Anaherler Aumzeiger.
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—1881.
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I185.
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Deutsches Reich.
In Muürchen sollte heute (Samstag) die beabsichtigte und
angekündigte Zusammenkunft des Kaisers von Oesterreich mit König
Albert von Sachsen stattfinden.
Von der deutschen Behörde wurde den auf der Houwels'schen
Werft zu Kiel eben erst gebauten Schiffen ‚Diogenes“ und „So—
frates“ das Auslaufen unlersagt; die Maschinen wurden heraus—
genommen und die Corbette „Blücher“ hat sich zur Bewachung vor
Zeide Schiffe gelegt. Es heißt, die peruanische Regierung, Gwelche
noch immer im Krieg mit Chili ist) habe die Schiffe zu Kriegs⸗
wecken bestellt. Deutschland als neutraler Staat kann natürlich
as Auslaufen nicht gesiatten. (Nach einer anderen Annahme sollen
deide Schiffe für fenische oder nihilistische Zwecke bestimmt sein.)
Ueber die am 4. ds. in Bad Gastein stattgehabte Kai⸗
serzusammenkunmft wird von dort berichtet: „Unter Glocken⸗
geläute und den Klängen der Nationalhymne ist der Kaiser
don Oesterreich hier eingetreffen, von der Bevölkerung und
bon den Kurgästen mit lebhaften Hurrahrufen empfangen. Er
trug die Uniform des preußischen Kaiser Franz⸗Garde-Grenadier—⸗
Regiments und das Band des Schwarzen Adlerordens. Während
des Empfangs stieg Kaiser Wilhelm in österreichischer
Oberstuniform und mit dem Kreuz des Stephansordens von den
Stufen des Badeschlosses herab; Kaiser Franz Joseph eilte über
den Platz hinweg dem Kaiser Wilhelm entgegen; beide Monarchen
umarmten und küßten sich herzlich und begaben sich darauf Arm
in Arm in lebhafter Unterhaltung ins Badeschloß. Kaiser Franz
Joseph verweilte *a Stunden im Badeschloß und begab sich sodann
nach feinem Absteigequartier im Hotel Straubinger. So weit bis
jetzt bestimmt, verlaͤßt Kaiser Wilhelm Samstag (6. Au—
Zust) Vormittag 11 Uhr Gastein und übernachtet in Salzburg
BZon dort begibt er sich nach Koblenz, wo er einen Tag zu ver—
weilen gedenkt, und trifft Dienstag in Berlin ein.
Auslaud.
Gambetta, welcher jetzt eine Reise durch Frankreich macht,
um die Wähler zum Waͤhlen von gemäßigten Republikanern zu be⸗
stimmen, wurde in Tours mit den Rufen: „es lebe Gambetta,
8 lebe die Republik!“ empfangen. Er erwiederte auf die Ansprache
des Bürgernietisters, die schmerzlichen Gefühle, die ihn bei seinem
ersten Aufenthalt in Tours (1870/7 1) ergriffen, kümen heute wieder
und er koͤnne sie nur mit Mühe unterdrücken, um sich dem wohl⸗
wollenden Empfang, der ihm zu Theil werde, hinzugeben. „Wenn
wir, sagte er, noch leiden unter den Erinnerungen an die Nieder⸗
lage, so finden wir uns wenigstens wieder in vollem Triumph, in⸗
dem die Republik fest gegründet ist mit denselben Gefühlen und
derselben Hingebung an's Vaterland.“
Auf dem am Abend ihm zu Ehre gegebenen Bankett hob
Gambettia in längerer Rede hervor, daß die monarchische Partei
besiegt sei. Die Republik müsse nun endlich ihre seit langem der
Nation gemachten Versprechungen erfüllen; nämlich soziale Eman⸗
zipation, vollständige Freiheit und eine Politik unausgesetzten
Fortschreitens. Er, Redner, sei für das Zwei-Kammersystem
aber eine Reform des Senats sei unabweislich. Er verlange, daß
die jetzt auf Lebenszeit ernannten Senatoren sich einer Neuwahl
durch den Kongreß zu unterwerfen hätten. Gambetta forderte
ferner Weiterentwickelung des öffentlichen Unterrichts, vollständige
Associationsfreiheit und bezeichnete als nächstliegende Aufgabe der
Bolksvertretung die teilweise Reform der Verfassung hinsichtlich
des Senats, Herstellung einer Frankreich repräsentierenden Majorität
und endlich die Wiederherstellung der Achtung vor den Prärogativen
der administrativen Gewalt.
Für die algerischen Verhältnisse ist eine Veränderung ge—
troffen worden, welche gegenüber den bisherigen dortigen Verhält⸗
nissen die denkbar herbste Kritik enthält. Die französische Regierung
hat alle dortigen Verwaltungszweige mit den entsprechenden Mini⸗
sterien des Hauptlandes zu vereinigen beschlossen. Mit dieser Zen⸗
tralisationsmaßregel ist die 50jährige Selbständigkeit der dortigen
Kolonie so gut wie völlig vernichtet; freilich war sie durchweg *4
dur der niederträchtiasten Mhenteirreruesellschaft zu Gute gekommen
Vermischtes.
* St. Ingbert, 6. August. Gestern Nachmittag wurde
ein „zuro pam'üder“ Schuhmacher von hier auf eine dem—
elben gewiß höchst unangenehme Weise an der Ausführung seines
Vorsatzes, resp. dem Antritte seiner überseeischen Reise gestört. Ein
Gerbermeister, bei dem der Auswanderungslustige noch ziemlich tief
in der Kreide steht, ließ ihm nämlich die schon gepackten Reisekoffer
und Taschen mit Beschlag belegen. Es wird nun dem Betreffen⸗
den nichts übrig bleiben, als seinen Gläubiger, der ihm nach
Amerika zu kreditieren nicht'gesonnen ist, zu befriedigen, oder seine
Abreise vorläufig noch hinaus zu schieben.
— Die stadtischen Umlagen für Homburg haben sich gegen
voriges Jahr nicht unerheblich ermäßigt; von 120 pCt. im Jahre
1880 auf 104 pCt. heuer. Die Districtsumlagen haben sich um
—AV—
Kaiferslautern, soll bekanntlich eine zweite katho⸗
lische Kirche erhalten. Der vom Baumeister Schmidt angefertigte
Plan zu derselben ist sehr sehenswerth. Der Neubau wird in rein
jothischem Style und imposanten Dimensionen aufgeführt. Die
irche erhalt eine Länge von 79 Meter, 2 Thürme, bedeckt einen
Flachenraum von 18140 Quadratmeter und ist auf 825,000 M.
deranschlagt.
p'In Lambrecht sind in einer Familie die Blattern aus⸗
gebrochen.
Aus mehreren Ortschaften des mittleren Gebirges
wird ein bedeutendes Sinken der Weinpreise gemeldet. So soll in
Fdesheim sog. Erntewein um 68 bis 12 Pfg. per Liter verkauft
werden; in Hambach wird von einem Winzer der Liter zu 82
Pf. und in Neustadi bei Producenten und Wirthen ein 1879er
zu 20 Ppff. per Schoppen verzapft. Ob der in Aussicht stehende
Jute Herbst dies Wunder allein zu Stande gebracht hat, oder ob
sonst noch etwas dahinter steckt, mag dahingestellt bleiben.
In Weisenheim a. Sd. wurde in seiner Wohnung
der 78jährige Kaufmaun Jakob Löb mit einer Hacke erschlagen
und aus dessen —7— das Geld geraubt. Bereits vor
Jänger als einem Jahre Wurde bei dem Genannten, der allein wohnt,
eingebrochen. Die sofort eingeleitete gerichtliche Untersuchung wird
hoffentlich dazu führen, daß der Raubmörder entdeckt wird.
F Zahnarzt Detz ner aus Speyer hat auf der Ver—⸗
sammluug der deutschen Zahnärzte in Heidelberg am 1. 2. und
3. August den ersten Preis erhalten fuüͤr eine vom Vorstand des
Central⸗Vereins deutscher Zahnärzte zur Preisbewerbung ausge⸗
schriebene Arbeit.
In kaum acht Tagen sind in der Gemarkung Ogg ershe im
30,000 Stück Mäuse gefangen worden, wofür die Gemeindekasse
500 A. zahlte.
In Heidelberg hat Hofrath Czerny eine Magen-Re—
sektion mit glücklichstem Erfolge ausgeführt und vor einigen Tagen,
dier Wochen nach der Operation, den betreffenden Patienten mit
einer Gewichtszunahme von 11 Pfund entlassen.
Am'6., 7. und 8. ds. Mis. findet in Lahr das erste
Kreisturnfest des 10. deutschen Turnkreises statt. Angemeldet sind
Jjegen 1000 Turner und es verspricht das Fest ein sehr glänzendes
su werden. — Gäste sind bis jetzt schon aus sehr vielen Orten
ingemeldet u. a. auch aus Edenkoben, Cisenberg, Frankenthal,
Bermersheim, Grünstadt,' Kaiserslautern, Kirchheimbolanden,
zambrecht, Ludwigshafen a/ sth, Mannheim, Mußbach, Neustadt a⸗H.,
hirmasens, Speyer, Straßburg, Wolfstein, Zweibrücken.
Der Bisthumsverweser Lothar v. Kübel in Freiburg
Baden), der bei der letzten Priesterweihe unwohl geworden und
darauf an der Herzentzündung erkrankt war, ist am Donnerstag
plötzlich am Herzschlage gestorben.
Die Frau Fürstin Bismarck wird vom Bad Kreuth Ende
dieser Woche in Kisfingen eintreffen. Sie soll die Cur mit
sehr günstigem Erfolge gebraucht haben. Die Abreise des Fürsten
Zismarck von Kissingen soll am 15. Mai ds. Monats stattfinden.
Er ist bis dahin vole sechs Wochen in Kissingen gewesen, und
auch ihm hat die Cur gut angeschlagen.
Wisrenß ver au FJaden ves siebenten deutschen Bundes—