Hl. Ingberker Anzeiger.
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Sonntag, den 31. Juli
1881.
An meine Wähler in dem Wahlbezirke
Zweibrücken⸗Pirmasens.
Meine Freunde und Gesinnungsgenossen im Wahlbezirke Zwei—
hrücken⸗Pirmasens haben mir am 21. Juli jüngst durch die Wieder⸗
wahl als Abgeordneten einen mich sehr erfreuenden und ehrenden
Beweis ihres Vertrauens gegeben. Auch der Bezirk Spehyer⸗
Frankenthal hat mir die Ehre erwiesen, mich zu seinem Abgeord⸗
ieten zu wählen.
Bei dieser Doppelwahl hat sich die Frage ergeben, in welchem
gezirke die Annahme der Wahl Statt zu finden habe. Nach reif—
icher Prüfung und Erwägung aller Verhältnisse sind die Gründe,
velche für die Annahme der Wahl im Bezirke Speyer-Frankenthal
prechen, als entscheidend und durchschlagend erachtet worden.
Demgemäß habe ich die Wahl für diesen Bezirk angenommen.
Wenn ich nun auch nach dieser Entscheidung nicht mehr der
pezielle Bertreter für Zweibrücken⸗Pirmasens binz, so ist immerhin
das Band, welches mich seit 12 Jahren als Landtags-⸗Abgeordneten
ind seit 10. Jahren als Reichstags-Abgeordneten mit dem Wahl—
zezirk Zweibrücken⸗Pirmasens verbunden hat, in keiner Weise gelöst.
— Die Verfassung sagt dem Abgeordneten, daß er des ganzen
dandes allgemeines Wohl und Beste ohne Rüchsicht auf besondere
Stände oder Klassen zu berathen und ins Auge zu fassen hat, —
demnach bleibt also dieses Band ganz unberührt, um so mehr, als
das Wohl und das Gedeihen meines seitherigen Wahlbezirks meinem
Hherzen immer theuer bleiben wird!
Somit spreche ich allen meinen Freunden und Gesinnungs-
genossen im Bezirk Zweibrücken-Pirmasens meinen wärmsten Dank
zus für das mir bisher und neuerlich wiederholt bewiesene Ver—
rauen und rufe ihnen Allen freundlichsten Gruß zu, mit dem auf—
cichtigen, jedem deutschen Manne aus dem Herzen kommenden
Wunsche: Möge ein guter Genius wachen und walten über unser
dand und unser Volk! 9—
München, den 27. Juli 1881. F
Carl Schmidt,
Abgeordneter.
ernster, gehorsamer Männer, unter dem Commando eines intelli⸗
genten Mannes, und in wenigen Tagen könnte der größte Theil
zer Angriffs- und Vertheidigungs-Hilfsquellen des seeräuberischen
englands vernichtet werden.“
Das englische Unterhaus uahm am 28. ds. den Com⸗
nissions⸗Bericht über den Gesetzentwurf, welcher die Rechtsverhält⸗
nisse zwischen den Großgrundbesitzern und den Pächtern in Irland
ieu regeln soll, entgegen und setzte die dritte Lesung auf
nächsten Tag an. Der Bericht bringt die vielen in zweiter Lesung
dem Gesetzentwurf vorgenommenen Aenderungen in einheitliche
estalt.
Die Pariser „Justice“ erhielt Nachrichten aus Konstanti⸗
nopel, wonach die Pforte auf den Rath Osman Paschas be—
chlossen habe 1000 Mann und fünf von Hobart Pascha comman⸗
irte Panzerschiffe nach Tripolis zu senden, um sowohl den Aus⸗
hrüchen des Fanatismus, als etwaigen französischen Angriffen ent⸗
zegentreten zu können.
Das Befinden des Präsidenten Garfield hat sich wieder
hedeutend gebessert.
in
Vermischtes.
Dem Vernehmen nach wird das bekannte großartige Hotel
Karlüsberg am Stiftsplätze in Kaiserslautern, falls
iich nicht in kürzester Zeit ein Hotelier dafür findet, im Innern
zu Wohnungen umgebaut werden.
Der „Kuseler Ztg.“ zufolge hat bei der mit der allge⸗
neinen land⸗ und forstwirthschaftlichen Ausstellung verbundenen
illgemeinen Viehausstellung in Hannover, in welcher die berühm⸗
esten Viehracen des In⸗ und Auslandes vertreten sind, auch die
sßlanra'ce sich mit Ehren behauptet. Th. d. Wallmonden,
Zutsbesitzer auf Alt-Wallmonden, erhielt nämlich für ausgestellte
Thiere reiner Glanrace, sowie für Kreuzungen von Glan⸗ und
darzrace mehrere Ehrenpreise.
4 Die kgl. Kreisregierung gibt bekannt, daß die Bezirksarzt⸗
telle zu Winnweiler nicht wieder besetzt, sondern für den
Bezirk des Amtsgerichts Winnweiler ein praktischer Arzt als Stell-
ertreter des Landgerichtsarztes in Kaiserslautern bestimmt werden
vird.
In Oggersheim und Mardorf haben die Feld⸗
näuse in so bedrohlicher Weise überhand genommen, daß die Ge⸗
neindeverwaltungen beschlossen haben, der daraus entstehenden
defahr durch Zahlung einer Prämie von 1 Pf. per Stüc einge—
ieferter Mäuse entgegenzutreten.
4 Ein orkanarliger Sturm richtete am 26. d. in Wolfstein
ind Umgegend großen Schaden an. Viele Häuser sind ganz oder
heilweise abgedectt, zwei sogar unbewohnbar; circa 400 Obstbäume
ind eniwurzelt, zerrissen oder am Boden abgebrochen. Die Frucht—
fasten sind umgeworfen und die Garben weit fortgeschleudert.
Das bahyerische Gesetz und Verordnungsblatt Nr. 44 ent—
hält eine kgl. allerhöchste Verordnung vom 16. Juli ds. Is., die
Körordnung betreffend, welche am 1. Jan. k. J. in Wirksamkeit tritt.
Beä den Schießübungen des 1. Feld-Artillerie-Regiments
nuf dem Lechfel de ereignete sich am 26. ds. der Unglüdsfall,
daß eine Granate im Rohr zersprang, während der Laderaum noch
ffen stand. Durch die Sprengstüde wurden vier Artilleristen,
nücklicherweise nicht lebensgefährlich, verwundet.
F(Aus Bahyern.) Nachdem nunmehr seit Errichtung der
Wittelsbacher Landesstiftung zur Förderung des Handwerks nahezu
in Jahr verflossen ist, hat der Herr Staatsminister des Innern
als Vorsitzender des Landesstiftungsrathes die Zentralkasse ange⸗
viesen, aus den bis jetzt angelaufenen Zinsen des Grundvermögens
den Kreisstiftungsräthen die nach dem Stiftungsstatut und nach
den bisherigen Beschlüssen des Landesstiftungsrathes die betreffen⸗
den Beträge zur Verfügung zu stellen. Es können also demnächst
iber 7000 M. durch die Kreisstiftungsräthe auf die in 8 8, Ab⸗
atz 2, Ut. a—e des Süftungs-Statuts bezeichneten Zwecke ver⸗
vendet werden, nämlich auf Prämiirungen von Lehrlingen, welche
ich während ihrer Lehrzeit durch Talent, Strebsamkeit, Arbeits-
eiftung und Führung ausgezeichnet haben, oder auf Stipendien
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Deutsches Reich.
( Der Kronprinz des deutschen Reiches) wird nach
zen jetzt vorliegenden Nachrichten behufs Inspizirung des 1. bayer.
Armeekorps am 9. September iu Landshut eintreffen.
Der „Hannover. Kurier“ will wissen, zwischen dem Herzog
von Braunschweig und dem bekannten Centrumsführer
Windthorst seien Unterhandlungen in Gang, welche den Eintritt
Windthorst's in das braunschweigische Ministerium bezwecken. (Die
Nachricht ist nicht recht glaublich; sollte sie sich bestätigen, dann
würde sie anzeigen, daß das Centrum mit dem Fürsten Bismarck
reell schon weiter gekommen ist, als man äußerlich bisher wußte.
Man erlebt hentzutage freilich gar sonderbare Dinge; warum am
Ende nicht auch das noch 7)
Ausland.
Die Neuwahlen für die französische Abgeordnetenkammer
sind auf den 21. August anberaumt. Die Radicalen sind wüthend,
daß der Termin nicht weiter hinausgeschoben wurde, und klagen
iber „Ueberrumpelung“, obwohl seit einem halben Jahr Jedermann
pußte, daß die Wahlen vorzunehmen sind, sei es nun im August
sder im September.
Die Auffindung von Höllenmaschinen in englischen Schiffen
jat in England fieberhafle Aufregung hervorgerufen. Bisher
zatte man die Erklärungen der irischen Agitations-Comites in
Amerika lediglich als Prahlereien betrachtet, seit aber die Gefahr
ür die englische Flotte in so furchtbar handgreiflicher Form zu
kag getreien, hat jene Anschauung dem tiefstem Entsetzen Platz
zemacht und die früher für verruͤckte Hirngespinnste gehaltenen
Drohungen der Fenier in Amerika werden jezßt für bitteren Ernst
jzenommen. Die kürzlich angenommene Verfassung des fenischen
Scharmützel-Bundes“ erklärt ausdrücklich, die Zerstörung der
uglischen Flotte und der ungeheuren Waarenlager, Städte und
Zzorräthe durch Dynamit für den einzigen Zweck der Verbindung.
die Proklamation schließt: „Hierzu bedarf es nur einiger ehrlicher,