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M 1IO.
Sonntag, den 16. Januar
1881.
Deutsches Reich.
Unterm 18. Jan. wird aus Berlin gemeldet: Der Kaiser
empfängt fortgesetzt in gewohnter Weise Vorkräge, hat aber einer
leichten Erkältung wegen seit zwei Tagen das Zimmer nicht verlassen.
Am Abend des 13. Januar fand in Berlin eine Versamm⸗
lung von 300 Wahlmännern aus sämmtlichen Berliner Landtags-
wahlkreisen Statt, wobei ein Antrag angenommen wurde, der die
Heyereien der Mitglieder verschiedener religiöser Bekenntnisse gegen
aͤnander entschieden verurtheilt. Es wurde ferner darin ausge⸗
sprochen, daß nur im friedlichen und einträchtigen Zusammen⸗
wirken aller Kräfte des nationalen Lebens, vor dem kein Unterschied
des Bekenntnisses Berechtigung hat, die Wohlfahrt des deutschen
Reiches und seiner einzelnen Bürger gedeihen kann.
Bis zum Augenbücke haben sich achtzig preußische Städte mit
einem Betrage von rund 400,000 Mk. an dem Hochzeitsgeschenke
fur den Prinzen Wilhelm betheiligt.
Dem Bundesrath liegt nunmehr das sog. Wehrsteuerge⸗
jetz vor, nachdem die Ausschüsse, welchen der Entwurf zur Vorbe—
rachung übergeben war, Bericht erstatiet haben. (Es bezweckt, daß
die, welche nicht in das Militär eingereiht werden, dafür eine Ab⸗
gabe zahlen.)
Die offiziöse „Nordd. Allg. Zig.“ schreibt: „Zu den wichtig⸗
sten Vorlagen, welche den Reichstag in seiner bevorstehenden
Session voraussichtlich beschäftigen werden, gehört der Gesetzentwurf
über die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle. Durch denselben
wird der Versuch gemacht, durch Einführung eines allgemeinen
Versicherungszwanges den Arbeiter gegen die Folgen nicht blos der
haftpflichtigen, sondern aller Unfälle sicher zu stellen, ohne daß ihm
jelbst ein pecuniäres Opfer zugemuthet wird. Das Geset ist ein
erster Schritt auf der Bahn einer gesunden, staatssocialistischen
Politik.“ Etwas Näheres uͤber den Entwurf theilt das Blatt nicht
mit, vielmehr beschränkt es sich darauf, an einige Aussprüche des
Fürsten Bismarck zu erinnern, in denen er sich bereit erklärt, alle
„ehrlichen“ positiven Bestrebungen zur Verbesserung der Lage der
Arbeiter zu unterstützen, ohne dabei vor dem Gedanken der Staats-
hilfe zurückzuschrecken.
Ausland.
Dem „Rappel“ zufolge würde der französische Finanz⸗
minister im Juli 800 Millionen Francs 8-procentige amortisirbare
Rente ausgeben, welche zur Vervollständigung des Militärmaterials
und großer öffentlicher Arbeiten bestimmt seien.
Osmann Pascha der Sieger von Plewna, ist jetzt wieder
zum Kriegsminister ernannt und gleichzeitig sind der bisherige
Kriegsminister und der Generalstabschef verhaftet worden.
In der Grafschaft Longford (Irland) verhinderte eine
Volksmenge am Mittwoch den Gerichtsdiener, der mit einem Aus—
weisungsbefehl das Haus eines Pächters betreten wollte. Der Ge⸗
richtsdiener, begleitet von 350 Polizisten und einer Eskadron Dra⸗
goner kehrte am Donnerstag zurück. Die Menge drohte, der Magistral
ließ die Aufruhrakte verlesen, worauf die Polizisten mit dem Bajonnet
die Menge zurkdrängten; die Dragoner rückten vor und der Ge—
richtsdiener konnte die Mandate einhändigen.
Zwischen den Vereinigten Staaten und China ist ein Ver—
trag zu Stande gekommen, wonach Amerika das Recht zustehen
soll, die Zahl der chinesischen Einwanderer zu beschränken oder
deren Einlaß gänzlich zu verbieten. Dagegen wird den Amerika—
nern der Handel mit Opium uniersagt.
Vermischtes.
* St. Ingbert. Von der Strafkammer des k. Landge⸗
richts Zweibrücken wurde am 12. ds. Mts. 4 Bergleute von hier
wegen vorsätzlich und gemeinschaftlich verübter Körperverletzung des
Feldschützen Becker von Sellbach, einer derselben außerdem wegen
Vorgehens des Widerstands gegen die Staatsgewalt, dieser letztere
zu einer Gefängnißstrafe von drei Monaten, die drei übrigen zu
einer Gefängnißstrafe von je 2 Monaten verurtheilt.
Nach dem Ergebnisse der Volkszählung pro 1880 beträgt
die Zahl der männlichen Bevölkerung in der Pfalz 331,482
der weiblichen 344,616, sohin im Ganzen 676,098 Einwohner.
1875: männl. Einwohner 313.1653: weibl. 328.089. Gesammt⸗
bebölkerung 641,2854). — Zunahme gegen 1875: männl. Bevölker⸗
ung 18,317; weibl. 16,3527, im Ganzen 23,844 Personen oder
5 4o. — Im Jahre 1880 treffen auf einen DIftilometer 114
kinwoher (gegen 108 im Jahre 1875).
'In Schifferstadit wurde der Nachtwächter Lochner,
Vater von 5 Kindern in der Nacht von Sonntag auf Montag,
As er mehreren Exzedenten bei Verübung von Unfug Ruhe ge⸗
hieten wollie, von Martin Reeb, ebenfalls Vater von 7 Kindern,
nit einem Messer so schwer im Rücken verletzt, daß seine Wieder⸗
Jerstellung sehr im Zweifel steht. Der Thäter wurde früher schon
jfter wegen Unfug, Wildfrevel u. s. w. bestraft.
p Das Minͤsterium des Inneren hat dem Geflügelzuchtverein
u Kaiserslautern aus Staatsmitteln 200 M. gewährt zu
hreisen bei der von demselben auf den 3. bis 5. April anberaumten
Beflügelausstellung.
FBei Landau an der Isar ist ein ganzer Berg in's Rutschen
gekommen; die größten Bäume sind förmlich im Boden versunken.
Man glaubt, daß Wasser sich im Inneren des Berges angesammelt
und da einen See gebildei hat, der einen Ausweg fand und viele
Tausend Kubikmeker Erde nachriß.
— Betreffs des kürzlich bei Brebach abgefangenen Wilddiebes
(s. Nr. 8 des „Anz“) erfaͤhrt die „S. Z.“ noch, daß derselbe ein
alteres, schon mehrfach wegen Jagdfrevels bestraftes Subjelt ist.
Ddas bei demselben beschlagnahmte Reh war nicht auf dem Halberg
geschossen, wie vermuthet wurde, sondern mittelst Schlingen auf
dem Jagdgebiet der Herren Gebr. Krämer gefangen worden.
4 Eine rauchverzehrende Lolomotivfeuerung für Steinkohlen
geringster Qualität ist unterm 23. Dezbr. v. J. dem königl. Ma—
chinenmeister, Herrn Nepilly zu Saarbrücken patentiert
ind unterm 2. Januar er. vom Reichseisenbahnamte den Verwalt⸗
ingen zur Anwendung empfohlen worden. Unsere Leser wird es
jewiß interessieren, darüber etwas Näheres zu vernehmen. Die
xkErfindung ist für die Saarkohlen außerordentlich wichtig, da es
hbisher noch nicht gelungen war, die höchst unangenehme charakte⸗
ristische Eigenschaft derselben, nämlich das starke Qualmen zu pa⸗
ralisieren. Dadurch, daß dies Herrn N. durch seine Vorrichtung
jetzt vollständig gelungen, ist jedenfalls dem reisenden Publikum eine
große Wohlthat erwiesen. Dadurch aber, daß die Konstruktion er⸗
möglicht, auch mit den geringsten Kohlensorten sogar für die größten
Fahrgeschwindigkeiten den erforderlichen Dampf zu produzieren, wird
ine amtlich konstatierte Ersparniß von ca. 1300 Mark pro Loko⸗
notive und Jahr erzielt. Die Ersparniß liegt lediglich in der
ßreisdifferenz zwischen der jetzt verwendbaren Siaubkohle gegen die
rüher verwendete Stückkohle. Bereits laufen auf der Saarbrücker,
Mosel⸗ und Rhein⸗Nahebahn 25 Lokomotiven mit der Neuerung
ind werden zur Zeit sowohl für die Reichseisenbahn Elsaß⸗Loth⸗
ringens, wie auch für die übrigen Bahnen des Frankfurter Direktions⸗
bezirks verschiedene Lokomotiven damit ausgerüstet, so daß zu er⸗
varten steht, daß das Absatzgebiet der Saarkohle dadurch nicht un⸗
erhebliche Erweiterung findet, weil viele Bahnen bisher die Saar⸗
iohle lediglich ihrer qualmenden rußenden Eigenschaften wegen nicht
verwendet haben.
Aus Bruchsal wird der „Bad. Landesztg.“ geschrieben,
daß der in Würzburg wohnende Vicomte von Monmot (Franzose).
welcher das dortige Schloß kaufen will, für eine vorgeschobene Per⸗
on angesehen wird und daß einem Gerücht zufolge der eigentliche
daufliebhaber der Kaiser von Rußland wäre, welcher es für die
Fürstin Dolgorucki erwerben will.
FAus München wird eine Kommission von Beamten der
Verkehrsanstalten sich nach Karlsruhe begeben, um daselbst
bon der Einrichtung der Zentralweichen auf dem Bahnhof Einsicht
zu nehmen.
4(Altbayerisch.) Wastlbauer: „Woiz?“ Lehrer: „Hoi z!
Wastlbauer: „Soitz!“ (Auf deutsch: „Was wollt's?“ „Holz!“
Sollt's haben!“)
Kölnert Dombaulotterie: 75,000 M. gewann
Nr. 208,217; 30,000 M. Nr. 221, 164; 15, 000 M. Nr. 2432988;
3000 M. Nr. 150,713; 8000 M. Rr. 84,586; ie 1800 M.
hàr. 8814 und Nr. 192.234