Slt. Ingberker Anzeiger.
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M 152. I Samstan, den 24. September —1881.
Das deutsche Volk in Waffen.
Eine jüngst erschienene Schrift des auf dem Gebiete der Mili—
ärstatistik unbedingt die erste Stelle einnehmenden Militärschrift⸗
iellers, Hauptmann a. D. Freiherrn v. Fircks, enthält über die
Bliederung des deutschen Reichsheeres für den Kriegs⸗ und Mobil⸗
machungsfall so genaue und bestimmte Ausweise und so eingehende,
dei der bekannten Gründlichkeit dieses Herrn wohl als unbedingi
uverlässig anzusehende Zahlenangaben, daß dieses Werk fast un⸗
nöglich verfehlen kann, ein hohes Interesse in Anspruch zu nehmen.
Der Friedensstand der deuischen Armee mit fortan 18,128
Offizieren, 427, 274 Mannschaften oder alles in allem 449,257
Mann mit 81,629 Dienstpferden kann als bekanm vorausgesetzt
werden. Anders verhält sich dies jedoch mit der Gliederung der
deutschen Armee für den vorgedachten Fall in Feld⸗, Feldreserve⸗,
Ersatze und Besatzungstruppen. Der Stand der ersteren stellt fich
tatsmäßig unmittelbar nach erfolgter Mobilmachung auf 16,512
Offiziere, 691, 082 Mannschaften 2099 Militärärzte, 883 Roß⸗
aͤrzte, 9270 Zahlmeister, 1844 Büchsenmacher, 619 Sattler, 2658
Marketender mit insgesammt 27,785 Fahrzeugen und 222,751
Dienstpferden.
Die Reserve-Feldtruppen sind zur unmittelbaren Unterstützung
der Feldtruppen bestimmt. Dieselben gliedern sich zunächst ber
hrer Aufstellung nur in Divisionen und bestehen aus mobilge⸗
machten Landwehr⸗Bataillonen, deren immer drei zu einem Reserve⸗
Regiment zusammengestellt werden, Reserbde⸗ Jäger⸗Bataillonen (eine
bisher nur einmal 1866 stattgehabte Formation), Reserbe⸗Kavallerie
Regimentern, Batteriecen, Pionier⸗Kompagnieen. Der etatsmäßig
anmittelbar verfügbare Stand dieser Armee⸗Reserve berechnet sich
u 6526 Offizieren, 249,554 Mannschaften, 386 Aerzten und je
293 Zahlmeistern und Büchsenmachern. Die Kriegsstaͤrke der ge⸗
ammten unmittelbar für die Feldverwendung verfügbaren deutschen
Streitkräfte würde somit 962674 Kombattanten, darunter 22. 088
Offiziere betragen.
An Ersatztruppen wird pro Infanterie⸗Regiment ein Ersatz⸗
Bataillon aufgestellt, dem sich, abweichend von der Formation von
870/71 und 1866, fortan bei den preußischen Garden eine fünfte
ompagnie, bei den deutschen und preußischen Linientruppen pro
Ersatz⸗Bataillon überschießend 300 Mann, welche ebenfalls zu einer
ünften Kompagnie zusammengestellt werden können, als Ersatz⸗Ab⸗
theilung für das lorrespondierende Reserveregiment hinzugefügt
finden. Außerdem gehört fernerhin jedem ErsatzBataillon noch
ine Handwerker-Abtheilung von 211 Rann an. Die Jäger⸗ und
Pionier⸗Bataillone formieren wie auch früher schon je eine Ersatz⸗
dompagnie, die Artillerie pro Brigade zwei Abtheilungen zu 2
Batterien. Die Kavallerie⸗Regimenter lassen von ihren fünf Frie⸗
ensescadrons je eine als Ersatzescadron zurück. Die Gesammt⸗
tärke der Erfatziruppen berechnet sich zu 4136 Offizieren, 278,374
Mannschaften, wobei sich die Aerzte, Zahlmeister u. s. w. nicht mu
eingerechnet befinden.
Als die Stämme für die Besatzungsarmee blieben danach an
anmittelbar verfügbaren Truppen noch 3778 Offiziere, 153.169
Mannschaften, welche sich aus den nicht mobil gemachten Land⸗
vehr⸗Bataillonen, den Landwehr⸗Fuß⸗ Artillerie⸗Btaillonen, Land⸗
vehr· Jagern, Pionieren u. s. w. zusammenstellten. Die unmittel⸗
zar bei dem Eintreten eines Krieges nach erfolgter allgemeiner
Mobilmachung verfügbaren deutschen Streitkräfte berechnen sich so⸗
nit zu 1,394,217 Combattanten, darunter 20,979 Offiziere.
Ganz nen erweist sich die Berechnung der Landsturmstärke,
er bekanntlich nach dem neuen Landsturmgesetze vom 12. Februat
875 bei Erfordern mit zu Vertheidigungszwecken aufgeboten werden
ann. Es werden daben für die Landsturmformation nur die den
ieuen Jahrgangen derselben angehörigen alten, ausgedienten Sol⸗
aten in Berechnung gestellt, weiche bei 150,839 Mann, die durch⸗
ehends seit 18783 pro Jahr in die Armee eingestellt worden sind,
ine Totalstärke von 1353,051 Mann ausweisen müßten, die
»egen der erfahrungsmäßigen Ausfälle an Unabkömmlichen, Aus⸗
wanderten, Verstorbenen u. s. w. sich jedoch auf 903,564 nach
er durchgeführten genauen Berechnung herabmindern. Es würde
ese Zahl genügen, um 300 äInfanterie- und 100 Fobellri⸗
Regimenter aufzustellen, für welche sich die Waffen, Ausrüstungs⸗
tücke u. s. w. bereit finden und die bis zum letzten Mann aus
altgedienten und zur Zeit noch großentheils kriegserfahrenen Sol⸗
aten bestehen würden.
Die gesammte verfügbare deutsche Streitmacht würde sich da⸗
nach auf etwa 2,300,006 Mann berechnen, wozu durch die Ver—⸗
zügung über die militärische Ausbildung der Ersatz-Reserbe erster
Klaffe fortan noch 2-300000 Mann hinzutreten werden.
Deutsches NReich.
Berlin, 21. Sept. Nach dem „Reichs⸗Anzeiger“ hat der
nterimistische Leiter des auswärtigen Amts, Unterstaatssekretär
Dr. Busch, noch am gestrigen Abend an den hiesigen amerikanischen
veschäftsträger Mr. Sydney Everett eine Note gerichtet und dem⸗
elben darin die aufrichtige Theilnahme der kaiserlichen Regierung
in dem schweren Verlusie ausgesprochen, welchen Volk und Regierung
ꝛer Vereinigten Staaten durch den infolge eines nichtswuͤrdigen
derbrechens eingetretenen Tod des Präsidenten erlitten haben.
Der amerilanische Geschäftsträger Mr. S. Eberell fordert die Bürger
der Vereinigten Staaten, weiche in Berlin leben, auf, sich am
Samstag, den 24. d. M., in der hiesigen amerikanischen Gesandt⸗
chaft, Nachmittags 8 Uhr, zu einer Gedächtnißfeier für den ent⸗
chlafenen Präfidenten Garfield einzufinden.
Die „Bohemia“ will wissen, daß zwischen den drei Kaiser⸗
mächten neuerdings Exrörterungen uͤber gemeinsame Schutzmaß⸗
cegeln gegen politische Mörder und namentlich über eine präzise
Regelung des Auslieferungswesens stattfänden. Da es vor Kurzem
hieß, daß im öͤsterreichisch ungarischen auswärtigen Amte diesbe—
zügliche Verhandlungen geflogen würden, so klingt die Nachricht
der „Bohemia“ nicht unwahrscheinlich; das Blatt fügt dann weiter
jinzu, wenn England und Frankreich etwaigen Wuͤnschen gegen⸗
iber ihre frühere ablehnende Haltung beibehalten würden, so duͤrfte
eine „Art Kontinentalsperre“ gegen dieselbe durchgeführt werden.
In einem Artikel, betitelt: „Bismardcks Gegner und unsere
zuswärtige Politik“ sagt die „Prov.«Korr.“: Das Ministerium
Bismarck, welches das unmöglich scheinende Ziel erreichte. 10 Jahre
iach dem Frankfurter Frieden den politischen Horizont für uns
»on den kleinsten Wölkchen freizumachen, ist eine Garantie unseres
Friedens und der Friede die Vorbedingung einer schaffenden inneren
Politik. Gegen das Ministerium Bismarck wählen und die Ein⸗
führung der parlamentarischen Regierung verlangen, heißt an dem
Frieden des Landes rütteln.“
Ausland.
Wien, 21. Sept. Die „Polit. Korr.“ meldet: Der Kaiser
ieß sofort nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Ableben des
Prasidenten Garfield sowohl der Regierung der Vereinigten Staaten
»on Nordamerika als auch der Wiilwe des Präsidenten durch den
heschäftsträger in Washington eine Theilnahme ausdrücken.
Die Wiener halbamtliche Montagsrebue“ meldet eine dem—⸗
aächst stattfindende Begegnuig des Kaers Fra nz Josef mit
dem Zaren.
Wie es heißt. wird sofort nach dem Zusammentritt der neuen
franuzs sischen Abgeordnelenkammer (17. October) das Ministe⸗
rium Ferry zurückttreten, um dem Praͤsidenten Grevy Gelegenheit
zu geben, das Ministerium entsprechend der sehr verstärkten ge⸗
näßigt⸗ republikanischen Mehrheit neu zu bilden. Man glaubt, daß
Bambetta an die Spitze des neuen Ministeriums treten werde.
New-NYortk, 21. Septbr. Die öffentliche Subskription für
die Familie Garfield's beläuft sich auf 190,000 Dollars. — Die
leberreste des Verblichenen werden morgen per Eisenbahn von
dongbranch nach dem Capitole in Washington gebracht und dori
»is Freitag Nachmittags um 5 Uhr ausgestellt. Dann erfolgt
nittels Leichenwagens die Ueberführung nach Cleveland, wo nach
veiterer Ausstellung Montag Nachmittag um 2 Uhr die Beerdigung
Statt findet.
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*St. Ingbert, 28. Sert. Wir machen darauf auf⸗
merksam, daß die Inscription für das Schuljahr 1881/82 in der
gl. Lateinschule dahier nächsten Mittwoch, den 28. Sept.,
von morqgens 9 Uhr ab im Amtszimmer des kal. Subrektorctes
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