rokale und pfälzische Nachrichten.
St. Ingbert, 14. Olt. Die jüngstver⸗
enen Tage brachten uns in der Pfalz eine solch'
erordentliche Menge von Wahlversammlungen,
es fast nicht moͤglich war, dieselben alle zu
strieren. Am verhältnißmäßig ruhigsten verhielt
bisher die Wahlbewegung im Wahlkreis Zwei—
ichen⸗Pirmasens; erst jetzt scheint etwas
zr Fluß in dieselbe kommen zu sollen. So hat
jern eine größere Versammlung der sreisinnig⸗
ionalen Partei zur Besprechung der Candidatur
Herrn Oskar Krämer im Fruchthallsaale
Zweibrücken ftattgefunden; auch in Pirmasens
dBlieskastel finden in den nächsten Tagen- zu
nselben Zweche Versammlungen statt. Allent-
ben · wird die betreffende Candidatur sehr günstig
fgenommen. In unserer Stadt scheint die Wahl⸗
mpagne diesmal ruhig vorübergehen zu wollen;
un wie aus Kreisen, die ziemlich gut unterrichtet
n können, versichert wird, soll die Candidatur
des H. Oskar Kräͤmer hier von allen Seiten
unterstützt werden.
* Si. Ingbert, 14 Okt. Wir machen wie⸗
derholt darauf aufmerksam, daß morgen (Samstag)
Abend im oberen Lokale des Wirthes Herrn Weirich
eine Versammlung aller Derjenigen stattfinden soll,
die Interesse an der Gründung des „allgemeinen
Krankenunterstützungs-und Sterbekassen—
Vereins St. Ingbert“ nehmen. Die Tages⸗
»rdnung (Berathung und Feststellung der Statuten.
Wahl des Verwaltungsrathes ꝛc.) ist so wichtig,
zaß sie ein möglichst zahlreiches Erscheinen der Be⸗
theiligten wünschenswerth macht.
* St. Ingbert, 14. Okt. Als Neuigkeit für
die Leser unseres Blattes geht uns die Mittheilung
zu, daß das Ziehungsgeschaft der Veteranen—
Lotterie nahezu bis zum Ziehungstage der
Brückenauer Lotterie dauern und somit die
Verausgabung der Veteranen-Ziehungsliste fast
gleichzeitig mit Verausgabung der Brückenauer Ge⸗
winn⸗Ziehungslisten zusammentreffen wird.
— Zweibrücen, 18. Okt. Heute vor
11 Jahren war dem kgl. bayer. 5. Jägerbataillon
und anderen Theilen des II. bayer. Armeekorps
Gelegenheit geboten, sich vor Paris mit den Fran⸗
zosen zu messen, nämlich, im Gefecht von Bagneur,
welches von 8 Uhr Morgens bis etwa 3 Uhr Nach—
mittags dauerte. Von einer kolossalen Uebermacht
zurückgedrängt, räumten das 5. Jägerbat. und eine
Abtheilung der 10. Komp. des 5. Inf.Reg., nach⸗
dem sie von 8 Uhr an Bagneux mühsam behauptet,
etwa um 11 Uhr den Platz und zogen sich in
eine vom 3. Bat. des 14. Regiments besetzte Auf⸗
nahmestellung zu beiden Seiten der Straße nach
Fontenah zurück. Unter Generallieut. Graf v.
Bothmer und Oberstlieut. v. Heckel wurden darauf
um 12123 Uhr von Theilen des 5. Inf.Reg., 5.
uind 10. Jagerbat. 14. Inf.⸗Reg. ꝛc. die Fran⸗
zosen angegriffen und allmählich zurückgedrängt.
Gleichzeiig waren unsere Bayern (Theile des J.,
I1I. und 7. Reg. und 10. Jägerbat.) in Chatillon
lebhaft engagiert. Nachdem General Vinoy, der
dommandant der Pariser Truppen, im Laufe des
stampfes sich überzeugen mußte, daß die Deutschen
auf allen Punkten der Angriffsfront mit starken
sräften gegenüberstanden, ließ er etwa um 3 Uhr
das Gefecht, dessen gehofften Erfolg die bayerische
Tapferkeit vereitelt hatte, abbrechen. Die Bayern
hatten bis dahin ihre vorher eingenommenen
Stellungen sammt und sonders wiedererobert. Die
Besatzung von Bagneux wurde nachher von einem
auf zwei Bataillone verstärkt. Die Stärke der
französiscken Ausfallstruppen betrug ungefähr
25,000 Mann mit 80 Geschützen. Auf bayerischer
Seite dürfte denselben kaum der fünfte Theil gegen⸗
übergestanden sein. Das U. bayer. Korps hatte
za. 400 Todte und Verwundete; ebensogroß war
der Verlust der Franzosen. — Hiesige Kampfge—
nossen des 18. Oktober feiern heute die Erinnerung
an jenen ernsten Tag durch eine Zusammenkunft
im „Deutschen Haus“. Wir gedenken in Trauer
der bei Bagneux und Chatillon für das Vaterland
Gefallenen und wollen den Ueberlebenden hiemit
den gebührenden Zoll patriotischen Dankes darge⸗
bdracht haben, indem wir rufen: Die Sieger von
Bagneur leben hoch! (Zw. Ztig.)
— Für den Bau einer Winterturnhalle bei dem
Bymnasium in Zweibrücken werden im bayer.
Budget 500 M. verlangt.
— Wie die „Saar⸗ u. Bl.⸗Ztg.“ meldet, ist in
usel und dem benachbarten Konken die Lung—
enseuche ausgehbrochen.
— Pirmasens, 12. Okt. Der Leinwand⸗
jändler Leberecht Heinrich von hier, über dessen
Beemögen, während sich Heinrich auf Geschäfts⸗
eisen von hier abwesend befand, das Concursver⸗
ahren eröffnet. worden war, ist heute nach Pirma⸗
ens zurückgekehrt und soll dem Vernehmen nach
zerhaftet sein.
— Dürkheim, 12. Okt. Die Jury der balneo⸗
ologischen Abtheilung der Patent⸗ und Musterschutz⸗
lusstellung zu Frankfurt a. M. hat der löbl. Aktien⸗
Besellschaft für den Betrieb von Bad und Saline
dürkheim die goldene Medaille für ihre zur
Uusstellung gebrachten Produkte ꝛc. ertheilt.
ODülh. Anz.)
— Die „Dem. Korr.“ bemerkt, daß die
VPolkspartei, in Germersheim⸗Bergzabern,
—DO
eine eigenen Kandidaten aͤufstellen werde. (Iff
nuch gar nicht nöthig!)
Speher, 1232. Okt. Trotz des Regens
and heute Morgen 11 Uhr in Gegenwart des k.
stegierungspräsidenten, Excellenz v. Braun, und
‚es Stadtkollegiums bei zahlreicher Betheiligung
eitens der Beamten und Bürger die feierliche Ent⸗
züllung des dem Schöpfer unserer Domanlagen,
rüheren Regierungspräsidenten v. Stengel in
iieser Anlage gesetztzn Denkmals, zu welcher
Feier sich auch mehrere Mitglieder der v. Stengel'
hen Familie eingefunden hatten, durch Hrn.
ürgermeister Haid statt. Das im Renaissance—
tile gehaltene Fußgestell aus schwarzem Marmor
nit Füllungen und Eckverzierungen aus weißem
Narmor zeigt auf der Vorderseite die Widmung
n eingesetzter Schrift nebst dem Stadtwappen in
ergoldetem Bronce. Es ist, wie ich vernehme,
ine Erstlingsfrucht unseres pfälzischen Gewerbe—
Nuseums, indem die Zeichnung dortselbst entworfen
hurde und die Ausführung unter dessen Leitung
inem Kaiserslauterer Meister übertragen war.
die gleich künstlerische Auffassung und Ausführung
egen beredtes Zeugniß ab von der hohen Bedeu—
ung des Gewerbemuseums für die Pfalz. Die
Züste aus reinem carrarischen Marmor verräth
»urch ihren seelenvollen Ausdruck auf den ersten
Blick die Hand des italienischen Meisters. — Das
Hanze ist eine prächtige Zierde unserer Domanlage.
f. Pr.)
— Vom Sekretariat Sr. Königl. Hoheit des
ßrinzen Luitpold von Bahvern hat die
Kedaktion der „Pfälzer Ztg.“ folgendes Schreiben
erhalten:
„Euer Hochwohlgeboren! Seine Königliche Ho—
jeit Prinz Luitpold von Bayhern haben in Nr. 228
der „Pfälzer Ztg.“ vom 30. v. Mis. gelesen, daß
in Arbeiter in der Gegend von Kaiserslautern
wenn ich nicht irre Trippstadt) jüngst verunglückt
st und eine am Tage, an welchem das Unglück
ich exeignete, zur Wöchnerin gewordene Frau
interließ. Höchstdieselben haben mich zu beauf⸗
ragen geruht, als Unterstützung für diese arme
Bittwe den Betrag von Einhundert Mark zu über⸗
enden. Da mir der Name derselben unbekannt
st und ich auch hier die „Pfälzer Zeitung“ nicht
ur Hand habe, um daraus ersehen zu können,
in welche Behörde ich mich behufs dieser Unter⸗
tützung zu wenden hätte, erlaube ich mir die gü—
ige Vermittlung Euerer Hochwohlgeboren in Anspruch
u nehmen, und habe die Ehre, unter Versicherung
oorzüglicher Hochachtung zu sein Euerer Hochwohl⸗
jeboren ganz ergebenster Schels, k. Hofrath.
-chliersee, 10. Oktober 1881.“
— Der staatl. Zinszuschuß für die pfäl zischen
fisenbahnen beträgt nach der Rechnung pro
879: 2,608,434 M. 82 Pf. und nach jener pro
880: 1,747,951 M. 99 Pf., in Summa
351,386 M. 81 Pf., woraus sich ein Durch⸗
hnitt von 2,175,693 M. 40 Pf. ergiebt. Hie⸗
ei ist zu berücksichtigen, daß im Jahre 1882 we—
jen des Wegfalles der Amortisation der in die
ieuen Konvertirungsanlehen übergegangenen Pri—
ritätenschulden für Amortisation ein geringerer Be—
rag zur Verausgabung gelangt, als im Jahre
881. Es werden nämlich für Amortisationszwecke
uszugeben sein im Jahre 1881: 685,286 M.
O Pf. im Jahre 1882 dagegen nur 185,528 M.
»7 Pf., sohin weniger um 495,757 M. 53 Pf.
zringt man diesen Betrag von dem rechnungs⸗
näßigen Gesammtdefizit der Jahre 1879 und
880 mit 4,351,386 M. 81 Pf. in Abzug, so
rrgiebt sich ein Rest von 8,855,629 M. 28 Pf.,
ohin im Durchschnitte von 1,927,814 M. 64 Pf.,
oelcher Betrag mit rund 1,930,000 M. budgetirt ist.
Vermischtes.
—x. Rentrisch. In der Nacht von Moniag
auf Dienstag haben Diebe dem Ladenlokale de
Metzgers und Wirthes Hrn. Joh. Schwarz
dahaer einen; Besuch abgestattet. Der Eintrin
tann für dieselben/ nicht besonders leicht gewesen
sein; denn der Fensterladen war mit eiserner Stang
ind Hängschloß wohlverwahrt. Nachdem derselbt
uufgebrochen war, wurde das Fenster ausgebleiht.
Als Lohn für ihre Mühe eigneten sich die Diebe
den Inhalt der Ladenkafse mit etwa 30 Mk. an,
sowie noch eine Parthie Wurst und Fleisch. Wer
die frechen Diebe sind, weiß man bis jetzt noch nicht.
F Mainz, 9. Okt. Die hiesigen Blätier
rzählen übereinstimmend folgende heitere Episode,
velche sich dieser Tage in dem Sitzungssaal des
randsgerichts, Abtheilung für Zivilsachen, ereignet
zaben soll. In einer Familis auf, dem Lande
var wegen Geldangelegenheiten Streitigkeit ausge—
hrochen und die Hilfe des Gerichts deßhalb in
Anspruch genommen. Nun befand sich unter der
Parteien ein Frauenzimmer, das im Rufe stand
in böses Mundwerk zu haben, und sollte ein bereiß
zejahrter Bauersmann über die Person Auskunf—
zeben. Der Zeuge, ein Mann von altem Schro
ind Korn, wurde von dem Vorsitzenden des Gericht
jefragt, ob denn das Frauenzimmer wirklich su
irg sei. In echter pfälzischer Mundart gab de
Zeuge zur Antwort: „No, Herr Präsendent,
arig is se grad nit; fie is, wie die annern al
—VV
jo aach verheirath!“ Tableau!
F Köln, 10. Okt. Die Wittwe von Abrahan
». Oppenheim hat, zum Andenken an ihren
nerstorbenen Mann, * Millionen Mark zur Stif
ung eines Kinder-Hospitals der Stadt überwiesen
heute wurde durch den Oberbürgermeister Di
Becker der Grundstein zu dem Bau gelegt. — Vo
inigen Tagen wurde hier ein Russe wegen Falsch
nünzerei verhaftet. Er hat in Deutschland russi
hes Geld nachgemacht und ließ dann dasselbe in
einem Vaterlande verbreiten. Am Donmmersta
veilte in dieser Angelegenheit ein rufsischer Staats
inwalt hier.
Im Oberamt Münsingen (Würtemberqg
ebt ein Mann, welcher Wetten eingeht und gewinn
darüber, daß Niemand im Stande sein soll, ihr
in den Kopfhaaren vom Stuhl oder von der Banl
vegzuziehen. Jedenfalls muß dieser schwäbische Rech—
bei seinen Kraftproben Haare lassen und so wir
er dieses Metier wohl nicht lange treiben.
F Die Resultate der letzten Prüfungen sür de
einjährigen Freiwilligendienst in Bayern sin
rnichts weniger als befriedigend, indem von 76
Prüflingen nur 25 oder 35,7 pCt. das Reife
eugniß erhalten konnten. Ansbach hat die höchst
JIrozentzahl (54), München die niedrigste (22,7)
die schlimmen Ergebnisse resultiren daraus, daß die
Brüfungskandidaten keine gründlichen Studien
nachen, sondern in den Dressiranstalten in kurze
Zeit nachholen wollen, was sie in langer Zei
zersäumt haben und sich dann auf gut Glück ver
assen. Werden sie dann auch noch von diesem ir
Stich gelassen, dann kommen die Klagen über all
zuhohe Anford erungen.
F Der Münchener ärztliche Bezirksveren
zeschloß den Antrag Brauser, die Verlängerun
des Studiums der Medicin von 4 auf 5 Jahn
zetr, in der oberbayerischen Aerztekammer duri
eine Delegirten vertreten zu lassenn.
f Bahreuth. Am 23. ds. Mts. wird der aud
in weiteren Kreisen bekannte Stabst rom peter Gött
ing des 6. Chevaulegers⸗Regiments, zur Zeit der
ilteste aktive Unteroffizier der baierischen Armee
ein fünfzigjiähriges Dienstjubiläum feiern. Hen
höͤttling ist trotz seiner hohen Dienstzeit ein rüstige
Nann und tummelt, obwohl von starker Leibesfüll
vacker sein Pferd wie ein Junger. Der genial
Mann ist bei Allen beliebt und geehrt, die ih'
tennen, und deren Zahl ist groß.
F Marseille, 12. Ott. Am 4. d. Mu
'and eine furchtbare Explosion an Bord der ital
nischen Brigantine, Armonia“ statt, welches Schiß—
nit Petroleum befrachtet, am 28. Sept. von Bar
elona hierher abging. Durch die Explosion wurde
der Kapitän und die beiden Steuermänner übt
Bord geschleudert, während 5 Matrosen mit den
Wrack uniergingen. 83 Matrosen gelang es, sid
auf einem Theil des Mastbaumes an der Ober
läche zu halten, wo sie am folgenden Tage auf
gefunden und hierher gebracht wurden.
F(Franzssische Steuern.) Seitens de