Sl. Ingberler Anzeiger.
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Dienstag, den 1. Snuar
I881.
Deutsches NReich.
Aus München wird dem „N. Corr.“ geschrieben: Wenn
auch der Malzaufschlag trotz des hohen Budgetansatzes hinter diesem
aicht zurückblieb und die Bahnen ein größeres Erträgniß im Jahr
1880 liefern als im Vorjahre, so soll doch die Finanzgebahrung
des Jahres 1880 gegenüber dem Budgetansatz ein Deficit von ein
vaar Millionen (wir hören von etwa 5 Mill.) ausweisen.
Der Steuergesetzausschuß der bayerischen Abg.Kammer
jat den Abg. Frhru. v. Stauffenberg zum Referenten über
den Capitalrentensteuer- Gesetzentwurf für die zweite Berathung
d. h. im Plenum der Abgeordneten⸗Kammer) ernannt und trat
gestern (Montag) in die ersie Lesung des Gewerbesteuertarifes.
Für den Fall, daß in dem in Äussicht stehenden Gesetzentwurf
»ezüglich der Abänderung einiger Bestimmungen des bayerischen
Landtagswahlgesehzes die Aufhebung der Erfatzmänner—
Wahlen nicht vorgeschlagen werden sollte — es verlauiei hierüber
aämlich zur Zeit nichts Bestimmtes —, wird sicherem Vernehmen
nach die Beseitigung der Ersatzmänner-Wahlen in der Kammer
»ezw. schon im Ausschuß derselben beantragt werden, und man
zlaubt annehmen zu dürfen, daß ein solcher Autrag keinen sonder⸗
lichen Widerspruch finden wird. Weniger Uebereinstimmung aber
dürfte bezüglich der Frage herrschen, ob die im Laufe der sechs
ährigen Wahlperiode erforderlich werdenden Neuwahlen von Abge⸗
ordneten durch die bei der Hauptwahl gewählten nnd noch vor⸗
jandenen Wahlmänner erfolgen soll oder ob einer jeden solchen
Neuwahl auch jedesmal eine neue Wahl der Wahlmaͤnner vorher
u gehen habe.
Das bayerische Landtags-Wahlgesetz soll nun doch den
nächstens zusammentretenden Landtag beschäftigen. Es verlautet
nämlich bestimmt, daß von Seite des Ministeriums des Innern eine
Rovelle vorgelegt wird, wodurch das Institut der Ersatzmänner
abgeschafft wird und der Artikel 11, welcher von der Wahlkreis⸗
eintheilung handelt, eine genauere Fassung erhält.
Fürst Bismarckeist am 8. ds. M. aus Friedrichsruhe in
Berlin angekommen.
Der preußische Volkswirthschafisrath wird auf 20. Jan.
»inberufen, die Verhandlungen werden unter Ausschluß der Oeffent⸗
ichkeit stattfinden. — Nach einer Berliner Meldung der „Temps“
jat der deuische Kaiser beim Neujahrempfang der Botschafter ge⸗
iußert, es waͤre bedauerlich, wenn Griechenland sich in einen Krieg
türzen würde, bei dem es von Niemanden Beisiand fände, wo es
lichts zu hoffen und Alles zu fürchten hätte.
Die Gegner des Tabak monopols hätten nach der „Tri⸗
»üne“ einen mächtigen Bundesgenossen in der Person Kaiser Wil⸗
jelm's. Derselbe soll sich kürzlich dahin ausgesprochen haben, daß
r, nachdem man ihm erst vor wenigen Jahren, bei der Aufhe⸗
zung des Salzmonopols, in der klarsten Weise die Verwerflichkeit
aller Monopole bewiesen habe, jetzt wohl schwerlich von der Vor⸗
refflichkeit des Tabakmonopols zu überzeugen sein werde. Da—
nals habe man es für nothwendig erklärt, mit dem letzten Rest
»es Monopolwesens zu brechen, weshalb also heute wieder die da—
nals aufgegebene Bahn betreten?
da auf diese Weise von der gerecht gesinnten englischen Regierung
eine Bessernng eher erlangt werden koͤnne.
Die griechische Bevölkerung der Insel Kreta soll die um—
assendsten Vorkehrungen treffen, um das türkische Joch abzuschütteln.
Man erwartet nur eine passende Gelegenheit, sich zu erheben und
»en Anschluß an das Konigreich Griechenland zu proklamiren. Die
Iufregung soll eine sehr große sein. Die Pforte schenkt übrigens
en Vorgängen auf der Insel die größte Aufmerksaikeit und hat
erst jüngst wieder ein Panzerschiff mit Kriegsmaterial dorthin ab⸗
jesendet.
Bermischtes.
8 St. Ingbert, 10. Jan. Wie uns mitgetheilt wird,
jat der Gewerbeverein beschlossen, gegen Ende Januar und Mitte
Februar je einen Vortrag von zwei namhaften, resp. berühmten
olksthümlichen Gelehrten zu veranlassen und diese Vorträge, die
in einem größeren hiesigen Lokale abzuhalten sind, auf dem Sub⸗
criptionswege auch Nichtimitgliedern zugüngig zu machen.
Die Vortragenden sind, im Januar Hr. Dr. Wislicenus
zus Wiesbaden („Ueber Entstehnng der Gewerbe“, oder etwa,
„Wie die Menschen bauen lernten“). Im Februar soll dann Hr.
ßrofessor Robert v. Schlaginweit aus Gießen über seine im
origen Frühjahr und Sommer im amerikanischen Westen gemachten
Forschungsreisen Vortrag halten.
Die Ausführung des Unternehmens wird von dem Erfolge
er Subscpription abhängig bleiben, da der Verein ohne pekuniäre
Sicherstellung von seinem Vorhaben abstehen müßte.
* St. Ingbert. Das schöne helle Frostwetter lockte am
Sonntag viele Schlittschuhläufer, Kinder und Erwachsene, auf die
n der Nähe unserer Stadt befindlichen Weiher. Fast wäre aber
zabei ein Unglück zu beklagen gewesen! Zwei Knaben stürzten
nämlich auf der „Tränke“ an eisfreien Siellen in das Wasser
Blücklicherweise war jedesmal Hilfe sofort in der Nähe, und ka—
nen die beiden mit dem Schrecken und einem kalten Bade davon.
Der eine von ihnen, ein Lateinschüler, wurde von dem Techniker
und Reserveoffizier Hrn. A. U. gerettet, während der andere, ein
Volksschüler, von seinen Kameraden aus dem Wasser gezogen wurde.
*— Am Sonntag Nachmittag fand in Oberhausers
Saal eine Generalversammlung der städtischen Feuer—
vehr statt. Etwa die Hälfte der Betheiligten mochte erschienen
ein. Nachdem Herr Bürgermeister Custer die Versammlung
röffnet hatte, wurde die für das Bezirksamt Zweibrücken festge—
tellte Feuerlöschordnung, welche vom Stadtrathe auch für unsere
Stadt angenommen wurde, bekannt gegeben.
*- Ernannt wurde als kgl. Oberforster dahier der bisherige
igl. Oberförster Hrr Graf in Horb'acherhof.
F. Den pfälzischen Lehrern ist ein schönes Christkindchen
bescheert worden. Dieselben haben nämlich von Neujahr 1881 ab
der „Pf. Z.“ zufolge für Quittungsstempel je 2 Mark 40 Pfg.
dro Jahr mehr zu bezahlen, was für 1200 Lehrer nahezu 3000
Mark ausmacht.
— Nach der „Zw. Ztg.“ fand gestern (Montag) in Zwei⸗
hrücken auf dem k. Bezirksamte die sog. Erxtradinon, d. h. die
lebergabe des Amtes an dessen neuen Vorstand, Hr. Dr. Emil
Schlagintweit, Statt. Nächsten Mittwoch wird derselbe im
xruchthallsaale den HH. Beamten in Zweibrücken, sowie den HH.
Zürgermeistern ꝛc. des Bezirks vorgestellt.
. In Pir masens starb der Schuhfabdrikant Peter Kaiser,
der „Vater der dortigen Schuhfabrikation“. Mit dem Schuhkorbe
nuf, dem Rücken und selbst Schuhe in den Nachbarländern ver—
'aufend, das war der Anfang zu seinem Geschäfte, das jetzt als
das bedeutendste in Pirmasens zählt. Der Verstorbene war 67,
Jahre alt und Besitzer der goldenen Verdienstmedaille.
F Wie man aus den verschiedenen Neujahrsberichten ersieht
aimmt die Sitte des Neujahrsschießens in den Städten allmählich
ab; desto schlimmer geht es aber in den Dörfern zu. So find
z. B. in einem Dorf des Pirmasenser Bezirks, nach der
Pf. Vz.“, nicht weniger denn 27 Schießprügel von der Gen—
armerie confiscirt worden.
— Innerhalb fünf Jahren brannte es am 5. Januar zum
Ausland.
Die amtliche, Wiener Zeitung“ meldet: In Folge des Wunsches
»er belgischen Majestäten ist die Vermählung des Kronprinzen Ru⸗
olph auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Unter den am Sonntag in Paris gewählten Municipalräthen
efinden sich 44 Republikaner, 6 Intrasigenien, 8 Konservative;
ↄ sind 22 Stichwahlen vorzunehmen. Außer den ausscheidenden
wurden 3 neue Konservative gewählt. Von den Amnestirten
»der Kommunards wurde keiner gewählt.
Im Ministerrath sagte der Finanzminister Magnin, daß die
inanzielle Lage Frankreichs sehr guͤnstig sei: der Steuer⸗Ertrag
ür 1880 zeige ein Mehr von nahezu 170 Millionen über die
boranschläge.
Der Papst hat an den Erzbischof von Dublin ein Schreiben
classen, in welchem er die Irländer ermahnt, in der Bewegung
Ar Besserung der Lage strenge die gesetzlichen Schranken einzuhalten