In München wurde in der Nacht vom 4. März eine
standaloöse Büberei an der wohl jedem Fremden, der die Stadt
besucht hat, bekannten Reiterstaiue König Ludwigs J. in der Lud—
wigsstraße verübt. Das Gesicht des Fürsten nämlich, sowie sein
Hals und die rechte Hand, welche den Szepter hält, ferner das
Fesicht des Pagen auf der linken Seite zeigten sich schon von fern
zinnoberroth angesttichen. Ueberdies hatte der Page zur rechten
Seite des Fürsten im Arm den zurückgelassenen Farbentopf. Wer
der Thäter war, dürfte nur schwer zu eruiren sein. Mit einer
Leiter kann bei der Nähe zweier Schildwachen, zumal die Nacht
mondhell war, kaum manipulirt worden sein; folglich mußte der
Betreffende ein guter Turner sein, um hinaufklettern zu köͤnnen.
Folgendes Rekrutenstückchen wird auus München berichtet:
Den jungen Soldaten der dortigen Garnison wird beim theoretischen
Unterricht u. A. anbefohlen, daß vor den zwei Generälen M. und
D., welche direkt vorgesetzt sind, bei Abgabe des militärischen
Grußes auch Front zu machen sei. Nun begegnet dieser Tage ein
biederer Sohn des Gebirgs, der in der Uniform zum ersten Mal den
Anblick der Hauptstadt genoß, dem General M. auf der Straße,
machte seine Honneurs und ging vorüber. Der General rief ihm
zu: „Wissen Sie nicht, was Sie zu thun haben?“ Der Rekrut
kehrte um, trat dicht zu dem General und fragte: „Seid's ös eppa
der General D.?“ — „Nein, der bin ich nicht.“ — „Nacha seid's
der M.“ Sprach's, machte mit halber Wendung seitwärts Front
und legte die Hand an die Hosennaht.
FUeber eine wichtige medicinische Erfindung wird aus Besr⸗
kin berichtet. Es hätte darnach ein Dr. Zacharias nach jahre⸗
langen Versuchen eine Methode ausfindig gemacht, durch welche
auf medicamentärem Wege alle Stein-, Gries- etc. Bildungen im
Körper gelost und nach außen fortgeschaft würden. Dadurch wür⸗
den die bekannten und ungemein gefährlichen Steinoperationen
überflüssig.
— Ver Bundesrath hat, entgegen vielfach geäußerten Erwart⸗
ungen, beschlossen, daß die neue Ausgabe der „Pharmacopoea
germanica“ (Deutsches Arzneibuch) in lateinischer Sprache abzu—
fassen sei. Bayern, Sachsen, Württemberg, Hessen, Sachsen-Wei—
mar, Coburg⸗Gotha, beide Reuß waren für Abfassung in deutscher
Sprache.
4Berliner Witz. Am Brandenburger Thor war für
die Einzugsfeierlichteiten u. a. die Inschrift angebracht: „Juste et
lementer.“ Ein Dienstmann bemerkte dabei: „Juste heeßt Se,
det wußte ick; aber ick jlobte doch, Er hieße Willem.“
Die Pariser Fabrikanten für Damen- und Kinderbekleidung
haben gewaltige Furcht vor der deutssheenn Concurrenz,
bie ihnen in dieser Branche besonders von Berlin aus gemacht wird.
In der That macht Deutschland in dieser Beziehung recht erfreuliche
Fortschritie, die hoffentlich zum Aerger der Pariser noch mehr und
mehr zunehmen. Warum soll denn das deutsche Geld fort und
fori in's Ausland wandern; die heimische Industrie verdient vor
Allem Unterstützung. Möchte man sich deßhalb in den betreffenden
dreisen immer mehr von jener Ansicht emancipiren, daß nur Das—
enige, was von Paris kommt, wirklich gut sei!
F In Beuthen (berschlesien) ergreift die städtische Be—
hörde energische Maßnahmen' gegen Trunkenbolde. Der Oberbür—
zermeister Küper zu Beuthen bezeichnet in der „Beuthener Zeitung“
unter Namensnennung 10 Personen (darunter zwei weibliche) als
Trunkenbolde und knuüpft an diese Namensliste folgende Warnung:
„Gaste und Schankwirthen ist es nach 8 4 der Verordnung der
igl. Regierung vom 27. November 18857. (Amtsblatt Seite 349)
verboten, diesen Personen geistige Getränke irgend welcher Art zu
derabreichen oder auch nur ihnen den Aufenthalt in den Gaststuben
zu gestatten. Wer vorstehender Anordnung zuwiderhaudelt, hat
Heldstrafe bis zu 30 M. und evbentuell auch Entziehung der Con—
ressiin zu gewärtigen.“ Unter den 8 als Trunkenbolde bezeich-
neten Männer sind vier — Schneider; neben einem der letzteren
ist seine Ehefrau auf dieser Liste verzeichnet!
F Die öͤster reich ische und die Ungarische Regierung
inigten sich, die Einfuhr von amerikanischem Schweinefleisch und
Speck zu verbieten.
Aus Ungarn. In Tapio⸗Szele fand am 26. Febr.
ein Ball der Gewerbegenossenschaft statt. Zu diesem war auch die
Tochter des Wirthes, ein achtzehnjähriges Mädchen aus Szegled,
wo sie in Diensten stand, augelangt. Das Mädchen tanzte bis
Mitternacht in bester Laune, dann ging sie in den Hof hinab, lieh
sich vom Kutscher einen Strick, ging auf den Boden und erhängte
sich. In einem an ihren Vater zurückgelassen Schreiben sagt sie:
„Weil meine Geschwister auch nur achtzehn Jahre alt geworden
sind, will ich auch nicht länger leben.“ Zwei Brüder des Mäd—
chens waren nämlich auf dieselße Weise Selbstmörder geworden.
Die Anzahl der in GCasamicciola (Insel Ifchia) bis
zum 7. ds. aufgefundenen Todten beträgt 102, die der Berwun—
deten 83, von welchen 37 schwer verletzt sind. Der eingestürzten
häuser sind es 300. . Die Ursache des Unglüds liegt nach Ansicht
des Geologen Palmieri in Bodensenkungen, hervorgerufen durch die
Arbeit der Thermen (warmen OQuellen); sie sind rein örtlich (also
kein Erdbeben).
Aus London, 7. März kommt die Nachricht, daß der
Hamburger Dampfer Sultan, mit über 100 deutschen Auswanderern
an Bord, am Freitag Abend auf dem Humberfluß von einem un—
bekannten Dampfer angerannt wurde, worauf der erstere zu sinken
begann. Die meisten Auswanderer retteten sich auf einem benach⸗
barten Schlammbagger; ob Alle gerettet sind, konnte bei der
herrschenden Verwirrung nicht ermittelt werden.
F (Eigenthümliches Zusammentreffen von Daten.) Am 16.
Februar starb in Dors heim die Wittwe M. Schömehl; dieselbe
war geboren am 16. Febrnar 1807, wurde getraut am 16. Februar
1835, gab ihrem ersten Sohne das Leben am 16. Febraur 1836.
und ihr Todestag war der 16. Februar 1881.
Fur die Redaction —5, x. 75 ßz. J
Vorschuss-Verein St. Ingbert
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Hand zu verkaufen.
Nãäheres bei
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Goschettamann.
seingetragene Genossenschast.)
Die Mitglieder werden hiermit zu der am
Montag, 14. Marz 1881, Abends 8 Uhr.
inn „ödeß 2un Posbe
atattfindenden
General-versammlung
eingeladen.
Tages⸗Ordnung:
Vorlage des Geschaftsberichts pro 1880 Decbharge—
ortheilung.
Fostsetzung der Dividende und Vertheilung des Restrein-
gewinnes.
DI. Ausloosung und Wabl dreéier Ausschusswitglieder 8 24.
IV. Wahl der Prüfungscommission der nächsten 2 Bilanzen.
ST. INGBERT, den 20. Pebruar 1881.
Der Vervwvualtungsratii des Vorschuss-Vereins
oing. CGon. Bt. Ingbort. —
EHhrDAFASI. OChuM,. Vorsitrender.
Am Montag, den 14.
ds. Mis. Nachmittags 1
Uhr püunktlich an Ort und Stelle
werden die Budenplätze für
die Jahrmärkte des 15. März
und des 28. Juni d. Is. öffent⸗
lich versteigert werden.
St. Johann a/S.,8. März 1881.
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Bernhard Augufi.