Full text: St. Ingberter Anzeiger

geotdnet, daß die Bestimmungen der Ministerialentschließung vom 
Mai 1875, „die Fortbildung des Lehrpersonals an den Volks⸗ 
chulen betr.“, fortan auch für das weibliche Lehrpersonal sinnge⸗ 
näße Anwendung zu finden haben, jedoch mit der Einschränkung, 
aß für dasselbe eine Verpflichtung zur Theilnahme an den allge— 
meinen, sowie an den besonderen Conferenzen nicht besteht. 
FIn Landauna. d. Isar wurde bei der Landtags-Nach⸗ 
vahl Landgerichtsrath Schels (der extremen Partei angehörend) 
nit 132 unter 145 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. 
Ueber einen Unglücksfall, der sich am 4. August Nachmit- 
ags auf dem Militärschießplatze in Freising zugetragen hat, 
hungt das „Freis. Tagbl.“ nachstehendend authentischen Bericht: 
ßremier⸗ Lieutenant Frhr. v. d. Tann waa Nachmittags zur Auf—⸗ 
scht auf den Schießplatz kommandirt, wo einige Unteroffiziere mit 
pistolen zu schießen hatten. Der Premier-Lieutenant beobachtete 
hen einen abgegebenen und auf der Scheibe angezeigten Schuß, 
robei er, wie üblich, links seitwärts und rückwärts von dem 
—chützen stand. Derjenige Unteroffizier, welcher nach diesem zum 
zchießen gelangte, lud die Pistole, erhob sie, kam zu früh mit dem 
zinger an den Drücker und schoß den genannten Offizier durch 
zen rechten Oberarm in die Brustseite. Bis jetzt ist glückicher 
Weise das Befinden des Verletzten so, daß eine Gefahr für dessen 
deben nicht besteht. Es wird noch beigefügt, daß der Unteroffizier, 
velchem das Versehen passirte, sehr ruhig, pflichttreu und verlässig ist. 
Folgender gräßlicher Unglücksfall ereignete sich auf dem 
cisenwer Mutterhausen bei Bitsch. Ein aus dem Unter—⸗ 
lsaß gebürtiger Arbeiter, der als Walzer beschäftigt war, wollte, 
un die Umgebung der von ihm bedienten Walze zu reinigen, 
jber diese hinweggreifen, um einen auf der anderen Seite stehenden 
Besen zu nehmen. Die Walze erfaßte jedoch die Blouse und zog 
»en Unglücklichen ungefähr achtmal durch, so daß er vollständig zu 
Zrei zermalmt wurde. 
F Die „Fr. Ausst.-Ztg.“ berichtet: „Bei Anwesenheit des 
eutschen Kaisers in der Frankfurter Ausstellung am 
etzten Montag hatten zwei aus Köln herbeigeeilte Theilhaber 
er Firma „Stollwerk“ die Ehre, Seiner Majestät vorgestellt 
u werden, und eine junge Dame des Hauses, dieselbe, welche be— 
eits auf der Düsseldorfer Ausstellung die hohe Ehre hatte, beiden 
Majestäten Frühstück-Chokolade darzubieten, überreichte ein Bouquet, 
belches huldvollste Entgegennahme fand. Seine Majestät erkannte 
ie Dame sofort wieder — ein Beweis für das vorzügliche Ge— 
ächtniß unseres Kaisers — und versuchte die in der Ausstellung 
abrizirten Fürstendesserts. Se. Majestät stellte die Frage, ob das 
hortal denn wirklich ganz aus Chokolade sei? Als Dies bejaht 
vpurde, sagte Se. Majestät: „Dies ist ja ein wahrer Triumph— 
ogen deutscher Chokolade-Industrie.“ Auch fand der aus Choko— 
ade gefertigte Aufsatz, gekrönt von der Büste unseres Kaisers und 
imgeben von den Statuetten der deutschen Helden, das Allerhöchste 
Interesse.“ 
F Ein gutes Tröpfchen. Daß im Rheingau noch manches 
zute Tröpfchen feinen Weines liegt, geht daraus hervor, daß kürz⸗ 
ich Frau Wwe. C. Wagner zu Oestrich an die Firma J. B. Mayer 
in Frankfurt a. M. zwei halbe Stück 1868er zum Preise von 
3600 fl. resp. 3000 fl. verkauft hat. Im Einkaufe stellt sich dem— 
nach der Liter auf 8113 und 10923 Mk. 
In der württembergischen Landesausstellung er— 
regt das Interesse der Hausfrauen unter den Haushaltunsgegen⸗— 
tänden ein neues Ausstellungsobjtkt: eine Gans am Braispieß, 
»ie durch Uhrwerk in Bewegung gesetzt wird und nach viertelstün— 
digem Gange durch Glockenschlag die Aufmerksamkeit der Köchin 
rregt. 
Miethsverhältnisse in Berlin. Nach den Aufzeichnungen 
ner städtischen Steuerverwaltung waren im ersten Quartal dieses 
zahres 10049 Wohnungen und Gelasse im Miethswerthe von 
»386,133 Mark unvermiethet. 
Aus Bochum wird der „Nordd. A. Zig.“ geschrieben: 
Der Mörder der zwölfjährigen Christiane Häümelmann von Rel— 
inghausen ist, wie uns aus sicherster Quelle soeben mitgetheilt 
vird, durch den Criminalcommissarius v. Hüllesem in der Person 
ines Pferdehändlers, Namens Veit Pelzer aus Hameln, ermittelt 
ind zur Haft gebracht worden.“ 
7 Geutsches Petroleum.) Aus der Lüneburger 
haide, jenem öden Landstrich im nordwestlichen Deutschland, kommt 
ine überraschende Kunde, welche in der Provinz Hannover bereits 
roße Erregung hervorrief, aber auch weit über deren Grenzen 
inaus lebhaftes Interesse zu erzeugen geeignet ist. Menschliche 
dräfte und Ausdauer haben dort dem unfruchtbaren Boden Schätze 
ibzuringen vermocht, deren Dasein man allerdings schon lange ver— 
authete, deren Hebung aber bisher trotz vieler Versuche nicht ge— 
uingen war. Es sind Petroleumquellen, die jetzt erschlossen wurden, 
ind die man für so mächtig und ergiebig hält, wie diejenigen, 
velche Pennsylvanien, das Mutterland der Petroleumindustrie, auf—⸗ 
oeist. Allerdings befinden sich unsere deutschen Unternehmungen 
och auf den ersten Stufen der Entwicklung, aber die Forschungs⸗ 
—I 
bor und für die Möglichkeit weiterer Erfolge ist der Beweis ge— 
liefert. Wir sehen somit mitten im unwirthbaren Haideland eine 
Industrie erblühen, welche vielleicht bed eussam für den ganzen nord⸗ 
vestlichen Theil unseres Vaterlandes werden kann. 
FGoöhmens Obstreichthum.) Nach den neue— 
ten statistischen Ethebungen besitzt Böhmen gegenwärtig 14 Mil⸗ 
lsionen Obstbäume, vorwiegend Aepfelbäume. Davon sind 
10,000,000 in Gärten, 1,600,000 auf freiem Felde und mehr 
als 2,000,000 längs den Landstraßen und Wegen angepflanzt. 
Jahraus, jahrein werden circa 1,8500, 000 junger Bäumchen aus— 
gesetzt. Dieser enormen Ziffer entspricht auch der sehr bedeutende 
Obsterport Böhmens, welcher nach Deutschland und Rußland ganz 
besonders erfolgreich betrieben wird. 
Dem „Berliner Tageblatt“ zu Folge fand den 2. und 3. 
August in Njeschin, einer Stadt mit 20,000 Einwohnern im 
russischen Gouvernement Tschernigow, eine schreckliche Judenver⸗ 
'olgung statt. Viele Wohnhäuser wurden vernichtet, der jüdische 
Friedhof zerstört. Die Truppen mußten die Waffen gebrauchen, 
wobei zahlreiche Personen getödtet und schwer verwundet wurden. 
F In Temesvar ist in voriger Woche in einer Spiri— 
tusraffinerie ein furchtbarer Brand ausgebrochen. Das Feuer ent— 
tand in der Binderei, theilte sich den Stallungen mit und ergriff 
die Fabrik. Das ganze Etablissement ist niedergebrannt. Der 
Schrecken erreichte seinen Höhepunkt, als 2000 Masiochsen brüllend 
ind Alles vor sich in die Flucht jagend aus den Stallungen her— 
yorbrachen und als die in den Vega-Fluß abgelassenen Spiritus— 
yorräthe zu brennen anfingen und sich der Fluß in einen grün 
und blau brennenden Feuerstrom verwandelte. 
7 Am 6. d. M. fanden in New-York 60 Todesfälle 
tatt, die direkt,oder indirekt der herrschenden Hitze zuzuschreiben sind. 
F In einer der letzten Nächte brach im Hafen von Goletto 
Tunmis) auf dem Vorderdeck des Dampfers Isaac Pereire“ 
Feuer aus. Man sprengte das Vorderdeck mit Torpedos in die 
Luft, um den Rest des Schiffes retten zu können. Die Haoselig- 
keiten eines Theiles der Passagiere sind verloren, Verluste an 
Menschenleben aber nicht zu beklagen. 
F Nachrichten auss San Franzisco zufolge ist ein 
ieutralisirter Deutscher Namens Kleinschmiedt von Eingeborenen auf 
der Insel Neu-Britannien ermordet worden. 
F Der Zusatz unbrauchbarer Theile einer Pflanze zu Fabri⸗ 
aten aus den brauchbaren Theilen derselben (beispielsweise der 
Zusatz der holzigen Staudentheile der Tabakpflanze zu den Tabak— 
zlättern bei der Cigarrenfabrikation) ist als Fälschung eines Ge— 
außmittels vom 4. Juli 1881 zu bestrafen, wenn durch den Zusatz 
die Qualität des Fabrikats erheblich verschlechtert und dessen Zu— 
ammensetzung eine andere wurde, als stillschweigend oder nach 
lebereinkunft erwartet werden durfte. 
— Der neueste Komet ist für das bloße Auge jetzt schon 
ichtbar, aber nur des Morgens. Sein Weg geht nordwestlich 
nach dem großen Bären zu, in dessen Bild er Mitte des Monats 
ritt, ohne jedoch das eigentliche Siebengestirn zu berühren. Un— 
er letzterem wird er voraussichtlich etwa vom 20. bis 27. August 
einen größten Glanz erreichen und auch dann sichtbar sein, denn 
as letzte Viertel des Mondes ist schon am 16. ds. Von dort 
vendet sich der Komet südwestlich. Ob er bis zum Oktober sicht— 
har sein wird, ist noch zweifelhaft. Der alte Komet ist jetzt kaum 
nehr sichtbar. Sein Platz ist links vom Polarstern. Sein Nach— 
olger wird es ihm voraussichtlich an Glanz gleichthun. 
Morberichte. 
Zweibrücken, 11. August. (Fruchtmiitelpreis und Viktualienmar 
Weizen 11 M. 94 Pf., Korn 09 M. 57 Pf., Gerste zweireihige 8 M. 80 Pr., 
ierreihige d M. — Pf., Spelz 7 M. 22 Pf., Spelzkern — M. — Pf. 
Dinkel — M. — Pf., Mischfrucht O M. 96 Pf., Hafer 7 M. 12 Pf., 
Frbsen — M. — Pf., Wicken O M. — Pf., Kartoffeln 4 M. 80 Pf., 
deu 8 M. 40 Pf., Stroh 8 M. 10 Pf., Weißbrod 1/3 Kilogr. 589 Pf, 
ornbrod 8 Kilogr. 71 Pf., Gemischtbrod 8 Kilogr. 86 Pf., paar Weck 100 
Br. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 53 Pf. II. Qual. 46 Pf. Kalbfleisch 40 Pf., 
dammelfleijch 60 Pf., Schweinefleisch 56 Pf.; Butter /2 Kilogr. 1 M. 10 Pf., 
Wein 1 Liter 80 Pf., Bier 1 Liter 24 Pf. 
Homburg, 10. August. (Fruchtmittelpreis und Viktualienmarkt. Weizen 
L1N. 83 Pf, Korn 9 M. 31 Pf., Spelzkern — M. — Pf. Spelz 06 M. 
413 Pf., Gerste Zreihige — M. — Pf. Gerste Areihige M. — Pf. Hafer 
7 M. 47 Pf., Mischfrucht 9 M. 58 Pfr, Erbsen — M. — Pf., Wicken 
) M. — ppf., Bohnen O M. — Pf., Kleesamen — M. — Pf., Korn⸗ 
zrod 6 Pfund' — Pf., Gemischtbrod 8 Pfund 80 Pf. Ochsenfleisch — Pf. 
Rindfleisch 50 Pf., Kalbfleisch 40 Pf., Hammelileisch 60 Pf., Schweinefleisch 
30 Pf., Butter 1 Pfund 1M. — Pf., Kartoffeln per Ztr. — M. — Pij. 
Kaiserslautern, 9. August. (Fruchtmittelpreißs und Viktualienmarkt.) 
Weizen 11 M. 15 Pf., Korn 9 M. 83 Pf. Spelzkern — M. — Pf., Spelz 
3 M. 50 Pf., Gerste 9 M. 28 Pf., Hafer 7 M. 55 Pf., Erbsen — M. 
— Pf., Wichen 6 M. 50 Pf., Linsen — M. — Pf. Kleesamen — M. — 
Pf., Schwarzbrod 6 Pfund 80 Pf., do. 3 Pfd. 40 Pf., Gemischtbrod 
3 Pfund 45 Pf. Butter pro Pfund O M. — Pf. Eier 1 Stuck — Ppf. 
Zartoffeln pro Zentner O M. — Pf. Stroh O M. — Pf. Heu o M. — 
Pf., Kleeheu d M. — Pf. 
Fur die Redaltion verantwortlich: F. X. Deme 
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