Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei— 
jage) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnuementspreis beträgt vierieljahrlich 
A 10 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 46 60 H, einschließlich 40 4 Zustellgebühr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswäris 
mit 15 — fuür die viergespaltene Zeile Blattichriet oder deren Raum, Meclamen mit 30 Bpro Zeile berechnet. 
α 
B 98. 
Dienstag, den 21. Juni 
1881 
Deutsches Neich. 
Das bayerische Gesetz-⸗ und Verordnungsblatt publicirt eine 
Allerh. Entschließung vom 16. Juni, wonach der dermalige Land— 
ag aufgelöst und die Urwahlen auf den 14. Juli, die Abgeord— 
jelenwahlen auf den 21. Juli festgesetzt werden. Gleichzeitig wird 
uch die Eintheilung der Wahlkreise bekannt gegeben. Dieselben 
leiben für die Pfalz unverändert, wie folgt: J. Speyer: die Amts⸗ 
erichte Frankenthal, Distriktsgemeinde Göllheim, die Amtisgerichte 
zrünstadt, Ludwigshafen und Speyer 4 Abgeordnete. II. Neustadt: 
ie Amtsgerichte Dürkheim, Edenkoben, Landau und Neustadt 4 Abg. 
II. Kandel: die Amtsgerichte Annweiler, Bergzabern, Germersheim 
ind Kandel 3 Abg. IV. Zweibrücken: Distriktsgemeinde Blies— 
astel, Amtsgericht Dahn, Distriktsgemeinden Hornbach und St. 
jngbert, Amtsgericht Pirmasens und Waldfischbach und die Distrikts— 
emeinde Zweibrücken 3 Abg. V. Landstuhl: die Amisgerichte 
omburg, Kusel, Landstuhl, Lauterecken, Waldmohr und Wolfstein 
3 Abg. VI. Kaiserslautern: die Amtsgerichte Kaiserslautern, Ober⸗ 
noschel, Otterberg, Rockenhausen, Winnweiler und die Distriktsge— 
aeinde Kirchheimbolanden 8 Abg. 
Nach den Informationen der „National-Zeitung“ dürfte der 
zundesrath trotz der Ablehnung der Checks-, Lombard-, und 
NRuittungssteuer, das Stempelabgabengesetz, wie es aus den Be— 
hlüssen des Reichssstages hervorgegangen ist, annehmen. Aus der 
om Reichstag bewilligten Börsen- und Lotteriesteuer wird dem 
teiche, wie man glaubt, eine Einnahme von 12 Millionen Mark 
rwachsen. Auch die Annahme des Innungsgesetzes, wie es aus 
en Berathungen des Reichstages hervorgegangen, durch Bundes— 
rath und die Reichsregierung ist, wie das ritierte Blatt glaubt, 
aunmehr sicher. 
Dem Vernehmen nach hat der Vicepräsident des preußischen 
5taatsministeriums und Generalstellvertreter des Reichskanzlers, 
zraf Stolberg-Werningerode, sein Entlassungsgesuch eingereicht. 
Der Kaiser ernannte den bisherigen preuß. Minister des 
dultus v. Puttkamer zum Minister des Innern, den Unter—⸗ 
aatssekretär im Kultusministerium v. Goßler (den letzten Reichs— 
g8⸗Präsidenten) zum Kultusminister, beurlaubte den Reichskanzler 
ehufs Herstellung seiner Gesundheit und beauftragte den Staats— 
ekretär und preußischen Staatsminister v. Böt kicher mit der 
enerellen Vertretung des Reichskanzlers, soweit solche nicht durch 
ie Departemenischefs geschieht. 
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ erklärt bereits das Unfallver⸗ 
icherungsgesetz in seiner jetzigen Gestalt für unannehmbar. 
Ausland. 
Am Sonntag Abend kam es in Marseille zwischen Fran⸗ 
osen und Italiener zu einer blutigen Schlägerei, welche die ganze 
dacht hindurch dauerte. Man spricht von 8 Todten und 283 Ver⸗ 
vundeten. Im Hospitale allein sollen 2 Todte und 12 Verwundete 
egen. Von den Excedenten sind 65 verhaftet. 
In London entschied der Gerichtshof für reservirte Kron— 
ille den bei der Schwurgerichts verhandlung gegen Most (deutscher 
ʒozialdemokrat und Redakleur der „Freiheit“ vorbehaltenen Rechts⸗ 
inkt dahin, daß auch eine durch eine Zeitung gemachte Aufforder- 
uug zum Mord unter das gegen die Mordaufsorderung gerichtete 
sesetz falle. Das gegen Most ausgesprochene Schuldig besteht 
cher zu Recht. Das Strafmaß wird Ende des Monais festgestelli. 
Amilichen Telegrammen zufolge herrscht in Canada (Rord⸗ 
nerika) dringende Nachfrage nach Handwerkern, landwirthschaft⸗ 
chen und sonstigen Arbeitern. 
*Von liberaler Seite sind, einer Mittheilung der „Pf. Pr.“ 
ufolge, im Wahlkreis Zweibrücken-Pirmasensals 
andtagsabgeordnete Hr. Buͤrgermerster Maerker in Zweibrücken 
uind Hr. Bürgermeister und Fabrikant Ed. Adt in Ensheim 
in Aussicht genommen. Dazu wird als Dritter ein Landwirih aus 
der Gegend von Pirmasens ins Auge gefaßt. Als Candidat für 
den Reichstag wird Herr Hüttenwerksbesißer Oskar Krusmer 
ahier genannt. Sehr zu wünschen wäre im Interesse unseres 
Wahlkreises, daß die genannten Herren zur Annahme des ihnen 
zugedachten Mandates sich entschließen woliten. 
F Die Pfälzischen Eisenbahnen trugen im Monat 
Mai ds. Is. 80,190 M. 56 pf. weniger ein als im gleichen 
Monat des Vorjahres. Damit ist die Weniger⸗Einnahme in den 
ünf verflossenen Monaten ds. Is. gegenüber dem gleichen Zeitraume 
des Is. 1880 auf 399,689 M. 17 Ppf. geftiegen. 
Die neue Generalsynode der Pfall z wird aus 39 liberalen 
und 25 orthodoxen Mitgliedern bestehen.“ Im Jahre 1873 zählte 
ie 38, im Jahre 1877 48 liberale Abgeordnete. Nach der im 
Jahre 1877 beschlossenen Geschäftsordnung ist in Zukunft für 
Begenstände der Lehre, Lithurgie, Verfassung statt der bisherigen 
einfachen eine Zweidrittelsmajoriiät zur giltigen Beschlußfassung 
nöthig. Ueber eine solche wird also die liberale Partei in der 
nächsten Generalsynode nicht verfügen. 
F Vom Höcherberg schreibt man der „Pf. Post“: Die 
Streunoth ist in unserer Gegend so groß, daß in den Gemeinden 
Hries und Brücken die Viehbesitzer, nachdem ihre Wünsche von der 
Forstbehörde nicht erfüllt werden konnten, am hellen Tage alle wie 
ein Mann in den Wald zogen, um mit ihrem Bedarf für einige 
Zeit sich zu versorgen. Die Gemeinderäthe von Brücken „welche 
diese revolutionäre Maßregel angerathen hatten wurden in der 
zestrigen Sitzung vor dem Amtsgericht Waldmohr jeder zu 80 M. 
uind der Adjunct zu Gries, welcher allein alle Verantwortung für 
die dortigen Gemeindebürger auf sich nahm, zu 200 M. verurtheilt. 
Wie man hört, sollen die Betheiligten im voraus schon ausgemacht 
jaben, daß die Kosten repartirt werden.“ (Für das Geld hätten 
ich die Leute viel Stroh kaufen können.) 
In Oberlustadt stützte sich kürzlich ein LIjähriger 
dnabe Namens Ott, als er dem in seinem elterlichen Hause ar⸗ 
zeitenden Schneider zusah, auf ein Nadelkissen. Dabei drang ihm 
ine Nadel tief in den Arm. Der andern Tags zugezogene Arzt 
'onstatirte Blutvergiftung, und in der That starb der arne Junge 
ald darauf. 
In Saarbrücken ertrank am Samstag beim Baden 
n der Saar ein junger Zimmermannslehrling von dort. 
Nach einer Berliner Korrespondenz der „Frankfurter Ztg.“ 
würde Herr Geh. Kommerzienrath C. Stumim in Neuntür— 
hen binnen kurzer Zeit in den Adelsstand erhoben werden. 
F In diesen Tagen wird in Frankfurt a. M. ein Comité 
usammentreten, um das bereits erwähnte Project der Errichtung 
eiiner deutschen Universität in Amerika seiner Verwirklichung ent⸗ 
jegenführen zu helfen. Bedeutende Männer der Wissenschaft, her⸗ 
orragende Bankhäuser ꝛc. aus allen Theilen Deutschlands sind zur 
Unterstützung dieses den deutschen Namen ehrenden und erhaltenden 
AInternehmens gewonnen. 
F. Der König von Württemberg hat auf die Einladung des 
Fentralcomites sein Erscheinen zum Besuche des deutschen Bundes— 
chießens in Mümnch en in Aussicht gestellt, sowie die Spendung 
einer Ehrengabe zugesagt. 
In der letzten Generalversammlung des bayerischen Ge⸗ 
werbemuseums wurden folgende Pfälzer in den Landesausschuß ge⸗ 
wählt: Hr. Rektor Dr. Keller in Speyer, He. Hüttenwerksde⸗ 
itzer G. Krämer in St. Ingbert und Ht. Fabrikbesitzer Wolff 
n Zweibrücken. 
GEindersegen) Zu der Impfung in Frauenzell 
Allgäu) brachte eine Bäuerin 4 gesunde kräftige Sprößlinge und 
‚war je ein Zwillingspaar, wovon das erstere zu Anfang, das 
weite zu Ende nämlichen Jahres das Licht der Welt erbhickt hat. 
raut Angabe der glücklichen Mutter brauchen die vier Vuben täg⸗ 
ich die Kleinigkeit von 13 Liter Milch. (In der Donau⸗Zeitung 
Vermischtes. 
St.. Ingbert, 20. Juni. Das hiesige Presbyterium 
sich bei der heutigen Pfarrwahl nach kurzer Veraihung mit 9 
immen für Herrn Pfarrer Ferckel in Tripp st a dit ausge⸗ 
rochen. 1Stimme fiel auf Herrn Pfarrer Lynker, gegen⸗ 
närtig Hauptlehrer an der hoöheren Töchterschule in Speyer. 
St. Ingbert, 21. Juni. Unser gestriger Jahrmarkt 
ar ziemlich stark von Verkäufern besucht. Sehr günstig war den⸗ 
ben das Wetter, weniger günstig ahber die Kauflus des Publikums.