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der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblaite verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mif illustrirter Bei⸗
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j 122.
Dienstag, den 2. Augusit 1881.
Bestellungen für die Monate August und Sep⸗
teniber auf den „St. Ingberter Anzeiger“
uit illustrirtem Sonntagsblatt werden bei allen k. Poststellen,
n Postboten, von unsern Austrägern und in der Expedition eni⸗
jegen genommen.
Deutsches Reich.
Die „Münchener Corresp.“ will erfahren haben, der baye⸗
rische Landtag werde auf den 20. Sept. einberufen werden.
Die Einnahme an Zöllen und Steuern im ersten Vierteljahr
hrachte der deutschen Reichskasse gegen die entsprechende Zeit
»es Vorjahres ein Mehr von über elf Millionen, worunter die
Zölle mit neun Millionen figuriren; nur die Salz⸗ und Tabak⸗
deuer weisen eine kleine Mindereinnahme auf.
Die in diesem Herbst bevorstehende erste, auf zehn Wochen
zemessene Ausbildung der Ersatzreservisten erster Klasse
erfordert nach der „Allg. Militär-BZig. einen Kostenaufwand von
22 Millionen Mark. Die Uebungen erstrecken sich dabei nur
uuf die Linien⸗Armeekorps einschließlich der dem elften Armeekorps
nhemeinten hessischen Division und auf die beiden bayerischen
orps. —
Einen Beweis für die Mehrbelastung, welche die hohen Ge⸗
eichtskosten dem Volke auferlegen, bietet der jetzt abgeschlossene
Siaatshaushalt von Elsaß⸗ Lothringen für das Etatsjahr
1880/81. Darnach sind in diesem Zeitraum 515,319 M. mehr
in Gerichtskosten eingegangen als im Vorjahre.
Die „Nordd. Allg. Zig.“ veröffentlicht einen am 285. Juli
n Hamburg zur Post gegebenen Drohbrief an den Reichs⸗
anzler Fürst Bismarck, welcher gehässige Drohungen gegen den
Fürsten, sowie gegen Grafen Wilhelm Bismarck enthält. Dem
Schreiben lagen Ausschnitte aus forischrittlichen Blättern mit einer
Tarricatur aus der Hamburger „Reform“ bei. Hoffentlich legt
nan dem elenden Schreiben weiter keine Bedeutung bei.
* Was die Abreise Kaiser Wilhelms von Gastein anbelangt,
o soll dieselbe nach den bisherigen Dispositionen am 5. August,
also am Tage nach der Zusammenkunft mit Kaiser Franz Josef,
exfolgen, doch dürfte dieses Datum wohl noch nichts als ganz
eststehend zu betrachten sein.
Ausland.
* Eine Niederlage, welche vor einiger Zeit der Emir von
Ahghanista, Abdur Rhaman, der Protege Englands, durch
einen Gegner Ejubkhan, erlitten hat, wird möglicherweise zu einer
ibermaligen Intervention der Engländer in Ahghanist an führen.
Bereits haben die in dem indisch⸗afghanischen Grenzposten Quettah
ind Umgebung stationirten englischen Truppen Befehl erhalten,
ich zu concentriren, so daß eine Wiedermarsch der Engländer zu—⸗
aächst gegen Xandahar nicht unmöglich erscheint.
*Fuͤr Rußzland bildete die Reise Kaiser Aleranders nebst
ahlreichem Gefolge von der kaiserlichen Sommerresidenz Peterhof
nrach Moskau das Haupt-Ereigniß der vergangenen Woche. Es
nüssen allerdings gewichtige Gründe gewesen sein, welche den
Fzaren verenlaßten, seine bisherige Zurückgezogenheit aufzugeben
ind plötzlich die zweite Hauptstadt — für die Altrussen noch
mmer die erste — des russischen Reiches mit seiner Anwesenheit
zu beehren. Vorläufig muß man annehmen, daß die in Aussicht
jenommene Krönung des Czaren im Moskauer Kreml in Zu⸗
ammenhang mit dieser Reise steht.
Zur Kaiserzusammenkunft in Gastein.
Abermals findet auf österreichischem Voden eine Begegnung
wischen unserm Kaiser Wilhelm und dem Herrscher des öster⸗
eichischen Kaiserstaates statt, welche von Neuem sowohl für das
Freundschaftsband, welches zwei der mächtigsten Monarchen Europs
nschlingt, als auch für die fortgesetzt herzlichen Beziehungen, die
wischen dem deutschen Reiche und der österreichisch⸗ungari schen
Ronarchie obwalten, beredtes Zeugniß ablegt. Wie im vergangenen
Jahrc Ischl, so wird in diesem Jahre am nächsten Donnerstag,
August,, das in den Salzburger Bergen so malerisch gelegene
had Gastein, dessen heilkräftige Ouelle auch dieses mal von bester
Wirkung für den greisen deutschen Kaiser gewesen sind, Zeuge
Fjeser denkwürdigen Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und
daiser Franz Joseph sein. Wenn nun dieselbe zunächst auch nur
vestimmtist, dem personlichen Freundschaftsverhältnisse zwischen
eiden Monarchen erneuten Ausdrud zu verleihen, so wird man
hoch nicht leugnen können, daß die Kaiserzusammenkunft in Gastein
uuch ihre hohe politische Bedeutung hat, welche vor allem darin
zesteht, daß die politischen Bande zwischen Deutschland und Oester⸗
reeich seit dem Bestehen des deutscheösterreichischen Bündnisses sich
ucht nur in keiner Weise gelockert haben, sondern vielmehr noch
ester geworden sind. Diese Behauptung findet ihre Bestätigung
umeist in dem unverminderten Einvernehmen, welches zwischen
eiden Staaten in Bezug auf ihre auswärtige Politik besteht
ind das besonders in den orientalischen Angelegenheiten hervor⸗
rat, denn hauptsächlich dem völligen Einverständnisse zwischen den
heiden mitieleuropäischen Kaiserreichen ist es zu danken, daß die
zriechisch⸗ türkische Grenzfrage in so verhältnißmäßig rascher Weise
riediiche Regelung fand. Aber auch in allen anderen Fragen
zon hervorragender internationaler Bedentung macht sich das Ge—
nicht des deutschösterreichischen Einverständnisses in friedlichem
Sinne geltend, so daß man wohl behanpten kann, daß die jetzt
m europäischen Concerte im Allgemeinen herrschende Harmonie
nicht zum Mindesten dem auf Erhaltung des Friedens gerichteten
Finflusse des deutscheösterreichischen Bündnisses zuzuschreiben ist. —
xzs wird darum wohl Niemand daran zweifeln, daß die Kaiser⸗
usammenkunft in dem berühmten salzburger Badeort auch den
Zweck hat, die Erhaliung der Alliance zwischen Deutschland und
Zesterreich und die friedliche Tendenz derselben zu betonen und
s ist erklärlich, daß das deutsche wie das österreichische Volk dem
Zusammentreffen Kaiser Franz Josef's mit seinem erlauchten
jreunde und Bundesgenossen die lebhaftesten Sympathien ent⸗
egenbringt. Wenn wir Deutsche den Tag von Gastein mit be—
onderem Jubel begrüßen, so geschieht dies, weil dieser Tag ein
jeuer Markstein auf dem Wege ist, der uns mit dem stammver⸗
vandten Oesterreich in politischer und wirthschaftlicher Beziehung
mmer näher verbindet, und daß dieselbe Erkenntniß auch bei dem
berwiegenden Theile der Völker der habsburgischen Monarchie
horherrscht, beweisen die herzlichen Wünsche, mit denen die ange⸗
chensten Blätter Oesterreich Ungarns die Kaiserbegegnung in Gastein
ꝛegleiten. Von Seiten dieser Blätter war hierbei guch vielfach
zie Möglichkeit erörtert worden, daß der deutsche Reichskanzler
owie der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Oesterreichs
bvaron v. Haymerle, an der Zusammenkunft ihrer Souvberain
hei.nehmen wuͤrden, indessen ist dies aus naheliegenden Gründen
ucht wahrscheinlich, wie denn auch die vorjährige Zusammenkunft
daiser Wilhelms und Kaiser Franz Josephs in Ischl ohne das
heisein der genannten Staatsmänner stattfand. — Möchten sich
mn die Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche, welche in
deutschland und in Oesterreich an den Tag von Gastein geknüpft
erden, erfüllen, möchte auch die diesjährige Kaiserzusammenkunft
heutschland und Oesserreich zum Heile gereichen!
Vermischtes.
* St. Ingbert, 2. August. Gestern, 1. August, feierten
die hiesigen Schmelzarbeiter wie alljährlich in der üblichen
Weise duͤrch Goit esdienst mit Todtenamt und Predigt ihr Patro—
narsfest. — In der nächsten Zeit werden abermals eine Fa—
nilie und mehrere einzelne junge Leute von hier nach Nord-Ame—
rika auswandern.
* St. Ingbert, 2. August. Vorgestern Nachmittag gegen
3 Uhr waren in der Wohnung der Wittwe Walle in Ommersheim
mehrere junge Burschen im Alter von 16 und 17 Jahren ver⸗
ammelt. Der 16 Jahre alte Sohn der Wittwe Walle hatte eben
einen Kameraden einen Stock gezeigt, den er sich gekauft hatte,
ils er ploötzlich einen Karabiner von der Wand nahm und wahe⸗
cheinlich im Scherz auf den anwesenden J o st von Ommersheim
nit den Worten: „Alleweil schieß ich dich' anlegte. In demselber
Alugenblick krachte ein Schuß und Jost sank, schwer in den Ho
gettoffen nieder. Die ganze Schrotladung war dem Jost in