Full text: St. Ingberter Anzeiger

eines alten Grabkreuzes, auf welchem noch ziemlich deutlich erkenn⸗ 
r die Jahreszahl 1783 und folgende originelle Grabschrift zu 
* ist: „Hier liegt der Müller Mayhon 
Er lebte vom Winde mit einer Frau und sieben Knaben; 
Es leben sonst noch viele davon, 
Die keine Mühle haben.“ 
F'Einer der bei seinemeigenen Begräbniß 
mitgeht. Bei Cehenitz, nahe der Station Pecek in Böhmen, 
hurde vor einiger Zeit die Leiche eines Mannes gefunden, welche 
on der dortigen Todtenschau als die eines gewissen Nowotny aus 
Cehenitz agnoszirt wurde. Dieselbe wurde von seinem Weibe, von 
welcher er in letzter Zeit getrennt gelebt hatte, in das 
haus gebracht. Auch die Frau wollte in der Leiche ihren Mann 
Fiedererkennen. Sie bestellle das Begräbniß und der Veichenzug 
zetzte sich am nächsten Tag nach dem benachbarten protestantischen 
Friedhofe in Velim in Bewegung. Der Schrecken und das Stau—⸗ 
den des Weibes und der „trauernden Menge“ war aber nicht ge— 
iing, als der todtgeglaubte und im Sarge sich befindensollende 
Mann auftauchte, sein Weib und seine Bekannten grüßte 
iind im Leichenzuge mitmarschiren wollte. Die ganze Ge— 
fellschaft machte Kehrt und begab sich mit der Leiche nach Cehenitz 
urück, um dieselbe noch einmal in dem Todtenkämmerlein unter⸗ 
— Herr 
dowotny aber kehrte mit seinem Weibe heim, welches jetzt, einen 
Fingerzeig, von oben in dem Vorgange erkennend, sich mit dem 
Nanne aussöhnte und ein neues, friedlicheres Leben mit demselben 
zu führen beschloß. 
Massenauswanderung aus Schweden. Die schwedische 
Regierung wird alarmirt und beabsichtigt Gesetze zu erlassen mit 
hinblick auf die Auswanderung, welche den Umfang einer Völker⸗ 
Zanderung annimmt. Mehrere Bezirke sind von allen arbeitstüch— 
tigen Bewohnern verlassen worden. Die schwedische Einwanderung 
wird im Westen der Ver. Staaten sehr hoch geschätzt. Es sind 
meistens fleißige Leute. 
f London. (Ein Säugling als Angeklagter. Vor dem 
Polizeigericht in Susser „stand' kuͤrzlich eine reizende volle acht 
Nonate alte Angeklagte Namens Zos Mansfield, wegen boshafter 
Beschädigung fremden Eigenthums. Die Angeklagte hatte sich eben 
voligetrunken“ und wälzie sich behaglich auf dem Rasen im Gärt⸗ 
hen einer benachbarten Wäscherin, auf welchen sie von ihrer älte— 
cen Schwester gelegt worden war. So kam sie dem Zaun nahe, 
an dem ein der Schauspielerin Miß Annie Matthew gehöriges, 
mit prachtvollen Spitzen garnirtes Peignoir hing, das der Wäsche— 
in zur Behandlung anbertraut worden war. Ungeachtet ihres 
zarten Alters wurde Miß Zos von dem eleganten Toilettestück so 
angezogen, daß sie es herab zog, um es näher zu besichtigen; lei— 
her endete die intime Bekannischaft mit einer völligen Vernichtung 
des zarten Spitzengewebes unier den nicht minder zarten Händchen 
»er jungen Dame. Da das englische Gesetz es gestattet, „Minder⸗ 
aährige“ wegen Beschädigung fremden Gutes zur Rechenschaft zu 
ziehen und fie zur Ersatpflicht nach erlangter Zahlungsfähigkeit zu 
erurtheilen, so klagte die beschädigte Schauspielerin, welche wahr— 
cheinlich auch nicht in Peignoirs mit Valenciennes-Spitzen geboren 
worden war und doch ihren Besitz später erlangt hatte, gegen den 
Säugling vor dem Polizeirichter. Die Verhandlung war lang, da 
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zriff und die Angeklagte selbst die Verhandlung mehrmals durch 
anhaltendes Schreien unterbrach; schließlich wurde die Angeklagte 
in Anbetracht ihres jugendlichen alters zwar von jeder Strafe frei— 
gesprochen, aber doch zum Ersatz von 50 Pfd. Sterling nach er⸗ 
angter Zahlungsfähigkeit verurtheilt. Der kleine Eagel schien 
ahnungsvoll zu sein, denn er zerkratzte die Nase des Richters, der 
nach der Verhandlung die reizende Angeklagte küssen wollte. 
(Das durstige Europa.) Auf einem kürzlich von franzd— 
sischen Bierbrauern gehaltenen Congresse wurden u. A. folgende 
tatistische Angaben gemacht: Europa zählt gegenwärtig in runden 
Ziffern 40,000 Bierbrauereien welche jährlich nahezu 102 Mil— 
onen Hectoliter Bier liefern. Dabon wurden 835,682,801 in 
GBroßbritanien, 14,480,909 in Preußen 11,852,591 in Baiern, 
11,180,689 in Oesterreich, 7,090,000 in Frankreich, 1,200,000 
in Rußland fabrizirt, Hinsichtlich des Consums steht noch immer 
Baiern an der Spitze mit 269 Liter pro Jahr und Kopf, dann 
jolgt Belgien mit 149 Litern, England mit 148, Deutschland 
außer Boiern) mit 94, Schottland mit 44, Irland mit 42, Hol⸗ 
jand mit 37, Oesterreich mit 81, Frankreich mit 21 und Rußland 
mit kaum 2 Litern. 
4 Eine Lustreise über den atlantischen Ozean ist das neueste 
Projelt der uniernehmungslustigen Amerikaner. In einer Ver⸗ 
sammlung, die am Sonntag Äbend im Metropolitan Hotel zu 
New-York stattfand, ist von einigen Freunden des Asronauten 
Prof. Samuel A. King bereits eine ziemlich bedeutende Summe 
gezeichnet worden zur Herstellung eines Luftschiffes, mit welchem 
ie Möglichkeit einer Luftreise von Amerika nach Europa darge— 
han werden soll. Ein solcher Ballon muß etwa 100,000 Kubik⸗ 
uß fassen und möglichst dicht gemacht werden. Den Schwierig- 
ellen des Gases und des Eindringens der Luft durch die porbsen 
Wände des Ballons hofft Mr. King durch eine ausgedehnte An— 
vendung von Kautschukgummi begegnen zu lönnen. Er denkt mit 
einem so konstruirten und mit Hydrogengas gefüllten Ballon sich 
zier bis sechs Tage in der Luft halten zu können. Nach dem 
Plane der Freunde King's soll dieser von einer der westlichen 
Städte aus aufsteigen, nach der Küste des atlantischen Ozeans 
segeln und die Möglichkeit darthun, daß man auch auf weitere 
Intfernungen mit den Luftströmungen sich treiben lassen könne, die 
nach den Erfahrungen der Wissenschaft von West nach Ost gerichtet 
ind. Bei der Fahrt über den Ojean will sich Mr. King bei 
Tage der Oberfläche des Wassers nähern, bei Nacht aber in höhere 
duftschichten aufsteigen. 
Die Ausdehnung der Vereinigten Staa— 
ben Nord-Amerikas. Wie einst in dem Reiche Karls V. 
die Sonne nicht unterging, so bescheint sie heute beständig Theile 
des großbritannischen Reiches und auch stets Theile der Vereinigten 
Staaten in Nord-⸗Amerika. Das Gebiet der letzteren umfaßt 197 
rängengrade, d. h. 17 Grade mehr als den halben Erdumfang. 
In dem Augenblicke, wo an der Küste des Behringsmeeres die 
Sonne untergeht, geht sie über den Feldern und Wäldern des 
Staates Maine aaff. 
In Cincinnati Mordamerika) wurden am 7. ds. vier 
zroße Möbel-Magazine durch Feuer zerstört, wobei eine Person 
Jetödtet und 16 verletzt wurden, wäaͤhrend 24 andere anfänglich 
—EV—— 
mern umgekommen. Doch gelang ihnen später glücklich ihre Rettung. 
Der angerichtete Schaden wird auf 680,000 Dollar geschätzt. 
4 Folgende unglaublich klingende Geschichte finden wir in 
amerikanischen Blättern. Es handelt sich nämlich um die Geburt 
von nicht weniger als sieben Kindern, welche die Arzte 
Washingtons in sprachloses Staunen versetzt. „Der,Volks-Tribun“ 
schreibt hierüber: Unser Nachbarstädtchen Tenallytown ist in 
nie dagewesener Aufregung. Eine irische Frau, Namens O'Rourke, 
deren Mann kürzlich bei einem Fall vom Gerüste das Leben ver⸗ 
lor, hat im Laufe von drei Wochen sieben lebendige Kinder ge⸗ 
horen. Eines der Kinder, das erstgeborene, ein Mädchen, hat die 
zewöhnliche Größe der neugeborenen Kinder, die anderen sechs 
(3 Mädchen und 8 Knaben) aber sind von wahrhaft liliputanischer 
Zleinheit und können alle sechs in einem gewöhnlichen Nähkorb 
bequein untergebracht werden. Ihr Geschrei klingt ungefähr wie 
das Zirpen von Hünhnchen, die eben erst aus den Eiern geschlüpft 
sind. Bedeutende Aerzte, welche den Fall untersucht haben, ver— 
iichern, daß die Kinder, alle lebensfähig sind. Die „Medical 
Socieiy“ soll die Erhaltiung dieser allzu reichlich und gegen alle 
bisherigen medizinischen Begriffe gesegnete Familie in die Hand 
nehmen wollen. Frau O'Rourke ist schon zweimal verheirathet 
zewesen. Ihr erster Mann war ein Deutscher, Namens Hoffmann 
zie Ehe mit ihm blieb kinderlos, doch ist die Frau noch heute im 
ZStande, sich in der deutschen Sprache nothdürftig verständig zu 
nachen. Ihrem zweiten Mann O'Rourke gebar sie in vierjähriger 
Ehe Zwillinge, die aber kurz nach der Geburt starben. Frau 
D'iRourke ist etwa 830 Jahre alt, brünett, von mittlerer Statur 
ind intelligenten Gesichtszügen. Sie behauptet, daß ihre Groß—- 
mutter eine ähnliche Erfahrung zu machen gehabt habe, doch habe 
iich dieselbe auf drei Kinder beschränkt, die im Verlaufe von zwei 
Wochen geboren worden seien. Doch sei dem, wie ihm wolle; das 
aeuefte Ereigniß steht fest, und das stille Tenallytown wird dadurch 
einen Nuf erhalten, der weit die Grenzen seines Distrikts über⸗ 
chreiten dürfte.“ — Die Gewähr für diese ungeheuerliche Geschichte 
müssen wir natürlich dem amerikanischen Blatte überlassen. 
4 Ein Fräulein Gil lett ist vor Kurzem zum Notar in 
Folhumbia Ger. Staaten von Nordamerika) ernannt worden. 
diese Ernennung erfolgte auf Grund der Empfehlung des Herrn 
Riddle, Staatsanwalts des Distrikts, der sich dafür verbürgte, daß 
Miß Gillet sich auf's eifrigste mit dem Studium der Jurisprudenz 
ibgegeben habe und alle Eigenschaften und Fähigkeiten besitze, um 
die Funktionen des Notariates auszuüben. Der Generalanwalt, 
hden man vor der Ernennung um seine Meinung befragte, hat er— 
lärt, daß ihm kein Gesetz bekannt sei, welches Personen vom 
chwachen Geschlecht verhindern, das Amt eines Notars zu übernehmen. 
Aus der Stadt Merxico wird ein beklagenswerthes Un⸗ 
zlück gemeldet. An der Kirche San Mateo wurden Ausbesserungen 
borgenommen. Als am Morgen des 5. Juli einige Arbeiter auf 
dem Dache beschäftigt waren, stürzte einer von ihnen durch das- 
elbe; dies veranlaßle alle übrigen, gleichzeitig sich zu beeilen, das 
Dach zu verlassen, und durch die Erschütterung brach das ganze 
Dach zusammen. Von den Arbeitern fanden 20 ihren Tod und 
mehtere andere wurden lebensgefährlich verletzt; da in der Kirche 
aber gerade Goltesdienst war, wurden auch 30 der Anwesenden, 
meistens Frauen, getödtet. 
— Die kleine Tochter eines Farmers zu Elysian in Le 
Sueur County in Minnesota, wurde auf folgende schreckliche Art