Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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sar St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Dounerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchenilich mit Unterhaltungs 
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Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Münuchen, 25. Nov. Die zweite Kammer 
yute heute bei Berathung des Finanz⸗Etats nach 
ugerer Debatte den Dispositionssonds des Finanz⸗ 
msters mit 78 gegen 59 Stimmen ab. Rittler 
slärte, die Rechte würdige die wohlthätigen Zwecke 
Fonds, fühle sich jedoch nicht veranlaßt, ein 
zliebiges Ministerium zum öffentlichen Almose⸗ 
er zu machen. 
Muünchen, 285. Nob. Vielfach fällt auf, daß 
rmit der Leitung der hiesigen Nuntiaturgeschäfte 
eauftragte Msgr. Spolverini statt wie gemeldet 
inde über Wien, direkt von Rom hier einge— 
ffen ist. Man bringt diese Beschleunigung mit 
aLage der preußischen Kirchenpolitik in Zu⸗ 
menhag. Das Provisorium in der hiesigen 
uüntiatur wird auf vier Monate berechnet, da der 
inftige Nuntius Msgr. di Pietro nicht dor dem 
hlauf der genannten Zeit aus Rio de Janeiro 
er eintreffen kann. 
Berliu, 24. Nov. Aus bester Quelle erfahre 
„daß die kaiserliche Botschaft dem Kronprinzen 
orgelegen und dessen Billigung gefunden habe, 
phei zu bemerken, daß die Botschaft außer der 
ntündigung über die Monopolfrage nichts Posi⸗ 
des enthält. Gute Beurtheiler gewannen beim 
zutigen Diner den Eindruck, der Kanzler wolle 
atiten, so lange er selbst lebt. 
Berlin, 24. Nov. Die „Deutsche Reichsztg. 
zu sich schreiben, daß für das Erzbisthum Frei⸗ 
urg ein Oberhirt in Aussicht genommen sei, 
e mit dem deutschen Kaiserhause in verwandt— 
haftlichen Beziehungen stehe. Die „Germania“ 
merkt dazu: Prinz Edmund Radziwill wird 
er nicht zum ersten Male als Bischofskandidat 
zeichnet; um so mehr ist Vorsicht gegenüber sol⸗ 
sen Konjekturen geboten. 
Elberfeld, 24. Nov. Die General-Versamm⸗ 
ing der Bergisch-⸗Märkischen Eisenbahn nahm die 
derstaatlichung derselben mit 239 330 Stimmen 
gen 1843 Stimmen an. 
Ausland. 
Paris, 24. Nowp. Der „National“ theilt über 
me zwischen Gambetta und dem Petersburger Bot⸗ 
hafter General Chanzy stattgehabte Unterredung 
vt, Gambetta habe erklärt, die auswärtige Politik 
rankreichs konne sich nicht ändern, Frankreich 
güsse zu allen Mächten in guten Verhältnissen 
leiden; was aber die innere Politik Frankreichs 
etreffe, so sei er der Ansicht, daß der Ausfall der 
zten Wahlen eine accentuirtere Action gegen den 
erus erheische. General Chanzy halte mit Rück⸗ 
cht auf diese innere Politik sein Entlassungsgesuch 
frecht, weil es ihm nicht leicht sein würde, die 
otive für diese Politik dem Auslande klar zu 
gachen. 
ankele und pfälzische Nachrichten. 
I St. Ingbert, 28. Nowb. Die im Gewerbe⸗ 
tetein angeregie Frage einer Häusersteuerrevision in 
esiger Sladt ist für den Verein jetzt soweit auf⸗ 
tlärt, daß er demnächst über den Weg entscheiden 
urf, den er in dieser Hinsicht einschlagen will. 
suf seine Anfrage in Speyer wurde ihm namlich 
treitwilligst Austunft ertheilt. Ob der Herr Bür— 
tmeister der Kreishauptstadt gedacht haben mag, 
er Verein hätte sich seinen Weg auch selbst suchen 
nnen, das wissen wir nicht. Das aber liegt 
schwarz auf Weiß vor uns, daß gen. Herr dem 
Sonntag, 27. November 1881. 
16. Jahrg. 
Verein das wirklich gegeben, um was dieser gebeten 
Jat, nämlich Auskunst über eine Thatsache, 
iber etwas Geschehenes, und einen authentischen 
Bericht über die Art, wie es geschehen ist. Die 
Bereinsmitglieder, nicht minder aber überhaupt alle 
ziesigen Miether wie Vermiether, mag es 
nteressieren, Folgendes zu erfahren: In seiner 
Sitzung vom 31. Oktober 1881 hat der Stadtrath 
»on Speyer beschlossen, bei der königlichen 
stegierung auf die Vornahme einer örtlichen Haus— 
teuerrevision Antrag zu stellen. Dieser Antrag 
sußt auf dem Gesetz vom 19. Mai 1881 und 
vurde beschlossen, nachdem in Vollziehung des 8 31 
des Gesetzes vom 15. August 1828 und 19. Mai 
1881 die kgl. Regierung der Pfalz mit Ausschreiben 
om 6. Juli 1881, Kreisamtsblatt Nr. 42 darauf 
rufmerksam gemacht hatte, daß in Gemeinden oder 
Irischaften, in welchen die Miethsteuer eingeführit 
st, eine Revision derselben, in der XVI. Finanz- 
eriode (1882 —83) beginnend, stattfinden sohle, 
venn sie von der einschlägigen Finanzkammer, oder 
jon der betr. Gemeindeverwaltung, oder von dem 
3. Theile der Miethsteuerpflichtigen beantragt wird. 
Der Stadtrath molivirt seinen Beschluß durch den 
Umstand, daß in Speher zur Zeit der letzten Häuser— 
einschätzung die Miethpreise um 25 Procent höher 
als die heutigen gestanden haben. (NB. Wir con- 
ttatieren hier, daß das Gesetz keinerlei Procentsatz 
zur Revision vorbedingt; die Annahme des Gegen⸗ 
cheils fand in jener Generalversammlung des G.-V. 
aber vorläufig und ohne Prüfung Eingang, weil 
früher einmal ein Beamter, der in Verwaltungs— 
ind Finanzsachen einen anerkannten Ruf hat, sich 
dahin geäußert hatte, — welche Aeußerung dann 
nn der Sitzung referiert und nicht beanstandet wurde. 
Die vorläufige Annnahme mußte fallen, sobald der 
Berein einmal das Gesetz zur Hand nahm, welches 
hmein jener Sitzung nicht vorlag, aber selbstver⸗ 
tändlich vor einem definitiven Eingreifen eingesehen 
werden mußte.) — Dem Leser wird nach obigem 
Referate über das Vorgehen Speyers die Ange— 
egenheit insoweit klar gestellt, daß als einzige Vor⸗ 
edingung der Revision einfach die Willensäußerung 
ines der im Amtsblatt Nr. 42 genannten 3 Fak⸗ 
oren gilt. Daß aber, wenn auch nicht als Vor⸗ 
»edingung, so doch zur Vorbereitung 
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vie zu pflegen nöthig werden sollen, das ist uns 
merfindlich. Uns dünkt vielmehr, daß der Stadt— 
ath von Speyer auch vorher Erhebungen gepflogen 
Jjat, und keineswegs ohne deren Vorlage die 25 
ßrocent in seinem Beschluß als Motiv aufgeführt 
jat. Gerade diesen Punkt möchten wir den Inter— 
ssenten besonders empsehlen. Der Gewerbe⸗-Verein 
iber wolle die Sache, soweit sie ihn angeht, nur 
echt bald zum Abschluß bringen, da wir dem 
Jahresende, dem letzten Termin derselben, allaemach 
nahe rücken. 
* Die pfälzische Generalsynode beschloß 
in der Vormittagssißzung am Donnerstag einstimmig, 
den Pensionsbezug einer Pfarrwitiwe von 650 M. 
nuf 720 M. zu erhöhen. Eine einfache minder— 
ahrige Pfarrwaise soll in Zukunft jährlich 144 M., 
ine einzige Doppelweise 600 M. jährlich, zwei solche 
244 M., drei 888 M., vier 1032 M. u. s. w. er⸗ 
Jalten. Ferner wurde die Vorlage des Cosistoriums, 
vonach die Unterstützung an Pfarrer zur Haltung 
oon Vikaren in besonderen Fällen bis zum Maximal⸗ 
hetrag von 600 M. erhöht werden können, ein⸗ 
timmig genehmigt. Einstimmige Annahme fand 
iuch eine Vorlage uüͤber redaktionelle Nenderungen 
m Tert der in der vereinigten protestantischen Kirche 
der Pfalz eingeführten Religionsbücher 
biblische Geschichte, Gottbüchlein, Katechismus). 
Diese Aenderungen wurden als nothwendig erachtet, 
da die verschiedenen Religionsbücher nicht den gleichen 
Text haben, auch eine Mehrausgabe für die Ge⸗ 
neinden nicht erwächst, weil die alten Bücher neben 
der verbesserien neuen Auflage aufgebraucht werden 
dürfen. 
— Ein auf Anregung des Gewerbevereins 
Zweibrücken in dieser Stadt am Donnerstag 
bend stattgehabte Versammlung dortiger Bürger 
prach sich einsiimmig für Gründung eines Vereins 
jegen den Hausbettel der Handwerksburschen aus. 
56 Personen erklärten sofort ihren Beitritt. Ein 
provisorisches Comitee, bestehend aus 5 Herren, 
wurde gewählt, welches die Statuten zu entwerfen 
ind baid eine konstiiuirende Versammlung einzube⸗ 
rufen hat. 
— Heute, Sonntag, den 26. d. M., findet in 
Finöd ein landwirtschaftliches Kränz— 
hen stait, bei welchem ein Gegenstand von außer⸗ 
ordentlicher Wichtigkeit, nämlich „die Be⸗und 
ckntwässerung des Bliesthals“ zur Ver⸗ 
Janlung kommi. Herr Kreiskultur-Ingenieur Mer l 
us Speyer nuud Herr Ingenieur Linde mann 
zus Duͤrlheim, der Erbauer der Pirmasenser Wasser- 
eitung, werden dem Kränzchen beiwohnen und über 
Durchführbarkeit und Rentablität des Unternehmens 
ingehende Vorträge halten. Höchst wünschenswerth 
väre es, wenn die Landwirthe und Wiesenbefitzer 
nicht nur aus den zünächst gelegenen Gemeinden, 
ondern auch aus größerer Entfernung sich an diesem 
Zränzchen recht zahreich betheiligen würden, da ja 
möglichste Steigerung der Futterproduktion eine 
der wichtigsten Aufgaben der heutigen Landwirthschaft 
ist und kein auch nur entfernt Betheiligter eine so 
zünstige Gelegenheit zu umfassender Aufkärung über 
diese Aufgabe, wie die jetzt in Einöd sich bietende, 
unbenützt vorübergehen lassen sollte. 
— Kaiserslautern. Ein Dienstknecht bei 
Gebrüder Böcking von hier, der die Kasse auf de— 
ren Ziegelei von Lichtenbruch geplündert hatte. 
wollte seinem Leben dadurch ein Ende machen, daß 
er sich zwischen hier und Kindsbach auf den Schie⸗ 
nenstrang iegte und iich vom Zug überfahren ließ, 
vobei er lebensgefährliche Verletzungen davon trug. 
Der Unglückliche wurde ins hiesige Spital geb racht. 
Derselbe ist gesterben.) (Pf. Zig.) 
— Auch die pfälzische Nerzte⸗Kam mer hat 
den Brause'schen Antrag, die Verlängerung des 
nedizinischen Studiums von 4 auf 5 Jahre betreffend, 
einstimmig angenommen, aber mit Hinzufügung 
zes Zusaßes. daß nach Zurücklegung des fünfjährigen 
Ztudiums alsdann keine zwei⸗ bis dreijährige Frist 
bis zur Meldung zum Physikats-Examen mehr einge⸗ 
halten werden müsse, sondern dieses Eramen schon 
ach einjähr iger weiterer Ausbildung abgelegt werden 
önine. Als Motiod wird angeführt, wie schwierig 
ind mißlich es im Hinblick auf die äußeren Ver— 
sältnisse sowohl als die Leistung des Einzelnen sei, 
zu einem Examen sich vorzubereiten und vom Orte 
einer Thätigkeit sich wegzubegeben, nachdem derselbe 
innerhalh drei Jahre in der Praxis bereits thätig 
war und sich einen Sitz gegründet hat oder zu gründen 
im besten Vegriffe war, woher es dann auch kom⸗ 
me, daß seit dieser neuen Einrichtuug erst drei Aerzte 
aus der Pfalz, und diese nur während ihres ärzt⸗ 
lichen Dienstes bei'm Heere dem Physikats⸗Examen 
ich unterzogen hätten. 
Vermischtes. 
Saarbrücken, 25. Nov. Gestern wurde 
hier ein kürzlich aus Friedrichsthal zugezogener.