Full text: St. Ingberter Anzeiger

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en. In Folge der Anberaumung des 
termines der Rekruten des Jahrganges 
en 9. November haben wir heuer eine 
enwöchige Rekrutenvacanz. d. h. die 
inschaften werden um 40 Tage sputer 
grundsätzlich angenommenen Termine 
zum Dienste bei der Fahne eingezogen; 
pätere Einstellung der Rekruten, dann 
ngen zur Reserve vor dem 30. Sept. 
bedeutenden Anzahl von Dispositions-⸗ 
hird die effektive Dienstzeit der Mann⸗ 
ein Beträchtliches abgekürzt und auf 
iwei Jahre gemindert. Es geschieht 
Rücksicht auf das Militärbudget, 
h diese Maßregeln um beiläufig 600, 000 
O Mk. erleichtert wird. 
Sitzung vom 1. ds. Mis. wählte die 
Abgeordneten⸗Kammer durch 
in Folge dorhergegangener Verständig⸗ 
actionen den Vicepräsidenten Dr. Kurz 
Staatsschulden-Commissär und Abg. 
st. Schmidt (Wahltreis Speyer⸗-Frankenthal) zu 
dessen Stellvertreter. — Die Ausschüsse, in denen 
Alen die Rechte die Mehrzahl hat, sind in der Art 
tonstituirt, daß der Vorsitzende der Rechten, der 
Stellvertreter desselben der Linken angehört; die 
Stellen des ersten und zweiten Schriftführers 
wechseln zwischen der Rechten und Linken. 
Trier, 2. Oktober. Ihre k. k. Hoheiten der 
sronprinz u. die Frausronprüinzessin' 
trafen gestern Abend von Saarbrücken inkognito in 
Begleitung des Ministers der öffentlichen Arbeiten, 
Maybach, hier ein und nahmen im Trierer Hof 
Absteigequartier. Heute früh empfing Se. kak. 
Hoheit den Bischof Korum in halbstündiger 
Audienz. Für heute Abend wird von der Bürger⸗ 
ichaft ein Fackelzug vorbereitet. 
Die diplomatischen Vertreter Deutschlands, Ruß⸗ 
ands und Oesterreichs in Bern haben nach Mit⸗ 
theilung des, Moskauer Telegraphen“ eine Note an 
die Schweizer Regierung gerichtet, in welcher sie 
den Wunsch aussprechen, die Schweiz möge die 
Abhaltung des von den Sozialisten geplanten Welt⸗ 
longresses in Bern verbieten, da Bern voraussichtlich 
als Versammlungsort für die Nihilisten und politi— 
ichen Flüchtlinge Rußlands, Deutschlands und 
Desterreichs dienen würde. 
Das „Deutsche Mont.Blatt“ schreibt: Gegenüber 
den einander widersprechenden Gerüchten, welche in 
der Presse des In⸗ und Auslandes betreffs einer 
neuen Drei⸗Kaiser⸗ Zusammenkunft umher⸗ 
schwirren, glauben wir in der Lage zu fein, aus 
vertrauenswürdigster Quelle mittheilen zu konnen, 
daß in der That eine Drei⸗Kaiser-⸗Zusammenkunfi 
m Prinzipe bereits fest beschlossen ist. Indeß ist 
noch nicht ausgeschlossen, daß aus Rücksicht auf das 
rauhere Wetter und die leicht zu Erkaltungen neigende 
Natur Kaiser Wilhelms im letzten Momente die 
Dispositionen dahin geändert werden, daß der 
Herrscher Deutschlands „nur im Geiste“ an der 
Zusammenkunft des Czaren und Kaiser Franz Josefs 
theilnehme. Der Zeipunkt der Entrebue ist noch 
nicht festgestellt, dagegen sind die Dispositionen be— 
tretfs des Ortes, welcher an der österreichisch⸗ 
russischen IJ zu suchen wäre, schon so weit 
jetroffen, daß Europa eines Tages durch die Nach- 
icht von der vollzogenen Thalsache dieser Zwei⸗ 
aiser⸗ Begegnung uͤberrascht werden dürfte. Wie 
erklärlich, ist man in der Umgebung Kaiser 
Alexanders III. sehr besorgt wegen der immerhin 
möglichen Zwischenfaͤlle, welche dem Czaren auf 
ziner Eisenbahnfahrt zustoßen könnten. Diese Be 
sorgnifse gehen aber natürlich nicht so weit, die 
Rathgeber des Czaren gegen den dringenden Wunsch 
des Kaisers Wilhelm. der diese Enitedue anstrebt. 
arbeiten zu lassen 
Ausland. 
Wien, 1. Ott. Der Konig von Sachsen ist 
heute hier eingetroffen und vom Kaiser am Bahn⸗ 
hofe auf's Herzlichste empfangen worden. 
Petersburg, 2. Olt. Der „Regierungsbote“ 
»eröffentlicht ein Circular des Finanzministers, in 
welchem bestimmt wird, daß vom Auslande impor⸗ 
firte galvano⸗elektrische Batterien, Induktionsappa⸗ 
rate und isolirte Drähte denselben Regeln unler⸗ 
wvorfen sein sollen, welche für einzuführende Waffen 
gelten. 
König Georgius von Griechenland be⸗ 
weist gegenwärtig seine neuen Provinzen. 
Waihington, 30. Sebi. Das Grab Gar— 
welches die Ueberreste des verstorbenen Brasidenten 
Garfield birgt. — Ein hervorragender Advokat in 
Thicago hat es abgelehnt. mit Herrn Scoville zu— 
ammen die Vertheidigung Guiteau's zu über— 
iehmen. 
New⸗NYort, 30. Sept. (Einwanderung.) 
Während des Monatis September langten hier 
34,855 Einwanderer an, gegen 25,013 im Sep— 
ember vorigen Jahres. Die Gesammt ⸗ Ein⸗ 
vanderung seit Januar beziffert sich auf 344,882 
Personen. gegen 252,700 in demselben Zeitraum 
son 1880. Unter den im September Angekom— 
nenen befinden sich 14,000 Deutsche, 3700 Skan— 
zinavier, nahezu 1000 Deuische, 600 Franzosen, 
b100 Engländer, 3900 Irländer, 1300 Schotten. 
mehr als 600 Russen und 800 Italiener. 
Die Dinge im Transvaallande scheinen 
sich nicht nach Wunsch der Engländer gestalten zu 
vollen. Der Volkraad macht Schwierigkeiten, die 
englischen Bedingungen anzunehmen und es ist nicht 
uinmöglich, daß dort neue Verwickelungen eintreten. 
Die englische Regierung hat deßhalb angeordnet, 
aß die Truppen, welche bereits Marschbefehl nach 
England oder Indien erhalten hatten, in Transnaal 
erkleihen sossen 
Losale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert. Für die am 27. Oktober 
zächsthin stattfindende Reichstagswahl ist 
insere Stadt in 3 Wahlbezirke eingetheilt. Den 
ersten Wahlbezirk (Wahllokal: Stadthaus) 
dilden das 1. und 4. Stadtviertel. Wahlvorsteher: 
herr Bürgermeister Custer ; Stelldertreter des⸗ 
elben: Hr. Kaufmann Ludwig Grewenig. — 
Zum zweiten Wahlbezirk (Wahllokal: Schul⸗ 
zaus im Josepsthal) gehören das 3. 
Ztadtviertel, St. Ingberter Grube (Schnappbach), 
»ie Mariannenthaler Glashütte, die Sulzbacher 
ßlashütte, Schloß Elsterstein, Seifensiederei, Ober⸗ 
nühle und Schürer Ziegelhütte. Wahlvorsteher: 
). V. Graffion, 15 Adjunkt; Stellvertreter 
»esselben: Hr. K. Ph. Siegwardt, Polizei— 
Adjunkt in Schnappbhach. — Der dritte Wahl⸗ 
hezirk (Wahllokal: Schulhaus in der 
Unterstadt) umfaßt das zweite Stadtvieriel, 
as ganze Eisenwerl, den Stadttheil an der Kaiser⸗ 
traße unterhalb des Bahndammes und den Sitz⸗ 
veiler⸗ Hof. Wahlvorsteher: Hr. Peter Greß, 
2. Adjunkt; Stellvertreter desselben: Herr Ernst 
Tonrad, Posthalter. 
*Sit. Ingbert. Dem Rechenschafts— 
herichte des hiesige Vorschuß⸗Verein? 
e. G.) pro J. Semester 1881 entnehmen wir, 
aß der Verein am 30. Juni abhin 490 Mitglieder 
ählte, 5 mehr als am Schlusse des Jahres 1880. 
Der Gesammt-Umschlag im abgelaufenen Halbjahr 
eziffert fich auf 8,845, 612 Mt. 70 Pf. das 
:tammantheil⸗Conto beirug am 30. Juni 138852 Mk. 
9 Pf:, das Reservefond-Conto 24,280 Mk., das 
*partassen · Conto 809,087 Mtk. 06 Pf.. das 
cratten⸗ Conto 85,649 Mtk. 77 Pf. das Cassa- 
sonto 8,058 Mk. 72 Pf., das Wechsel-⸗Conto 
'5, 438 Mk. 36 Pf., das Darlehen-⸗Conto 
9, 441 Mk. 68 Pf., das Delcredere⸗Conto 
,736 Mk. 25 Pf., das Conto⸗Corrent⸗ Conto 
09,005 Mk. 50 Pf., das Banken- und Vereine⸗ 
Fonto 122,704 Mt. 77 Pf., das Gewinn⸗- und 
Jerlust⸗Conto 23,913 Mk. 24 Pf. Den größten 
imschlag hatte der Verein im Monat Mai mit 
491.137 Mt. 31 Pf. den geringsten im Monai 
AIpril mit 367,410 Mt. 05 pf. 
*St. Ingbert, 4. Okli. In der gestern 
lbend stattgehabten General versammlung des 
ßewerbevereins erstattete zunächst der 1. Vor— 
and desselben, Herr Tünchermeister J. Woll, 
der als Delegirter des hiesigen Vereins dem am 
. Sept. Jl. Jahres zu Zweibrücken stattgefundenen 
Berbandstage des pfälz. Gewerbevereins-Verbandes 
mwohnte, in eingehender Weise Bericht über die 
nuf demselben gepflogenen Verhandlungen, besonders 
iber folgende Punkte der Tagesordnung jener Ver⸗ 
amnmlung: 1. Durchführung des Reichsgesetzes über 
ie Innungen in den Einzelstaaten; 2. Gleichmäßige 
Zehandlung des Lehrlingswesens; 3. Einheitliche 
egelung des Submissionswesens; 4. Einf ührung 
on Arbeitsbüchern. Hierauf gelangte der Antrag 
ines Vereinsmitgliedes, „Wanderversamm lungen“? 
etr. zur Berathung. Die Generalversammlung er⸗ 
ichtete denselben als sehr zweckmäßig und nahm 
hn einstimmig an. Es werden also in Zukunft 
vöchent lich am Montag Abend derartige Versamm— 
. 
Derarhung ver Tagesororiuug i gn Mαα 
derr Lehrer Günther gewählt. Zu Punkt 4 der 
Tagesordnung, Stiftungsfest betreff, wurde be—⸗ 
schlossen, dasselbe am 16. Oktober nächsthin in 
derselben Weise wie im Vorjahre (Nachmittags 
Conzert bei Schweitzer, Abends Ball bei Lehnert) 
zu feiern und hierzu die Schadewitz'sche Stadtka— 
pelle zu engagiren. 22 
* Wie wir soeben erfahren, ist unser früherer 
langjähriger Mitbürger, Hert Apotheker Fritz Panz⸗ 
erbieter, im Alter don 50 Jahren zu Lichten— 
felz gestorben. 
* Nächsten Donnerstag, 6. Okt., Nachmittags 2 
Uhr, findet, der kommenden Reichstagswahl halber, 
im Fruchthallsaale zu Zweibrücken eine 
Sitzung des engeren und weiteren Ausschusses des 
freisinnigen Wahlvereins im Wahlbezirk Zweibrücken- 
Birmasens statt.. 
— Rohrbach. Wahlvorsteher bei der Reichs⸗ 
agswahl: Herr Bürgermeister Urban Jakobe, 
Slellvertreter desselben: Herr Adjunkt Jakob 
Würtz. Wahllokal: Schulhaus. 
— Der Dürkheimer Wurstmarkt bringt 
in diesem Jahre, wie der „D. A.“ berichtet, der 
Sehenswürdigkeiten gar viele und auch der „Neue“ 
soll so gut gerathen sein, wie nur selten. Für 
Freunde des Jahrmarktlebens registriren wir die 
Anwesenheit einer Menagerie, eines historischen 
Museums, eines Circus, einer Negerfamilie und 
es „größten Wunders der Welt“, des amerilanischen 
Flotheaters, in welchem sich 250 dressirter Flöhe 
in Costüm produziren werden. Federweißer, Wurst⸗ 
suppe, Schweineknöchel werden von den verschiedenen 
stehenden und fliegenden Wirthschaften angepriesen 
in den „Vier Jahreszeiten“ findet an den Fest 
tagen Extratafel und Abends Ball statt. An Ver— 
gnügen wird's also nicht fehlen, und da der „Neue“ 
zut gerathen, werden sich voraussichtlich in diesen 
Jahre die „schwankenden Gestalten“ in größeren 
Zahl mehren, als dies bei den schlechten Weinver— 
zältnissen der letzten Jahrc der Fall war. 
— Aus Speyer, 1. Oktober wird den 
„Pf. Kurier“ geschrieben: Die beiden Collegien 
Nammer des Innern und der Finanzen, der kgl 
Regierung der Pfalz bezeugten heute in feierlicher 
Aufwartung bei Sr. Exc. dem kgl. Staatsrath 
Regierungspräsidenten der Pfalz Herrn v. Braun 
die Gefühle jener tiefen Verehrung, welche in ihnen 
das nun zehnjährige Wirken ihres Chefs hervorge⸗ 
rufen hat. Herr Regierungsdirektor Gebhard gab 
diesen Gefühlen beredten Ausdruck, indem er 
darauf hinwies, wie das Wirken des heute vor 
jehn Jahren durch Se. Maj. den Konig an die 
Spitze der pfälzischen Kreisre gierung berufenen Chefs 
eine ununterbrochene Kette von Schöpfungen sei, 
die, aus seiner Initi ative hervorgegangen, schon 
von der Mitwelt gewürdigt, von den künftigen 
Generationen aber bewundernd werden anerkanni 
werden. Seine Excellenz dankte tiefbewegt jedem 
Finzelnen der Collegialmitglieder, deren treues 
Zusammenstehen und deren Unterstüßung seiner 
Bemühungen er wohlwollend hervorhobh. 
Vermischtes. 
FAltona, 2. Okt. (Tumultuarische Ver⸗ 
ammlung.) Hier hat gestern das „Patrimonium 
der Enterbten“ zu blutigen Auftritten geführt 
Wie von dort gemeldet wird, fand Abends im 
Zaisersaal eine Versammlung zur Besprechung über 
das Tabakmonopol in Verbindung mit der Alters⸗ 
dersorgung für Arseiter statt, welcher gegen tausend 
Personen, meist Arbeiter, beiwohnten. Cigarren⸗ 
nacher Mohr trat für die Regierungspläne ein und 
forderte die Versammlung auf, die Regierung zu 
interstützen, wurde aber von allen Seiten durch 
Rufe: „Wir danken!“ und ähnliche Kundgebungen 
unterbrochen. Die sich an den Vortrag schließendt 
Debatte nahm einen äußerst stürmischen Verlauf, 
und die Abstimmung über die beantragte Resolution 
exwies sich als unmöglich. Am Schluß entstand 
ein fürchterliches Gedränge und ein kolossaler Tu— 
mult, so daß die Polizei mit blanker Waffe ein⸗ 
)rang und die auf der Straße sich bildenden 
Bruppen auflöste. Mehrere Personen wurden ver⸗ 
wundet und verhaftet. Heute war die Polizei in 
doller Thätigkeit, um die Schuldigen zu ermitteln. 
Weitere Arretirungen werden erwartet. 
7 Gegen den Malzaufschlag. 
Wir wir vernehmen, hat der Vorstand und der 
Landes⸗Ausschuß des bayerischen Brauerbundes in 
einer am 30. Sept. abgehaltenen zahlreich besuchten