Rejigen Acctidertee cιu»u9ιαNy. uu
chemischen Untersuchung gebracht worden. Im
Banzen wurden 2265 Proben untersucht und dar⸗
unter 28 beanstandet, also so ziemlich der achte
Theil, was einen sehr hohen Prozentsatz ausmacht.
Weiß⸗ und Schwarzbrod gab zu Bemerkungen kei—
nen Anlaß; dagegen erwiesen sich Mehlproben
als verdorben und mit Milben derart bevölkert,
daß es einen widerlichen Eindruck machte, wenn
man bedachte, daß solches MNehl für Nahrungs⸗
zwecke bestimmt ist. Butter wurde als gut befun—
den, Thee wies Beimischungen fremder Blätter auf;
Gesundheitskaffee und Cichorien⸗- waren in bleihal⸗
tigen Enveloppen verpackt und unreine Fabrikate.
Gewürze erwiesen sich als schlechteste Sorten, die
theils durch Habarien, theils durch Extraktion ent⸗
werthet waren. Besonders schlecht befunden wur⸗
den Muskatblüthen, da sie durch Kurkuma und
Semmelbeimischungen gefälscht waren. Chocoladen
waren mit Mehl vermengt, Selterswasser aus
schlechtem Brunnenwasser, Himbbeersäfte aus Frucht⸗
äther mit Fuchsin gefärbt, hergestellt. Eine Sorte
Rum, welche als „feiner Rum“ verkauft wird, er⸗
wies sich völlig als Kunstprodukt. Noch ist als
beachtenswerthe Thatsache zu verzeichnen, daß es
als unzweifelhaft festgestellt ist, daß ein großer
Theil der Verfälschungen von Detaillisten bewirkt
wird. In Fällen, in welchen Detaillisten angaben,
sie hätten die beanstandete Waare so vom Grossisten
bezogen, ergab die Untersuchung der bei letzteren
entnommenen Proben, daß die Waare gut war.
Der „Reichsanzeiger“ publizirt eine polizei⸗
liche Bekanntmachung, laut welcher auf
Grund weiterer Verlängerung des Belagerungszu⸗
standes für Berlin die ausgewiesenen Sozialisten
für ein ferneres Jahr dahin nicht zurückkehren
dürfen.
Die Zusammensetzung des Reichsstags
nach Berufsständen ist nicht ohne praktisches
Interesse. Wir ersehen daraus, daß auf die Land⸗
wirthschaft 107 Abgeordnete entfallen, während nur
einige 30 Reichstagsmitglieder der Industrie und
dem Handel angehören, gegen 50 der Staats⸗ und
Tommenalverwaltung, gegen 30 dem Richterstand,
einige 29 der Rechtsanwaltschaft, 18 der Wissen⸗
schaft, 22 dem geistlichen Stande, 20 der Schrift⸗
stellerei; die übrigen Mitglieder gehören verschiede⸗
nen, in größeren Rubriken nicht unterzubringenden
Ständen an. Zunächst fällt dabei in die Augen
die unverhältnißmäßig starke Vertretung der Land⸗
wirthschaft, die sich auf über ein Viertel der Ge⸗
sammtzahl beläuft und dem in Beamten⸗ und
Rechtsanwaltsstellungen befindlichen Juristenthum
mindestens gleichkommt. Zu beklagen ist die noch
immer unverhältnißmäßig geringe Zahl von prak⸗
lischen Männern des Handels und der Industrie.
Es ist aber bei den Ansprüchen an Zeit, welche der
Parlamentarismus erhebt, kaum zu hoffen, daß
Männer aus diesen Ständen des praktischen Lebens
jemals in größerer Zahl nach Mandaten streben, so
wichtig und wünschenswerth dies auch gerade im
Reichstag mit seinen vorwiegend wirthschaftlichen
Aufgaben wäre. Eine Erscheinung, die mit jedem
Jahre an Umfang zunimmt und ebenfalls dem
Reichskanzler bereits zu Klagen und zwar einiger⸗
maßen berechtigteren Anlaß gegeben hat, ist die
aberaus große Zahl von Abgeordneten, die in Berlin
ihr ständiges Domizil haben. Der normale und
wünschenswerthe Zustand, daß die Abgeordneten aus
der Mitte der Wahlkreise hervorgehen, verändert
sich immer mehr zu Gunsten des Vorwiegens des
Berlinerthums. Einen ansehnlichen Theil der Schuld
an der Erscheinung, daß immer mehr Wahlkreise
heimische Vertreter nicht mehr finden, sondern sich
aus Berlin versorgen lassen müssen, trägt ohne Zweifel
der Mangel an Diäten, der es vielen sonst geeig⸗
neten und bereitwilligen Männern zur Unmöglichkeit
macht, monatelang in der Reichshauptistadt zu leben.
Der Verein deutscher Studenten in Breslau
hat dem Reichskanzler ein Telegramm zugestellt,
in welchem er erklärt, daß die deutsche Jugend in
Folge der Thronrede dem Kaiser die Versicherung
ihrer innigsten Liebe und unwandelbaren Treue zu
Füßen lege. Der Reichskanzler hat hierauf Fol⸗
gendes erwidert: „Ihr Schreiben vom 18. cr.
zabe ich Ihrem Wunsche gemäß Sr. Majestät dem
Kaiser vorgelegt, und freue mich, Ihnen den Aus—⸗
druck der hohen Befriedigung zu übermitteln, mit
welcher Se. Majestät von dieser Kundgebung der
in der Breslauer Studentenschaft gepflegten Treue
und Vaterlandsliebe Kenntniß genommen haben.
Ich bitte Sie, dies ihren Herren Commilitonen
mitzutheilen. v. Bismarck.
vVAA VAM
Paris, 26. Nov. Der frühere Präfekt Tir⸗
nan ist zum Civilgouverneur von Algier ernannt.
-Der holländisch⸗französische Handelsvertrag wurde
eute unterzeichnet.
Paris, 27. Nob. Wie die „Agence Habvas“
rführt, wird die Regierung im Monat Januar
inen Gesetzentwurf betreffend die Revision der
Berfassung vorlegen und darnach eine Vorlage
etreffend die Reform der Gerichte. Mit
iner Vorlage betreffend den Ankauf von Eisen⸗
ahnen hat sich die Regierung noch nicht beschäftigt.
den Vorarbeiten für einen bezüglichen Gesetzent⸗
ourf würden Unterhandlungen mit den großen
Fisenbabngesellschaften vorangehen.
Es kann als gewiß gelten, daß zum französi⸗
chen Botschafter in Berlin Baron de Cour⸗
el, Direktor der politischen Angelegenheiten im
Ninisterium des Auswärtigen, ernannt wird. Daß
ͤourcel in Berlin freundlich aufgenommen werden
vird, ist nicht zu bezweifeln, da seine gemäßigte,
riedliebende Gesinnung bekannt ist. Courcel hat
ich in den letzten Jahren eingehend mit deutscher
zolitik beschäftigt und beherrscht auch die deutsche
z3prache vollständig.
London, 27. Nov. Der Staatssekretär für
yndien, Marquis of Hartington, hielt gestern in
zlackbourne eine Rede, in welcher er auf die Noth—
oendigkeit hinwies, daß nicht eine Macht, sondern
as gesammte Europa auf die Ausführung
ämmtlicher Bestimmungen des Ber⸗
iner Vertrages dringe. Bezüglich der gegen⸗
värtigen Lage der Dinge in Irland sagte der
sedner, dieselbe habe große Beunruhigung und eine
irge Enttäuschung hervorgerufen. Es werde nöthig
ein, die Frage einer Compensation für die Grund⸗
zesitzer in Erwägung zu ziehen. Die Regierung
verde nicht aufhören, mit Festigkeit, gleichzeitig
iber auch mit unerschöpflicher Geduld vorzugehen.
Das Unwohlsein des deutschen Kaisers
sat in Anbetracht des hohen Alters des greisen
Nonarchen in England die ernsteste Besorgniß
vachgerufen und es darf nicht wunder nehmen,
penn trotz der besser lautenden ärztlichen Nach—
ichten manche Blätter bereits die Tragweite erör⸗
ern, welche ein Thronwechsel in Deutschland für
zie Geschicke Europas haben könnte. Der „Stan⸗
»ard“ widmet dieser Frage einen Leitartikel, an
essen Schlusse wir lesen: „Wir wollen nicht sagen,
»aß der Tod des deutschen Kaisers Europa mit
inem Kriege bedrohen würde, aber er würde gewiß
ie sicherste, einflußreichste und festeste Friedens⸗
ürgfchaft beseitigen.“ Es bedarf nicht der Hinzu—
ügung, daß die neueren günstigeren Nachrichten
iber des Kaisers Befinden allseitig mit wärmster
Freude begrüßt worden sfind.
Peters burg, 26. Nov. Gestern Nachmittag
rschien während einer Sitzung in dem Departe⸗
nent der Reichspolizei ein junger Mann, welcher
en General Tscherewin zu sprechen wünschte und
odann auf denselben einen Revolver⸗Schuß ab⸗
euerte, der die Kleider des Generals durchlöcherte.
Rie Verwundung soll unbedeutend sein. Der Thäter
st verhaftet.
1
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 29. Nov. Montag, den
12. Dezember wird die jährliche Konferenz
str die Lehrer der katholischen Distrikts—
schulinspektion St. Ingbert hier im
dehrsaale der obern kath. Knabenschule abgehalten.
i. St. Ingbert, 29. Nov. Die gestrige Ge—
ieralversamml ung des Gewerbe⸗Verein s war
rotz der Wichtigkeit der auf der Tagesordnung ste⸗
jenden Fragen sehr schwach besucht. Vor Einritt
n die bekannt gegebene Tagesordnung fand eigen⸗
hümlicher Weise, ganz entgegen der bisherigen Ge⸗
häftsordnung, welche verlangt, daß Ballotagen in
er Tagesordnung anzuzeigen und die Namen der
AIngemeldeten an der Tafel anzuschreiben sind, Ab⸗
timmung über 2 Beitrittsanmeldungen statt. Der
rste der angemeldeten Herren (Hr. M.) wurde ein⸗
timmig aufgenommen; bei dem zweiten (Hrn. P.)
rgab sich Stimmengleichheit und mußte der Vor⸗
tand zu Gunsten desselben entscheiden. (Ein Mit⸗
slied hatte sich der Abstimmung enthalten.) Zum
ersten Punkt der Tagesordnung wurde folgender
Beschluß gefaßt: „Da der hiesige Stadtrath in An⸗
zelegenheit der Häusersteuerrebision bereits vorge⸗
—R
erhebungen in dieser Sache in Angriff genommen
——
chluß der Gemeindevertretung ab. Der zweite
pulun eα Cagesotonung deraf de wen⸗ Lesung
der in der vorhergegangenen Generalversammlung
zereits berathenen und einstimmig angenomme—
ien Statuten. Nach verschiedenen Versuchen des
anwesenden neuaufgenommenen Mitgliedes, die Pa⸗
agraphen der Statuten einzeln noch einmal durch-
zuberathen, wurden endlich dieselben nach den vor⸗
jerigen Beschlüssen mit allen gegen 1 Stimme an⸗
jenommen.
— Zweibrücken, 26. Nov. In der heutigen
BZeneralversammlung der Aktionäre der Aktienbrau—
rei Tivoli hier wurde beschlossen, den nach Ab—
ug der statutenmäßigen Abschreibungen und der Zu—⸗
veisung zum Reservefonds noch verbleibenden Rein⸗
jewinn von M. 36,088.48 Pfg. derart zu ver⸗
venden, daß eine Dividende von 15 M, pro
Aktie vertheilt, dem Delkredere-Konto außer dem
tatutenmäßigen Betrage noch weitere 53000 M. und
benso dem Reservefonds noch 20,000 M. zuge—
viesen wurden. (Zw. Ztg.)
— Einöd, 27. Nov. Das heute hier abge—
Jaltene landwirthschaftliche Kränzchen war sehr
jut besucht, und wurde zu dem zweiten Gegen—
tande der Tagesordnung ein Resultat dahin erzielt,
daß ein Ausschußaus Wiesenbesitzern von
finöd-Ingweiler und Bierbach gebildel
vurde, welcher die ersten Schritte zur Bildung einer
Benossenschaft zu thun hat und sich dann mit Herrn
Ingenieur Lindemann wegen der näheren Be—
singungen, unter welchen derselbe die Be⸗ und
Entwässerung der betreffenden Wiesen übernehmen
vill, ins Vernehmen setzen soll. Herr Lindemann
»erlangt per Morgen 8 Mark, Abzahlung auf 50
Jahre. (Zw. Ztg.)
— Speyer, 26. Nov. Die protestantische
Beneralsynode versammelte sich heute Vormittag 10
lhr zu ihrer letzten Sitzung. Nachdem das Gebet
jon Pfarrer Menzel von Konken gesprochen und das
Frotokoll verlesen war, schritt man zur Wahl des
dändigen Synodal⸗Ausschusses. Derselbe besteht
uus 3 geistlichen und 3 weltlichen Mitgliedern;
uind es wurden als solche gewählt: 1) Dekan
Maurer in Bergzabern, 2) Pfarrer Butters in Zwei—
rücken, 3) Dekan Sturtz in Zweibrücken, 4) Rent—
ier Exter in Neustadt, 5) Regierungsrath Späth
n Speyer, 6) Rector Dreykorn in Landau; Er—
itzmänner: 1) Dekan Leyser in Neustadt, 2) Dekan
HRiffins in Pirmasens, 3) Dekan Gleich in Lauter—
cken, 4) Anwalt Keller in Landau, 5) Kaufmann
zraunsberg iu Frankenthal, 6) Seminarpräfect
Nerz in Kaiserslautern. — Der Dirigent der Sy—
iode begrüßt den neu gewählten Ausschuß und
vünscht dasselbe harmonische Zusammenwirken, wie
either; ebenso spricht Exter dem kgl. Consistorium
einen Dank aus. — Darauf genehmigte die Sy—
iode den Entwurf einer Adresse an Se. Maj. den
Tönig, worauf die Sitzung um 12 Uhr geschlossen
wurde. (Pf. K.)
— Ein der „Frkr. Ztg.“ zur Einsicht überlassenes
Privatschreiben konstatiert das Aufschließeneines
nächtigen Steinkohlenlagers in der
Pfalz. Es wird darin erwähnt, daß schon vor
wei Jahren ein Bohrversuch die mächtigsten Flötze
der nahe gelegenen preußischen Grube „Reden“ in
iner Tiefe von mehr als 200 Metern erreichte.
Daraufhin wurde,“ so fährt das Schreiben fort,
auf der Frankenholzer Höhe, 350 Meter von jenem
ntfernt, ein Schacht von 4 Meter Durchmesser im
richten auf jene Tiefe abgeteuft, und jetzt finden
ich im Schacht selbst diese Flötze, wovon das erste,
inen Meter dick, mittelst einer Dampfmaschine von
20 Pferdekraft in Angriff genommen wird. Es isti
nicht zu zweifeln, daß nach Ablauf einiger Jahre
iese Grube mit ihrer vortrefflichen Kohle die reichste
der Pfalz werden wird. Für Baiern und Baden
st sie von Wichtigkeit, weil Frankenholz für ganz
üddeutschland die nächstgelegene Grube des Saor⸗
ohlengebietes ist.“
— —
Vermischtes.
F Friedrichsthal, 26. Nor, Am Donners⸗
tag Morgen fand man einen früher reichen, aber
n den letzten Jahren ganz und gar verkommenen
Mann von hier in einer Scheune lot. Derselbe ist
noch vor ungefähr 15 Jahren Teilhaber einer Glas⸗
zütte gewesen.
F Mainz, 27. Nov. Die süddeutsche Gruppe
»es Vereins deutscher Eisen- und Stahl⸗Industrielle
vird, wie wir vernehmen, Montag, den 19. Dez.,
Vormittags 11 Uhr eine außerordentliche General⸗
Bersammlung zu Mannheim im Gasthaus zum
ßfälzerhof abhalten. Die Tagesordnung ist wie
olgt, festgesetzt: 1. Ziele und Absichten des Vereins,