Full text: St. Ingberter Anzeiger

zwei kleine Kinder angenommen. Um diese nun los zu werden, 
ging sie zu einer Familie, bei welcher sie früher im Taglohn ar— 
deitete, und lieh sich 16 Mark unter dem Vorwande, sie kaufte sich 
mancherlei in die Haushaltung. So lange wollte sie auch die 
beiden Kinder dort lassen. Sie ging aber nun, anstatt einzu— 
kaufen, mit ihrem Geliebten nach Amerika. Der hintergangene 
Familienvater sieht nun mit dem plötzlichen Zuwachs seiner Familie 
übel drein. 
4 Die am Ostermontag in Landstuhl Statt gehabte libe— 
rale, Wählerversammlung war von ca. 160 —-170 Personen be— 
sucht; Dr. Geiger von Landstuhl führte den Vorsitz. Nach 
kurzer unwesentlicher Diskussion wurde beschlossen, den bisherigen 
Wahlausschuß mit der Ausarbeitung von Statuten für einen zu 
gründenden Wahlverein zu betrauen und demselben noch einige 
Mitglieder aus jedem Kanton zuzugesellen. In einer später ein— 
zuberufenden Versammlung wird sich dann der Wahlverein kon⸗ 
ftituiren. Ueber das Reichsunfallversicherungsgesetz wird in einer 
jpäteren Versammlung diskutirt werden. Herr Reichstagsabgeord— 
neter Dr. Buhl wird das Referat üher diese Frage übernehmen. 
Als Ort der nächsten Versammlung wurde wiederum Landstuhl 
bestimmt. 
Aus dem Reichenbacherthal. Vor mehreren 
Monaten ließ in der Gemeinde Albersbach ein Budenbesitzer einige 
ausländische Thiere, darunter auch ein kleines Krokodil sehen. Eines 
Tages nuid war das Thier plößtzlich auf räthselhafte Weise ver— 
schwunden, ohne daß bis jetzt weitere Spuren von ihm entdeckt 
werden konnten. Gestern Abend nun wurde dasselbe von einem 
Manne aus hiesiger Gegend, der es in der Dunkelheit für eine 
Fischotter hieli, mit seinem Stachelstock erschlagen. Wie man hört, 
soll das Thier, welches vom Kopf bis zum Schwanzende eine 
Länge von nahezu 2 Fuß zeigt, dem Gewerbemuseum in Kaisers— 
lautern zum Geschenk gemacht werden. (7) 
73 Auswanderer von Liugenfeld, worunter ca. 20 
Kinder im zarten Alter von 2—7 Jahren, gingen auf Kosten dieser 
Gemeinde nach Amerika; der Bürgermeister begleitete sie bis zum 
Seehafen. 
FIn Landau wurde ein Schulkind wegen unreinlicher, 
übelriechender Kleidung von dem Lehrer nach Hause geschickt mit 
der Mahnuug, zu Hause um sorgfältigere Behandlung zu bitten. 
Der beireffende Lehrer erhielt nun einen Brief des Vaters (ein 
früherer Wirth), in welchem ihm unter Anderem das Prädikat 
„Lump“ beigelegt wird, dem man in Rußland eine Dynamit⸗ 
patrone unter die Füße werfen würde u. s. w. Der Lehrer hat 
den nihilistelnden Schreibebrief der richtigen Stelle übergeben. 
J 
Freiwillig gerichtliche 
Versteigerung. 
Samstag den 7. Mai 
nächsthin, Nachmittags 3 Uhr zu 
St. Ingbert, in der Wirth— 
schaft der Frau Wittwe Gre—⸗ 
wenig, 
wird durch den unterzeichne⸗ 
ten, hiezu gerichtlich beauftragten 
Amtsverweser des kgl. Notars 
Franz Sauer in St. Ingbert, 
das nachbeschriebene, zu der zwi— 
schen Johann Joseph Grewe⸗ 
nig, Kaufmann in St. Ing— 
bert und dessen daselbst verlebten 
Ehefrau Elisabetha Zimmer 
bestandenen Gütergemeinschaft 
gehörige Grundstück in der Steuer⸗ 
gemeinde St. Ingbert, des evi— 
denten Nutzens halber öffentlich 
an den Meeistbietenden zu Ei— 
genthum versteigert, nämlich: — 
Plan Nummer 2841 und 
2842, 17 a 60 qm Acker 
auf der Meß neben Pfarr⸗ 
land und Peter Schwarz; 
Eigenthümer sind: 
J. Johann Joseph Grewe⸗ 
nig, Kaufmann, Wittwer der 
Verlebten; 
II. Die Erben der verlebten 
Elisabetha Zimmer, als: 
1U. Die Kinder und Erben des 
zu St. Ingbert verlebten 
Wirthes Julius Grewe⸗ 
nig, nämlich: 
a) Elisabetha Grewenig, 
ohne Gewerbe, minderjäh— 
rige, durch die Ehe eman— 
ripirte Ehefrau von Jo— 
hannes Alt, Stadteinneh⸗ 
mer, dieser zugleich Cura— 
tor seiner Ehefrau; 
m) Catharina, e) Julius, 
i) Louise, o) Josephine 
undf) Maria Grewenig, 
diese fünf noch minderjäh— 
rig, welche ihre Mutter 
Marie Antonie Netter⸗ 
zourg, Wirthin zur ge⸗ 
etzlichen Vormünderin und 
den nachgenannten Louis 
GBrewenig zum Neben— 
zormunde haben. 
Das einzige Kind und Re— 
»rasentantin der in St. 
Ingbert verlebten Caroline 
Hrewenig, im Leben 
Ehefrau von Franz Woll, 
daufmann und Organist, 
Namens Maria Magdalena 
Woll, welche ihren ge— 
nannten Vater zum gesetz⸗ 
lichen Vormund und den 
aachhin genannten Louis 
Grewenig zum Beivor⸗ 
munde hat. 
Louis Grewenig, Kauf—⸗ 
mann, zugleich Nebenvor— 
mund der vorgenannten 
Minderjährigen; 
Josephine Grewenig, 
gewerblose Ehefran von Ni— 
Druck und Nerlga von F. J. 
Beim Niederlegen einer Scheune in Schifferstad. 
vurde ein 26jähriger verheiratheter Zimmermann durch eine ein— 
türzende Mauer erschlagen. 
F In Lud wigshafen traf dieser Tage ein Schuhmache, 
don Ruppertsberg mit Familie ein, welcher vor Jahresfrist nach 
Amerika ausgewandert war. Der Mann und seine Angehörigen 
onnten nicht genug von dem grenzenlosen und herzzerreißenden 
Elende erzählen, welchem ein großer Theil der Einwanderer ver. 
fallen, die wegen Mangels an Beschäftigung sich hungernd und 
hettelnd in New-York herumtreiben. Den Meisten fehlten die 
Mittel, um weiter in das Innere des Landes zu gelangen und in 
Rew⸗PYork ist bei dem fortwährenden Zuzuge von Einwandererp 
an lohnende Beschäftigung nicht zu denken. (F. Z.) 
— Der in der letzten Zeit viel genannte Herr Heinrich Hilgard 
in New-York schenkte dem Waisenhause in Speyer gleichfalls 
0,000 Mark mit der Bestimmung, daß deren Zinsen zur Be— 
ohnung für verdienstvolle Handwerker bei Gründung ihres Geschäftes 
derwendet werden sollen. 
Im kleinen Saale des neuen Kasinos zu Saarbrücken 
agte gestern (Mittwoch) eine Versammlung der Besitzer und Leiter 
der größeren industriellen Etablissements des Saargebietes. Gegen, 
tand der Besprechung dieser durch Zirkular des Reichstagsabgeord 
aeten Geh. Kommerzienrath Herrn Stunm m einberufenen Versamm 
ung bildet eine Berathung über das Arbeiterunfallver 
icherungs-Gesetz. Herr Stumm gedenkt nämlich zu der 
aächsten Kommissions-Berathung desselben eine Reihe von Amen— 
dements einzubringen, über welche er die Ansichten seiner Herren 
Kollegen zu hören wünscht. 
F In Mainz entleibte sich ein Privatmann, welcher sich 
einbildete, verhungern zu müssen, da sein Geld über welches er ver 
zügte, zu seiner Unterhaltung nicht ausreiche. Dabei besaß er ein 
Vermögen von ca. 300,000 Mark! 
FIn Paris werden jetzt von jenen Damen, welche der 
Tapricen der Mode zu' fröhnen gewöhnt sind, zu dunklen Robep 
hochrothe Handschuhe getragen! 
Für die Nedaction nerantwortlich: F. X. Demen. 
Briefkasten der Redaktion. 
X. S. in Se, Anonyme Zuschriften bleiben von uns grundfsäzlis 
unbeachtet. Können Sie sich nicht „jusammen reimen“, wie der Roman ,Di 
Jeopferte Hand“ gleichzeitig in drei verschiedenen Zeitungen als „einzige vom 
Zerfasser autorisirte deutsche Bearbeitung“ erscheinen kann, so wenden Sie sich 
inmal — aber ja nicht anonym — um „Aufschluß“ an die „Pfälz. Volkz— 
zeitung“ oder an den „Speyerer Anzeiger“; eine Posikarte nach Kaiserslar— 
jern oder Speyver kostet nicht mehr als eine solche nach St. Ingbert. 
kolaus Fichter, Kassier, Den verehrl. Ein 
beide in Neunkirchen wohn⸗ 58 weohnern hiesige 
haft. Stadt die ergebene Mittheilung 
Alle, wo nicht anders ange⸗ daß ich mein Geschäfts 
zeben in St. Ingbert wohnhaft. bureau von Lautzkaͤrchen 
Die Ehemänner Johannes Alt nach St. Jugbert ver 
and Nikolaus Fichter zugleich 'egen werde. 
der ehelichen Ermächtigung und Meine Wohnung befindet sich in 
Gütergemeinschaft wegen betheie 2. Stock des Hauses von Hern 
igt. Bierbrauer Munzinger. 
St. Ingbert, 21. April 1881. August Röhm, 
. Aufssschneider Geschäftsmann. 
Amisverweser. Ein wohlerzogene 
Mein in der Kohlenstraße Junge mit gute 
—* gelegenes Faus ist ge- Schulbildung (nur ein solcher 
gen billigen Preis zu verkaufen zur Erlernung des Buchdruckere 
oder zu vermiethen. Geschäftes findet Aufnahme be 
v Aesen Uhrmacher. F. A. Demetz. 
äheres bei Herrn Philipp34. 
Hünther, hier. Nechnungen 
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veseitigt gefahrl ind sicher (au —7 
e gieheleg end ge den bidigt angefccuüct dei 
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Demest in St. Inabert.