Full text: St. Ingberter Anzeiger

Schwurgericht überwiesen. Der Vertheidiger räth ihm, jetzt zu 
schweigen, weil die Worte gegen ihn verwandt werden könnten. 
Most sagie: „Allerdings ist es besser, das Pulver nicht vor der 
Schlacht zu verschießen, besonders weil es sich nicht um mich allein, 
sondern um einen Angriff gegen die Preßfreiheit in England handelt; 
ich werde beim Prozeß das Leben des russischen Väterchens er—⸗ 
zühlen und des preußischen Königs, und ich hoffe, es finden sich 
eine zwölf, Männer Englands, welche das Aitentat auf die Preß— 
freiheit billigen.“ 
FAuns Moskanu wird gemeldet: In dem Dörfchen Sablino 
an der Bahn nach Moskau ist am 58. ds. Nachts der älteste Sohn 
des ältesten Bruders des ermordeten Czaren, Großfürst Nikolaus 
Konstantinowitsch, von einem Hauptmann und zwei Lieutenants 
festgenommen und alsbald nach Petersburg oder vielmehr auf ein 
bei Petersburg gelegenes Schloß seines Vaters gebracht worden. 
Der Gtoßfürst, der bekanntlich wegen eines Diamantendiebstahls 
vor einigen. Jahren im argen Gerede war, ist politischer Umtriebe, 
wie es heißt gu Gunsten. seines Vaters Großfürsten Konstantin, 
verdächtig; ob letzterer Mitwisser ist, darüber ist nichts bekannt. 
Daß lehterer dem jetzigen Czar nicht freundlich gesinnt ist, weiß 
man. Ver verhaftete Großfürst war seit jenem Skandal nach dem 
Gouvernement Twer verbannt und hatte vor kurzem vergeblich von 
dem neuen Czar die Aufhebung der Verbannung zu erlangen gesucht.) 
pu Ueber das · Erdbeben in⸗Chii o 8 wird aus Konstantinopel 
umter'm 5. ds⸗ gemeldet: Die neusten Berichte aus Chios schildern 
die Wirkungen noch schrecklicher, als anfänglich befürchtet wurde. 
Die Anzahl der getödteten Personen wird nunmehr auf 5000 ge— 
schätzt. Es werden, noch fortwährend Erdstöße verspürt und im 
Innern der Erde hört man fortgesetztes dumpfes Rollen. 
F.Heroud sin u s. Vor etwa acht Wochen — so berichtet 
— Georg 
ArnolEd- in Geschäften nach Dallas und hatte das Unglück, von 
einem tollen Hunde gebissen zu werden. Trotzdem er sofort alle 
erreichbaren Vorsichtsmaßregeln anwendete und die Wunde aus— 
brennen ließ; konnte er das Gefühl nicht los werden, daß ihm ein 
schreckliches Ende bevorstände. Er machte demnach sein Testament 
und sprach darin aus, daß er fürchte. er würde, wenn die Krank— 
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Licitation. 
Dienstag, den 26. April 
aächsthin, Nachmittags 3 Uhr 
zu Schnappbach in der Gast⸗ 
wirthschaft von Ludwig Sise g⸗ 
wardi, werden durch den unter— 
zeichneten Amtsverweser deskgl. 
Notars Franz Sauer in St. 
Ingbert, die zum Nachlasse des 
in Schnappbach, Stadtgemeinde 
St. Ingbert verlebten Glashüt— 
tenaufsehers Philipp Koch ge⸗ 
hoͤrigen Liegenschaften, im Banne 
von St, Ingbert, abtheilungs⸗ 
halber an die Meistbietenden 
öffentlich in Eigenthum verstei⸗ 
gert, nämlich: 
1. Plan Nr. 4993, 972 20 
qm Wiese auf“ der Ruß— 
— 
Plan Nr. 4997, 5 4 79 
qIm Wiese allda, beide Stücke 
ein Ganzes bildend', jetzt 
Garten neben Gebr. Röch— 
ling und dem Weg. 
Eigenthümer sind: 
Die Kinder und Erben, des 
Verlebten beziehungsweise deren 
Repräsentanten und Stellvertre⸗ 
ter als: 
1. Sophie Koch, gewerb⸗ 
lose Wittwe von Friedrich Koch, 
8 Glasmacher in Schnapp⸗ 
ach; 
2. Margaretha Koch, ge⸗ 
werblose Ehefrau von Karl 
Sch warz, früher Mezger jetzt 
duminn beide aüde wohn 
a 4 7 77* 
HlPhilidp Koch, Glasmacher 
alldaiz; 
4. Wilhelmine Koch, ge⸗ 
werblose Ehefrau von Bernhard 
Kosch, Glasmacher, beide daselbst 
wohnhaft; 
5. Henriette Schneider, ge⸗ 
werblos allda wohnhaft, Wittwe 
des daselbst verlebten Glasmachers 
dudwig Koch, als gesetzliche 
Vormünderin ihrer mit demselben 
exzeugten noch minderjährigen 
Kinder: a. Alexis und b. Hen⸗ 
riette Koch; 
6. Sophie Louise Koch, ge⸗ 
werblose Ehefrau von Jakob 
Bischof, Lehrer am kaiserl. 
dehrerseminar zu Oberehnheim 
im Unterelsaß wohnhaft; 
7. Elisabeth Charlotte Koch, 
zewerblose Ehefrau von Ludwig 
Zen tz, kgl. Grubensteiger, beide 
n: Mittelbexbachergrube, Ge— 
meinde Mittelberbach wohnhaft; 
8. Karl Koch, Glasmacher 
in Schnappbach wohnhaft. 
9. Maria genannt Karolina 
Koch, gewerblose Ehefrau von 
Friedrich Gerhard, Tech— 
niker, beide allda wohnhaft; 
10. Georg Koch, Glasarbei⸗ 
ler und 
11. Friedrich Wilhelm Koch, 
Präparandenschüler, beide Letztere 
noch minderjährig, welche den 
zenannten Ludwig Zentz zum 
hauptvormunde und genannten 
Karl Koch zum Beivormunde 
haben. 
Die Ehemänner alle der ehe— 
lichen Ermächtigung und Güter⸗ 
zgemeinschaft wegen selbst be— 
theiligt. 
St. Ingbert, 9. April 1881. 
K. Auffschneider 
Amtsverweser. 
Druck und Verlag von 5. x. 
jeit über ihn komme, seine über Alles geliebten Angehörigen ver⸗ 
Hhunden können, und daß er es demnach bei den ersten Anzeichen 
vorziehen werde, dieser Möglichkeit vorzubeugen. Eines Tages war 
er derschwunden. Nach langem Suchen — eine. Woche war dar⸗ 
uͤber vergangen — fand man seine Leiche durch eine schwere eiserne 
ette, die in vielen Windungen sich um seinen Leib- und seine 
Arme und Füße schlang, an einen Baum im Walde gefesselt. Er 
jatte die Kette und ein schweres Schloß sich gekauft, sich dann 
elbst an den Baum gekettet den Schlüssel zum Schlosse weit von 
ich geworfen, so daß er ihn nicht wieder erreichen konnte. Der 
Zuͤstand der Leiche ließ keinen Zweifel darüber, daß seine Be— 
ürchtungen nur zu richtig waren. Er war an der Tollwuth elend 
gestorben. 
Eine Trichin-Epidemie am Jordan. Professor Viier ch o w 
veröffentlicht in der neuesten Nummer seines „Archivs“ eine inte— 
ressante Zuschrift des Dr. John Wortabet, Arzt am St. Johannes- 
Zhospital in Beyrut über den Ausbruch einer von diesem beob⸗ 
ichteten großen Trichinen⸗Epidemie in dem Dorfe El-Khiam in der 
Naähe der Jordanquellen, welche unzweifelhaft auf den Genuß des 
Fleisches eines einzigen Wildschweines zurückzuführen war. Bei 
aͤmmllichen Dorfbewohnern, welche davon gegessen hatten, traten 
n der dritten bis vierten Woche darauf die Symptome der Trichinosis 
in, und zwar erkrankten 124 Männer, 103 Frauen und 35 Kinder. 
im Ganzen 262 Personen, von denen nur sechs starben. Ueber 
ZRie naturlichen Gewohnheilen des in jenen Marschgegenden sehr 
Jäufig vorkommenden Wildschweins ist zu erwähnen, daß es von 
zen Wurzeln des Papyrus lebt und, mit seinem Rüssel den Boden 
uufwühlend, auch allerlei kleine Thiere frißt, als Würmer, Schlangen 
ind wilde Ratten, welche letzteren zuweilen Trichinen führen. — 
Dazu bemerkt Professor Virchow, daß auch schon in Deutschland 
zeim Wildschwein Trichinen aufgefunden wurden, daß jedoch. das 
zier zum ersten Male konstatirte Vorkommen dieses Parasiten im 
ZDrient für die Kulturgeschichte von großem Interesse sei, weil 
Zarin die mosaischen Speisegesetze nunmebr ihre positive Be⸗ 
zründung finden. 
Flir die Redaction verantwortlich: F. X. Deme s83. 
— 
Ein wohlerzogener 
Junge mit guter 
Schulbildung (nur ein solcher) 
zur Erlernung des Buchdruckerei⸗ 
Geschäftes findet Aufnahme bei 
F. X. Demetz. 
Am Mittwoch, 13. April 
* 
Jahrmarkt 
n St. Ingbert. 
Die von mir im Eisen⸗ 
bahnzuge gegen Maurer 
Pfleger gemachten Aeußer⸗ 
ingen nehme ich als un wahr 
urück. 
St. Ingbert, 9. April 1881. 
Johann Riehl. 
— 
beseitigt gefahrlos und sicher (auch 
brieflich, in 2 Std. Dr. med. 
Erust's Wu. in Leinpzig. 
Mein gut assortirtes Lager in 
Herren⸗ K Knabenhüten 
zur Frühjahrs-Saison 
inge ich hiermit in empfehlende Erinnerung. 
Hermann Fischer. 
—JA 
und Sommer-Saison 1881. 
Wir beehren uns, den Eingang unserer sämmtlichen 
Neuheiten anzuzeigen und empfehlen namentlich in großer 
Auswahl: 
Damen-Mäntel, Umhänge⸗- und Negenmäntel 
für jedes Alter und in jeder modernen Facon. 
Damen⸗Kleiderstoffe, sowohl reinwollene Fan⸗ 
tasie⸗ als Waschstoffe. 
Sonnenschirme und Entoutcas 
in den neuesten, geschmackvollsten und elegantesten Erschein⸗ 
ungen der Saison. 
Außerdem sämmtliche Artikel der— Maunfakltur⸗ und 
ModemaarenBrauthe. 
St. Johann a. d. Saar. 
Gebrüder Krach. 
Demetz in St. Ingbert. J 
Siernu „Illustrirtes Sonntagsblatt“ Nr. 15. 
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