Hl. Ingberler AAnzeiger.
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Samstag, den 12. März
1881.
Deutsches Reich.
Ueber die Sitzung der bayerischen Abgeordnetenkammer
om 8. März, in welcher der Gesetzentwurf über die Wahlreform
r Annahme gelangte, schreibt ein Korrespondent des „Pf. K.“:
die heutige Sihung der Abgeordnetenkammer war eine hoch bedeut⸗
me, nicht blos um deswillen, weil in ihr die durch 11 Jahre
ndurchgeschleppten Verhandlungen über die Reform unseres Land⸗
agswahlgesetzes endlich zu einem, zwar nicht großen, immerhin aber
och anerkennenswerthen Ergebniß geführt haben, auf welches man
or noch nicht langer Zeit kaum mehr zu hoffen wagte; sondern
uch um deßwillen, weil dieses Ergebniß gewissermaßen als das
este greifbare Symptom gelten kann, daß der eben so lang oder
igentlich noch etwas länger dauernde Kampf der „Patrioten“ gegen
ie Regierung abgeschlossen ist. In der heutigen Sitzung haben
ir aus dem Munde der Abgg. Rittler und Jorg die sozusagen
stzielle Auseinandersetzung zwischen der kleinen Anzahl der
Fetremen“, welche jenen Kampf fortsetzen wollen, und dem Gros
t Patrioten“, weiches die prinzipielle Opposition aufgibt, ver⸗
ominen. Mit Recht betonte Abg. Jörg, daß diese prinzipielle
ppofltion, welche die „Patrioten“ eine Zeit lang durchzuführen
ersuchten, mit der sie aber bekanntlich kein Glück hatten, nur dazu
ente/ eine bedauerliche Erbitterung zwischen der Rechten und der
inten der Kammer zu erzeugen, durch welche derselben die Mög—
chkeit furchtbarer Arbeit vielfach beeinträchtigt wurde. Seien wir
vh, daß die große Mehrzahl der „Patrioten“ endlich zu der Ein⸗
chi gekommen ist, es konne auf diesem Weg ohne den größten
-chaden für das Land nicht mehr fortgehen. Der Linken wird
amit speziell noch ein Stein vom Herzen genommen; sie war
nurch die prinzipielle Opposition der Rechten gar manchmal in die
zwangslage gebracht worden, dem Ministerium, auch wo es ihr
igentuͤch nicht darum zu thun war, sekundiren zu müssen, um nur
acht den gemeinsamen Gegner triumphiren zu lassen. Sie wird
ünftig ihr Ermessen freier walten lassen können.
Berlin, 8. März. Der Reichskanzler ist thatsächlich un—
zäßlich und erkültet und wird auch morgen dem Reichstag fern
leiben. Die Unterhaltung bei einem heute von dem Reichskanzler
eranstalteten parlamentarischen Diner war ganz unpolitisch.
x Eine neue Aeußerung des Grafen Mol tke über die Noth⸗
dendigkeit der Kriege. Aus Paris wird gemeldet, daß die dorti⸗
igen Blätter ein Schreiben des Grafen Moltke an den in Nizza
cbenden Russen Gobarow, Komitémitglied des Vereins für Reform
ind Kodifikation des internationalen Rechts, veröffentlichen. Der
Feldmarschall halt in diesem Schreiben die in dem bekannten Briefe
n den Geh. Rath Bluntschli bereits ausgesprochenen Ansichten über
ie Nothwendigkeit und Ünvermeidlichkeit der Kriege vollkommen
iufrecht. Der Krieg — so führt Graf Moltke aus — sei ein ge—
vochtes, ja oft das einzige Mittel, das Wohl, die Unabhängigkeit
ind die Ehre eines Landes zu sichern. Der Fortschritt der Kultur
zune die Unwendung, dieses Mittels seltener, aber wohl nie ganz
nibehrlich machen. Das Leben der Völker sei, wie das der ein⸗
elnen Menichen, ein immerwährender Kampf. Ein von den Par—⸗
amenten gewählter internationaler Gerichtshof würde auch nicht
nehr ausrichten, als die Weisheit der Kabinete; Kabinetskriege seien
hhnehin in unserem Jahrhundert ausgeschlossen. Heutzutage drohe
deit mehr Gefahr von den Völkern selbst und von deren Leiden⸗
haften; Aufgabe der Regierungen sei es, diese Leidenschaften zu
uͤgeln und auf diese Weise leichtfertige Kriege zu vermeiden. Von
olcher Kriegslust sei die deutsche Nanion gluͤcklicherweise frei; die
heschichte unseres Jahrhunderts lehre, daß Deutschland niemals aus
rivolen Gründen den Krieg erklärt habe. Nachdem es seine Ein—
jeit erkämpft, habe es seinen Zwecd erreicht; es habe kein Bedürf—
iß nach neuen Kriegsabenteuern, wenn es auch immer zur Ver⸗
heidigung bereit stehen werde. Graf Moltke schließt mit dem
Wunsche, daß Deutschland nie in die Nothwendigkeit versetzt werden
adge, von dieser Kriegsbereitschaft Gebrauch zu machen.
Wyrenher Verkaͤuuf der Hawaii⸗Inseln an
Deutschland.) In der zu Singapore erscheinenden „The
Ztraits Times“ vom 31. Januar findet die „Fr. Ztg.“ nach—
lehende Notiz: „Ein Agent des Koͤnigs Kalakana befindet sich
rugenblicklich in Berlin, um mit der deutschen Regierung die Be⸗
— FF
st eine bekannte Thatsache, daß Deutschlaud vor allen Dingen
dolonien zu erhalten wünscht. Es hat mit Samoa und auch mit
Zawaii einen Vertrag, seinen Handel mit jenen Inseln blüht und
eine Burger werden von den Behörden der Inseln mit Gunst be⸗
andelt. Fürst Bismarck soll lebhaft wünschen, den vorgeschlagenen
handel abzuschließen und er wird darin sicher von der Hofpartei,
in deren Spihe (1) Prinz Heinrich, der zukünftige Oberbefehls—
aber der deuischen Flotte steht, unterstützt werden. Widerstand
vird wahrscheiniich von den deutschen Liberalen kommen und von
zen rivalisikenden Nationen, insbesondere von den Verei—
igten Staaten, welche ebenfalls Verträge mit den Inseln abge⸗
Hlossen haben und deren Bürger dort sehr zahlreich sind.“ Die
Fr. Zig.“ bemerkt dazu: Wir geben die Notiz so, wie wir sie in
‚em genannten Blatte finden, meinen aber, wenn die Sache auf
Wahcheit beruht, so sollten wir darüber doch eher von Berlin als
jon Singapore her unterrichtet werden.
Ausland.
Laut einer Wiener Depesche des „Temps“ beantragt Deuisch-
and bei der Pforte, an Griechenland Kreta statt Epirus abzuge⸗
en. Dieser Vorschkag wird jetzt von den Mächten berathen.
Wenn die Verhandlungen zum Ziele führen, so werden die
Mächte durch einen internationalen Alt die Beschlüsse der Verliner
Fonferenz aufheben.
Paris, 8. März. Das „Journal offiziel“ publizirt das
Dekret, welches die Emission einer Milliarde 8-proc. amortisirbarer
fente zum Cours von 83,25 auf den 17. März festsetzt. Es
ollen dadurch die von der Kammer bewilligten Mittel für große
Bauten ꝛc. beschafft werden.
Paris, 8. März. Der Kriegsminister wird, der „K. Z.“
ufolge, bereits in nächster Zeit die Rundreise durch die Befestig—
ingen des östlichen Frankreichs antreten. Es handelt sich jetzt zu⸗
nörderst um die Schleifung einer Anzahl von Forts um Mezieres
ind um den Bau verschiedener Forts um Charleville, da aus
x5harlebille ein verschanztes Lager zum Schutz der Maas gemacht
verden soll. Charleville liegt im Arrondissement Mezidres am
inken Ufer der Maas und ist eine Stadt von 12,000 Einwohnern.
Dublin, 9. März. Zwei weitere Mitglieder der Landliga
vurden verhaftet, darunter ist der Hauptorganisator der Liga
Nichael Boylon, welcher Namens der amerikanischen Republik gegen
ie Verhaftung protestirte.
Nach der , Nordd. Allg. Ztg.“ schweben in Konstantino⸗
pel Verhandlungen, um den Levantischen Handel, der seinen Weg
iach Rußland über die Ostseehäfen nimmt, von diesem Wege ab—
ulenken und den südrussischen Eisenbahnen zuzuführen.
Die Nachrichten über die orientalische Frage lauten in
zen letzten Tagen ungünstig. Die sechs Botschafter in Konstan⸗
inopel sollen nicht einmal unter fich einig sein über das, was sie
ordern wollen. Die türkischen Staatsmänner sollen drei verschie—
zene Grenzlinien ausgearbeitet haben, zwischen denen Sultan Abdul
Zamid schwankt. Die Türken suchen nach gewohnter Weise Zeit
u gewinnen und die Ernennung zweier besonderer Kommissare für
die Grenzangelegenheit wird in diesem Sinne gedeutet.
Vermischtes.
*St. Ingbert, 9. März. In heutiger Schöffengerichts-
itzung wurden verurtheilt: Ein Bursche von Obermohr und ein
Mann von Spiesen, beide wegen Hausirens ohne Legimationsschein
ind Besteuerungsnachweis, jeder zu 18 Mk. Geldstrafe; ein Frauen⸗
immer von Rohrbach, wegen Beleidigung angeklagt, wurde als
nicht genügend überführt, freigesprochen und ein Mann von Hecken⸗
zalheim wegen Diensibeleidigüung unter Annahme mildernder Um⸗—
tände zu 5 Mtk. Geldstrafe.
Dem von dem Vorschußvereine Zweibrücken ausge⸗
jebenen Geschaͤftsberichte pro 1880 entnehmen wir, daß dieser
Ferein am 1. Januar 341 Mitglieder zählte (7 traten im Laufe
es vorigen Jahres aus, der Zugang betrug 11). Der Gesammi⸗
imnschlag pro 1880 betrug M. 9,348.497. 84 (gegen 8,919.,991. 31