heitszeugniß. In dem Gesuch ist anzugeben, in welchen zwei
fremden Sprachen der sich Meldende geprüuͤft sein will.
In Mannheim wird nächstens der bekannte dortige
Frauenarzt Dr. Mermann jun. eine Privatklinik für Frauenkram-
heiten eröffnen, eine Anstalt, die namentlich operatiden Zwecken
dienen soll und in die auch weniger bemittelte Frauen unentgelt—
jch aufgenommen werden. Durch diese Anstalt wird mancher
Franken aus unserer Pfalz die weitere Reise in eine Universitüis
stadt erspart.
f Von den 8,025,000 Einwohnern des Köoͤnigreichs Bayern
sind 8,600,000 oder 710 Proz. Katholiken, 2791 Proz. Pro⸗
testanten und 50,650 oder 1 Proz. Juͤden.
F Auf die in München im Jahre 1880 vorgekommenen
9338 Geburten kommen 2730 uneheliche, also über 29 Prozent.
FIn Stuttgart hat sich dieser Tage ein Polhyiechniker
zus Bamberg selbst entleibt. Er glaubte die Genehmigung seiner
Eltern zur Verlobung mit einem Nädchen nicht zu erhalien und
nahm fich deshalb das Leben. Kaum eine Stunde nach seinem
Tod traf die Einwilligung seines Vaters zur Verlobung ein. Das
Mädchen war eine frühere Kellnerin und vergiftete sich am Grab
des Geliebten.
FAuch ein Neujahrswunsch. Die „Bernkastler
Zeitung wünschte zum neuen Jahre „allen Weinproduzenten, sowie
Weinkonsumenten ein quantitativ reichliches und qualilativ vorzüg⸗
liches — schweres und feines — gehalireiches und geschmackvolles
—, mundfüllendes und blumiges — feuriges und rassiges —
kräftiges und gehöriges — geistreiches und hochedles — zu produ⸗
zierendes und bald verkonsumierendes — naturelles uͤnd ganz
finanzielles Weinprodukt. — Fiat!
F. Der „Koönigsb. Hart. Ztg.“ schreibt man von Elbing:
Am 18. Dez. wurde vor der hiesigen Strafkammer ein Hexenpro—
zeß verhandelt. Ein Schuhmacher Kottlewski aus Honigfelde be—
schuldigte eine Frau W., daß sie die Tochter des Arbeiters War—
kentin behert habe. Da alle Austreibung des Teufels nicht gelingen
wollte, so übernahm es Kottlewski, die Frau W. mit Gewalt zu
deranlassen, das Mädchen vom Teufel zu befreien. Am 1. Oki.,
Mittags, trat er mit der Anrede: „Gelobt sei Jesus Christ“ in
die Wohnung der vermeintlichen Hexe und verlangte die AÄustreib—
ung des Teufels. Da Frau W. erklärte, sie habe das Mädchen
nicht behext, erhielt sie mehrere Hiebe mit einem Knüttel über den
Kopf, so daß sie zu Boden sank. Kottlewski wurde wegen dieser
Teufelsgeschichte zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt.
7 Gewaltige Zunahme der Auswanderung. Im verflossenen
Jahre wurden von Hamburg nach transatiantischen Häfen im
Banzen 68,887 Auswanderer und Passagiere befördert, ene Zahl,
welche diejenige des Vorjahres um 44, 0823 Personen übersteigt.
FGas hat man in Berlin schon lange.) Die „Laterne“
hringt eine sehr ergötzliche Anekdote von dem Herzog von Aumale.
Der betreffende Artikel lautet: „Ist es wahr, daß der General
b. Aumale eines Tages dem Herrn Leon Renault im Gespräch
erzählte, wie kluge Vorsichtsmaßregeln sein Generalstab getroffen
hätte, um die Pläne der östlichen Festungen, die damals unter
seinem Befehle standen, vor Jedermann und vor den Prüssiens
insbesondere verborgen zu halten?“ — „Was gilt's“, erwiderte
ihm der Polizeipräfekt, „ich werde mir Ihre Pläne berschaffen,
wenn es mir gefällig ist. — „Und wie das?“ fragte der Ge—
neral. — „Ei, da fordere ich denn doch Ihre ganze Geschicklich—
teit heraus. — „Die Wette gilt!“ rief der Polizeipräfekt lächelnd,
„gönnen Sie mir nur acht Tage.“ Acht Tage nachher hatie der
Polizeipräfekt richtig die Kopie sämmtilicher Pläne von seinen
Agenten in Berlin erhalten und legte sie dem Herzog von Aumale
dor, der darüber ganz erstarrt war.
F.Barmherzige Sperlinge. Kürzlich bemerkte in
Berlin ein Naturfreund auf der Straße einen Spatz, der von
inigen seiner Kameraden „geätzt“ wurde, dessen feistes Aussehen
aber nicht dafür sprach, daß er vielleicht ein Nestspätling sein könnte.
Die Fütterung interessierte den Beobachter und er näherte sich der
leinen Gesellschaft. Sogleich nahmen die beschwingten „Straßen⸗
jungen“ Reißaus, nur der „gepappelte“ schmutzig aussehende Braun⸗
rock hüpfte unruhig hin und her und ließ sich dann leicht mit der
Hand greifen. Bei der mit ihm vorgenommenen Unkersuchung
zeigte es sich, daß seine beiden Augen von einer grauen Haut uͤber
zogen, er also blind war. Nach dieser Entdeckung ließ der wiß⸗
begierige Vogelsteller seinen Gefangenen wieder frei und sah nun
zus einiger Entferung, wie die übrigen Spatzen allmälig zu ihrem
hilflosen Stammverwandten zurücktehrten. Die unterbrochene Mahl—
zeit nahm ihren Fortgang, bis ein heranrollender Wagen die
Bürschchen abermals aufscheuchte. Jetzt nahmen sie indeß den
Almosenempfänger in ihre Mitte und flogen mit ihm auf das nächste
Hausdach.
Eine interessante Erbschaftsgeschichte erzählt die „K. Allg. Z.“:
Frau 3. auf Klingershof erhielt von der Behörde die Nach⸗
richt, daß ihr Sohn, welcher vor 13 Jahren von Königsberg aus—
jewandert und in die niederländisch-indische Armee eingetreten war.
u Padang auf Sumatra ohne sonstige Erben für seine Hinter⸗
assenschaft verstorben sei. Das Gerücht verbreitete sich mit wachsender
Ztärke über die Nachlaßschaft, erhob den Verstorbenen zum Gou—
»erneur von Sumatra und die Hinterlassenschaft auf zwei Tonnen
holdes. Alles buhlte um die Gunst der früher unbeachteten Frau:
»er Eine bot ihr ein feines Logis, der Andere ein Nußbaum—
Möblement, ein dritter bedeutende Darlehne an. Die Frau war
hrlich und verständig genug, diese Freundschaftsdienste von der
dand zu weisen und einfach fortzuleben wie bisher, bis sie die
erbschaft in Hünden hatte. Diese ist jetzt angelangt und besteht
m — 7 Mark 15 Pfg.
FKarl Schurz, der Befreier Gottfried Kinkel's aus der
Festung Spandau und derzeitige Minister des Innern in den Ver—
einigten Staaten, wird vielleicht demnächst den Gesandtschaftsposten
n Berlin erhalten. Da Fürst Bismarck Herrn Schurz, noch ehe
dieser Senator geworden war, mit größter Herzlichkeit bei sich in
Berlin empfing, so würde wohl der Aufnahme des Gesandten
Schurz auch in den höheren Kreisen Berlins nichts im Wege
tehen.
fDer „Ferngehirnschreiber“. In der Presse spukt seit
iniger Zeit eine Notiz über einen elektrischen Apparat, den Telen—
ephalographen, zu Deutsch Ferngehirnschreiber, der Einem zwar
nicht die Mühe des Denkens, wohl aber die des Niederschreibens
her Gedanken abnimmt. Es wird unsere Leser interessiren, Näheres
iber den Apparat zu erfahren, dessen Erfinder sich leider beschei—
ener Weise nicht genannt hat. Sieckt vielleicht Edison dahinier?
Ider Bell? Es thnt übrigens nichts zur Sache. Nachdem die Phy⸗
iologen unwiderleglich dargethan, daß der Gedanke nichts Anderes
ei, als das Resultat einer im Gehirn vor sich gehenden mecha⸗
uischen Arbeit, lag es nahe, diese Arbeit zur Erzeügung von elek⸗
rischen Strömen zu benutzen und einen Apparat zu bauen, der
ich zum Gedanken verhalte, wie der Telegraph, das Telephon und
Photophon zum Worte. Nach vielfachen Versuchen wurde für den
Apparat folgende Konstruktion festgestellt. Erst wird der Gelehrte,
Zolitiker, Dichter, dessen Gedanken der fernsten Nachwelt erhalten
leiben sollen, trepanirt. Daun praktisirt man ihn durch die ent
sandene Oeffnung, eine Art Telephon⸗Empfangsapparat, ins Ge—
irn hinein, das einer dünnen Kautschukplatte gleicht. Wie diese
Ilatte präparirt ist, das weiß der Erfinder allein. Es genüge zu
vissen, daß sie rosafarben ist und nach Knoblauch duftet. Diese
Ilatte stapelt nun die durch die Gedankenarbeit erzeugten Schwing⸗
ingen der Gehirnsubstanz auf und übermittelt sie elektrisch dem
ẽmpfangsapparat, der wie ein Phonograph aussieht. Wie es nun
ommt, daß letzterer Apparat die Gedanken in die Sprache des
Denkers übersetzt, daß er chinesisch erklingt, wenn der Gelehrte ein
Chinese, und czechisch, wenn er ein Czeche ist, das ist ein Geheim—
niß, welcher der Erfinder sich wohl hütet zu verrathen. Auch für
Parlamente erscheint der Telenkephalograph von der höchsten Be⸗
eutung. Der Redner braucht sich alsdann nicht mehr in den Saal
u bemühen; er sitzt gemüthlich im Schlafrock und Pantoffeln zu
dause und denkt sich seine wie üblich Niemanden überzeugende
dede, welche von den Stenographen dem Ferngehirnschreiber nach⸗
jeschrieben wird, falls man es nicht für einfacher hält, den Apparat
Jleich in die Druckerei zu verlegen. Der Vorsitzende hat dann
veiter nichts zu thun, als die Diskussion zu eröffnen und zu schließen,
ind die Voten telegraphisch einzuholen. Damit fände auch die
Frage des Reichstagsgebäudes ihre sofortige Erledigung. Das erste
este Zimmer in guter Stadtgegend genügt vollauf.
F. Tod durch Explosion einer Biertonne. Ein gräßlicher Un⸗
lückfall ereignete sich am Mittwoch Nachmittag in der Teufels-
rücker Brauerei in Altona. Ein Malergehülfe hatte den Auf—
rag erhalten, mehrere in der Brauerei befindliche große leere Fässer
on innen auszulackiren. Er hatte diese Arbeit fast vollendet und
im sich zu überzeugen, ob dieselbe gut gerathen, kroch er mit einer
„pritlampe in der Hand in das Faß hinein. Jedenfalls muß
»un die Spritflamme der noch nassen, explosionsfähigen Masse, mit
velcher daß Faß verpicht war, zu nahe gekommen sein, denn Letz⸗
eres explodierte plötzlich und als die Leute zu der Unglücksstelle
ineilten, fand man den Malergehülfen in seinem Blute schwimmend
odt vor. Dem Armen waren Kopf, Arme und Beine abgerissen.
Gescheidene Honorarforderung.) Vom Londoner
Zaus Rothschild soll an die Pester Musikkapelle von Racz Pal die
lufforderung ergangen sein, ob und zu welchen Honorar⸗ Beding⸗
ingen sie geneigt wäre, für sieben Tage nach London zu kommen
ind im Palais Rothschild zu spielen? Racz Pal erkläcte fich in
einem Antwortschreiben bereit, nach London zu gehen und verlangte
ür die erwähnte Zeit außer dem Ersatz der Reise und Verpflegs-
osten ein Honorar von vierzehntausend Gulden. Er motivirte diese
Forderung damit, daß ihm Baron Erlanger in Frankfurt für einen
cag 2000 fl. bezahlt habe.
Gin Konsul unter Marktweibern). Aus Ru stschuk
vird der „Wiener Presse“ vom 29. v. M. geschrieben: „Der
diesige französische Vice-Konsul, welcher am Dienstag und Freitag
eine Einkäufe auf dem Markt selbst zu besorgen pflegt, wurt,