Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
ayerischer Landtag.) Kriegsminister
Ainger übersandte dem Präsidenten des
ednetenhauses die Anslage zum Gesetzentwurf,
»nd den Kredit für die außerordent-—
n Heeresbedürfnisse in Form einer
rung von 2,706,000 Mark zur Verbesserung
estung Ingolstadt. Der Kriegsminister em⸗
die Beschaffung durch Anleihe. — Herr Abg.
enburger beantragt in seinem Referat über
dilitär-Etat 1881-82 die Bewilligung
reisten vom Ministerium aufgestellten Posi—
„behält sich bei einigen Postulaten weitere
ge vor und fordert bei mehreren nähere Er—
ungen. Bei 12 Positionen werden Abstriche
ufammen 246,119 M. (davon 147, 160 bei
Postulat für Naturalien, statt 6,927,160 nur
5,000 M.), beantragt, bezüglich deren weiterer
endung besonderer Antrag vorbehalten wird.
Gehalts-Erhöhungen der Auditeure (für die
Xunditeure um 300 M., für, die Korps-Audi⸗
teure um je 150 M. und für die Divisions- und
Garnisonsauditeure um je 300 M.) und der Ve—
terinäre (für die Korps-Stabs-Veterinäre um 900
M., die Stabs-Veterinäre um 240 M., für die
Veterinäre J. Kl. 375 M. und die II. Kl. 108
M.) stimmt Referent zu und bemerkt hinsichtlich
der letzteren: „In der Hand des Veterinärwesens
befindet sich ein so werthvolles Material, daß der
Aufwand auf dasselbe unter der Bedingung geeig—
neter Vorbildung als eine Ersparniß sich darstellt.“
Für Germersheim wird eine Gouverneursstelle
nicht als nothwendig erachtet.
Muünchen, 19. Ott. Se. kgl. Hoh. Herzog
Karl Theodor hat für die „Rudosph Virchow—
Stiftung“ einen namhaften Beitrag gezeichnet.
Herzog Karl Theodor ist bekanntlich Mediziner).
Darmstadt, 19. Ott. Der Großherzog hat
den Landtag heute Vormittag 11 Uhr mit einer
Thronrede eröffnet, in welcher Vorlagen wegen eines
Expropriationsgesetzes sowie über die Bildung von Pro⸗
vinzialfonds zum Zweck der Erleichterung des Neu—
baues von Kreisstraßen, über die Einkommen—
steuer und über eine Kapital- und Rentensteuer an—⸗
gekündigt werden. Eine Vorlage wegen der Se—
kundärbahnen soll erfolgen, wenn die Ergebnisse
der gegenwärtig stattfindenden Prüfung vorliegen.
Das Staatshaushaltsbudget bis zum 31. März
1885 liegt zur Berathung bereit. Die ordentlichen
Ausgaben würden durch die laufenden Einnahmen
gedeckt. (Somit kein Defizit!) Weitere Ausgaben
stünden aber besonders wegen des Baues von Se—
kundärbahnen in Aussicht und würde deren Deckung
nur ducch Benutzung des Staatskredits (also durch
Anlehen) möglich sein.
Stuttgart, 19. Okt. Der Präsident der
Kammer der Abgeordneten, v. Hölder, ist zum
Staatsminister des Innern ernannt und
sofort im Auftrage des Königs durch den Minister⸗
präsidenten v. Mittnacht vereidigt worden. Der
Departementschef der Justiz, v. Faber, ist zum
Justizminister ernannt worden.
Wie die „Prov. Korr.“ meldet, ist der Kaiser
zwar von dem leichten Unwohlsein, welches ihn be⸗
fallen hat, nahezu wieder hergestellt, jedoch ist noch
eine Heiserkeit zurückgeblieben, so daß bei der Un—
gunst der Witterung noch einige Vorsicht geboten
ist. Ueber die Abreise von Baden-Baden haben
daher feste Entschließungen noch nicht getrofifen
werden können.
Berlin, 19. Oktt. Dem Bundesrath wird in
nächster Zeit jedenfalls eine Vorlage über das
Tabaksmonopol nicht zugehen. dagegen wird es als
ganz außer Frage stehend behandelt, daß dassclbe
in der Frühjahrssession des Reichstages zur Ver—
bandlung kommen wird.
Berlin, 19. Okt. (Bismarck und
Bambetta.) Ein Berliner Correspondent der
czechischen „Politik“ gibt an, den Fürsten Bismarck
in Varzin über Gambetta's angeblichen Besuch be⸗
fragt zu haben. „Ich will nicht verschwören“,
soll der Reichskanzler lachend erwidert haben, „daß
er im Geiste bei mir war, sonst ist aber nichts
bassirt“.
Den „B. P. N. zufolge ergibt der Gesammt-—
reichs-Haushaltsetat pro 1882,83 mit ziem⸗
licher Gewißheit eine Steigerung der Matrikular⸗
beiträge von 10—–11 Millionen Mark gegen das
lanfende Etatsjabr
ldebver die Hierherkunft des Fürsten Bismarck
jehen wieder die verschiedensten Gerüchte um.
Man bezeichnet die ersten Tage des November als
»en Termin für seine Anwesenheit in Berlin.
Mit den Reisen des Fürsten Bismarck ist es ja,
vie bekannt. eine eigene Sache, and es ist stets ge⸗
vagt, sie vorher bestimmen zu wollen; Thatsache ist,
naß eine Zeit lang diese Hierherkunft als sehr nahe
evorstehend angesehen wurde und sogar die Vor—
agen, welche für den Bundesrath bestimmt sind,
jier behalten wurden, weil man glaubte, der Fürst
vürde die Erledigung schon in Berlin bornehmen können.
Der Jahresbericht von Schulze-Delitzsch über
hden Stand des Genyossenschaftswesens ist eben er⸗
chienen und bestätigt das stetige Aufsteigen dieses
ocialen Baues. Die bekannten Genossenschaften
»etrugen Ende 1879 rund 3200, Ende 1881 etwa
30 mehr, darunter 1895 Vorschußvereine oder
Volksbanken. 1114 Rechnungsabschlüsse sind seit
»em bei der Anwaltschaft eingegangen. Für sämmt—
iche Genossenschaften wird danach die Mitglied—
chaft auf eine Million bis elfmalhunderttausend
döpfe veranschlagt, was so viel wie vier bis fünf
Millionen überhaupt interessirter Deutscher besagen
vill; die gemachten Geschäfte auf mehr als zwei
Milliarden Mark, das eigene Capital in Geschäfts-
intheilen der Mitglieder und Vereinsreserven auf
80—- 190 Millionen, die ihnen anvertrauten fremden
Fapitalien auf 400 Millionen. Bedenkt man, aus
vie kleinen Posten durchschnittlich diese mächtigen
Summen sich zusammensetzen, wie nahe nicht wenige
bereinsgenossen dem Abgrunde der Hülfsbedürftigkeit
vohnen und welch ein Halt dann die Genossen⸗
chafts⸗Angehörigkeit für sie ist, so gewinnen die
mgeführten Zahlen ein ganz ergreifendes Leben.
UInter den fast zweitausend Vorschußvereinen sind
1880 zwei Concurse, dreizehn Liquidationen vor—
ekommen.
Die Verhinderung des Verkaufs verfälschter
»der verdorbener Nahrungsmittel bildet den Gegen—
tand unausgesetzter Fürsorge der Behörden; nichts⸗
estoweniger läßt der Erfolg der angewandten Maß—
egeln zu wünschen übrig. Statistische Erhebungen
jaben herausgestellt, daß die Zahl der Bestrafungs⸗
älle noch im Zunehmen begriffen ist. Man hat
»eßhalb, und zwar mit bereits wahrnehmbarem
Erfolge, damit begonnen, die Namen der straf⸗
älligen Händler öffentlich bekannt zu machen, und
offt, auf diese Weise den Uebelständen Einhalt zu
hun. Inzwischen lassen die Ausführungsbestimmungen
um Nahrungsmittelgesetz, welche eine Vorbedingung
einer wirksamen Handhabung bilden. noch immer
nuf sich warten.
Ausland.
Dublin, 19. Okt. Die Agrarliga beschloß
»ei dem letzten Meeting ein Mamifest, welches die
Püchter auffordert, bis zur Freilassung der Führer
er Liga keinerlei Pachtgeld zu zahlen.
Dublin, 19. Okt. Eine gestern Abend ver—
ffentlichte Proklamation fordert alle loyalen fried⸗
ichen Bürger auf, bis auf Weiteres nach Sonnen⸗
intergang zu Hause zu bleiben; wenn sie ausgehen
vürden, geschehe dieses auf eigene Gefahr.
Dublin, 19. Okt. Gestern Abend fanden neue
kuhestörungen statt. Der Pöbel zertrümmerte La⸗
ernen und Schaufenster, beraubte die Läden.
der Schaden wird auf 2000 Pf. Sterling veran⸗
chlagt. Die Polizei zerstreute schließlich die Ruhestörer.
das Schloß Hawarden wurde unter dauernden
Zchutz der Polizei gestellt. Die Land-Liga richtete
rin Manifest, unterzeichnet von Parnell, Dabitt,
Brennan, Dillon, Serton, Egan, an das Volk der
Iren. In diesem heißt es, die Krisis sei dem Lande
aufgedräugt. Die Landbill sei noch nicht erprobt;
die einzige Macht, die im Stande gewesen, aus
ziesem Gejsetze solide Vortheile für die irischen
Pachter zu erwirken, sei daniedergedrückt. Die Re⸗
zierung sei zum Terrorismus geschritten, um die
Landbill den Pächtern aufzudrängen. In Folge
der Einsperrung der Führer, von Haupt und Beamten
der Liga, sei die Liga gezwungen, ihre Absicht, die
Landacte zu erproben, aufzugeben. Sie“ ertheile
nun den Pächtern den Rath, keinen Pacht zu
ahlen, bis die Regierung den Terrorismus aufgibt
inddie constitutionellenRechte desVolkes wieder herstellt.
London, 20. Ott. Die letzten Berichte aus
Irland bestätigen eine Wiederherstellung der Ruhe.
HYorktown, 20. Okt. Bei der hundertjährigen
frinnerungsfeier des Sieges bei VYorktown (Er⸗
»berung der Stadt durch Washington am 18.
Okt. 1781) hielt der Präsident Arthur eine Rede,
n der es heißt: Vor hundert Jahren ward der
kampf für unsere Unabhängigkeit beendet, va
Prinzip der Volkssouveränetät festgestellt. Das Ge—
ühl der Rache, welches aus dem Kampf bei den
Hegnern entspringen mochte, ist seit langer Zeit
derschwunden. Es ist deßhalb unmöglich, heute
noch über unsern besiegten Feind zu triumphiren;
iber angemessen ist es, uns des Patriotismus, der
Treue unserer Vorfahren zu erinnern, unsere Söhne
n unsere Erbschaft einzusetzen, in die Liebe zu der
zurch Gesetz geschützten Freiheit. Ich bewillkommne
»ie Abgesandten von Deutschland und Frankreich
ind erinnere an die Freundschaft beider Nationen,
veiche die Wandlung der Jahrhunderte überlebte.
ich hoffe, diese Freundschaft werde auch ferner an⸗
auern; ich wünsche, das Land möge nach Innen
ind nach Außen den steten Frieden genießen. (Beifall.)
kale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 21. Okt. Gestern wurden
»on Herrn Bauamtmann Giese die zum Abschluß
gebrachten baulichen Arbeiten und Veränderungen in
den Amtsgerichts-VLokalitäten besichtigt und gutgeheißen.
— Am 17. Okt. verunglückte das 6 Monate
alte Kind des Tagners Heinrich Feth von Ram-
sttein durch Erstickung. Die Mutter des Kindes,
»eine arme Frau, deren Mann in Preußen arbeitet
ind der Familie wenig Unterstützung bietet, ging
n die Baumwollenzeugfabrik Oberschernau, um ihr
iltestes Kind dort in Arbeit zu bringen. Vor dem
Fortgehen hat die Frau ihren 3 noch im Bette
iegenden Kindern das Feuer geschürt und fiel da—
»ei vermuthlich Feuer in den Torf, der anfing zu
zlimmen und das Wohnzimmer mit Rauch an—
üllte, so daß das kleinste Kind erstickte und die
heiden andern noch in bedenklichem Zustande dar—
niederliegen.
Kaiserslautern, 19. Oktober. Unser
andsmann in Amerika, Herr Hilgard, der in
üngster Zeit verschiedene Anstalten der Pfalz mit
iamhaften Schenkungen bedacht hat, hat auch dem
fälzischen Gewerbemuseum eine Schenkung von
5, 000 Mk. gemacht. Wie wir aus München er—⸗
ahren, hat diese Stiftung die königliche Genehmig—
ing erhalten. (Pf. Post.)
— tt. Von der Alsenz, 20. Okt. Im Laufe
zieser Woche wird so ziemlich das Obstver—
aufgeschäft beendigt werden. Für Wein—
iirnen wurden bis über 3 M., für Holzäpfel bis
iber 2 M. und für gebrochene Aepfel 4,50 M.
nezahlt. Das meiste Obst ging nach Württemberg
ind wurde eine recht schöne Summe Geldes auch
dieses Jahr in unser Thal gebracht. Die meisten
Landwirthe und Grundbesitzer thun auch etwas für
die Obstbaumzucht. Zwar könnte mehr geschehen,
iber trotzdem ein greifbarer Nutzen sich hierorts
ꝛemerkber macht, giebt es dennoch Solche, die lieber
»as Maul aufsperren, um auf solche Weise die ge—
zratenen Tauben zu fangen. — Im Kartoffel—
)andel herrscht tiefe Stille. Kein Angebot und
eine Nachfrage. — Wie vielleicht bekannt sein
ȟrfte, wurden in hiesiger Gegend Weine bisher
ioch nach der alten Ohm, 160 Liter, verkauft
die Weinbergbesitzer in Rockenhausen haben ver—⸗
sangenen Sonntag nun beschlossen, in Zukunft
Beine und gekelterten Most nur per Hektoliter (100
diter) zu verkaufen, dagegen ungekelterten Most
nach Logel (4 40 Liter) abzugeben. Wahrschein⸗
ich werden die Nachbargemeinden hieran ein Bei—
piel nehmen, um so mehr, da an der untern Alsenz
ind in der angrenzenden Nahegegend dasselbe Ver—
'ahren besteht.
— Edenkoben, 19. Okt. Das Ergebniß des
ziesjährigen Herbstes läßt sich jetzt übersehen, da
die Lese der meisten Weinberge beendet ist. Die
rühere Behauptung, daß der Wein in Qualität
ind Quantität durchschnittlich befriedigend ist, darf
nuch jetzt aufrecht erhalten werden und ist im Wein—
auf ziemlich reger Verkehr. Der Preis ist natürlich
e nach der Lage der Weinberge variirend. Aus
dem Letten wurde heute Wein mit 290 Mark per
Fuder bezahlt.
— Nach den Statuten füc das pfälzisch⸗
Dienstbotenstift werden aus den Zinsen des
kapitalstockes zur Belohnung braver Dienstboten der
Ifalz alljährlich in der ersten Woche des Monats
zanuar Preise vergeben. Auf einen Aufmunte—
ungspreis haben jene Dienstboten Anspruch,
oelche sich durch mindestens 5jährige, bei ein und
zerselben Herrschaft geleistete treue und eifrige
dienste bei stets tadelloser Aufführung ausgezeichnet
aben und, Kost und Lohn beziehend, mit der Herr⸗
chaft im Familienverbande leben. Die Dienstjahre
yerden vom vollendeten 16. Jahre des männlichen