Full text: St. Ingberter Anzeiger

Voifall den Droschkenkutscher zu wenig salonfähigen 
Ausdrücken veranlaßte. Als Herr Grevy nun beim 
Hotel Bristol abgestiegen war und seinen Wagen 
dor dem Gasthofe hatte halten lassen, kam der 
Droschkenkutscher, der sich schon vorher über den 
Wagen des Präsidenten so abfällig geäußert hatte, 
vorbeigefahren und überschüttete seinen Collegen mit 
einer Fluth von Schimpfworten. Dieser, nicht mehr 
zehindert durch die Anwesenheit seines Herrn, brach 
ofort mit seinem Gespann zur Verfolgung der Droschke 
auf, und da die präsidentschaftlichen Pferde dem 
Droschkengaul an Schnelligkeit überlegen waren, so 
wurde die Droschke in der Rue Castiglione eingeholt 
und es begann ein homerischer Kampf zwischen 
den beiden Rosselenkern, zur Freude der zahlreichen 
Zuschauer, deren Vergnügen leider durch Eingreifen 
der Polizei gestört wurde, welche beide Kämpfer 
nebst ihren Gespannen zum Polizeibureau brachte. 
Als nun Grevy wieder das Hotel verließ, war sein 
Landauer verschwunden und trotz aller Nachfor— 
schungen nicht mehr aufzufinden, so daß der Prä— 
ident der Republik sich endlich bequemen mußte, 
den Heimweg zu Fuß anzutreten. 
F Am 7. Dezember wird vor dem Civiltribunal 
zu Marseille ein merkwürdiger Prozeß zur 
Verhandlung gelangen. Herr und Madame Rivoire 
wurden am 12. Juni 1881 fast gleichzeitig Opfer 
zines Unfalles — sie ertranken. Ja fast! Es 
jandelt sich nämlich für die Erben derfselben darum. 
velcher der beiden Eheleute, wenn auch nur um 
Minuten vorher, den Lebensodem erst ausgeblasen, 
»enn Madame Rivoire hat in ihrem Testamente 
hren Gemal und ebenso Herr Rivoire in dem sei⸗ 
nigen seine Gemahlin als Universalerben bezeichnet; 
eder der beiden Ehehälften aber hat hinter sich 
ine Schichte vorläufig noch nicht lachender, sondern 
rocessirender Erben, die sich da etwa zwei bis 
wrei Millionen Francs, zum größten Gaudium des 
Narseiller Büreau, streitig machen werden. Na— 
ürlich werden die Männer der Wissenschaft ihre 
öchst „sachverständigen“ Urtheile gerichtlich zu de— 
oniren in allererster Linie berufen sein. Nur die 
8 ertrunkenen Opfer haben da keine Stimme 
nehr. 
f Als die Herren v. Steuben neulich im 
eutschen Klub zu New-York ihren Abschied von 
dordamerika feierten, meinte der Oberst, ein Feld⸗ 
ug sei nicht so nervenangreifend, als solch eine 
restreise; länger hätten sie's nicht aushalten können. 
Uslle hervorragenden Deutschamerikaner waren zu—⸗ 
jegen. Es wurde nur Bier getrunken und als 
nan die Bilanz machte, stellte sich eiin Manco von 
3000 Seideln heraus. Das machte auf den Kopf 
serechnet gerade 10 Seidel aus. Da es in dem 
ßerichte heißt, daß den Herren v. Steuben das 
Bier sehr gut geschmeckt habe, so müssen ihre 
serven doch nicht so sehr angegriffen gewesen sein. 
zn Baltimore besuchten die Herren v. Steuben eine 
der englisch-deutschen Musterschulen, wo sie von 
Lehrern und Schülern herzlich bewillkommt wurden. 
Die Kinder sangen die Wacht am Rhein. Einer 
Sinladung nach Milwautkee konnten die Herren 
nicht folgen, weil die Zeit zur Rückreise nach 
Europa mahnte. 
Sterbfälle. 
Gestorben: in Caiserslautern Bierbrau— 
reibesitzer Franz Daniel Bender, 66 J. a.; in 
haschbach der pens. Lehrer David Karl Nicolai, 
76 J. a.; in Eisenberg Frau Charlotte Bie— 
zerich, geb. Eller; in Hallgarten Frau Mar—⸗ 
garetha Grünewald geb. Jost, 31 J. a.; in 
Callbach der Oekonom Ludwig Hettes- 
heimer, 55 J. a.; in Mutterstadt Frau 
douise Lützel, geb. Wetzler, 22 J. a.; in 
Aggersheim Apollonia Kramm, geb. Ma—⸗ 
niin, 70 J. a. 
Dienstesnachrichten. 
Domkapitular Dohm wurde zum bischöflichen Theo⸗ 
ogen, Domkapitular Dietrich zum Summus Oustos der 
Ihthedrale und Domkapitular Dahll zum Superior des 
St. Magdalena⸗Klosters in Speyer ernannt. 
Für die Redaltion verantworilich F. X. De me tz. 
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Conventionelle 
Zwangsversteigerung. 
Donnerstag, den 15. Dezember 
1881, des Nachmittags 2 Uhr zu 
St. Ingbert, in der Wirthschaft 
oon Johann Schmelzer, wird durch 
den damit beauftragten Amtsverweser 
Wiest des k. Notars Sauer im 
Amtssitze zu St. Ingbert, 
gegen 
die Eheleute Johaun Hitzelberger. 
Hausknecht und Louise Müller, 
ohne Gewerbe, früher in St. Ingbert, 
jetzt in Zweibrücken wohnhaft, wegen 
Nichtbezahlung des Erwerbspreises im 
onventionellen Zwangswege zu eigen 
versteigert: 
SteuergemeindeSt. Ingbert: 
Plan⸗Nr. 28638, 87 qm Fläche 
mit Wohnhaus mit Keller, Plan⸗Nr. 
2863210, 10 qm Einfahrt und 
don Plan-Nr. 2863214 2 a 7 qm 
pflanzgarten denjenigen Theil, wel⸗ 
her eingezäumt ist und denjenigen, 
welcher vor dieser Fläche liegt und 
nicht zum gemeinschaftlichen Weg 
gehört, alles ein Ganzes bildend 
und gelegen zu St. Ingbert auf 
der Meß neben Weg. 
St. Ingbert, 26. RNov. 1881. 
A. Wiest. 
Amtsverweser. 
Schönes Welschkorn 
zilligst bei Joh. Reidiger. 
Prima Welschkorn (pfatzer 
Kornkleie Eine kleine Wohnung 
eingetroffen bei J. Loeb, aus 2 Zimmern bestehend hat zu ver⸗ 
vis a- vis der prot. Kirche. Jmiethen Joh. Reidiger. 
Stadtrathsbeschlüsse. 
Der Stadtrath hat in seiner 
Sitzung vom 2. ds. Mis. nachstehende 
Beschlüsse gefaßt. 
1. Es ist Antrag zu stellen, daß 
die Hausmiethsteuer-Revision vorge— 
nommen werde und ist Herrn Schlick 
zu bedeuten, daß dieser Antrag nicht 
n Folge der vom Gewerbe ⸗Verein 
egebenen Anregung gestellt wurde. 
Der Stadtrath hat den Gewerbe⸗Verein 
nicht nöthig als Vorsprecher. Zudem 
vird bemerkt, daß die Gemeindever⸗ 
valtung mit der Revision der Haus⸗ 
niethsteuer seit Juli ds. Is. beschäftigt 
st und nach allen Richtungen — beim 
sßewerbe-Vereine nicht — Recherche 
flegte, um die große Häusersteuer, 
venn moͤglich, herunter zu bringen, und 
autet die hohe kgl. Regierungsverord⸗ 
iung, daß die bezüglichen Anträge in 
er zweiten Hälfte des Jahres 1881 
zu stellen sind. 
2. Als fünftes Ausschußmitglied 
uum Gewerbesteuer⸗Ausschuß wurde 
Adjunkt Greß gewählt. 
3. Zur Errichtung einer Wirthschaft 
zurch Bäcker Schmitt hat der Stadtrath 
eine Zustimmung ertheilt. 
4. Die Kaufpreise für den Bauplatz 
»es Amisgerichtsgefängnisses werden 
ius Gemeindemitteln beschafft, ohne 
aß eine Erhöhung der Umlagen statt 
u finden hätte. 
St. Ingbert, den 5. Dezbr. 1881 
Das Bürgermeisteramt 
GCuster. 
—VV — 
Türkischen Cigaretten 
preiglaten jpp M. 6 per Tausend au dis zM M. IOO. 
Besondere Neuheiten aus reinen, aromreéichen 
türkisohen, syrisochen u. arabisohen Tabaken neuestor Ernto 
bis 2u don sohweren bessarabisohen Tabaken. 
Verpackung hochfein. — 
Mustersendungen von M. ß um und hõönhner, 
auech für Weihnahtsgeschenko recht pande, 
—D portofrei. 
Freisconrant gratis und frunco. 
Druck und Verlag von * 
4 
Bekanntmachung. 
Das Beifahren und Kleinschlagen des Deckmaterials, 
oweit dasselbe aus Granit und Melaphyr besteht, für die Distriktsstraßen in 
den Kantonen St. Ingbert und Blieskastel wird auf dem Wege der Minder— 
ersteigerung vergeben, und zwar: 
Mittwoch, den 14. Dezember, Nachmittags 2 Uhr, im Stadthause zu 
Zt. Ingbert für den Distrikt St. Ingbert, 
Freiiag, den 16. Dezember, Nachmittags 2 Uhr im Stadthause zu 
Blieskastel für den Distrikt Blieskastel. 
Bedingungen und Loos-Verzeichniß können bis dahin bei dem Bauschaffner 
Zausser in St. Ingbert, bezw. beim Bürgermeisteramte Blieskastel ein⸗ 
jesehen werden. 
Zweibrücken, den 1. Dezember 1881. 
Königl. Bezirksamt, 
Dr. Schlagiͤntweit. 
Wir bitten dringend 
um Hilfe in der Noth! — 
um Linderung des durch schrecklichen Brand hervorgerufenen Elendes unserer 
Stadt! — Besonders Euch, Ihr wohlhabenden Mitbrüder, rufen 
vir an: Oeffnet Eure mildthätige Hand! Der wird es Euch lohnen, nach 
Dessen allweisem Rathschlusse wir so schwer heimgesucht wurden, Dessen Güte 
—X vor ähnlichem Unglücke bewahre! 
Die Ziehung unserer Geld-Lotterie findet 
unwiderruflich J 
am 28., 29. 30. Dezbr. nüchtshin stabtt. 
Ziehungsliste erscheint spätestens 10. Januar. Die Stadtverwaltung Brückenau. 
Bruückenauer Loose A2 Mark zu haben bei: J. Friedrich, 
F. Woll, Buchhandlung, und Joh. Weirich, Friseur in St. Ingbert 
Feinste Delicateß-Kräuter-Häringe 
narinirt in einer von mir neu erfundenen picanten, angenehm schmedenden 
Zauçe; allen Haus- und Gastwirthschaften, Restaurationen, Delicatessenhandlungen, 
esonders aber allen Feinschmeckern, da dieselben den Magen erfrischen und den 
Appetit ungemein anregen, sehr zu empfehlen; per Faß, ca. O Pfd. schwer 
30 — 100 Stück enthaltend, nur 5 Mk. 
Neue Isländische Fisch-Roulade 
marinirt in den feinsten Gewürzen, höchst delicat, picant und Appetit erweckend 
der Faß, ca. 10 Pfd. schwer, 40 Portionen enthaltend, nur 4 Mk. 50 Pf 
Marinirte Elb-Aal in Gellees dicke Stücke 
per Faß, ca. 10 Pfd. schwer, nur 7 Mk. 
Ger. Kieler Bücklinge 
ber Kiste 45 Stück enthaltend, ca. 10 Pfd. schwer, nur 3 Mk. 50 Pf. 
Ger. Kieler Sprotten 
per Kiste ca. 200 Stück enthaltend, nur 3 Mk. 50 Pf. 
yersendet zollfrei gegen NRachnahme oder Einsendung des Betrages. 
— -FI. Breitriicla, IIam burg. 
43. Agenten werden gesucht. J 
nit Jagd-Zeichnungen sind zu haben 
dei 
meß in SsInober