Full text: St. Ingberter Anzeiger

Die Umarbeitung des Unfall⸗Versicherungs⸗Gesetzes 
wvird mehrere, Monate in Anspruch nehmen; dasselbe soll von einer 
Denkschrift begleitet dem Reistage vorgelegt werden. Ob auch die 
auf den Etitwurf eines Gesetzes über Arbeiterversicherungs⸗ und 
Alterversorgungskassen bezüglichen Arbeiten schon bis zu Anfang 
des nächsten Jahres weit genug befördert sein werden, ist fraglich. 
Die Vortiagen sollen zunächst dem preußischen Volkswirthschaftsrath 
unterbreitet werden. 
Kaiserin Augusta, deren Zustand sich stetig bessert, wird 
am 18. September von Koblenz nach Baden-Baden übersiedeln. 
m 18. September wird dort auch Kaiser Wilhelm ein⸗ 
reffen. Vom 18. bis 25. Sept. finden bekanntlich in Karls⸗ 
ruhe die Vermählungsfeierlichkeiten sowie jene der silbernen Hoch⸗ 
zeit des großh. Paares statt. 
Ausland. 
Wie ein richtiger Maghar über die in Ungarn zahlreich 
wohnenden Deutschen denkt, dessen ist Zeugniß ein Urtheil, welches 
ein Mitglied der Magnaten⸗Tafel, Graf Alexander Teleki, am 20. 
Januar 1881 in dem zu Klausenburg erscheinenden „Magyar 
Polgar“ über die Deutschen gefälll hat. Graf Teleki schrieb nüm— 
lich: „Einen Feind haben wir, einen Feind, wie es der Hagel der 
Saat ist, wie der Reif der Melone, der Gurke, dem Kürbisblatt, 
die Kaßze der Maus, der Geier der Taube, die Krätze der Haut, 
der Grind dem Kopfe — unser Tyrann unser Ausbeuter und unser 
Verwüster, der für uns zugleich Laus, Wanze und Phylloxera ist; 
und dieser unser Feind ist ... der Deutsche!“ Die Deut—⸗ 
schen sind eben fleißiger und haushälterischer als die Magyaren, 
atum tommen sie zu was, während die Magyaren mit ihrer 
Kiederlichkeit es zu nichts bringen. Da liegt der Hase im Pfeffer. 
Der Schah von Persien gedenkt, wie aus Paris be⸗ 
iichtet wird, zum dritten Male eine Rundreise durch die europäischen 
daupistädte im nächsten Frühjahr anzutreten. Er wird wiederum 
Wber Petersburg, Rom, Paris und Wien nach London und von 
London nach Berlin gehen. 
Am verflossenen Sonntag fanden auch in Spanien und 
Portugal die Kammerwahlen gstatt. In dem ersteren Lande 
erhielt die Regierung eine große Majorität und auch in Portugal 
scheint die Opposition in der Minderheit geblieben zu sein. 
In Bosnien und der Herzegowina scheinen recht un⸗ 
erquickliche Zustände zu herrschen. Namentlich in der letzteren 
Provinz ist die Unsicherheit so groß, daß das Standrecht proklamirt 
derden mußte. Nach Berichten Wiener Blätter begehen die herze⸗ 
gowinischen Räuber an österreichischen Soldaten, die zu ihrer Ver⸗ 
solgung ausgeschickt werden, vie schändlichsten Gräuelthaten und 
fJüchten sodann auf montenegrinisches Gebiet. Den Soldaten 
ollen bei lebendigem Leibe Nase, Ohren, Hände oder Füße abge— 
schnitten werden. Bis jetzt wolle es nicht gelingen, dem Räuber⸗ 
mwesen zu steuern, das so schlimm ist, daß es auch unter türkischer 
Herrschaft schwerlich ärger gewesen sein mochte. 
Frau Garfield, die Gemahlin des Präsidenten der Verei— 
aigten Staaten, erhielt Ende voriger Woche theilnahmvolle Depe— 
schen von der Königin Viktoria und von der Kaiserin 
Augusta. 
Vermischtes. 
* St. Ingbert, 26. Aug. An dem Gestern im „Hotel 
zur Post“ zu Ehren des Allerhöchslen Geburts⸗ und Namensfestes 
bgehalienen Festessen nahmen circa 40 Personen, Beamte und 
Buͤrger hiesiger Stadt, Theil und dehnte sich dasselbe in unge— 
wungener Heiterkeit und Geselligkeit bis gegen 5 Uhr Nachmittags 
us. Während desselben brachte Hr. Buͤrgermeister Custer einen 
Toast auf unseren vielgeliebten Landesvater aus. — Der von 
dem Kriegerverein Abends im Oberhauser'schen Saal veran— 
sttaltete Festball war ergangener Einladungen zufolge sehr stark von 
hiesigen Bürgern mit ihren Angehörigen besucht und verlief in 
schonster Ordnung, so daß man sich erst spät trennte. Herr Her⸗ 
nann Fischer, Vorstand des Kriegervereins, ergriff im Laufe des 
Abends das Wort; sein Toast galt ebenfalls unserem erhabenen 
herrscher Ludwig I.“ Wie bereus erwähnt, vereinigte auch die 
Zergleute mit ihren Beamten Gestern Mittag ein Festessen und 
Abends ein Ball in den Lokalitäten des „Hotel Laur“ und des Hr. Horst. 
St. Ingbert. Nach einer k. Verordnung ist zur Er⸗ 
jebung der Reichsstempel⸗ Abgaben von Lotterieloosen und deren 
Abstempelung ermächtigt: das Rentamt Zweibrücken für die Bezirke 
der Rentämier Blieskastel, Dahn, Homburg, Landstuhl, Pirmasens 
ind Zweibrücken. Ebenso sind die am Sitze der übrigen pfälzischen 
dandgerichte befindlichen Rentämter zur Erhebung der fraglichen 
Abgaben innerhalb des Landgerichtsbezirkes ermächtigt. 
S Niederwürzbach. Die Einweihung unserer neuen 
irche soll, wenn nicht noch anders bestimmt wird, Dienstag, den 
z. September nächsthin, vollzogen werden. Näheres darüber werde 
ich Ihnen s. Z. mittheilen. 
. 83fe83ftastel. 25. August. Unser Bliesstädtchen 
zrangt heute zu Ehren des Geburts- und Namensfestes Se. Maj. 
ʒes Königs im schönsten Fahnenschmucke. Das Thal hallt wieder 
om Donner der VBoller. Schon gestern Abend hatte anläßlich des 
Festes der Männergesangverein eine Neunion mit darauffolgendem 
Tanze veranstaltet, zu der sich ein sehr zahlreicher Besuch eingefun⸗ 
den hatte. Ein Hoch auf S. Maj. den König fand begeisterten 
Anklang. Heute Vormittag war Festgottesdienst und später im 
Hotel Zur Post“ Festdiner. Am Abend wird die Feuerwehr im 
dnig'jchen Gartensaale eine Reunion geben. 
FuIn Höheinöd wurde am 283. ds. die Scheuer des 
Wirthes Hoh durch einen Blitzschlag entzündet. Das Gebäude mit 
einem ganzen Inhalt an Früchten ist niedergebrannt. 
'In Pirmasens haben einige Schuhfabrikanten ein 
jutes Mittel, um dem Blau⸗Montag⸗ Machen zu steuern, entdecdt 
Sie zahlen ihren Arbeitern den Wochenlohn erst Montags Abends 
datt Samstags aus. Seitdem können dieselben über jenen Fehler 
hei ihren Arbeitern nicht mehr klagen. 
F'Im „K. St.“ wird für die Einführung des Localmalz· 
nufschlages in Kaiserslautern plaidirt, der nach Ansicht der 
sedecon etwa 20,000 Mk. ertragen würde, wovon die Auswär— 
igen mindestens ein Viertel zu tragen hätten. In Kaiserslautern 
Funte man sich diesen Luxus um so mehr erlauben, als das Bier 
vort nur 12 Pf. kostet. 
Aus Maikammer zeigt Einer in der Edenkobener 
—EDD „Ein Mann im Alte, 
jon 30 Jahren (Oekonom), mit einem Vermögen von 40,000 Mt. 
vünscht bis Michaeli ein schönes junges Mädchen, welches iw 
sähen und Stricken erfahren ist und sich allen Hausarbeiten unter⸗ 
virft. Wenn sich das betr. Mädchen gut anläßt, hat es Aussicht 
hon betr. Herrn geheirathet zu werden.“ 
In der Generalversammlung der Vol ksbankLandau 
purde der Antrag gestellt, die bisherigen Stammantheile von 
1000 M. auf 500 oder 600 M. zu ermäßigen. Da die zur 
Ztatutenänderung erforderliche Anzahl von Mitgliedern nicht vor— 
sanden war, so konnte, wie wir dem Eilb.“ entinehmen, eine Be— 
chlußfassung nicht erfolgen. Dagegen wurde das Eintrittsgell 
von 25 auf 6 M. herabgesetzt. 
Gelfieber.) Aus der Pfalz wird der „Frkf. Pr. 
erichtet: „Die hohen Course der Oelheimer Petroleum⸗Aktien 
assen auch die Leute in unserer Pfalz und im benachbarten Rhein 
hessen nicht ruhen. Man braucht sich also nicht gerade allzuseh 
u verwundern, wenn auch in dieser Richtung nach Petroleum ge 
‚ohrt wird. So muß die bei Brunns. in Minden (Westphalen 
rschienene Broschüre des königlich preußischen Bergraths a. D 
Freiherrn v. Dücker („Petroleum und Asphalt in Deutschland“) 
jerschiedenen Blättern dazu dienen, womöglich für eine Bohranlag 
im Mittelrhein sich zu begeistern. In jener Schrift steht nämlid 
A. zu lesen: „Herr Tobias Deiß aus Offstein bei 
Worms theilt mit, daß auf seinen dortigen Wiesengrundstücken in 
Fräben vielfach regenbogenfarbige Oelerscheinungen zu beobachten 
seien; und wie dies in der That die charakteristischen Anzeichen 
bon Erdolvorkommnissen sind, so liegt auch die dortige Gegend noch 
in dem Gebiet der vorher besprochenen geologischen Einsenkung der 
Rheinebene, und es ist sehr wohl für moͤglich zu erklären, daß dor 
Petroleum zur Erdoberfläche aufdringen kann.“ Freilich wäre e 
Jewiß von großer Bedeutung, wenn wir uns bezüglich jenes s 
wichtigen Beleuchtungsmaterials von den Amerikanern mehr un 
mehr emanzipiren könnten. 
—Kurzlich brachten mehrere pfalzische Blätter eine aus nord 
deutschen Zeitungen stammende Notiz, nach welcher vom 1. Ol 
an das seitherige Recht der Frauen erlöschte, bei ausbrechenden 
Foncurs ihres Gatten ihr „Eingebrachtes“ beanspruchen z 
önnen. Rur jenen Frauen, welche vor dem Jahre 1879 geheirathe 
ind deren Gaite Besitzer irgend eines Grundstückes ist, wäre ein 
Rettung ihres Beigebrachten möglich, wenn sie ihr Geld oder der 
u Geld berechneten Hausrath, die Aussteuer ꝛc. als Hypothek au 
‚as Grundstück eintragen lassen. Für die Pfalz und deren eherecht 
iche Verhältnisse ist dies durchaus nicht zutreffend, da nach Att 
234 des bayerischen Ausfuͤhrungsgesetzes zur Reichscivilproceß⸗ und 
Foncursordnung die Rechtsfolgen einer unlerlassenen Inscription de 
peiblichen Ehegatten nur auf die bayerischen Landestheile rechts de 
Rheins Bezug haben und in der Pfalz die seitherigen gesetzlichen 
Bestimmungen in Kraft bleiben. 
Die Bestimmungen, daß Vorschüsse auf den Werth de 
gutes ( Werthnachnahmen) bis zur Hoöhe von 300 Mi 
zugelassen sind, ist dahin abgeändert worden, daß fernerhin in 
Zerkehre, welcher auf deutschen Bahnen endet,, Werthnachnahmer 
zis zur Höhe von 1000 M. genommen werden können, wenn nat 
dem pflichtmäßigen Ermessen des abfertigenden Beamten durch der 
Werth des Guͤtes die Nachnahmen und die auf der Sendung has 
enden Kosten sich er gedeckt sind. Die Nachnahme darf indesse 
»em Aufgeber nicht eher ausbezahlt werden, als die Aufgebestatit 
on der Empfangsstation die Anzeige über die erfolgte Ausgleich 
ma der Nachnahine von Seiten des Empfängers erhalten hat.