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P Ios. U
Samstag, den 9. Juli 1881.
Deutsches Neich.
Muͤnchen, 6. Juli. Nach hierher gelangten Mittheilungen
efand sich S. M. der König am 3. ds. in Luzern und wird seine
geise wahrscheinlich noch bis an den Comer-See gehen.
Im preußischen Finanzministerium ist der Plan einer
Frweiterung der Staatslotterie fereig gestellt und soll im nächsten
Ftatsjahr in Kraft treten.
Wie verlautet, wird im Reichsamte des Innern eine Vorlage
wer Einsetzung von Gewerbekammern, die sich im
zanzen den in Bayern bestehenden anschließen würden, vorbereitet.
Aus Königsberg kommt die Nachricht von einer überaus
zemerkenswerthen Aeußerung des zur Zeit sich dort aufhaltenden
reußischen Finanzministers Bitter. Nach der
Königsb. Hart. Ztg.“ hat Herr Bitter seine Ansicht bezüglich
x»s Tabakmonopols dahin kund gegeben, daß
zie Einführung desselben unabweisbar sei, daß aber, selbst wenn
diese erfolgt wäre, die ersten Jahre von einer Steuererleichterung
ucht die Rede sein könne, besonders wenn der Staat die Schul—
asten übernehme. Bisher stimmten alle Nachrichten darüber über⸗
ein, daß zwar der Tabak höhere Einnahmen bringen müsse, daß
aber an das Monopol zur Zeit nicht gedacht werde.
Ausland.
Einem englischen Blatte wird aus Wien gemeldet, es sei
bermals eine Drei⸗Kaiser-Zusammenkunft zu er—⸗
rarten. Der Zar wolle binnen Monaisfrist zum Besuche des
herzogs von Cumberland in Gmunden eintreffen und von dort
muus zu einer Begegnung mit den Kaisern von Oesterreich-Ungarn
ind Deutschland reisen. Auch würden Fürst Bismarck, Baron
daymerle und Herr v. Giers sich bei dieser Gelegenheit in der
imgebung ihrer Monarchen befinden. Da die Quelle, aus welcher
ziese Mittheilungen fließen, sich bisweilen schon als eine trübe er—⸗
viesen hat, so empfiehlt es sich, auch die angekündigte Drei⸗Kaiser⸗
entrevue bis auf weiteres nicht zum Ausgangspunkte ernsthafter
politischer Erwägungen zu machen.
Die von eiuer Pariser Zeitung verbreitete Nachricht von der
NRobilisirung von 120,000 Mann, französischer Truppen, welche
nach Afrika gehen sollten, wird von der „Agence Havas“ für
ollkommen unbegründet erklärt mit dem Hinzufügen, daß die ge⸗
zenwärtig in Afrika befindlichen Streitkräfte ausreichend sei en, um
ie Bewegung in Sfax (Sfäkes) zu unterdrücken und etwaigen
thnlichen Versuchen im Süden von Tunis oder Oran zuvorzu⸗
ommen. — Mehrere Deputirte sind zu Ferry und Grevy ge—
angen, um die Abberufung von Albert Grevy zu fordern. Man
iat ihnen geantwortet, die Abberufung des Generalgouverneurs sei
Prinzip beschlossen; Herr Grevy werde nach Frankreich zurück—
verufen werden unter der Form eines Urlaubs auf unbestimmte
Mittel zum Ankauf des Revolvers durch ein Darlehen von 25
Dollars, die ein Freund ihm vorgestreckt habe, beschafft zu haben.
Bei dem Interesse, welches das Attentat auf den Präsidenten
Barfüeld allgemein hervorruft, ist es unsern Lesern gewiß ange⸗
iehm Einiges über den Lebensgang dieses Mannes zu erfahren.
James Abraham Garfield wurde am 10 No—
dember 1831 zu Orange, Grafschaft Cuyahoga, von deutschen aus
Hessen⸗Darmstadt stammenden Eltern, Ramens Garfeld, geboren,
rhielt in Folge des frühen Todes seines Vaters (1833) nur eine
iußerst beschränkte Erziehung, diente einige Zeit als Taglöhner,
dann als Kutscher und hierauf als Bootsmann. 1849 trat er in
ine öffentliche Lehranstalt ein und studirte mit solchem Eifer und
Erfolg, daß er 1850 als Lehrer an einer Bezirksschule wirken
onnte, 1854 bis 1856 besuchte er das Williams College. 1837
vurde er Sprachlehrer an dem Institute zu Hiram (Ohio) und
1858 Präsident desselben; gleichzeitig ließ er sich als Advocat nie—
der und wurde zum Mitglied des Senats von Ohio gewählt. Bei
Beginn des Bürgerkrieges 1801 warb er als begeisterier Anhänger
der Union das 42. Regiment der Ohio- Freiwilligen an, wurde
dessen Oberst und kämpfte mit Glück in Ost-Kentucy. Am Tage
des Sieges von Prestonburgh ward er Brigade-General und nach
der Schlacht bei Shiloh (16. April) Stabschef des Generals Ro⸗
ecrans. Wegen tapferer und wichtiger Dienste in der Schlacht
yon Chickamauga (19. September 1863) erhielt er Titel und Rang
ꝛeines Generalmajors. Im Oktober 1869 wurde er im 19. Be—
irke Ohio's zum Mitgliede des Kongresses ernannt. Hier gehörte
er zu den angesehensten Mitgliedern der republikanischen Partei.
1880 stand er an der Spitze der Delegation von Ohio und ver—
rat auf dem Kongresse in Chicago im Juni die Kandidatur seines
Landsmannes, des Finanzministers Sherman. Als weder Grant.
noch ein anderer Kandidat die Mehrheit erringen konnte, ward im
35. Wahlgange Garfield zur Wahl gestellt und, da ihm alle bis—
her gegen Grant abgegebenen Stimmen im 36. Wahlgange zufielen,
am 8. Juni einstimmig als der republikanische Kandidat für die
bevorstehende Präfidentenwahl proklamirt. Zum Präsidenten ge⸗
wählt wurde Garfield am 1. Dezember 1880. Die Regierung
der Vereinigten Staaten hat Präsident Garfield am 4. März d. J.
um 12 Uhr Mittags übernommen.
Die Zustände in Nordafrika gestallen sich immer bedenk—
icher für die Franzosen: von Marokko bis nach Tripolis und
Aghpten ist der Fanatismus der Muhamedaner leidenschaftlich er⸗
regt, und während die französischen Colonnen in Süd⸗Algerien
jegen Bu⸗,Amema so gut wie nichts ausrichten, sind sie keinen
Augenblick sicher, ob nicht in ihrem Rücken die eingeborene Be—
yölkerung solcher Bezirke, welche bisher noch ruhig blieben, sich zum
lufstand erhebt. In der Gegend von Saida hat Bu-Amema vier—
Jundert spanische Colonisten, welche sich im Vertrauen auf Frank⸗
reichs müchtigen Arm dort angesiedelt hatten, theils niedergemetzelt,
heils als Gefangene fortgeschleppt. Die Folge ist, daß die übrigen
panischen Colonisten schaarenweise Algerien verlassen, wo sie sich
von Frankreich so schlecht geschützt sehen. Sendlinge, welche aus
Tripolis kommen, stacheln die muhamedanische Bevölkerung im süd⸗
ichen Tunesien auf, und es ist noch sehr die Frage, ob die auf⸗
tändische Bewegung von Sfaxr aus, wenn sie da vielleicht auch
interdrückt wird, sich nicht weiter über das Land verbreitet. Aus
dem Norden von Tunis sind die französischen Truppen der Mehr—
ahl nach bereits zurückgezogen worden. Gewissermaßen zum Ab⸗
chied hat nun General Logerot dem Stamm der Uchthales, die sich
ängst auf Gnade und Ungnade ergeben hatten — so meldeten
venigstens die amtlichen französischen Berichte — noch einen Besuch
ibgestattet und ihnen in aller Eile fast Alles, was sie an Heerden
und sonstigen Werthgegenständen besaßen, weggenommen, Echt
rranzösisch! Sehr möglich, daß in Folge davon nun auch im Norden
oon Tunis wieder Unruhen ausbrechen und die vereinzelten fran⸗
zösischen Garnisonen, die dort noch stehen in Gefahr kommen.
Vermischtes.
* St. Ingbert. Bei der letzten Kaminbeschau wurde
dahier eine große Anzahl Kamine als reparaturbedürftig und ord—
nungswidrig beanstandet. Die betreffenden Hauseigenthümer mögen
Im englischen Oberhaus erklärte Lord Granville, er wisse
nichts davon, daß die französischen Truppen im Nothfall in Tripolis
inrücken würden; selbstverständlich sei es mit Tripolis anders als
nit Tunis, und könne daher von dem, was in Tunis zulässig war,
gicht ohne weiteres Anwendung auf Tripolis gemacht werden.
In den europäischen Kreisen zu Konstantinopel glaubt
nan, daß die Hinrichtung Midhat Pascha's insgeheim vollzogen
vorden ist, um durch die vollbrachte Thatsache jeder Interdention
die Spitze abzubrechen.
Aus Washington wird unterm 6. Juli berichtet: Garfield
hdefindet sich erheblich besser. Die Aerzte sagen, er werde, wenn die
besserung noch 24 Stunden anhalte, außer Gefahr sein. — Sena—
jor Conkling und Bizepräsident Arthur werden bis jetzt von Ge—
heimpolizisten gegen einen möglichen Ausbruch der Volkswuth
bdewacht; aber seitdem Blaine den Verdacht einer Verschwörung nach—
drücklich zurückgewiesen und Conkling in einem Brief an die Zeit⸗
ingen den Saß ausgesprochen hat, daß das Attentat nicht gegen
den Präsidenten allein, sondern gegen die ganze amerikanische Nation
gerichtet war, erscheint die Vorsicht überflüssig. Guiteau wurde von
seinem Bruder im Kerker besucht. Er sagte, er habe den Willen
des Volkes anf Gottes Eingebung ausführen wollen; er stellte noch—
mals in Abrede, daß er Mitschuldige habe, und erklärte, sich die
eit.