Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingbexrker Anzeiger. 
der Et. Ingberter Anzeiger und dat (2 mal wöhentlich) mit dem Daupiblatte verbundene Unterhaltun⸗e att, (Sonntagt mit illustrirter Bii⸗ 
jage) erscheint wöchentlich viermal: Dieunstag, Donnerstag, Samotaag und Sonntag. Der Abonnementspreis betragt vierteljahrlich 
A 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1. 60 A, einschließlich 4a0 4 Zustellgebühr. Auzeigen werden mit 10 —, von Auswarts 
mit 14 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrist odet deren RNaum, Neckamen mit 30 4 pro Zeile berechnet. 
— 
Anne 
Donuerstag, den 11. August 
1881. 
Deutsches Neich. 
S. M. der Koͤnig von Bayern hat in Nugcsicht auf das 
zeichsgesetz vom 18. Juli d. Is. die Abanderung der 
zewerbeordnung (Innungsgesetz) betr. verordnet, daß un⸗ 
er den hohrren Verwaltungsbehorden, wie sie in den verschiedenen 
dzaragraphen des Gesetzes aufgrfuhrt, die Kreisregierungen, Kam⸗ 
nern des Innern zu verstehen sind. Die nach 5 100d Abs. 2 
xer Gewerbeorduung den Polizeibehorden zukommenden Obliegen⸗ 
seiten werden von den Ortspolizeibehorden ausgeubt. 
Furst Bismarck ist unermudlich in Beannwortung von ihm 
zuch in Kissingen zugehenden Zustummungsadressen zu seiner Poli⸗ 
il; unter Audern hat er auch an den Vorstand des ‚„Vereins 
eutscher Ingenieure“ ein Schreiben gerichtet, in welchem er die 
Adsicht, den Gesetzennvurf über die Unfallbersicherung wieder ein⸗ 
ubringen, mutheilt und zugleich die Erwartung ausspricht, daß 
ich die Mitglieder des Ingenteur⸗Vereins fur die Erhebungen einer 
Unfallstatistik ad hoc interessiren und die durch letztere verfolquen 
zwecke nach Kraften fordern werden. 
*Der Kaiser ist am Miinwoch Vormittag von Coblenz 
ommend, wo er einen Tag am Krankenlager seiner erlauchten Ge⸗ 
nahlin weilte, in bestem Wohlsein wieder in Berlin eingetrofien. 
hon Verlin aus begiebt sich der Kaiser nach Schloß Babelsberg. 
do derselbe, wie nunmehr festzustehen scheint, die nachste Zeit 
esidiren wird. 
Die vielfach angezweifelte Ernennung des Straßburger 
domherrn Dr. Ko rum zum Bischof von Trier muß nun doch 
ils ziemlich sicher betrachtet werden, denn einem Telegramm der 
Hermania“? aus Rom zufolge ist die Ernennung Tr. Korums 
um Bischof von Trier durch papitliches Breve bereits erfolgt. Der 
eue Bijschof soll am nachsten Sonnabend die Consecration empfangen. 
Man hort, daß auch Verhandlungen über die Wiederbeseßung 
»eßs Bisthums FFulda statninden, in welchem eine Wahl 
xßhalb unmöglich ist. weil nur noch ein Tomlapitular fungirt. 
die Verhandlungen über die Beruiung eines Beihumsverwejers 
uͤr Fulda durften darum direlt zwischen der Kurie und der preußi—⸗ 
hen Regierung geinhrt werden. 
Anus Baden schreibt man der Germania“, der Großherzog 
verde bei seiner silbernen Hochzeit den Konigetutel annehmen (7). 
Die „dunastische Veranderung“ im Großherzogthum Baden 
Frhebung zum Konigreeich) findet in Berliner Hokreisen vor⸗ 
aufig keinen Glauben. Man weist auf die allem furstlichen Ge⸗ 
ange abholden, fast bürgerliche Einsachheit liebenden Neigungen 
es großtherzoglichen Paares hin und erinnert daran, daß vor dem 
Hjahrigen Regierungsjubilaum des Herzogs von Braunschweig an 
ich viel glaubwurdigere, gleichfalls eine Standeserhohung betreende 
herüchte durch die Zeitungen gegangen sind, ohne irgendwie Ve— 
atigung zu sinden. 
Am Dienstag fand die schon für den 6. August angekun— 
ziigte Begegnung des Katsers Franz Josef mit dem Geoß— 
etzog von Baden auf der Insel Maittau statt. Ueber den 
igentlichen Zweck dieser Zuiammenkunit sind in den Zeitungen 
ie ticfsinnigsten Retrachsungen und Erorterungen angestelt worden, 
och durite die Furstenbegegnung in Mainau schwerlich den ihr 
ugeschriebenen politischen Hintergrund haben, sondern vielmehr aus 
ein verionlichen Grunden erfolgt sein. 
WAusslanud. 
vobei sie mehrere der Angreifer tödteten; 500 Mann franzojische 
Truppen sind zur Verfolgung der Plunderer aufgebrochen. 
Das englische Oberhaus nahm in dritter Lesung das 
rische Land-Gesetz nach einsundiger Debatte ohne besondere Ab— 
fimmung an. 
Die Reise des russischen Kaiserpaares nach Mos⸗ 
au, Niichnei-Nowgorod u. s. w. ist so plotzlich unterbrochen worden 
ind die Rudkehr nach Petersburg erfolgte so eilig, daß man an— 
jehmen muß, die Besorgnisse vor einem neuen Attentate hatten 
ierzu Anlaß gegeben. Von Petersburg aus begab sich der 
daiser nebst Familie und den Vinistern Janatieff und Woronzeij 
ofort wieder nach Peterhsff. 
In der Ausfuhrung der türkisch-griechischen Grenz 
egulirung droht plotzlich ein Aufschub einzutteten, da die Pforie 
—A— 
heile an Griechenland bis gegen den 15. September verichoben 
werde. Die Machte sind uber dieses neue Verlangen der Viorte 
ofort in einen Peinungsaustausch getreten, als deisen Refultat die 
leberreichung einer Collectivnote an die turkische Regierung zu be— 
rachten ist, in welcher die Gründe fur die Ablehnung des Wer⸗ 
angens der Pforte seitens der Machte dargelegt sind. Zugleich 
jaben die Machte an die letztere das Ersuchen gerichtet, so bald 
ils möglich den Ort und den Tag für die Wiederauinahme der 
renzregulirungasarheiten zu bestimmen. 
Vermischtes. 
St. Ingbert, 11. Aug. Bei der heute Mittag zu 
ende gegangenen Abgeordneten ⸗Nachwahl im Wahlkreis Zweibrücken. 
Pirmasens wurde Hr. Oberlandesgerichtsrath Hesserst tnat lib.) 
'on Zweibrücken mit 120 Stimmen zum Abgeordncten gewahlt. 
F Die Eroijnung der dritten im Geichaftejahr 188jbei dem 
. Landgericht Jweibründten abzuhaltenden S Awurgerich:rißung 
ur die Pfalz wurde auf Montag. den 12. September, naichtn 
in fesgeseßt, der k. Oberlandesgerichtsta:h Hessert zum Vor⸗ 
ißenden und der k. LandgerichtzSdirector Herfel dt zu dessen 
-tellvertreter ernannt. 
fF Die Tirection der Pfalzischen Rahnen hat dem Gewerbe⸗ 
nerein Kaisersslautern einen zweiten Ertrazug nach Frank⸗ 
urt bewilligt, der Sonntag, 21. August. von dort abgehen wird. 
zmm übrigen wird es ebenso gehalten, wie bei der ersten Ertraiahrt. 
In Frankened sind in einem Hause die schwarzen 
Rlattern ausgebtochen. 
In Weisenheim a. S. ist seit fünf Tagen Polizei, 
zendarmerie und Untersuchunegericht in ungausgeseztet Tha— 
igleit, den Morder des Handelsmannes Loeb von dort zu entdecken, 
»hne das geringste Resultat odet überhaupt eiwas entdecken zu 
onnen, was zur Habhaftmachung des Attentaters fuhren konnte. 
leberigens ist herrichende Ansicht die. daß man es hier nicht mit 
inem Rachcakt zu thun hat. 
f In Frankenthal scheint das „Verduften“ epidemisch 
verden zu wollen; innerhalb weniger Tage haben zwei der soge— 
annten besseren Burger mit Zurücklassung betrachtlicher Shulden 
as Weite gesucht. 
F Die Aufnahmspräfundg für die protest. Pfartamts- 
Fandidaten wird Mittwoch den 21. September Isd. Irs in dem 
Amtslocale des ptotest. Consiitoriums in Speyer ißbren Anfang 
iehmen. 
Herr Bischof Ehrler von Speyer hat in einem Aus— 
chreiben an den Kletus und die Glaubigen seines Visthrims sei— 
iem Schmerze übert die Vorgange in Rom bei Ueberiuhrung der 
deiche Pius 1Xx. Ausdruck verliehen. Es werde dadurch bewresen, 
n welch' trauriger Lage sich dort die Kirche befinde und daß der 
Papst in Wahrheit sich im Vatikan eingeichlosen sieht, um nicht 
en Beleidigungen und Rohheiten seiner Feinde ausgeiett zu sein. 
F Wie die „Saarbrücker Ztg.“ mittheilt, haben sich in der 
hegend von Sgaarbrüden in letzter Zeit zwei amerttamische 
Agenten, von einer Glashütte zu La Salle bei Chicago. Namens 
zchulz und Berger, aufgehalten, um unter Vor piegelung hohen 
»ohnes Glasarbeiter anzuwerben. Die Behörden in Saaubrucken 
»Die Wahlrede Gambettas in Tours hat in Frank— 
tich doch nicht den Eindruck gemacht, den det Er⸗Tictatort jeden— 
Alls erwartet hatte und schan die laue Aufnahme, welche die Rede 
n Tours selbst fand, scheint Glambetta etwas verstimmt zu haben. 
ils einen Ausfluß dieser Verstimmung ist es zu betrachten, daß 
zambetia in Ghateaudun, wohin er sich von Tours aus begeben 
atte, es vorzog, seine dort beabsichtigte Rede nicht zu halten und 
ich von Chateaudun schleunigst nach Paris zurückzubegeben. In 
daris wird der Kammerpräsident in seinem Wahlkreise Belleville 
ine große Rede halten. — Eine Bande Aufständischer hat mehrere 
körfer zwischen der Stadt Reh in Tunesien und der Eisenbahn 
m Medierdah-Thale geplündert. Die Einwohner vertheiditen sich.