Full text: St. Ingberter Anzeiger

ꝓSi. Austberter Aizeiget 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 53 
Der E. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochent ich füufmalz Um Moutag, Dienstag, Dounerstag, Samstag und Eonntag; 2mal wöchentlich mit uner. 
glatt und-Sonrtagt mu Sseitiger illuftrirter Beilage. Das Blatz fkoftet viexteljährlich 1A6 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Vost bezogen 1 X 60 Ie ein 
d BSZuftellungsgebühr. Die Einrückungsgebüitzr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betraͤgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen um 
0 welche ¶die Erredition Auskunft ertheilt, 15.bei Reclamen 30 3. Bei Amaliger Einrucung Wirk nulr die smaltae berechnet. X 
M 
* 
Politische Uebersicht. . 
Teutsches Reich. . 
Munchen, 15. Olt. Der „Augsburger Allge⸗ 
aeinen Ztg.“ »zufole ernannte der König an 
Stelle Pozl's den Kommerzienrath Herrn Gustav 
drämer in St. Ingbert zum lebens— 
üänglichen Mitglied der Kammer der 
Feihsräthe. (Wiederholt aus einer geftern 
ut Ausgabe gelangten Extra-Beilage zum „St. 
Ingberter Anzeiger.“ 
Munchen, 14. Ott. (Das Budget.) Wenn 
nan fich das bayerische Budget betrachtet, so darf 
nan sich nicht der Täuschung hingeben, daß das 
Defizit fich auf die veranschlagte Mehrausgabe von 
1,8850, 200 M. beschränke. Auch die Rechnungen 
der Jahre 1879 und 1880 schließen mit einem 
Defizit ab, welches im Ganzen 19,598, 0604 M. be⸗ 
rögt. Im Ganzen gibt dies also schon über 24 
Millionen und für das Jahr 1881 iteht gleichfalls 
ein Deficit in Aussicht. Die bereits mehr veraus- 
zabten 19 Millionen sind einstweilen dem sog. 
Berlagskapital entnommen, wo sie wieder ersetzt 
wverden müssen, um jede Stundung in den Zahlungen 
zu dermeiden. Soll hierfür ein Anlehen aufge— 
ommen werden, so vermehrt sich die Zinslast. Es 
st daher eine ziemlich kritische finanzielle Situation, 
vor welche der Landtag gestellt ist und welche mög⸗ 
ichft wenig drückend für das Land in ein Gleich⸗ 
zewicht gebracht werden sol. — 
Der Direktor der wirthschaftlichen Abtheilung im 
eichsamt des Innern, Geh. Rath Bosse, er⸗ 
larte in seiner Mühlheimer Kandidatenrede: Die 
hedenlen gegen das Tabaksmonopol ließen 
ich beseitigen, doch würde es dem Reichskanzler 
aur willkommen sein, wenn der Reichstag eine 
andere Form der Tabaksbesteuerung, z. B. die in 
Amerika bestehende Fabrikatsteuer, acceptirie. Am 
Echluß seiner Rede fällte er folgendes Verdikt über 
die Anhänger der Partei Bismark: In allen den 
mn Rede stehenden Fragen müsse dem Reichs— 
kanzler sachgemaäßer Widerspruch will⸗ 
sommen sein; bloße Jasager könnten einem 
olchen Manne nur erbärmlich erscheinen. 
Die Forschungen über die Reiseroute des 
ranzẽ sischen Kammerpräsidenten in Deutschland 
auern in der Presse eifrig fort. Herr Gambetta 
oll sogar in Stettin und Danzig gewesen sein, an⸗ 
eblich um die historischen Merkwuͤrdigkeiten beider 
Ztädte in Augenschein zu nehmen. Der Haupt—⸗ 
»unkt der Diskussion über dieses hochinteressante 
khema. nämlich der angebliche Besuch Gambetta's 
n Varzin,. ist jedoch nach wie vor in ein geheim— 
nißbolles Dunkel gehüllt und es muß offenbar noch 
manches Beweismaterial herbeigeschafft werden, be⸗ 
vor der Historiker sich entschließen kann, die Be— 
degnung Gambettas mit dem Fürsten Bis— 
narck in seine Chronik als festitehende Thatsache 
mfzunehmen. 
Ausland. 
Fin Wiener Brief der „Berl. Pol. Nachr.“ 
ebt hervor, daß man in den leitenden Kreisen 
deutschlands die volle Garantie dafür besitzt, daß 
'as mit Treue und Sorgfalt gepflegte Bündniß 
n Oesterreich auch von dem Nachfolger Haymerle's 
tgehalten werden wird. 
Die „Agencia Stefani“ erklärt, die Meldungen 
ner Blätter, es seien bestimmte Abmachungen für 
die Begegnung des Königs von IRtalien 
nit dem Kaiser von Oesterreich getroffen, 
pure Konjektur. 
betersburg, 14. Olt. Der „Regierungs⸗ 
meldet aus Gatschina vem 13. Okt.: Ter 
MP* 
staiser und die Kaiserin nebst dem Thronfolger 
und den andern Kindern find heute von Peter hof 
nach Gatschina übergesfiedelt. 
Washington, 14. Olt. Der Präsident er⸗ 
nannte Mark Brewmer zum Generalkonsul in 
Berlin. — F 
otkale und pftälzieche dachrichten. 
*St. Ingbert, 17. Okt.. Gestern beging, 
wie bekannt, der Gewerbe⸗Verein sein Stift- 
ungsfest und zwar Nachmittags durch eine Reunion 
und Abends durch Ball. Während der Reunion 
ergriff · Hr. Prof. Schlick das Wort zu einer 
kurzen Ansprache. Er schilderte in kurzen Sätzen 
die Thätigkeit des Gewerbe-Vereins im verflossenen 
zJahre, erinnerte sodamm an die für unsere Stadt 
—X 
iennung des Hrn. Commerzienrathes Gustab 
drämer hier zum lebenslänglichen Mitgliede der 
dammer der Reichsräthe und schloß darauf mit 
ꝛinem dreifachen Hoch auf S. Maj. den Köoönig. 
Leider waren Reunion und Ball nur schwach be— 
ucht, was wohl nur darin seine Ursache hatte. daß 
zleichzeitig der Krieger-Verein tagte und Abends 
dei Oberhauser ein von den Schülern und Schüler⸗ 
nnen des Tanzkurses enrangirter Ball stattfand, 
der sehr zahlreich besucht war. 
WL St. Ingbert, 17. Okt. Die gestern bei 
Wittwe Poller stattgehabte General-Versammlung 
es Kriegervereins war zahlreich besucht. In der— 
elben wurden 18 neue Mitglieder aufgenommen, an 
Stelle eines ausgeschiedenen Ausschußmitgliedes ein 
inderes gewählt, die Statuten einer gründlichen Re⸗ 
zision unterworfen und so den heutigen Verhältnissen 
jesser angepaßt. Außerdem wurde ein früherer Be⸗ 
chluß aufgehoben, wonach neu eintretende Mitglieder 
rußer dem Eintrittsgeld noch 1Mk. 50 Pf. zum Fah⸗ 
ienfond zu zahlen hatten. Es ist also jetzt die Gebühr 
eim Eintritt wieder auf 1 Mk. reducirt. Die Mii—⸗ 
liederzahl des Vereins ist in letzter Zeit in erfreulicher 
Beise von 81 auf 118 gestiegen und steher noch meh⸗ 
ere Aufnahmen in Aussicht. 
*St. Ingbert, 16. Okt. Für den Bau 
eines Amtsgerichtsgefängnifses dahier 
ind in dem uns vorliegenden Justizetat 55,400 Mk. 
ingestellt; für den Amtsgerichts⸗ und Gefängniß 
imbau in Homburg 46,000 Mk. Im Ganzen 
zeigt der Justizetat einen Ausgabenbetrag von 
12899,178 Mk. 
St. Ingbert, 16. Oct. Ueber die gestern 
Abend im oberen Lokale des Herrn Weirich statt⸗ 
jehabte Versammlung behufs Gründung des all- 
zemeinen Krankenunterstützungs- und 
Sterbekassenvereins St. Ingbert wird 
ins mitgetheilt, daß dieselbe von nahezu der Hälfte 
erjenigen Personen besucht swar, welche bereits 
zurch Unterschrift ihren Beitritt zu genanntem 
Berein in Aussicht gestellt hatten. Nachdem noch 
einmal kurz Zweck und Ziel des Vereins klargelegt 
var, wurden die vom provisorischen Ausschuß aus⸗ 
gearbeiteten Statuten verlesen und berathen und 
chließlich nach nur wenigen unwesentlichen Aen⸗ 
»erungen in der vorgelegten Form einstimmig an— 
zenommen. Da der Hauptinhalt derselben den 
Lesern des „Anz.“ aus Nr. 161 desselben schon 
hekannt ist, so wollen wir für heute nicht weiter 
arauf zurückkommen. Bei der nun folgenden Wahl 
des aus 9 Mitgliedern bestehenden Verwaltungsraths 
rhielten die meisten Stimmen die H. H Stadtschreiber 
Bayer, Lehrer Kaufmann, Dr. Ehrhardt, 
daufmann K. Becker, Wirth L. Weirich, Buch— 
ruckereibesitzer Pecheur, Bergmann G. Müller, 
zriseur Joh. Weirich und Uhrmacher Kammeret 
da Hr. Joh. Weirich zu Gunsten seines Vaters zurück— 
trat, so rückte der mit der nächsthöchsten Stimn 
gewählte Sattler ung Tapezierer Hr. E. Gre 
in den Verwaltungstath ein. Der Verwaltu 
wird san den nächsten Tagen seine oen wãh 
jodann das Weitere zur Organisatihn des Vereri 
anlassen. Hoffentlich hat sich der Verein günstiger 
Aufnahme auch in den besser situirten Kreisen des 
esge Publikums zu erfreuen“ —52 —A 
ebenso stattlich und gesichert da, wie aähnliche Vereine in 
indern Städten. —— P 
St. Ingbert, 17, Ott. Mit dem dehtlgen 
Tage haben für unseren hiesigen Voͤlksschulen vie 
Ferien geendigt und es begann heute in denselben der 
ctegelmäßige Unterricht für das Wintersemester. Wie 
chon früher mitgetheilt, hat, sich mit; diesem· Texmine 
die Zahl unserer Schulen um eine kath. Schule ven 
nehrt, in welche Knaben und Mädchen auspeiß 
ersten Schuljahre eingewiesen wurden. ——8 
*St Ingbert, 17. Ou. Im Laufe bige 
Woche haben sich, bei Vermeidung von Straten 
ammtliche Bewohner unferer Stadt, welch 
ein steuerpflichtiges Sinkommenhahtn 
zur Fatirung dieses Einkommens auf dem 
Bürgermeisteramie einzufinden. — 
Heute Rachmittag wurde der Taglohner Adah 
Bernhard von Schnappbäch, der piötziich atistet 
krank geworden ist, in das hiesige Hospital verbrachn 
— Die Pfalzische Eisenbahnen -hatten 
in den 9 verflossenen Monaten dieses Jahres gegen⸗ 
üͤber dem gleichen Zeitraume des Jahres 1880 eine 
Weniger-Einnahme von 372,339 Mt. 78 pf.m 
— Aus der Pfalz fsind 46 Gesuche umBe 
villigung facultativet Staatsbeiträge zu Cultuts 
ind Unterrichtsbauten beim kgl. Sine 
ingelaufen. Herr dv. Lutz hal das Verzeichniß ni 
enem aus den anderen Kreisen an das Kammen 
präsidium mit der Bemerkung hinübergegeben doß 
er angefichts der gegenwärtigen Finanzlage zu seinem 
Bedauern außer Stande fei, diese d dadin 
2 Iße 
Landtag gegenüber zu —J “ 
IUr Aue. ιια 
Gestorben: in Pirmasens Johanna, 
Tochter des tgl. Forstmeisters Hell wighein 
Landan Frau Eva Hartmann, geb. Jung;in 
Kaiserslautern Frau Wiw. ElisabeJ hwrig 
geb. Böhl; ebendaselbsi Frau Karoline Hammel 
geb. Hertel, 39 J. a.; ebenda Frau Julie Se— 
bastian, geb. Kurz. 57 J. a.; ferner Tüncher 
Joh. Werner 32 3.4 
Neueste Nachrichten. 
Baden-Baden, 150 Oit. Se. Ma—⸗ 
jestät der Kaiser empfing heute den Statt—⸗ 
halter Feldmarschall v. Manteuffel aus Straß⸗ 
burg in Audienz. 
London, 15. Okt. Gestern wüthete ein 
ürchterlicher Sturm in ganz England. Der— 
selbe verursachte enormen Schaden und ein 
Menge Schiffbrüche an der Küste. Viele 
Personen wurden theils getödtet, theils ver— 
letzt, die Telegraphenleitungen größtentheils 
zerstört. Der Verkeht mit den Provinzen und 
dem Auslande ist theilweise unterbrochen⸗ 
London, 15. Okt. Die Agitation in 
Irland ist im Zunehmen. Versammlungen 
der Landliga in Dublin, Limerick und andern 
Städten erklärten. sie würden keine Pacht zahlen— 
io lange Parnell verhaftet sei. * 
dFur die Redaclüon derantwortüch F.x Demeß