Full text: St. Ingberter Anzeiger

ðl. Jushherter Amzeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Der „Et. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 40 2 einschueßlich Trägerlohn; durch die Vost bezogen 1 Ac 60 H, einschließlid 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 B, bei NReclamen 30 44. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
t I7TD). .. . . 
Für die Monate November und 
Dezember werden Bestellungen 
„St. Ingberter Anzeiger,“ 
ohne Uebertreibung daz verbreitetste Blatt 
in Stadt und Canton St. Ingbert, bei allen Post⸗ 
anstalten und Postboten, sowie in der Exped. ent⸗ 
gegengenommen. Unterhaltungsblätter 
uͤnd illustr. Sonntagsblätter werden nach— 
geliefert, so weit der Vorrath reicht. 
1u 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Muünchen, 25. Olt. GGammer der Ab— 
eordnelten.) Präsident Frhr. v. Ow macht der 
Zammer die Mittheilung, daß sich das Präsidium 
aunterm 1. d. Mts. bei dem k. Oberst-Ceremonien⸗ 
meister behufs Aufwartung bei Sr. Maj. dem 
Könige gemeldet habe; daraufhin habe der mit den 
Geschäften des Oberst-Ceremonienmeisters betraute 
Oberstkämmerer Frhr. v. Perglas unterm 11. d. M. 
folgendes an ihn gerichtete Allerhöchste Signat dem 
Kammerpräsidium uͤbermacht: „Ich will das Direk⸗ 
dorium der Kammer der Abgeordneten nicht hierher 
hemühen und beauftrage Sie, für die beabsichtigte 
Aufwartung Meinen huldvollsten Dank zum Aus— 
druck zu bringen. Schloß Berg, den 9. Oktober 
1881. Ludwig.“ 
München, 285. Olt. Die Kammer wählte 
jeute Frhrn. v. Ow zum Präsidenten mit 128 
A 
hräsidenten. Nächste Sitzung Samstag. Tages— 
rdnung: Militäretat. 
Muͤnchen, 25. Oktbr. In den Einlauf der 
Kammer der Abgeordneten gelangten folgende Pe— 
titionen: von den Kassedienern bei den 8 Kreis- 
kassen des Königreichs um Zuschlag der Theuerungs- 
zulage zum Funktionsgehalt; von dem Gesammt⸗ 
Presbyterium der protestantischen Pfarrei Winnweiler, 
tönigl. Bezirkdamt Kaiserslautern, um Errichtung 
eines ständigen protestantischen Pfarrvikaramtes in 
Winnweiler. 
Muͤnchen, 25. Okt. Die Fraktion der, Rech— 
sen“ gedenkt noch weitere Anträge an die Kammer 
zu bringen; dieselbe hat zur Vorbereitung von An⸗ 
rägen auf Abänderung des Verehclichungs⸗, Hei⸗ 
mathse und Armengesetzes eine besondere Commis—⸗ 
sion gewählt, die aus den Abgeordneten Dr. Pfah— 
ler, Reindl, Triller, Dr. Frank, Keßler, Lerzer, 
Weiß, Biehl und Deuringer besteht. 
Ein Münchener Correspondent des „Pf. K.“ 
dementirt die Nachricht, daß Abg. Schels die Ab—⸗ 
sicht habe, den (von der vorigen Abgeordnetenkam⸗ 
mer bekanntlich abgelehnten) Antrag auf Einführung 
einer Klassen⸗Lotterie in Bayhern bei dem jetzigen 
Landtag wieder einzubringen. 
Muünchen, 25. Oktt. (Das Malzauf— 
chlags-Gesetz.) Der Finanzausschuß hat in 
einer gestrigen Sitzung, in welcher Abg. Crämer 
aber das Malzaufschlagsgesetz referirte, mit Zustim⸗ 
mung des Finanzministers v. Riedel eine Vertagung 
auf 3 Wochen beschlossen, um noch weitere Erhebun⸗ 
gen zu pflegen, aus welchen sich konstatiren lassen 
soll, ob nicht für die Kleinbrauer eine Erleichterung 
eintreten könne, während die Großbrauer mehr als 
disher in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. 
Finen allzu großen Aufschub erleidet die Sache 
nicht, da das Gesetz noch im Laufe dieses Jahres 
dublizirt werden muß und vorher die Reichsraths⸗ 
ammer auch noch darüber berathen muß. 
Donnerstag, 27. Oktober 1881. 
* Der Bundesrath trat am Montag zu einer 
Plenarsitzung zusammen, in welcher jedoch nur Vor— 
lagen von mehr untergeordneter Bedeutung zur Be— 
rathung gelangten. 
Berlin, 25. Okt. Kaiser Wilhelm ist heute 
Morgen kurz nach 9 Uhr in bestem Wohlsein hier 
ein getroffen. 
der deutsche Botschafter in Paris, Fürst 
Hohenlohe, hat sich zum Reichskanzler nach 
Varzin begeben. 
Berlin, 25. Oktober. Der „Reichsanzeiger“ 
publizirt eine Anordnung des Staatsministeriums, 
durch welche der kleine Belagerungszu— 
tand über Altona, Wandsbeck, Lauenburg mit 
Zubehör auf ein Jahr verlängert und auf Stadit 
und Amt Harburg ausgedehnt wird. Die Anord— 
nung tritt am 29. Oktober in Kraft. 
Hagen, 26. Okt. Gestern sprach Herr Reu⸗ 
eaux vor einer zahlreichen Versammlung über die 
australische Ausstellung und die deutsche Exportindu—⸗ 
rrie. Als Mittel zur Entwicklung der Ausfuhr nach 
Australien erkannte; er zunächst eine Dampferlinie, 
zie der Staat unterstützte, ähnlich wie sie in Eng⸗ 
and und Italien bestehe; dann die Umwandlung 
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ichtung eines überseeischen Bankinstituts und der 
engere Anschluß der Hansestädte an Deutschland, 
amit die gemeinsamen Interessen besser gewahri 
vürden. Sein Programm für Hebung der natio— 
nalen Industrie sei auch im Wesentlichen das Pro— 
gramm des Reichskanzlers. 37 
Ausland. 
Auch Gambetta hat jetzt (nach einer Pariser 
Meldung des Berl. Tagebl.) sein Attentat. Auf 
teinem Landsitze zu Ville d'Avray wurde ein Mann 
ergriffen, welcher angeblich Gambetia ermorden 
voͤllte. Der Attentäter heißt Florian, scheint gei⸗ 
tesgestört zu sein und wird von den Aerzten beob⸗ 
ichtet. Er will die Bourgeoisie vernichten und hält 
Hambetta für das Haupt derselben. Florian ist 
Weber, aus Rheims gebürtig, hat sonst ein intelli⸗ 
gentes Aussehen, ist aber unwissend. Das Lesen 
revolutionärer Zeitschriftein verwirrte ihm den Kopf. 
Paris, 25. Okt. Aus Tunis wird von ge 
dern gemeldet: Das Corps Saussier hat das De— 
zlé von Tum Karuba glücklich überschritten. In 
Folge der Siege Laroques haben sich die Schaaren 
‚on Ali ben Ämar südwärts zurückgezogen. Von 
edem Stamm wurden Geiseln zur Sicherung der 
Eisenbahn genommen. 
Havre, 26. Okt. Bei dem Banket, welches 
jestern Abend zu Ehren Gambetta's stattfand, nahm 
herselbe das Wort, hielt aber keine politische Rede, 
ondern besprach nur locale Angelegenheiien; Gam— 
hzetta erwähnte hierbei, daß er nach Deutschland ge⸗ 
reist sei, um sich über die Verkehrs-Entwicklung in 
den Häfen von Hamburg, Lübeck und Stettin zu 
unterrichten. Die Entwicklung der commerciellen, 
maritimen und industriellen Interessen sei eine das 
dandeswohl fördernde Aufgabe der Republik. 
Rußzland geht den europäischen Staaten mit dem 
zuten Beispiel einer Reduktion des Armeeetats voran. 
Bie verlautet, soll das Kriegsministerium in Hin⸗ 
sicht auf die geplanten Kürzungen des Reichsbudgets 
es schon jetzt für möglich erachtet haben, bedeutende 
Posten vom Ausgabeetat seines Ressorts zu streichen. 
Im besagten Ministerium hofft man schon heute, 
dem Lande die Summe von 60 Millionen ersparen 
zu können. Competente Personen behaupten, daß 
nan nach dieser Richtung hin bei der genannten 
Zumme nicht stehen zu bleiben gedenke. Falls diese 
16. Jahrg. 
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Gerüchte sich bewahrheiten, so wird sich diese Er— 
sparniß in den Ausgaben, ohne Verringerung der 
Schlagfertigkeit der Armeer, zweifelsohne wohlthätic 
fühlbar machen. 
* Die Installirung der griechischen Behör— 
den in den an Grichenland abgetretenen frü— 
heren türkischen Gebietstheilen ist nunmehr beendigt, 
ind zwar hat sich dieselbe überall in der größten 
Ordnung vollzogen. 
aAle und pearczische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 26 Oktober. Als Berg 
amtskafsier dahier ist Herr Josehh Huber 
derzeit Salinenhauptkassaofficiant in Weiherhammer 
ernannt. 
—r. Ommersheim, 26. Okt. Heute Mittag 
kam ein fremder Handwerksbursche in ein Hau⸗ 
dahier und bat um ein Almosen. Eine Frau, die 
allein im Zimmer war, verabreichte ihm etwas zun 
Essen. Während sie ihm noch ein Stück Brod ab⸗ 
schnitt, bemerkte der Fremde, ihm sei nicht gan, 
wohl, er könne nichts essen. Nachdem derselbe sic 
schon eine Zeitlang enifernt hatte, machte die Frau 
die unangenehme Entdeckung, daß ein vorher im 
Zimmer auf einer Commode, in deren Nähe de 
Fremde gestanden war, gelegenes Portemonnait 
mit circa 4 Mark fehle. Wahrscheinlich hat das 
selbe mit dem Bruder „Stromer“ die Weiterreis 
angetreten und war von ihm in dem Augenblid 
anectirt worden, als ihm die Frau das Brod ab 
schnitt. 
— (Stiftung.) Se. M. der König hat de 
bon dem Rentier H. Hilgard in New⸗York mit einen 
Kapitale von 15,000 M. begründeten Stipendium 
stiftung für das Gymnasium in Zweibrücken unte 
Vorbehalt des staatlichen Schutz- und Aufsichtsrecht? 
die landesherrliche Bestätigung ertheilt. 
— Se. Maj. der König haben genehmigt, da 
pom 1. November d. Is. an das Hauptzol! 
amt Kaiserslautern nach Landau ver 
legt, in Kaiserslautern aber ein Nebenzollamt in 
Innern errichtet werde. 
— Dem Gymnasium zu Neust ad twurde die Bi 
rechtigung zum Ausstellen von Maturitätszeugnisse 
für den Einjährigen Freiwilligendienst ertheilt. 
— Dürkheim, 26. Okt. Nächsten Sonnta 
findet dahier im Stadthaussaale die General⸗Ver 
sammlung der „Pollichia“ statt. Vorträge fin 
u. A. angemeldet von Prof. Nipeiller über di 
Reblausfrage in Deutschland und von Dr. Brehn 
über unsere Zugvögel. Außerdem stehen auf de 
Tagesordnung Vereinsangelegenheiten und natu' 
wissenschaftliche Mittheilungen. (D. A.) 
— Dürkheim. Der kgl. Studienlehrer Di 
Mehlis wurde von der naturhistorischen Gesel 
schaft zu Nürnberg zum Ehrenmitglied ernannt. 
— In einer Wählerversammlung in der Pfal 
soll es kürzlich sehr stürmisch hergegangen sein. Ei 
Redner wollte sich dagegen verwahren, daß ma 
seiner Partei den Vorwurf mache, sie wolle d 
„Fackel der Zwietracht“ unter das Volk werfer 
Im heiligen Eifer „verhaspelte“ sich aber d 
Redner und protestirte dagegen, daß man seir 
Partei verdächtige, „die Zwackel der Viehtrach' 
unter das Volk werfen zu wollen. 
Vermischtes. 
F(Das Diamantsöl.) Wir haben unser 
Lesern bereits Mittheilung über das Diamanto 
eine Erfindung des Weichenstellers Herrn Jako 
Deutsch zu Schleifmühle bei St. Johann, gemach 
Dieses Oel wird (30 Gramm auf 1 Kilo) gewöhr 
lichem Petroleum zugesetzt und verleiht demselb⸗