Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ehescheidung herbeizuführen. Zur Berathung ging man in den 
zweiten Stock. Ploßlich knallte ein Schuß, und als man nachsah, 
ag der Besitzer des Gasthauses „juum Engel“ mit durchschossenem 
GBenick auf dem Boden. Erst später ergab sich, daß der Bruder 
der Mörder ist. 
4 Verflossene Woche sollte in Frankfurt einer Wittwe 
gepfändet werden. Die Forderung betrug 40 Mk. Sie bot, um 
den Verlauf aufzuhalten, zwei Mark als Abschlagszahlung, worauf 
man nicht einging. Die damals schon kränkelnde Frau, welche die 
größte Roth erheuchelte verstarb und hinterließ in Depositen auf 
der Bank 80,000 Mtk. und in Baar 10,000 Mk. 
4Vom General v. der Tann wird erzählt: Als in der 
Schlacht von Wörth Jemand aus seiner Umgebung auf einen ge⸗ 
fallenen befreundeten Offizier hinwies, sagte ernst der Comman⸗ 
dirende: „Erst wollen wir siegen, dann unsere Todten beweinen!“ 
Bekannt sind die leidenschaftlichen Angriffe der französischen Presse 
auf das Verhalten der Bayern bei Bazeilles; weniger bekannt 
dürfte sein, daß General v. d. Tann am Tage nach der Schlacht 
»inige zwanzig Einwohner, welche mit den Waffen in der Hand 
ergriffen worden waren, mit den Worten begnadigte: „Nach einem 
solchen Siege will ich nicht richten.“ 
4 Die Sitzung des VII. ordentlichen Delegirtentages des 
Bayerischen Veteranen⸗, Krieger⸗ und Kampfgenossenbundes 
ändei am 5. Juni in München Statt. 
Am NMontag den 23. d. findet im Staatsministerium des 
Innern zu München eine Stiftung des Landesstiftungsrathes 
der Wittelsbacher Landesstiftung statt. Auf der Tagesordnung 
stehen: die Konstituirung des Landesstiftungsrathes, dann die Be— 
schlußfassung über eine provisorische Geschaftsordnung und über die 
Anlage und Verwaltung des Vermögens. 
4 (Absit omen!) Der „Gießener Anzeiger“ berichtet: Wenn 
für den Aufschwung unserer aima mater Ludoviciana im nüchsten 
Semester die besten Hoffnungen gehegt werden, so finden dieselben 
hre ausreichende Begründung in dem Umstande, daß nunmehr zu 
deren Gunsten Himmel und Hölle wieder in Bewegung gesetzt 
werden. Daß Dies in der That geschieht, geht klar hervor aus 
der in voriger Woche vorgenommenen Verpflichtung der neu be— 
rufenen Prosessoren, der nicht nur ein Engel, sondern sogar ein 
Teufel assistirte. Als Assistent an der Veterinärschule wurde näm— 
lich Herr Dr. Engel und als Assistent an der Entbildungsanstalt 
Herr Dr. Teufel verpflichtet. Nicht ganz human erscheint es uns, 
daß, während sich um das Wohl der Thiere ein Engel bemüht, 
die Kinder beim ersten Eintritt in die Welt ohne Erbarmen vom 
Teufel geholt werden. 
— Von seltener Energie und Willenskraft eines Mannes legt 
der folgende Fall, welcher in Juristenkreisen von Berlin viel 
besprochen wird, Zeugniß ab. Unter den Kandidaten nämlich 
welche sich an einem der jüngsten Tage zur Ablegung des münd. 
lichen Assessor« Examens im Justizministerium einstellten, befand sich 
auch ein bisheriger Gutsbesitzet in dem nicht mehr jugendlichen 
Alter von 54 Jahren. Der genannte Herr gehörte in seine— 
Jugendjahren keineswegs in die Kategorie der „ewigen Studenten“ 
Jjatte vielmehr bereits als 22jähriger junger Mann sein Referen. 
»ariats-Examen hinter sich, mußte aber sodann gegen seinen Willen 
auf Wunsch seines Vaters dessen Gut zur Bewirthschaftung über 
nehmen. Mißernte verbunden mit den in den letzten Jahren un— 
zünstigen Konjunkturen im Getreidehandel führten indeß seinen 
Ruin herbei. Das Gut kam unter den Hammer, und der so 
hatkräftige Landwirth nahm nun zur Sicherung seiner Existenz den 
arsprünglichen juristischen Beruf wieder auf. Mit welcher Energi⸗ 
er daran ging, beweist sein glücklich bestandenes Assessor-Examen 
zewiß am besten. 
4F Einebesorgte Gattin. Als der vielfach vorbe 
trafte H. A. Möser in Berlin wegen Diebstahls eines Damen, 
nantels eben sein auf ein Jahr Zuchthaus, Ehrenverlust und Zu— 
ässigkeit der Polizeiaufsicht lautendes Urtheil vernommen hatte, rief 
eine Frau im Zuschauerraume: „Viel zu wenig! viel zu wenig!“ 
Frstaunt blickte sie der Vorsitzende, ein zwar strenger aber äußers— 
iebenswürdiger Herr, an. „Ja, ja, Herr Präsident, viel zu wenig!“ 
iuhr die Frau fort, „ich muß es doch wissen, es ist ja — mein 
eigener Mann!“ 
— In das Hauptpolizeiamt zu Civerpool (England) wurde 
am 16. ds. kurz vor Mitternacht eine mit Dynamit gefüllte Röhre 
hineingeworfen, die bei'm Explodiren erheblichen Schaden anrichtet⸗ 
und namentlich viele Fenster zertrümmerte. Menschen sind nich 
derletzt worden. 
F Aus New-York wird gemeldet: Die große Jury der 
New-NYorker Bezirksgerichts erhob Anklage gegen die Kapitain— 
mehrerer deutschen und englischen Dampfer wegen Beförderung einer 
zrößeren als der gesetzlich gestatteten Anzahl von Passagieren. 
Wie die „Times“ melden, hat sich eine für Mai unge⸗ 
voͤhnlich starke Hitze in den östlichen Staaten der Union eingestellt. 
Bereits wurden häufige Todesfälle am Sonnenstich gemeldet; in 
sew-York und Brooklmn allein haben deren sieben Stan 
gefunden. 
Dienstesnachrichten. 
Forsteleve Zoller in Burglengenfeld ist zum Forstgehilfen beim Revier— 
St. Ingbert ernannt worden. 
Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Demes. 
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Geldlotlerie Ziehung Mai 1881 für arme kranke Kinder 
Mark 130. 800 Geldgewinne. Meist hohe Treffer. Fortlaufende Rummern. 
Keine Serienziehung. 
Auf 10 Loose bereits ein Freiloos. Generalagentur A. K B. Schuler in Zweibrücken 
* V EF d . 
Loose à 1 Mark zu beziehen durch: 
Joh. Friedrich, F. Woll, Buchhandlung und Joh. Weirich, Friseur in St. Ingbert. — 
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