yft übergangen. Aus der Liste der Wahlvorschläge
Jeht nur zu oft u. a. hervor, daß 80 Oberstlieute-
aants unfähig zur Beförderung zum Obersten sind,
394 Bataillonschefs, 1692 apitäns von 1700
—DDD
Geradezu unbegreiflich ist die Sitte, daß die Offi—
siere bei den hohen Vorgesetzten Visite machen, um
äch eine gute Karriere zu erbetteln, genau so wie
die Kandidaten der Akademie. Diese Stellenjägerei,
welche trotz der Verbote noch immer im Schwunge
ist, muß in hohem Grade entsittlichend wirken und
die Zurückgesetzten, guter Empfehlung Entbehrenden,
auf's Aeußerste erbittern. Politische Reden, wie
deren eine z. B. noch kürzlich der Oberst Matthieu
in Lille als kleiner Revanche-Gambetta hielt und
wie sie jetzt sehr an der Tagesordnung sind,
können ebenfalls nur einen zersetzenden Einfluß
üben und die Armee ins Parteigetriebe hinein⸗
ziehen. —
Die französische Minifterkrisis wird nunmehr,
da, unbekümmert um alles Toben und Protestiren
der extremen Gruppen, eine starke Majorität in der
ammer sich für Gambetta ausgesprochen, nächster
Tage schon in Fluß gerathen und aller Voraus—
ticht nach rasch verlaufen.
Der „St. Petersburger Ztg.“ zufolge wird die
Krönung des ruffischen Kaiserpaares im Mai
nächsten Jahres stattfinden, und werden die Vorbe⸗
reitungen dazu in Moskau schon in großem Maß-
stabe getroffen. — Die kaiserliche Familie ist ganz
merwartet von Peterhof nach Gatschina überge⸗
fiedelt, um den seit dem März-Attentat von jedem
Geräusch nervös erregten jungen Großfürsten- Thron⸗
folger von dem aufregenden Treiben der Residenz
fernzuhalten.
Petersburg, 31. Olt. Gerhaftun gen.)
Am Samstag ereignete sich hier nach einer Meld—
ung der „Dailh News“ folgender Vorfall: „Gegen
3 Ühr Morgens verhaftete die Polizei zwei junge
Franzosen in einem Hotel. Die Franzosen leisteten
derzweifelten Widerstand und feuerten mehrere
Schüsse ab, von denen einer einen Polizeiagenten
sserwwundete. Die zwei Fremden wurden schließlich
uberwältigt, und bei einer Nochsuchung in dem von
ihnen bewohnten Zimmer Warden Schriftstücke
compromittirender Natur vorgessaden. Am näm⸗
üchen Abend wurde ein dritter Franzose in dem⸗
selben Hotel verhaftet. Diese Herren waren nur
wenige Tage in der russischen Hauptstadt gewesen,
ind es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß
iie bezwedten, einer revolutionären Versammlung
zeizuwohnen. Der franzöfische Botschafter in St.
Peiersburg hat die Angelegenheit seiner Regierung
zetichtet und erwartet Instruktionen.
London, 2, Nob. Bei den gestrigen Muni⸗
zipalwahlen in allen Städten Englands siegten im
aAlllgemeinen die Tories über die Whigs, besonders
in Städten, wo eine starke irische Bevölkerung ist.
Die Iren stimmten für die Konservativen oder ent-
hielten fich der Wahl.
London, 3. Novb. Der, Times“ zufolge sollen
die Berhandlungen bezuglich des Handelsvertrages
zwischen England und Frankreich nicht unterbrochen,
sondern nur bis Ende dieser Woche vertagt werden.
Mit der Forisetzung der griechisch⸗tũrkischen
Gebietsübergabe, beziehungsweise mit der Uebergabe
der dritten Sektion dieses Gebietes, nämlich jenes
von Volo, wird im Laufe der nächiten Woche be—
qgonnen werden.
Waßhington, 2. Nopb. Aus San Francisco
wird gemeldei: Der hiesige Hafen ist gegenwärtig
derartig mit Schiffen überfüllt, daß die Dockvor⸗
richtungen fich als unzureichend erwiesen haben und
nehrere Schiffe genothigt waren, ihre Ladungen in
henachborten Häfen zu löschen.
Lootale und pfälaische Nachrichten.
*St. Ingbert, 4. Nov. Aus Anlaß der
Zapitalrentenfassionen wollen wir zur
Aufklärung bemerken, daß gegenwärtig hinsichtlich
der Regelung der Steuersätze eine wesent liche
Abweichung von den früheren Normen besteht,
dem an Stelle der Klassenskala nunmehr
prozentuale Steuersätze getreten find, welche in
olgende fünf Abstufungen zerfallen, nämlich:
d bis 100 Jahresrente 1Va do einfache Steuer;
100, 400, ——A
400, 700, 2 ,
700 , 1000, ne 3 80,
mehr als 1000, 31! 0
— Zweibrücken, 3. Nov. Nachdem der
wuthbverdächtige Jagdhund, dessen man
leider immer noch nicht habhaft geworden, auch in
Montbijou und Dietrichingen Hunde gebissen, hat
das kgl. Bezirksamt sich veraulaßt gesehen, die
zmonatliche Hundesperre auf Mausch—
bach, Dietrichingen und Hornbach aus—
udehnen. (GZw. Ztg.)
— Winzeun 1. Nov. Heute brannte das in
iesem Jahre neuerbaute Haus des Ackerers Jakob
Zunz bis auf die Mauern nieder. Wie man hört
var das Haus noch nicht in die Brandkasse auf—
jenommen, auch' eine Umschreibung der Mobiliar—
jersicherung vom alten auf das neue Haus hat noch
uicht stattgefunden. Eine ernste Mahnung, eine
'o wichtige Angelegenheit doch immer rechtzeitig zu
cegeln! (P. A.)
— Seminar Turnlehrer Reuther in Kaiser s⸗
hautern hat eine Maschine erfunden, welche ge⸗
tattet, innerhalb weniger (3 bis 4) Minuten den
geräthfreien Raum einer Turnhalle staubfrei zu
einigen. Diese Maschine wurde dieser Tage in
VWorms einer Prüfung in der Turnhalle bei dem
Bolksschulhause unterzogen. Die Leistung wurde
uls gut befunden. Die Maschine nimmt Sand ꝛc.
aund alle Siaubtheile gründlich auf und zwar gründ⸗
icher, als dies durch Kehren geschieht; die Maschine
st leicht zu handhaben. Dieselbe wird in allen
reien Räumen, welche einer schnellen Reinigung
)edürfen, recht gute Dienste leisten.
— Neustadt, 2. Nov. Gestern fand dahier
ie feierliche Einweihung der neuen Kleinkinderbewahr⸗
instalt statt. Das neue Gebäude wurde von Herrn
gankier Hetzel der Stadt zum Geschenke gemacht;
erselbe hatte zuerst den Grund und Boden ange⸗
auft und dann der Stadt 50,000 Mark zur Er⸗
ichtung des Baues überwiesen.
— Bom mittleren Gebirg wird dem
Pf. K.“ unterm 1. November geschrieben: Nachdem
zer Herbst nun eingethan und ein Urtheil über den
ieuen Wein möglich ist, läßt sich annehmen, daß
erselbe unter die Klasse sehr guter Mittelweine ge⸗
echnet werden kann und etwa die Qualität des
»8Sers haben wird. Leider hat der ganze Strich
on Neustadt bis Dürkheim nur einen Drittels⸗,
heilweise sogar nur einen Viertelsherbst zu ver⸗
eichnen. Daß aber trotzdem die Guͤterpreise nicht
urückgegangen find, zeigte sich bei einer Versteiger⸗
ing, die vor einigen Tagen zu Mußbach abgehalten
vurde, wobei sämmtliche ausgebotenen Weinberge
ohe Preise erlangten, u. a. 10 Decimalen um
50 M. und 26 Decimalen um 2600 M. zuge⸗
chlagen wurden. Letzteres beträgt für den Morgen
»on 100 Ruthen oder 25 Aren 7000 M. Man
vürde jedoch sehr irren, wenn man aus diesen hohen
Preisen einen Schluß auf allgemeinen Wohlstand
iehen wollte. Solche Preise können, wie auch
inderwärts, nur Diejenigen zahlen, welche im Stande
ind, Jahre lang auf einen guten Herbst zu warten.
die Uebrigen — und zu ihnen gehört der größtt
Theil des Mittelstandes — leiden schwer unter dem
Druck der gegenwörtigen Verhältnisse.
— Die diesjährige Hauptversammlung des
Pfälzischen Sängerbundes“ wird am
Sonntag, den 13. November ds. Is. in der Bau⸗
r'schen Wirthschaft zu Haardt mit folgender
Tagesordnung abgehalten: 1) Entgegennahme des
dahresberichtes. 2) Bescheidung der Rechnungen.
3) Festsetzung des Voranschlages. 4) Neuwahl des
lusschusses. 5) Neuwahl des musikalischen Komi⸗
e's. Nach dem letzten Jahresbericht umfaßte der
Pfälzische Sängerbund'“ 163 Vereine mit 4617
Zängern, heute zählt derselbe: A. Ordentliche Mit—
zlieder: 37 Vereine mit 919 altiven und B. Außer⸗
rdentliche Mitglieder: 121 Vereine mit 3400 ak—
iven, im Ganzen somit 158 Vereine mit 4316
SZängern. Das Inventar erhielt einen Zuwachs
yon 29 Chören, 20 für Männer und 9 für ge—
nischten Chor. Die Bundesrechnung für 1880,81
rweist eine Einnahme von 849 M. 89 Pf. und
ine Ausgabe von 800 M. 82 Pf. mithin Kassen⸗
orrath 49 M. 7 Pf. Das Gesammtvermögen ohne
zerlagswerke beträgt nun 7825 M. 834 Pf. Die
zerlagsrechnung vom 1. Okt. 1880 bis 30. Sep⸗
ember 1881 hatte Einnahmen 966 M. 3 Pf.,
AUusgaben 852 M. 66 Pf., bleibt Kassebestand 112
M. 37 Pf.; hierzu die Depositen mit 6835 M.
30 Pf., ergibt ein Baarvermögen von 6949
M. 27 Pf. Der Voranschlag der Einnahmen und
Ausgaben für 1881/82 ist 639 M. 7 Pf.
Vermischtes.
Die Saar- und Moselwerke haben seit
dem 1. November die Preise für Walzeisen um
x M. und far Sctager um 3 M. per 2
abermals erhöht, was in einem Zeitraum von
Monaten M. 10 Aufschlag per Tonne ausmach,
Diese Vorgänge beweisen, daß sich die Eisen,
industrie wieder zu heben beginnt.
Im Wahlkreis Ottweiler⸗St. Wendel⸗Meisen
heim ist die Stich wahl zwischen Professor Frhr
von Herthing (Centr.) und Bergrath Täglichs
beck Cibr.) auf Donnerstag, 10. November, fen
gesetzt.
FeFrankfurt a: M., 1. Nov. Wie hiesig
Blätter melden, fand heute in der Broenner'sche
Chemikalien⸗Fabrik eine Explosion statt, bei welche
mehrere Arbeiter getödtet wurden. 1
7F Frankfurt, 2. Rov. Ein Kabeltelegramm
der „Frankfurter Jeitung“ meldet aus New⸗-Yor
das Falliment der New-HYorker Bank mit 9 Mil
Passiva. Ueber 2 Millionen sind defraudirt.
F Dem ,Frankfurier Journal“ wird aus Berlix—
gemeldet: Redakteur Fränkel vom Berline
Zörsencourier wurde am 2. d. M. wegen Beleidi
zjung des Fürsten Bismarck, Minister Maybadh
Blankenburg und Kores zu 18 Monaten Gefäng
aiß verurtheilt und sofort inhaftirt.
F Frankfurt a. M. Ein interessantes Schrei
hen kommt dem „General⸗Anzeiger“ von der Firme
Bebrüder Stollwerk in Cöln unterm 28. Oktobe
zu, in welchem es heißt: „Man mag dem dortige
Ausstellungs-Vorstande Alles vorwerfen; aber da
derselbe etwas versäumt habe, den Aussteller finanzie!
seranzuholen, kann ihm nicht nachgesagt werden
Die Kosten unserer Betheiligung haben sich auf di
Höhe von 35,345 Mt. belaufen. Nachträglic
verden noch ca. 1000 Mk. für Schutz gegen di
Zzonnenstrahlen, Auswechselung von Balken, Ver—
chnitt von Dielen für die Riemendurchlässe, Sand
mifschüttung ꝛc. verlangt. Das Verhältniß de
Spesen für Betriebskraft, Dampf und Wasser stell
ich zu Düsseldorf wie 5 zu 1; da der Besuch un
die Fabrikation nicht den dritten Theil von Düssel
dorf betrug, so ist das Verhältniß wie 15 zu
Für uns war es die kostspieligste der 11 Ausstel
lungen, an welchen wir uns betheiligten.“
F Das „Frankfurter Journal“ hat m
der Nummer vom 31. Oktober aufgehört zu er
scheinen. Das Blatt ist mit dem 1. November
den Verlag der „Frkf. Pr.“ übergegangen.
4 Das koͤniglich preußische Statistische Am
erklärt die jungst auch von uns gebrachte Mitthei
ung, daß am 9. Dezember ds. J. eine Viehzäh
ung im Deutschen Reiche stattfinden solle, für irt
hümlich. Weder im kaiserlichen statistischen Amtt
noch m tonigug preußischen statistischen Burear
ist von der Anordnung einer solchen Zäühlung aus
aur das Geringste bekannt, und sind daselbst auf
keinerlei Vorbereitungen hiefür getroffen.
(Zur Warnung) Am 28. Okt. wurde in
Nürnberg ein Sergeant des 14. Infanterie-Regiment
begraben, der an Blutvergiftung gestorben. Derselb
hjat sich, wie wir dem „N. A.“ entnehmen. voꝛl
wenigen Tagen mit einer jedenfalls rostigen Fede
ein im Gesicht befindliches Bläschen ausgestoche
und hierdurch sich seinen Tod geholt.
(Ein Auswanderungsproject.) Den
Vernehmen nach hat ein Auswanderungs-Comisser
aus Süddeutschland, Namens Busses, das westlich
Manitoba besucht und soll angeblich von seinen
daselbst gemachten Erfahrungen dermaßen befriedit
worden sein, daß er die Aufmerksamkeit von Aus
wanderern aus Württemberg nach ienen Gegende
lenken will.
F(Der Sängerkrieg in Stuttgart.
Ist der Kindersegen auch ein Segen? Wohin d
Frörterung dieser volkswirthschaftlichen Fragenc
ühren kann, beweist folgender Vorgang, den di
„Württemb. Landesztg“ erzählt. Saßen da in einer
leganten Café der Residenz zwei feine Herren, de
ine war ein Sänger, der aber augenblicklich de
ꝛampenlicht meidet, der andere „der Mann ein
zerühmten Frau“, der Gemahl einer Sängeri
velche nunmehr Stuttgart den Rücken gewendet hau
Diese Herren unterhielten sich äußerst lebhaft, aber
nicht war es die Kunst, die sie beschäftigte, nir
iber die Undankbarkeit des Publikums, über d
Ungerechtigkeit der verschiedenen Theaterdirectione
klagten sie — sie sprachen über einen für die Voll
wirthschaft außerordentlich wichtigen Gegenstand
sie erörterten die Frage, ob für das Wohl eine
Landes wie eines Einzelnen der Kindersegen in d
Familie vortheilhaft sei oder das in Frankrei
uübliche Zweikindersystem. Beide Gatten standen
mit ihren Ansichten schroff gegenüber, jeder glaub
aus Erfahrung sprechen zu konnen. Der akademit