Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Jugheyter Atzein 
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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er „St. Ingberter Auzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentli 
Aan und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet viertelliahrlich 1.4 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 
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M. 162. So) nntag, 9. Oktober 1881. J 
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Politische Uebersicht. 
Deutsches Neich. 
Beranlassung, allgemein die mißbräuchliche An⸗ 
vendung der Dampfpfeife der Locomotiven sowohl 
ei dem Rangiren der Züge auf den innerhalb 
der Ortschaften belegenen Bahnhöfen als auch bei 
Abfahrt der Züge zu untersagen: es sei strenge 
arauf zu halten, daß Belästigungen des Publicums 
»urch unnöthiges resp. zu langes oder zu lautes 
Bfeifen thunlichst vermieden werden. 
Ausland. 
Auf dem in diesen Tagen in Chur abgehal⸗ 
tenen sozialistischen Weltcongreß war 
Amerika, Frankreich, Belgien, Deutschland, Groß— 
ritannien, Italien, Portugal, Ungarn, Rußland, 
dolen, Dänemärk, Holland, Brasilien und die 
Schweiz durch Delegirte vertreten. 
Das officibse „Journ. de St. Peters⸗ 
bourg“ schreibt: „Uns an die officiellen Erklär⸗ 
ingen der Staatsmänner haltend, glauben wir, 
aß die Aufrechterhaltung des status quoim 
ORrient und des Welifriedens deren wahres alleiniges 
zestreben ist, und daß, wenn bezüglich Aegyptens 
der anderweit Schwierigkeit entstehen sollten, die⸗ 
elben durch das Einvernehmen der Mächte, nicht 
zurch Abenteuerlichkeit gelösst werden würden von 
er ÄUrt, wie sie neulich von den „Times“ gepredigt 
purden.“ (Diese hatten einen kuriosen Artikel über 
ie Theilung des Orientis gebracht: Aegypten den 
Engländern, die Balkan-Halbinsel den Oester⸗ 
reichern ꝛe) 
Petersburg, 5. Olt. In der Nacht auf den 
29. September wurden in der Constantinowschen 
dilitärschule über 20 Zöglinge verhaf— 
et, die nihilistischer Umtriebe verdächtig sind. 
Man fand in den Matratzen zahlreiche Proklama⸗ 
ionen der sozialistischen Partei. 
In den Vereinigten Staaten lenklt sich 
ie öffentliche Aufmertsamkeit nach Garfields Tode 
iuf zwei Hauptfragen: die Bestrafung des 
Nörders Guiteau und die Läuterung der 
epublikanischen Partei. Der Prozeß 
zuiteau's, welchen die große Jury bereits in An— 
lagezustand versetzt hat, wird in Washington ver— 
jandelt werden. Ein Schwager des Verbrechers, 
Advokat in Chicago, hat dessen Vertheidigung über⸗ 
ommen. Es laͤßt sich voraussehen, daß er auf 
geistesstörung seines Clienten plaidiren wird. Die 
erbitterung der Menge gegen den Mörder ist so 
roß, daß außerordentliche Vorkehrungen getroffen 
berden müssen, um Guiteau vor dem Richter Lynch 
u schützen. Die Parteiverhältnisse haben sich in⸗ 
ofern erfreulich gestaltet, als Conklings Einfluß 
auernd gebrochen zu sein scheint. Die republi⸗ 
anische Parteiversammlung des Staates Newyork, 
velche am Mittwoch zusammentrat, hat den Senator 
Miller zu ihrem Vorsitzenden gewählt, einen ver⸗ 
oͤhnlichen Mann und entschiedenen Gegner Conklings: 
Allerdings ist Senator Miller ein alter Anhänger 
Irthurs. 
kirchen bereits Recherchen gepflo 
wie eine Omnibusverbindung zwischen 1 
Städten mit Berührung der Orte Dee 
deinitz, Elversberg und Spiesenz 
verkstelligen sei. Unsere Stadt könnte sid 
»em ziemlich regen Verkehr, der zwischen ihr 
»en genannten Orten jetzt schon besteht, nur fi 
venn dieser Gedaake sich bald zur Ausfü 
zringen ließe. Vielleicht würde sich ein ge 
ames geeignetes Vorgehen der Orte N 
kirchen, St. Ingbert, Dechen, He 
Elversberg und Spiesen herbeiführen 
im die Sache einmal etwas mehr in Ill 
hringen. Hierzu anzuregen, wolle man als 
dieser Zeilen betrachten. 
— Den Bau des Arlbergtunnels leiten, w 
„Frkf. Ztg.“ sagt, zwei Pfälzer als Untern 
vebrüder Lapp aus Irheim bei Zweib 
von denen der Eine wissenschaftlich durchgeb 
Ingenieur, der andere mehr Praktiker ist. 
haben die Ausführung auf eigene Gefahr 
bestimmte Vergütung pro Meter übernommer 
— Annweiler, 4. Olt. Der Schuh 
Windisch wollte gestern Abend beim Nach 
sommen die Hängelampe in seinem 
ziimmer anzuünden; dieselbe explodirten 
ind das brennende Petroleum entzündete sein 
die am Boden liegenden Kleider seiner K 
Während Windisch nun, um größeres Ungl 
verhüten, die brennenden Kleider zusamme 
und aus dem Zimmer itrng, verbrannten ihm 
ind Kopfhaare, und seine eigenen brennenden 
bersetzten ihm weitere Brandwunden, namen 
Unterleib, die er jedoch weniger beachtete. 
Mitternacht mußte der Arzt gerufen werden, 
var menschliche Hülfe nicht mehr möglich, und 
der Unglückliche heute Mittag seinen Leiden. 
zisch hinterläßt eine Wittwe und vier uner 
dinder. 
— Die Weinlese beginnt in Landau,* 
dach, Albersweiler, Eschbach (Weißer) am 10. 
in Leinsweiler, Arzheim und in Eschbach für! 
im 11., in Nußdorf am 13. (nicht 10 
Gräfenhausen auch am 13. 
— Im ‚L. A.“ werden 143 Wehrpflichti— 
hem Landgerichtsbezirke Landa u vor die 
ammer des k. Landgerichtes geladen, um sich d 
vegen Verletzung der Wehrpflicht (Auswander 
ẽrlaubniß) zu verantworten. 
— In der Nacht vom 45 Oktober brann 
Schneidemühle von Schuͤler und Ruby in 
peyer ab. 
— Einem Ackersmann aus Venningen 
beim Mittagessen ein Stück Fleisch in der ẽ 
röhre stecken, in Folge dessen Erstickungstod é 
-In Bergzabern wurde ein auf 
kehendes Wohnhaus mit steller, Scheuer, 
Brennhaus, Schweinställen u. s. w. um 
hundert Mark versteigert. Ein solcher Pre 
wie das „T. f. S.“ bemerkt, in Bergzaberr 
nicht dagewesen. 
— Außer den bereits in Nr. 160 d. Bl 
nannten erhielten in München noch fol 
Pfalzer für allgemeine und besondere Leist 
iuf dem Gesammtgebiete der praktischen Land 
haft ehrende Erwähnung: Christ. Som 
Follmersweiler; Gutsbesißer Dan. Kraän 
zschbacherhof; Müller Dan. Raab, Riedn 
Rüller Wilh. Dietz Ul., Alsenz; Bienen, 
dan. Oeder, Bubenheim. Für erfolgreich 
erdienstvolle Bestrebungen zur Förderung der? 
airthschaft erhielten die kleine silberne Verein 
Die Antisemiten Berlins wollen den 18. 
Ottober, den Gedenktag der Schlacht bei Leipzig 
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rinzen, zu einer großartigen Demonstration aus— 
ützen. In nicht weniger als 41 Lokalitäten der 
auptstadt sollen für diesen Tag Festlichkeiten ver— 
instaltet werden, denen der Zweck der Wahlagitation 
eutlich an der Stirne geschtieben ist. Wir be— 
weifeln, daß die Antisemiten, deren Treiben vom 
—XXEV 
eichnet wurde, mit dieser Feier bei dem hohen 
Jerrn besondere Ehre einlegen werden. 
* Der Charakter der gesammten politischen 
Eage ist auf allen Linien in der letzten Woche 
a lebhafterer geworden. Nicht mehr langsam 
nd zögernd ischleppen sich die politischen Fragen 
uhin, sondern deutlicher und klarer treten die Lö— 
ungsprojektte auf, und man kann sicher darauf 
echnen, daß wir uns in nächster Zeit mehreren 
pichtigen politischen Fortschritten oder auch einigen 
klatanten Krisen gegenüber befinden werden. Es 
ilt dies nicht nur von der Lage der allgemeinen 
uropeischen. Politik, sondern auch ganz speziell 
on derjenigen des deutschen Reiches. Die Wahl⸗ 
ewegung für die Reichstagswahlen nähert sich ihrem 
gipfelpunkte und die Spannung auf das Wahl⸗ 
esultat wächst von Tag zu Tag. Man legt sich 
n den Wähler⸗ und Regierungskreisen allen Ernstes 
zie Fragen vor: Wird die conservative Strömung 
en oppositionellen und liberalen Elementen eine 
ernfte Niederlage beibringen oder wird gar der um⸗ 
zekehrte Fall eintreten ?! Am Ende sind aber auch 
ie zur Mäßigung rathenden Mittelparteien noch 
iicht so ganz schwach geworden und das Wahlre⸗ 
ultat wird. dann große Verschiebungen für den 
Keichsstag nicht bringen. Dazwischen ist auch 
janz plötzlich das Projekt einer Reichstags⸗ 
juflosung bald nach seinem Zusammentritt in die 
Deffentlichkeit gedrungen, falls die Reichsregierung 
u der Einsicht gelange, daß sie mit dem neuen 
ßeichstage? zu keiner annehmbaren Durchführung 
hrer Projekte kommen könne. Wir sind dieser 
Rachricht gegenüber ganz frei von jeder Schwarz⸗ 
eherei und konstatiren nur, daß in der vorigen 
Keichstagssession infolge einer oft unnatürlichen 
Wechselwirlung der bunten Parteiabstimmungen 
ine Anzahl Gesetzentwürfe unerledigt blieben, ein 
Imstand, der bei seinem Auftreten in verschärfterer 
Form allerdings dem Reichskanzler Anlaß geben 
önnte, unserm Kaiser eine Reichstagsauflösung 
mzurathen. Dieselbe könnte ja doch nur zur Klä— 
ung unserer politischen Lage beitragen. 
Im strengen Gegensatz zu anderweitigen Mit-⸗ 
qgeilungen hört die „K. Z.“ die Nachricht bestätigen, 
aß ein auf das Tabakmonopol bezüglicher 
-Intwurf durchaus noch nicht festgestellt sei, 
u, daß angesichts des massenhaften Materials, 
oelches, abgesehen von den Arbeiten der Enquöte— 
kommission, angesammelt ist, sich augenblicklich noch 
jar nicht absehen lasse, bis zu welchem Zeitpunkte 
)er bezügliche Entwurf vorliegen könnte. Darnach 
escheint es als sehr unwahrscheinlich, daß schon in 
»er Herbstsession das Tabakmonopol vorgelegt wird. 
Zeschlüsse über Wiedereinbringung solcher Vor⸗ 
agen, welche in der letzten Session abgelehnt 
vorden sind, werden von dem Ausfall der Wahlen 
bhängig bleiben. 
In einer Verfügung vom 27. v. Mts. nimmt 
preußisßche Minisier der öffentlichen Arbeiten 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
H St. Ingbert, 8. Okt. Schon seit langem 
estand unter einem großen Theil der hiefigen Burger 
er Wunsch nach einer Omnibusverbindung mit 
Jersonen⸗ uͤnd Briefbeförderung zwischen hise r und 
deunkirchen. Dieser Wunsch regte sich etwas 
ebhafter, seitdem wir von hier aus direkte Bahn⸗ 
erbindung mit Saarbrücken haben, ohne aber in 
er Oeffentlichkeit laut zu werden. Wie wir nun 
sören, hat man auch preußischer Seits den Mangel 
iner regelmäßigen direkten Verbindung zwischen 
deunkirchen und unserer Stadt erkannt. Es sollen 
gar durch die Postdirektion von Trier in Neun⸗