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Dienstag, den 31. Mai
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18815
,
Deutsches Reich.
Der Reichstag hat am Samstag die zweite Berathung des
zesetzentwurfs über die Reichsstempelabgaben fort gesetzt. Der
ztenpel auf Quittungen wurde abgelehnt, eben so der Stempel
uf Cheks und Giro⸗Anweisungen; dagegen wurde der Stempel
on 5 pCt des Nominalwerthes auf Lotterieloose (inländische wie
usländische) angenommen. Abgelehnt wurde auch die Besteuerung,
er Lombard⸗Darlehen. Schlußnoten über Zeitgeschäfte sollen mit
10 vom Tausend, die anderen Schlußnoten fix mit 10 Pf. be—
euert werden; Effectengeschäfte bis zu 300 Mk. und Waaren—
eschäfte bis zu 1000 Mk. sind davon frei. — Zu bemerken ist,
aß der Quittungsstempel so zu sagen einstimmig abgelehnt wurde;
ur Graf Bismarck und Frhr. v. Ow (präsident der baierischen
boaeordnetenkammer) stimmten dafür. Die Conservativen gestanden
it erfreulicher Naivität zu, daß sie den Quittungsstempel eigent—
wollen, aber dermalen unmittelbar vor den Wahlen doch nicht
afür stimmen mögen — wegen des Wiedergewähltwerdens.
Auf der parlamentarischen Soirée vom 27. Mai
oll der Reichskanzler u. A. folgende Aeußerungen gethan haben;
Pan sollte im Reichstage wichtige Abstimmungen auf bestimmte
zage verlegen und dabei die Anwesenheit der großen Mehrheit,
ogar möglichst der vollen Zahl der Abgeordneten verlangen. Bei
yem Mehlzoll sei der Nachweis der Identität unerläßlich, weil sonst
er Ausfall zu groß sei. Die Müller sollten mit 3 Mark Zoll
ufrieden sein. Bei der Unfallversicherung sei der Reichs- oder
taatszuschuß unerläßlich. Das Reich müsse den Vorzug haben,
en Arbeitern die ersten Gaben gebracht zu haben. Mit der Un—
ullversicherung werde nur der erste Schritte gethan; weitere müßten
olgen, wie z. B. eine Altersversorgung. Ob Arbeitgeber oder
rbeiter die Prämie zahlen, sei gleichgiltig. Fraglich sei, ob die
ndustrie die erhöhten Leistungen aufbringen könne.
Ausland.
In Mitchelstown (Irland) fand am Freitag, als mit
ilfe von 250 Polizisten und einer Dragonerabtheilung Pächter,
enen gekündigt war, aus ihren Pachtungen ausgewiesen wurden,
n ernster Zusammenstoß zwischen der Bevölkerung einer⸗, den
ruppen und der Polizei andererseits statt. Die Volksmenge wuchs
is auf 12,000 Köpfe an; die Polizei wurde mit Steinwürfen
igegriffen; mehrere Personen wurden verwundet. Die Polizei
ad Reiterei trieben die Menge durch wiederholte Angriffe zurück.
Mus Gesetz gegen Zusammenrottungen wurde zweimal verlesen.
jon weiteren Ausweisungen wurde abgesehen.
Der „National“ erklürt die militärischen Operationen in
kunesien für beendet: in einigen Tagen würden die französischen
ruppen wieder nach Frankreich zurückkehren, in einem Monat aber
je Truppen der Besatzungen von Biserta, Matör, Besha und
zabes aus den Zuaven und algerischen Schützen ausgewählt und
u Zeutrum des Landes der Krumirs werde ein Fort gebaut werden.
angegeben hatte, gar nicht besessen habe. Diese Vorspiegelung
ꝛiner falschen Thatsache, bezw. Unterdrückung der wahren Thaisache,
n der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögensvortheil zu ver—
ichaffen, hatte die Vorgerichtstellung des V. zur Folge.
Ein am Donnerstag über Rodalben und Umgegend
niedergegangener mit starkem Hagelschlag verbundener Wolkenbruch
Jat in der Gemarkung dieses Ortes wie auch in der von Thal⸗
ischweiler großen Schaden angerichtet. Viele Gärten, Aecker und
Wiesen sind verwüstet und in letzterem Orte haben die rasenden
Fluthen an Gebäuden, Gartenmauern u. s. w. arge Verwüstungen
angerichtet. Der gegen 5 Uhr von Landau kommende Schnellzug
zlieb vor der Station Biebermühle stecken und konnte erst weiter—
ahren, nachdem die Bahn von Schlamm und Gerölle frei gemacht war.
* Für Pfingstmontag ist eine Versammlung der liberalen
Partei im Wahlbezirkehom burg-Kusel und zwar in Lan d—⸗
tuhl in Aussicht genommen. Die Herren Dr. F. A. Buhl,
Keichstagsabgeordneter, und Eugen Buhl, Abgeordneter zum baye—
rischen Landtage, werden in derselben den Wählern Bericht über
ihre parlamentarische Thätigkeit erstatten.
F Die „K. Z.“ schreibt aus Kaiserslautern: Ein Akt
eltener Rohheit wurde uns mitgetheilt, der jedoch leider nicht ver⸗
einzelt steht. Vor einiger Zeit wurde dahier ein Individuum wegen
zroben Unfugs verurtheilt, das einen todten Angehörigen mißhan—⸗
delt hatte, und schon wieder sieht ein hiesiges Subjekt seiner Ab—
urtheilung wegen Beohrfeigung seiner verstorbenen Ehefrau ent⸗
gegen.
Dem Herrn k. Oberamtsrichter Alwens in Berg—
Jabern wurde von Sr. Maj. dem Köonige der Titel eines Ober—
andesgerichtsrathes verliehen.
Von dem letzten Viehmarkt in Landau berichtet das
„A. W.“ folgenden drolligen Kauf: Ein Handelsmann von Dahn
jatte ein tragendes Rind zum Verkauf ausgestellt. Da kam ein
randauer Kaufmann und bot für das Rind 4500 Cigarren. Der
dandelsmnunn nicht faul, schlug sofort zu und das Rind gehörte
dem Kaufmann. Der Handelsmann machte kein schlechtes Geschäft,
das Rind kostet ihm 90 Mark und die Cigarren, wollen wir die
zeringste Sorte annehmen, 100 Stück zu 3-Mark, so lößte der
Handelsmann also den Betrag von 135 Mark.
FIn Freinsheim wurden am 27. ds. M. die ersten
diesjährigen Kirschen, das Pfund zu achtzig Pfennig, verkauft.
— Das schon so oft gerügte Feueranfachen mit Petroleum hat,
wie dem „Pfälz. Kur.“ aus Speyer geschrieben wird, wieder
ein Unglück angerichtet. Ein Offiziersbedienter wollte das Herd—
feuer zu lebhafterem Brennen bringen und schüttete zu diesem Zweck
Petroleum hinein. Die Flamme schlug zurück und erfaßte die
Kleider des Unglücklichen, der lichterloh brennend und Hilfe rufend
in den Hof eilte, wo von der Straße Herkommende ihm einen da—
iegenden Teppich überwarfen und so das Feuer erstickten. Er hat
jedoch bedeutende Brandwunden erlitten.
Gerr Kommerzienrath Stumm und der
seichsskanzler.) Der Herr Reichstagsabgeordnete Stumm
zatte bekanntlich vor einiger Zeit in einer vielbesprochenen Ange—
egenheit (betreffend das Verbot einer kleinen Zeitung) im Reichs—
age ein ziemlich scharfes Rencontre mit dem Eisenbahnminister
Maybach. Kürzlich besuchte Herr Stumm den Reichskanzler, um
hm u. A. zu erklären, er gedenke bei den uächsten Wahlen die
Flinte in's Korn zu werfen und nicht wieder zu kandidiren. Ein
Vergnügen sei für ihn der Aufenthalt in Berlin nicht, sondern ein
großes Opfer; komme nun noch hinzu, daß man für seinen guten
Willen, gegen die sozialdemokratischen Hetzer zu wirken, statt Dank
und Unterstützung zu erhalten, vielmehr vom Regierungstische zu—
cechtgewiesen und faktisch im Stich gelassen werde, so sei es eben
nicht zu verwundern, daß das Rtsultat davon Ueberdruß an der
Abgeordnetenwirksamkeit und Aufgeben dieser Thätigkeit bedeute.
Der Kanzler erwiderte gelassen, er bedaure diesen Beschluß des
derrn Abgeordneten außerordentlich, da er (der Kanzler) hierdurch
um das Vergnügen mancher angenehmen Plauderstunde komme, —
»olitisch genommen sei es ihm aber völlig gleichgiltig, ob der Herr
ich wieder wählen lasse oder nicht, da der Reichstag ja doch keine
Vermischtes.
QSt. Ingbert, 31. Mai. Herr Louis Beer.
Nüller dahier, Israelit, hat anläßlich der Hochzeit seiner jüngsten
dochter dem Armenpflegschaftsrathe 300 Mark zur Verfügung ge—
ellt zur Vertheilung an Ortsarmen ohne Unterschied der Confession.
s verdient diese nobele Handlungsweise gewiß öffentlich aner—
ennende Erwähnung.
*Von der Strafkammer des kgl. Landgerichts Zweibrü—
en wurde am 25. ds. Mts. der Ackerer Peter Vogelge—
ag von Reichenbrunn wegen Betrugsversuchs zu einer
efängnißstrafe von 4 Monaten und zu den Kosten verurtheilt.
ei demselben hatte es in der Nacht vom 17. zum 18. Nov. vor.
o. gebrannt. Dem Inspektor der Gladbacher Feuerversicherungs-
jellschaft, bei der V. versichert hatte, hatte dieser den Werth der
erbrannten Mobilien und Früchte auf 9780 Mark angegeben,
bäter aber diese Summe, nachdem ihm Vorhalte über seine über—
nebenen Ansprüche gemacht worden waren, auf 3381 M. 10 Pf.
eduzirt unter dem Geständniß, daß ihm die von ihm zuerst ange⸗—
ebenen Gegenstände in der That nicht verbrannt seien, er über—
aupt einen solchen Vorrath von Früchten, den er als verbrannt