Full text: St. Ingberter Anzeiger

Ht. Ingberler Anzeiger. 
der St. Ingberter Antzeiger und das (2 mal wöchentlich; mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
age) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag nud Sonutag. Der Abonnementsvpreis veträgt vierieliährlich 
24 40 3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 6 60 ⸗, einschließlich 420 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 H, von Auswärts 
mit 15 Z fur die viergespaltene Zeile Blattschrit odetr deren Raum, Necklamen mit 30 4 pro Zeile berechnet. 
M 20. Donnerstag, den 3. Februar 
1881. 
— 
Deutsches Reich. 
Die „Frankf. Ztg.“ brachte vor einigen Tagen aus München 
ie Mittheilung, daß die Stellung des kgl. Generaladjutanten und 
xommandirenden des 1. Armeecorps, Generals v. d. Tann, 
erschüttert“ sein soll. Wie in, höheren Officierskreisen versichert 
vird entbehrt jene Mittheilung jeder Begründung. 
Der bayerische Abgeordnete v. Schlör veröffentlicht eine Schrift 
wer die Steuerreform in Bayern, worin er sich für Ein— 
ührung der allgemeinen Einkommensteuer ausspricht und die da— 
jegen erhobenen Einwände bekämpft. Der Verfasser bemerkt, die 
Seuern müßten nicht deshalb reformirt werden, sondern vielmehr 
ium ein System zur Geltung zu bringen, welches bereits nicht nur 
ie Wissenschaft, sondern auch das moderne Leben als richtig er⸗ 
annt hätten. 
Wegen des an den Bundesrath gelangten Entwurfes eines 
Arbeiter⸗-Unfallversicherungsgesetzes, soll, wie in bayerischen Ab⸗ 
Jeordnetenkreisen verlautet, unsere Staatsregierung interpellirt werden. 
Ran will angeblich Aufschlüsse Uber die Stellung Bayerns diesem 
Besetze gegenüber erlangen. 
Im Bundesrath wurde das Reichsstempelabgabengesetz 
jegen die Stimmen der Hansestädte angenommen. Gegen die 
Duittungsstener stimmten u. a. Sachsen, Württemberg, Hessen, 
Zaden, die Hansestädte, gegen die Steuer auf Checks und Giro⸗ 
mweisungen Baden, Hessen und die Hansestädte, gegen eine solche 
zuf Lotterieloose Sachsen und beide Mecklenburg. 
Ausland. 
Zur türkisch⸗griechischen Frage meint die „Republique 
rancaise“, Gambetta's Blatt, Griechenland werde geduldig und ver⸗ 
rauensvoll das Ergebniß der Bemühungen der Mächte bei der 
ßforte abwarten; die Pforte werde, zu einer richtigeren Auffassung 
ʒer Dinge gelangt, nachgeben. 
Vermischtes. 
F Die von der „Irkf. Ztg.“ gebrachte Nachricht, daß Ver— 
jandlungen behufs Erwerbung der Pfälzischen Bahnen 
urch den Staat dem Abschluß nahe seien und daß noch dem 
gegenwärtigen Landtag eine Vorlage darüber zugehen werde, findet 
n 'unseren Abgeordnetenkreisen keinen Glauben. (Die „Frkf. Ztg.“ 
rklärt dies Gerücht jetzt selbst ausdrücklich als unbegründet.) 
F Aus Blieskastel, 1. Febr. wird der „Zw. Ztg.“ ge⸗ 
chrieben: Wenn man den Fechtbrüdern gegenüber mißtrauisch ist, 
so thut man in der Regel wohl daran. In eklatanter Weise hat 
iich Das hier als richtig bestätigt in einem Fall, dessen unter der 
Aufschrift kin Handwerksbursche, kein Stromer“ 
Jebrachte Darstellung aus der Pf. Post“ in andere Blätter über— 
jegangen und somit zur Kenntniß weiter Kreise gelangt ist. Nun 
za sich herausgestellt, daß jener Bursche, welcher der Gendarmerie 
mntfloh und in die Blies sprang und der sich nachher als Metzger 
Wilhelm Fuchs aus Darmstadt legitimirte, der von der großh. 
lessischen Staatsanwaltschaft in Darmstadt wegen Diebstahls 
ꝛerfolgte Karl Nolte, richtig Nold⸗Schlosser, aus Darmstadt ist. 
FIn Zweibrücken verstarb am 80. v. M. im Alter von 
36 Jahren der k. Direktor des Landgestüts v. Rad in Folge eines 
Schlagflusses. Derselbe war erst am Neujahrstag mit dem Ritter— 
reuze des Ordens vom heil. Michael dekorirt worden. 
p Der in München verhaftete Priester Roschés von Ho m⸗ 
durg ist der Sohn des dortigen Bahneinnehmers. Derselbe, streng 
atholisch erzogen, war ein äußerst talentvoller Knabe, welcher stets 
die ersten Nolen erhielt. Zum Priester wurde er in dem von 
Jesuiten geleiteten colleg. german. zu Rom ausgebildet. Von 
vort zurückgekehrt, zeigten sich schon bald Spuren des Irrsinnes, 
o daß er keine Funktionen verrichten durfte. Rosché ist der 
„Pf. Pr.“ zufolge, bereits von München zu seinem Vater nach 
Homburg verbracht. 
P'In Steinbach a. Glan stürzte in der Nacht zum 30. 
zanuar ein gewisser Heyer in angetrunkenem Zustande in einen 
un Fuß tiefen Graben und ertrank; derselbe hinterläßt 4 Kinder. 
dDie Inspicirung des pfälzisschen Straßen⸗, Brücken⸗ 
ind Wasserbauwesens im Jahre 1881 ist dem k. Oberbaurathe 
Herrn Koarl Heufer (ein Kaiserslauterer) übertragen worden. 
Aus Schönau wird dem „Land. Anz.“ gemeldet, daß 
in der Nacht vonn 28. auf 29. Januar in Folge des eingetretenen 
Thauwetters eine 50 m breite Erd- und Felsschicht von dem hinter 
»em Unterdorf liegenden Abhang sich loslöste und wider die am 
Fuß desselben liegenden Wohnhäuser prallte. In dreien derselben 
vurden alle Thüren und Fensier von der schlammigen Masse ein⸗ 
nedrückt, die alle Räume fuͤllte. Die Inwohner hatten Mühe, sich 
u flüchten. 
Der Madenburg-Verein beabsichtigt, sich als anerkannte Ge⸗ 
»Aschaft eintragen zu lassen. Derselbe hat seit seinem Bestehen 
Jahr 1871) 'bereits ca. 13,000 M. für Erhaltung und Ver— 
Hönerung der Burg, eines der schönsten Punkte der Vorderpfalz, 
uusgegeben. 
FMäünchen, 31. Jan. Der vielversprechende elfjährige 
dnabe Namens Joseph Gillich, welcher vor einigen Tagen die 
Wagnersfrau Marie Schmidt durch einen Schuß mit einem Zim⸗ 
nergewehr in den Unterleib gefährlich verwundete, wurde wie der 
Baͤher. Kur.“ erfährt am Freitag wegen eines erneuerten groben 
frzesses auf die Polizei gebracht und dortselbst vorläufig in Ge⸗ 
vahrsamkeit behalten. Derselbe ließ sich nämlich beigehen, als er 
on der Schule heimgekommen war und seine Mutter bezüglich des 
xssens und einer Flasche Wein, die er als Zugabe verlangte, nicht 
ofort seinen Wünschen entsprach, der eigenen Mutter einen Strick 
im den Hals zu werfen und zu versuchen, dieselbe daran aufzu— 
ängen, bei welcher Gelegenheit er sie stark drosselte. Als auf das 
zilsegeschrei der Frau der Hausherr und später der Bezirkskommissär 
nit dem Sicherheitsoffizianten dazu kamen, sprang der Bube auf 
diese zu und bedrohte sie mit einem Messer. 
Es wird noch kälter. In Kauer's 100jährigem 
dalender heißt es: „Am 8. Februar kälter als je, in allen Meeren 
jefriert es, ebenso am 6. u. 10., welche alle anderen Tage an 
dalte übertreffen, so daß viele Menschen, Vieh und Vögel erfrieren.“ 
der „Hamb. Korr.“ setzt dieser tröstlichen Mittheilung die Bemerk— 
ing bei: Auch aus den großen Schaaren wilder Gänse, welche seit 
dutzem die Gegend passiren, und aus dem äußerst soliden Pelze 
der Hasen schließen Wetterpropheten auf große andauernde Kälte. 
Fur die Redaction ereaodrmich: F. X. Deme 4— 
* 
Anzeige und 
Empfehlung. 
Ich benachrichtige hiemit meine 
yerehrl. Kunden in St. Jug⸗ 
bert und Umgegend, daß ich 
in Bälde nach dorten kommen 
verde um die Aufträge für 
Frühjahr und Sommer entge⸗ 
jenzunehmen. 
Meine Collection ist diesmal 
zesonders reichhaltig ausgestattet. 
Hochachtungsvollst 
J. Kauffmann, 
Hemdenfabrikant 
aus StASsHVH·I)S „i BR. 
Bekanntmachung. 
luftreten von Masern betr. 
Gemäß Art. 67 Abs. U. des 
.St.G.«B. wird zufolge Auf⸗ 
rages des k. Bezirksamis Zwei⸗ 
ruücken Nachstehendes bekannt 
gemacht. 
1. Einer Weiterverbreitung der 
Masern kann nur entgegen⸗ 
gewirkt werden, wenn. der 
gegenseitige Verkehr der Ge⸗ 
sunden und Kranken und 
Benesenden möglichst einge— 
chränkt wird. Es ist da— 
her der Besuch der inficirten 
Wohnräume und Häuser 
trengstens verboten. 
die Geschwister und schul— 
oflichtige Mithausbewohner 
ind vom Unterrichte solange 
ferne zu halten, bis der— 
selbe durch ärztl. Zeugniß 
gestattet wird. 
Jedermann ist verpflichtet 
jeden Erkrankungsfall zur 
ärztlichen Anzeige zu bringen. 
5t. Ingbert, 1. Febr. 1881. 
Der Bürgermeister 
Fuster. 
Auf meiner Wiese, neben dem 
Hospital der Herren Gebr. 
Krämer, kann fortwährend 
Schutt abgelagert werden. 
Phil. Munzinger ˖ 
zanf⸗ 
Converts 
her 1000 Stück von 3.50 Mk. an 
zu haben bei F. X. Demetz.