Full text: St. Ingberter Anzeiger

sich ein, daß das Ende Rußlands bevorstehe. Und jeder Tag 
bringt neue Zͤlfe. 
Aus New⸗York, wird gemelbet, daß Prästdent Garfield 
dem Gouverneur erklark habe, er sei entschlossen, alles aufzubieten, 
um der Vielweiberei ein Ende zu machen. — Ein Schneesturm, 
der heftigste bis jetzt in diesem Jahre, hat im Nordwesten der Ver— 
riniglken Staaten sämmiliche Eisenbahnverbindungen wieder unter. 
brochen. Für die Weltausstellung im Jahre 1883 (in New-York) 
ist bis jetzt eine Million Dollars gezeichnet. 
In Suͤd⸗West⸗Texas (Nord⸗Amerika) soll eine deutsche 
Sozialistenkolonie gegründel werden. Ein dortiges Blatt berichtet 
woͤrtlich: Eine Schaar deutscher Sozialisten kam mit ihren Familien 
in Denison an. Sie wollen den südwestlichen Theil des Staates 
hesuchen / das Land ankaufen und eine Colonie gtründen. Andere 
deutsche Sozialisten aus St. Louis, Chicago und New⸗York werden 
nachfolgen. 
rmischtes. 
*Sit. Ingbert. In der Schöffensitzung vom 
23. März wurde ein Mann von Schnappbach wegen Mißhandlung 
zu 1 Tag Gefängniß und ein Bursche von Ommersheim wegen 
HMißhandlung zweier Metzgerhunde und verübtem groben Unfug 
durch Schreien und Schimpfen zu Z Tagen Haft und ein Hand⸗ 
werlsbursche wegen Bettels zu 18 Tage Haft verurtheilt. 
Sit. Ingbert. der Gewerbeverein beschloß in seiner 
letzen Versammlung, an die Direktion der pfätzischen Eisenhahnen 
rine Petition zu richten in der für unsere Stadt bei Feststellung 
des Sommerfahrplanes eine bessere Verbindung nach Außen, be— 
jonders nach der pfälzischen Seite hin, erbeten werden foll. Wir 
machen hiermit die interessirenden Kreise unserer Bevölkerung auf 
dee Vorhaben aufmerkjam und wünschen demselben den besten 
rfolg. 
76Gchwurgericht der Pfalz,). In der Sitzung vom 
21. Prärz wurde der Tagner Theobald Haffrner H. von Erlen⸗ 
bach bei ——— wegen Korperverletzung mit tödtlichem Erfolge 
unler Annahme mildernder Umstände zu einer Gefangnißstrafe von 
4 Jahren verurtheilk. Der Verurtheilte hatte in der Nacht vom 
J. auf den 2. Januar ds. Is. auf der Dorsstraße zu Erlenbach 
in Folge eines einfachen dummen Wirthshausdiputes den Bahn⸗ 
warlserfatzmann Jatkob Heinrich V. durch einen Messerstich so ge⸗ 
fährlicz verletzt, daß der Tod desselben durch Verbluten schon 
wenige Minuten nach der That eintrat. Der Getödtete hinterläßt 
eine Fran und 4 Kinder, von denen das älteste erst 7 Jahre alt 
ist. In der Gerichtsverhandlung gesteht Haffner die That zu, 
entschadigt sich aber mit Trunkenheit und Gereiztheit. „Wenn ihm 
aber auch Einer 4000 Mark gäbe,“ so würde er es nicht mehr 
thun. Die Ausführungen der Vertheidigung führten schließlich bei 
der Verurtheilung zur Annahme mildernder Umstände. — In der 
nüchsten Sitzung wurde gegen Valentin Reichert, 37 Jahre 
alt, früher Maurer, zuletzt Schießbudenbesitzer von Freinsheim, 
wegen Münzvberbrechen verhandelt. Der Angeklagte ist der Schwager 
des bei der ersten diesmaligen Verhandlung wegen Ermordung 
seines Schwiegervaters angeklagten, vom Schwurgericht aber frei— 
gesprochenen Küfers Sattig von Freinsheim. Er lebte früher in 
sehr guten Vermögensverhältnissen, brachte aber sein ganzes Ver— 
mögen durch und genießt den Ruf eines der öffentlichen Sicherheit 
und fremdem Eigenthum gefährlichen Menschen, dem die Gefänz— 
nißräume durchaus nicht unbekannt sind. Mehrmals versuchte er 
auch, falsches Geld in den Verkehr zu bringen und wurde schließ 
lich bei einem solchen Versuch im Juli v. Is. in Oberbayern ver— 
haftet. Vom Schwurgericht wurde er, trotz den Versicherungen 
jeiner Unschuld, zu 5 Jahren Zuchthaus und Verlust der bürger— 
tichen Ehrenrechte auf 10 Jahre verurtheilt, auch die Stellung 
unter Polizeiaufsicht für zulässig erklärt. 
'Zu Zweibrüden im Fruchthallsaake findet nächsten 
Samstag (26. ds.), Abends zu Ehren des von dort scheidenden 
2. Jägerbaiaillons eine Abschiedsfeier statt, zu welcher der Bürger— 
meister die ganze Bürgerschaft durch Zeitungsinserat einlädt. An 
der Feier nehmen theil das ganze Offizierkorps, dann Deputationen 
der Unteroffiziere und Mannschaften. 
F In Kaiserslautern fanden am 21. ds. Arbeiter 
beim Graben des Fundamentes zu einem Neubau am Rittersberg 
ungefähr 40 Gokdmünzen, meist spanischen und portugiesischen Ge— 
präges aus dem 15. und 16. Jahrhundert, alle herrlich erhalten. 
Dieselben dürften wahrscheinlich während des 30jährigen Krieges 
hier verstekt worden sein und zwar um das Jahr 1835, nach 
Einnahme der Stadt durch die Kaiserlichen und gänzlicher Ver⸗ 
nichtung der schwedischen Besatzung. Vier Jahre zuvor hatten 
Letztere die Stadt von einer zehnjährigen schweren, fast unerträglich 
gewordenen spanischen Occupation erloͤst. 
p Ein in Reustadu gebildetes Comite erläßt einen Aufruf 
an die Bewohner der Pfalz zur Leistung von Beiträgen für die 
Errichtung eines Denkmals für die in der Schlacht von Wörth ge— 
fallenen bayerischen Krieger. Derselbe lautet: „Als im vorigen 
Herbst, am Gedenktage der Schlacht bei Wörth, eine Anzahl deut— 
cher Kriegervereine die dortigen Schlachtfelder besuchte, um die 
Denkmäles der Gefallenen mit Kränzen, dem Zeichen kameradschaft. 
icher Erinnerung, zu schmücken, da suchten auch wir nach einem 
Denkmal der Bayern, um unserer gefallenen Waffengenossen des 
engeren Vaterlandes in gleicher Weise zu gedenken. Für sämmt- 
liche Armeecorpo, die an jenem heißen Tage bei Wörth-Frösch— 
veiler mitstritten, gibt ein Denkmal Kunde von deren Mitwirken, 
ehrt ein Denkstein die gefallenen Todten, nur eine Erinnerung an 
bayerische Waffenthaten fanden wir nicht. Pfälzer! Sind die 
Bayern zu Hause geblieben, als Deutschlands Ehre und Freiheit 
auf dem Spiele stand? Haben die Bayern nicht mitgekämpft bei 
Wörth⸗Fröschweiler? Haben nicht Viele unter Euch im französischen 
Kugelregen gestanden und rechts und links treue Kameraden, von 
welschen Geschossen getroffen, verblutet sehen? Sollen die Namen 
derselben vergessen sein? Soll es den Anschein gewinnen, daß uns 
die mächtigen Ereignisse jener Tage gleichgültig geworden seien, 
als ob wir uns nicht als Kinder der einen großen Mutter Ger— 
mania fühlten, als ob wir unserer Todten nicht gedächten? Nein 
Ein Denkstein soll auf dem blutgetränkten Boden von Worth⸗Frösch- 
weiler erstehen, würdig der daselbst gefallenen Bayern,, ebenbürtig 
den übrigen Monumenten, welche jene Stätte schmücken. An dir 
pfälzische Bevölkerung ergeht unser Aufruf zunächst. Nicht als ob 
wir ein Sonderwerk im Auge hätten, nein, wir Pfälzer wollen nich 
zurückstehen jetzt, wo im jenseitigen Theile unseres engeren Vater⸗ 
iandes das gleiche Streben sich kräftig bemerkbar macht.“ 
F Die vor einigen Monaten in Hainfeld geschloffenen 
Weinkeller einiger dortiger Weinhändler wurden wieder geöffnet, 
vohl ein Beweis, daß eine Fälschung des Weines nicht nachge 
wiesen werden konnte. 
F In Landau erfolgte am Donnerstag die Vergebung von 
Arbeiten für die Hochgebäude des Hauptzollamts, welche im Ganzen 
auf 126,346 M. 57 Pf. veranschlagt waren. Unter 80 Be— 
werbern wurden die Arbeiten an neun, darunter acht von Landau— 
mit einem Gesammtabgebot von 9480 M. vergeben. 
7In Regensburg ereignete fich ein feltenes Unglück 
Einem jungen Mädchen gerieth beim Essen ein Stückchen Ei in die 
duftröhre, welches trotz aller Anftrengung nicht mehr herauszubringen 
war; nach kurzer Zeit trat der Erstickunpstod ein. 
F In der Nacht vom 20. auf 21. März brannten in dem 
Markte Plech, k. Bezirksamtes Pegnitz, 21 Häufer ab. Die 
große Armuth der von dem Brandunglück Beiroffenen und der 
aächsten Umgebung wird die Inanfpruchnahme der Privatwohl- 
thätigkeit nothwendig machen. 
F Schwungrad gesprungen. In der Nacht zum 19. März 
sprang in der Nietenfabrik von Flender in Oberbilk unter 
urchtbarer Detonation ein Schwungrad im Gewicht von 64,000 
Pfund. Ein Arbeiter wurde von einem eisernen Balken so un⸗ 
zlücklich getroffen, daß er sofort iodt war. Der Verunglückte 
dinterläßt eine Frau und fünf unmündige Kinder. Mit welcher 
Gewalt das Schwungrad in Stücke ging, beweist, daß zentnerschwere 
Fisentheile durch das Dach flogen und auf dem freien Felde her— 
interfielen. Ein Glück ist es noch, daß von den 100 Arbeitern 
nur ein einziger verletzt resp. getödtet wurde. 
Berlin genießt den unzweifelhaften Ruhm, gegenwärtig 
zwei völlig bebaute Straßen von beträchtlicher Länge zu besitzen. 
in denen nicht ein einziges Haus zu finden ist, welches von dem 
Subhastationshammer verschont geblieben. Die beiden Straßen 
sind die Friedrichsfelder⸗ und die Rügenerstraße. 
Im letzlen franzöfischen Ministerrath ging es recht lebhaft zu; ein 
Minister soll ausgerufen haben: „Es muß sich zeigen, ob wir die 
Minister Herrn Grevys oder Herrn Gambettas sind!“ Der Kampi 
wischen den Blättern Grevys und Gambettas hat bereits einen 
itteren, persönlichen Charakter angenommen. Das Publikum hat 
daher nicht Unrecht, wenn es scherzt, es handle sich darum, wer 
Aoeonig der Republikseinsolle. 
HNizza, 24. März. Bei Beginn der gestrigen Vorstellung 
Lucia“ im üialienischen Opernhause brach durch eine Gaserplosion 
Feuer aus, welches irotz aller Anstrengungen nicht gelöscht werden 
sonnte. Das Theater ist niedergebrannt. Bis heute Morgen 10 
Uhr waren 59 Leichen unter den Trümmern hervorgeschafft. Man 
Jlaubt, daß gegen 100 Personen um's Leben gekommen seien 
Gegen 10 Uhr Nachts war das Feuer bewältigt. 
— Eine große Feuersbrunst hat die Stadt Inebolht am 
üdlichen Ufer des Schwarzen Meeres gänzlich zerstört. 815 
Häuser, darunter die Steuer⸗ und Confsulatsgebäude sowie die 
Schifffahrtsagenuren, find nur Trümmer. 
FDeuischland in Süd⸗Afrika. Die sogenannten Boers find 
keineswegs nur Holländer, sondern zu einem beträchtlichen Theile 
Deutsche und Abkoͤmmlinge deutscher Familien. Der Präsident 
Marlin Pretorius stammt aus Naumburg am Bober. In der 
Regel kommen die Deutschen in dem fruchtbaten, gesunden Lande 
sehr gut fort; es fehlt aber an guten Aerzten, an Lehrern und 
an Bergknappen.