. 
Dem Bundesrath ist vom Reichskanzler im Auftrage des 
daisers der nachstehende Entwurf eines Gesetzes, betr. Abänderung 
er Gewerbeordnung, vorgelegt worden: 
„An die Stelle des 8 835 der Gewerbeordnungen treten fol⸗ 
sende Bestimmungen: Die Ertheilung von Tanz—, Turn⸗ und 
Schwimmunterricht als Gewerbe, sowie die gewerbsmäßige Besorg- 
mng fremder Rechtsangelegenheiten und bei Behörden wahrzuneh— 
nender Geschäfte, insbesondere die Abfassung der darauf bezüglichen 
chriftlichen Auffätze (Geschäfte eines Concipienten, Rechtsconsulen⸗ 
ien, Volksanwalts u. s. w.) kann untersagt werden, wenn That⸗ 
achen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden 
in Bezug auf diesen Gewerbebetrieb darthun. Unter denselben 
Voraussetzungen kann untersagt werden der Handel mit gebrauchten 
dleidern, gebrauchten Betten oder gebrauchter Wäsche, der Klein— 
jandel mit altem Metallgeräth und Metallbruch (Trödel) oder mit 
Harnabfällen oder Dräumen von Seide, Wolle, Baumwolle oder 
deinen. Das nämliche gilt von dem Geschäfte eines Gesindever— 
niethers und von dem Geschäft eines Auctionators. Personen, 
velche die in diesem Paragraphen bezeichneten Gewerbe beginnen, 
jaben bei Eröffnung ihres Gewerbebetriebes der zuständischen Be— 
jörde hiervon Anzeige zu machen.“ 
In einem weiteren an ein Mitglied des Vereins für Reform 
und Codificirung des Völkerrechts gerichteten Schreiben hält 
Beneralfeldmarschall Moltke seine neuliche, viel ange— 
rriffene Ansicht fest, das der Krieg das wirksamste Mittel sei, das 
Wohlergehen, die Unabhängigkeit und Ehre eines Landes zu'be— 
estigen ꝛc. Unser Schlachtenlenker schließt wörtlich: „Deutschland 
jat das Ziel seiner Einigung erreicht und nicht mehr nöthig, sich 
n neue Kriege zu stürzen; aber es muß stets zur Vertheidigung 
ichlagfertig sen. Ich wünsche mit Ihnen, daß diese Nothwendig-— 
eit sich nemals bemerkbar machen werde.“ So sehr wir auch die 
Schlußworte des Grafen v. Moltke billigen, so schwer wird es 
zagegen, uns zu dem Gedanken aufzuschwingen, daß der Krieg 
ein nationales Unglück sei. 
Die Finanzkommission der würtembergischen Abgeord⸗ 
aetenkammer beantragte, die Reglerung zu bitten, im Bundesrath 
uf die Einführung des Tabakmonopols hinzuwirken. 
Ausland. 
Aus Wien, 5. März, meldet man der „Frkf. Z.“: Die 
eutsche Reichsregierung 'erklärte, in Beantwortung der jüngsten 
Rote Oesterreich-Ungarns, ihre Bereitwilligkeit, die Verhandlungen 
iber den Handelsvertrag wieder aufzunehmen. Dieselben dürften 
n der zweiten Hälfte dieses Monats in Berlin beginnen. 
Eine amtliche französische Verfügung untersagt für Frank— 
eich die Ein- und Durchfuhr von aus „Deutschland und Elsaß— 
Ldothringen kommendem Vieh, ausgenommen Stücke, von denen 
onstatirt ist, daß sie aus Orten kommen, wo keine ansteckende 
drankheit herrscht. (Das Verbot ist veranlaßt durch den Ausbruch 
der Maul- und Klauenseuche an verschiedenen Orten, namentlich 
nuch in Ober-Elsaß. Uebrigens machen sich, scheint es, die Fran⸗ 
osen für amtliche Erlasse eine eigene Geographie zurecht: „Deutsch⸗ 
iand und Elsaß-Lothringen!!“ 
In Irland wurden für acht Grafschaften und zehn Distrikte 
)er Grafschaft Cork die vom Parlament genehmigten Ausnahme— 
gesetze proklamirt. 
zurch Hr. Pfarrer Rütter dortselbst sowie der von ihm gehaltene 
Vortrag über das Reinigen der Obstbäume gab Zeugniß von den 
dlen Bestrebungen des Hr. Vorstandes und ermunterte zur wei⸗ 
eren Pflege der Obstbäͤume. Zum Schluß fand die Verloosung 
yon Bäumen, Obstbaugeräthen und Schriften über Obstbaukunde 
tatt. Mit Freuden muß anerkannt werden daß in der Bevölker⸗ 
ing die Erkenntniß der Nutzbarkeit der Obstbäume sich mehr und 
mehr Bahn bricht. Wünschen wir der Thätigkeit des Obstbaum⸗ 
dereines den schönsten Erfolg! 
Ich erhalte soeben die angekündigte Schrift über O b st⸗ 
zaukunde von Pf. Rütter in Erfweiler. Ich staune 
iber den reichen Inhalt des Werkchens. In 30 Abschnitten ist 
das Wissensnöthige aus der Obstbaukunde so praktisch und allge— 
nein verständlich behandelt, daß kein Obstbaumzüchter es versäumen 
ollte, dieses Werkchen anzuschaffen. Zudem ist der Vreis von 50 
Bf. ein ganz geringer. 
Wie der „Pfälz. Post“ berichtet wird, hat sich die Familie 
des Polizeiadjuncten Wilhelm V. in Kirkel-Neuhäusel 
seimlich und mit Hinterlassung vieler Schulden entfernt. Wie es 
jeißt, will sie sich in Belgien ein Domicil suchen. 
In der Sitzung der Strafkammer des kgl. Landgerichts 
Zweibrücken vom 2. März wurde Joseph Delage, 24 Jahre 
ilt, ledig, früher Schulverweser in Leimen, zuletzt Fabrikschuster in 
bBirmasens, der Vornahme unzüchtiger Handlungen, begangen als 
rehrer an Schulkindern, überführt erklärt und zu einer Gesammt—⸗ 
uchthausstrafe von 10 Jahren verurtheilt und der bürgerlichen 
Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren verlustig erklärt. 
In Homburg haben vom 21. Januar bis 28. Febr. 
. J. 480 Handwerksbursche von dem dortigen „Vereine für frei— 
villige Armenpflege“ Unterstützungen erhalten, davon 8382 eine 
Anweisung auf freies Nachtquartier und Abendessen, 73 ein Mit⸗ 
agessen. Die Kosten hiefür belaufen sich auf 129 M. 20 Ppf. 
In den Doͤrfern Oberberbach, Mittelberbach 
ind Altstadt herrscht seit einigen Wochen die Halsbräune mit 
Scharlach, und diese mörderische Krankheit hat namentlich in den 
eiden ersten Orten schon eine ziemliche Anzahl von Kindern hin⸗ 
gerafft. 
In Folge Blutvergiftung starb vor einigen Tagen in 
hengsberg der Müller Schopfer von der Pelzmühle. Der— 
elbe stürzte, dem „P. A.“ zufolge, vor einigen Wochen mit dem 
ßzferde und zog sich eine schwere Verletzung des Kniees zu, die sich 
;on Tag zu Tag verschlimmerte und endlich Blutvergiftung her⸗ 
ʒeiführte. 
Die Notiz, daß einem Konsortium in Biebermühle 
zer zweite Haupttreffer der Ludwigshafener Lotterie mit 12,000 
M. zugefallen sei, ist unbegründet. Die Nachricht entstand durch 
inen schlechten Witz. 
In der Gemeinde Steinweiler (Kanton Kandel), die 
m Ganzen etwas über 1500 Seelen zählt, sind gegenwärtig nicht 
veniger als 4 christliche Religionsgenossenschaften vertreten, und 
ede hat ihren eigenen Seelsorger; so die sog. „Mucker“ den Herrn 
Zfarrer Ewald, die Anhänger der freien Diasporagemeinde den 
ekannten‘ Wißwässer (einen Sektirer, der früher Feldwebel war und 
ich später „berufen“ fühlte), die Protestanten den Herrn Pfarrer 
deinz und die Katholiken den Herrn Pfarrer Wiehn; Israeliten 
vohnen keine dort. 
Das vor einigen Wochen schon angekündigt gewesene und 
vieder verschobene Konzert des kgl. bayerischen Hofopern⸗ und 
dammersängers Franz Nachbauer und des Frl. Senta Schmidt 
ius München wird nun, ganz bestimmtien Nachrichten zufolge, am 
13. März im Saalbau zu Neustadt Statt finden. Wie schon 
emerkt war, ist Frl. Schmidt ein pfälzer Kind und hat wegen 
hrer ungewöhnlichen musikalischen Begabung als der bevorzugte 
iebling des weltberühmten Meisters in der Gesangskunst, Prof. 
damperti, im vorigen Jahr dessen Anstalt verlassen. Daß Nachbauer 
es ist, der unsere pfälzische Kunstnovize auf ihrem ersten Gang in 
die Oeffenttichkeit begleitet, darf uns gewiß als die beste Garantie 
erscheinen für die zu erwartenden Leistungen. 
Ein Hühnerzüchter von Winnweiler ist schon seit 
Vermischtes. 
O Aus dem Bliesgau, 7. März. Gestern fand in 
Frfweiler die jährliche Generalversammlung des Obstbaum— 
ereines an der Blies statt. Trotz der ungünstigen Witterung 
hatten sich 60 Mitglieder eingefunden. Der erstattete Jahresbericht