Abends entschieden. Im ersten Wahlgang erhielt nur bei 211
dbstimmenden Bürgermeister Märcker mit 11 Stimmen die ab⸗
solute Majorität. Ferner erhielten Höh 98, Schmidt 92, Freuden⸗
herg 48. Horstmann (Thaleischweiler) 27, Jakob (Schopp) 12
und Rath Hessert 3 Stimmen. Die Wahlmänner der patriotischen
Partei stimmten geschlossen für Bürgermeister Urban Jakob in
Rohrbach, Bürgermeister Velten in Reifenberg und Redakteur Dr.
Eugen Jäger in Speyer. Im zweiten Wahlgang erhielt bei
208 abgegebenen giltigen Stimmen Bürgermeister Höh mit 116 St.
die Maorität, Schmidt 80, Freudenberg 50, Dr. Jäger 82, Velten
Eine Im dritten Wahlgang wurde k. Rath Schmidt mii
115 Summen gewählt. Stimmen fielen noch auf Dr. Jäger und
Freudenberg (16 St.) — Höh uno Schmidt sind auch in anderen
Wahlkreisen gewählt und zwar ersterer für Homburg⸗Kusel und letz⸗
serer für Speyer-Frankenthal. Da sich dieselben noch nicht ent⸗
schieden haben, für welchen Wahlkreis sie annehmen, so können
it evenluell für Zweibrücken-Pirmasens noch eine Nachwahl er⸗
halten. Für diesen Fall haben sich die liberalen Wahlmänner über
jhren Candidaten bereits geeinigt.
Von weiteren Resultalen der Abgeordnetenwahl liegen aus
der Pfalz vor: „Wahlkreis Homburge⸗Kusel: Dr. Eugen Buhl,
Gutsbesitzer in Deidesheim, L. Schleip, Fabrikant in Kusel und
Jakob Höh, Oekonom in Gerhardsbrunn. (Alle liberal.)
Waͤhltreis Germersheim⸗Bergzabern: Im ersten
Wahlgang Oekonom Kaub in Steinweiler, im zweiten Wahlgang
Sdera mitarichter Alwens in Bergzabern und Gerbereibesitzer Theu⸗
son in Germersheim, (Ebenfalls alle liberal.)
Waͤhlkreis Neustadt⸗Landau: Bei 248 Abstimmenden
gewählt Landgerichtsrath Brüning's, Landau, mit 175, Oberamis⸗
uchtstichter Kuby, Edenkoben, mit 173, Dr. Deinhardt, Deides
heim, mit 162 und Bürgermeister Müller, Haardt, mit 152 St.
Sämmtl. liberal).
Wahlkreis Kaiserslautern⸗ Kirchheimbolanden:
Suisbesitzer Frhr. von Stauffenberg, München, lib. Oberamts
richter Vaillant, Obermoschel, lib., und Oekonom Georg Herr,
Harrheim, lib.
Wahlkreis Speyer⸗Frankenthal⸗Göllheim: Bei 240
Abstimmenden gewählt Landwirth Joh. Adam Mannu, Lautersheim,
mit 211, Kaufmann Clemens-Grohé, Ludwigshafen, mit 210, Dr.
dudwig Gros, Lambsheim, mit 198 und Oberstlandesgerichtsrath
Farl ESchmidi, München, mit 190 Stimmen. (Alle 4 lib.)
In Reiskirchen brannte am 19. Juli das Schulhaus
total ab. Die Glocke liegt halb zerschmolzen am Boden. Die
Mobilnen wurden größtentheils gerettet, doch Weniges ist unbe⸗
schädigt, und erleidet Lehrer Bauer (früher in Oberwürzbach)
welcher Nichts versichert hat, großen Schaden. Man vermuthet.
daß der Brand durch Handwerksleute, welche im Schulhause mit
Rebaraturen beschäftigt waren, entstanden sein könnte.
GWoher die Klagen über die hohen Gerichtskosten) An
einem Amtsgerichte der Pfalz wurde eine Forderung von 80
Mark eingeklast. Es erging Beweisurtheil, gegen welches Beruf⸗
ung eingelegt wurde. Die Berufung wurde im ersten Termine
— der Prozeß dann am Amtsgericht durch Leist⸗
ung des im Beweisurtheil auferlegten Eides erledigt. Der obsie⸗
gende Kläger liquidirt nun folgende Kosten: M. Pf.
1 Die Gerichtskosten mit . .—. 18 80
wovon übrigens 4 M. leicht hätten gespart
wverden koͤnnen
— —
Reisekosten der Partie mit. —
Zeugengebühren
Kosten der Zeugenladungen. —
Schreibgebühren des Gerichts für Urtheilsaus⸗
fertigungen ꝛc.. ·
Porioauslagen des Anwalts F
Schreibgebuͤhren des Anwalis—
Reisegebühren des Anwalts (Auslage, Billet
2 Klasse7 M. 20 pf.). 23 92
10. Gebühren des Anwalt.. 73 10
II. Gebühren für Korrespondenz defselben . 5 90
Summa .1275 73
Daher die Klagen über die hohen Gerichtskosten bemerkt die „Pf. Z.“,
der wir das Vorstehende entnehmen.
— Anläßlich der gegenwärtig herrschenden ungewöhnlichen
Hitze wurde bezüglich des in vielen Gemeinden in Folge des Lehrer—
mangels und der Ueberfüllung der Schulen bestehenden Abtheilungs⸗
unterrichtes von der kgl. Regierung der Pfalz angeordnet, was
folgt: 1) Wo der Abtheilungsunterricht oder die Mitführung einer
zweiten Schule am Orte selbst stattfindet, ist an den Tagen, an
welchen die Tagestemperatur 22 o Reim Schartten voraussichtlich
erreichen oder übersteigen wird, der Hauptabtheilung ein 2 stün⸗
diger, der Nebenabtheilung ein zweistündiger Vormittagsunterricht
zu widuen. EGrstatten es die oͤrtlichen Verhältnisse, so ist der
u ht schon um 6 Uhr frühe zu beginnen. Zwischen die
2 85
2 80
10 90
Schulzeit der beiden Abtheilungen ist eine Erholungspause vor
iner halben Stunde zu begen. 2) Hat der Lehrer eine auswärtig,
Schule mitzuführen, so ist in diesem Falle der Nachmittagsunter
richt auf zwei Stunden zu beschränken, welche in die Zeit von
bis 5 odet 4 bis 6 Uhr zu verlegen sind. Bei ungewöhnlicher
Hitze kann dieser Unterricht ausnahmsweise ganz wegfallen.
Das bayerische Ministerium des Innern hat das Fär
ben von Fliegengittern mit Farben, welche irgend eine Arsenilver
bindung enthalten, verboten, ebenso das Feilbieten und Verkaufer
solcher Fliegengitter.
p Die Faͤhrt nach Frankfurt a. M. hat in Kaiserslauterr
solchen Anklang gefunden, daß man mit der Absicht umgeht, einen
weiten Extrazug nach Franlfurt a. M. zu veranstalten.
4 Augenbhlcklich sind deutsche Polizeibehörden auf's Eifrigft⸗
hinter einer Bande von Münzfälschern her, welche in gemeinge⸗
fährlichster Weise ihre Thätigkeit auszudehnen verstanden haben.
Die Berliner Polizei hat dieser Tage zwei Verhaftungen vorge.
ommen, wobei sich ergab, daß man es mit Verschleißern von
falschen ausländischen Noten zu thun hatte, während die Fabril
elbst in Sachsen ihren Sitz hat. Infolge dessen ist die sächsisch
Behörde mit in Bewegung gesetzt worden, und auch sie hat bereit
inige Falscher dingfest gemacht. Die Bande scheint Zweignieder
assungen auch in Süddeutschland zu haben, denn wie es heißt
ind Requisitionen auch dorthin von Berlin und Dresden au
ergangen.
FLuftzug in den Eisenbahnkupés. Oeffter in
—XXDD—— gefährlich es ist, sich er
hitzt dem Luftzug in einem Eisenbahnwagen auszusetzen. Dap
der ein eklatanter Fall. Ein Mann von Eilenburg sucht dieser
Tage mit Anstrengung aller Kräfte den Eisenbahnzug nach Leipjig
zu erreichen, was ihm auch gelang. Erhitzt setzte er sich an das
Fenster des Wagens und ließ sich abkühlen. Doch bald verspürt
cx ein Stechen und Prikeln in den Augen, und als er in Leipzi
ankam, mußte er einen Augenarzt konsultieren, der nur gering
Hoffnung auf Genesung des rasch erblindeten Auges geben kam.
p Der berühmte Wettläufer Fritz Kapernick hat, Leip
ziger Blättern zufolge, die fast unglaubliche Leistung vollbracht, di
ganze Wegstrecke von Halle nach Leipzig (9 Poststunden) in de
Zeispiellos kurzen Frist von 194 Stunden zurückzulegen. Ep
onkurrent zu Pferde — es galt die Austragung einer Wette
jangte erst 25 Minuten nach K. in Leipzig an.
— Man ist nicht berechtigt, bei Einsendungen von Schuldbe
rägen die Frankatur des Geldbriefes oder der Postanweisun
in Abzug zu bringen. Ein in Breslau wohnender Kaufmanr
der solches gethan, wurde deshalb von seinem Gläubiger nach er
'olgloser Reclamation der 20⸗Pf.⸗Frankatur verklagt und auch ver
ariheilt. Die nun dazu kommenden Gerichtskosten betrugen fi
Zen Verklagten nicht weniger als 14 M. 70 Pf.
Am Samsiag, 9. ds., wurde bei St einakirchenin
üdlichen Böhmen ein etwa zwölfjähriges stummes Mädchen au
jegriffen, das, wie nachträglich festgestellt wurde, drei Tage vorh⸗
janz gefund und im Vollbesiß der Sprache von Krumau aus der
Weg nach Priethal angetreten habe, sich jedoch verirrte und i
Dald von einem schweren Gewitter überrascht wurde. Das Kin
purde dadurch in solche Angst versetzt, daß es vor Schrecken di
Sprache gänzlich verlor. Derzeit befindet sich die Unglückliche i
der Taubstummen-Anstalt zu Krumau, wo man die Hoffnun
hegt, daß fie die Sprache wieder erlangen werde.
Selbsstmord aus Furcht vor dem Kometen. Der ner
sdomet hat, wie dem „Pr. D.“ gemeldet wird, einem 8ejeh
igen Greise in Pülna, Bezirk Brüx, in Böhmen einen solche
Schrecken eingejagt. daß er Hand an sich legte. In der Meinun
daß das Ende der Welt herangekommen sei, schnitt er sich mit ä
nem Rasiermesser den Hals auf und verschied in kurzer Frist.
F Zur Dienstbotenfrage finden sich in einem Wiener Blah
reffliche Worte, welche zur Beherzigung anzuempfehlen sein dürfte
Frau Helene v. T. schreibt: „Wenn viele Frauen von Küche un
Wirthschaft keinen Pfifferling verstehen, lassen sie das ganze Haut
wesen in den Händen der Köchin. Diese besorgt nicht allein ab
Finkäufe, sondern hat auch alle Hausbedürfnisse ohne jede Contto
in ihren Händen. Ist es da nicht natürlich, daß sie sich das
zu Rutze macht, ihre Herrschaft recht methodisch betrügt, die Fre
zür ein überflüssiges Ding im Hause ansieht, sich aber für unen
dehrlich hält und sich darum eine Freiheit nach der andett
herausnimmt? Eine Frau ist vor Allem dazu da, damit sie de
rhält, was der Mann oft sehr mühsam verdient, sie soll ih
einen Haushalt führen und sparen, ihm das Verdiente zusammer
halten, nicht es durch Putz vergeuden; sein Hauswesen führt
Linen Tisch mit schmackhaften Gerichten befetzen. Ein blanb
Tisch mit, wenn auch nur einer Schüssel und einer fröhlichen Fra
daran, ist einem braben Mann der beste Hausaltar, an dem er si
eines Lebens freuen und Gott dafüc danken kann, daß er ih
ine so brave Hausfrau geschenkt hat ꝛ, c·
Fer Junnel zwischen Calais und Dover. Die Ine