Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Auzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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Sonntag, den 6. Februar 
—S 
Deutsches Reich. 
Der Steuergesetzausschuß der bayerischen Abgeordneten⸗ 
ammer hat in Anwesenheit vieler Abgeordneten, die nicht Mit⸗ 
Jieder des Ausschusses sind, am 8. ds. Mts. mit der zweiten 
Lesung des Gesetzentwurfes über die Einkommensteuer begonnen. 
Der Art. 1 des ursprünglichen Regierungsentwurfes — Einführung 
ꝛiner allgemeinen Einkommensteuer — wurde wie in erster so auch 
n zweiter Lesung mit großer Mehrheit abgelehnt. 
Wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, hat Bayern die Festhalt⸗ 
ung der alljährlichen Einberufung des Vundesraths beantragt, ist 
aber damit in der Minderheit geblieben. Die Ablehnung dieses 
Antrages ist übrigens ohne sonderliche Bedeutung, da der von der 
Beseitigung des alljährlichen Tagens von Bundesrath und Reichs— 
ag handelnde Theil des Antrags der Reichsregierung keine Auͤs— 
icht hat, im Reichstag angenommen zu werden. Mindestens zwei— 
elhaft ist die Annahme der zweijährigen Reichstagsetats, dagegen 
zürfte die Verlängerung der Mandatsdauer von 8 auf 4 Jahre 
einem allzugroßen Widerstand begegnen. 
Der elsaß⸗lothringische Landes-Ausschuß genehmigte 
veitere 500,000 Mark zur Vermehrung des Betriebsfonds der 
Straßburger Tabakmanufaktur. Die „Elsaß-Lothringische Zeitung“ 
äßt uns bezüglich der Tabak-Industrie einen Blick in die Zukunft 
chun, indem sie schreibt: „Das Tabakmonopol für Deutschland 
ieht mit der Sicherheit eines unabwendbaren Ereignisses heran, 
ind seine Einführung ist, glauben wir, wohl nur noch die Frage 
ꝛiner im Völkerleben verhältnißmäßig kurzen Zeit.“ Das ist ziem⸗ 
ich deutlich! 
»lektrischen Läuteapparat angebracht. Am Dienstag Mittag begann 
derselbe in verrätherischer Weise seine Thätigkeit und als Frau 
Maier die Kammer untersuchte, gewahrte sie unker einem Belle 
inen Menschen, der die Thüre aufgebrochen und sich auf den ent 
tandenen Lärm rasch versteckt hatte. Er machte sich schnell hervor, 
tieß die erschrockene Frau auf die Seite und suchte zu entfliehen. 
Allein derselbe ein öfters bestrafter Tapeziergeselle, wurde dingfest 
jemacht und hinter Schloß und Riegel verbracht. 
F. Mainz. Mehrere junge Kaufleute stellten die Frage auf, 
vas wird der 50. Brief kosten, wenn Jemand den Auftrag bekommt, 
30 Briefe zu schreiben und er für den ersten Brief J Pf., für 
»en zweiten 2 Pf., für den dritten 4Pf., also für jeden folgenden 
Zrief das Doppelte wie für den vorhergehenden erhält. Ein Jeder 
ing an zu rechnen und das Resultat war, daß der 580. Brief die 
nicht geringe Summe von 562,949, 958,421,812 M. kosten würde. 
Bir überlassen es unsern Lesern, sich von der Richtigkeit des Exempels 
u überzeugen. 
F Das Schloß Tann, Eigenthum des Generaladjutanten 
Frhr. von der Tann, früher zu Vayern, seit 1866 zu Preußen 
jehörig, ist am 1. Februor ein Raub der Flammen geworden. 
F Das Projekt eines Tunnels unter dem Ka— 
ral, um eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen England und 
em Festlande herzustellen, gewinnt mehr Greifbarkeit. Versuche 
n größerem Maßstabe werden von Seiten der englischen South⸗ 
kastern⸗ Eisenbahn⸗Gesellschaft demnächst in Angriff genommen und 
er Kalk unter dem Bette des Kanals bis zu einer Entfernung von 
iner englischen Meile angebohrt werden. Es handelt sich um nichts 
veringeres, als die Anlage eines über 20 englische Meilen langen 
Tunnels, etwa 200 Fuß unter der Oberfläche des Wassers uͤnd 
100 Fuß unter dem Bette des Kanals. 
F Im Schnee verunglückt. Dieser Tage traten 86 Arbeiter 
nus dem Kohlenbergwerke Valessieska (14 Kilometer von 
Reyzbanya) den Heimweg an. Als sie bei Stirbina anlangten, 
vurden sie von einem Schneegestöber überrascht, welches. L der 
Arbeiter begrub. Bei der Ausgrabung fand man 28 derselben in 
»ewußtlosem Zustande, 20 mit größern oder mindern Verletzungen, 
b aber waren todt. 
Für die 400 Mann siarke Armee des Königreichs der 
Sandwichinseln werden gegenwärtig in Bremen die Uni— 
ormen angefertigt. König Kalakaug ist ein großer Verehrer der 
»eutschen Armee, und läßt daher seine Truppen genau nach Art 
der letzteren kleiden, nur daß er auf den Achselklappen seinen Namens- 
zug anbringen läßt. Die Armee besteht aus 100 Reitern, welche 
die Uniform der gelben Dragoner erhalten und 300 Mann Ju— 
anterie. Reorgarnisator der Armee ist ein junger Bremer, Namens 
dögemann, der in Ermangelung kanakischer Kommandos die deut⸗ 
chen eingeführt hat. 
Die stärkste bekannte Kälte dieses Winters scheint in Nor⸗ 
wegen geherrscht zu haben. Auf einigen Stationen der Röras⸗ 
Bahn zeigte der Thermometer am 18. Januar 45 Grad unter Null. 
Line solche Kälte“ hat daselbst seit dem 24. Januar 1878 nicht 
geherrscht, an welchem Tage das Quecksilber bis zu 482 Grad 
uinter den Gefrierpunkt sank. 
Ausland. 
Die irische Landliga hat Weiber-Versammlungen organisirt. 
Die erste dieser Versammlungen fand unter Vorsitz von Frl. Parnell 
Statt. Zahlreiche Betheiligung. Es wurde beschlossen, eine Adresse 
mn die „patriotischen“ Irländerinen in England und Amerika zu 
ichten, um ihre Mitwirkung bei der Thätigkeit der Landliga zu 
erlangen. 
Vermischles. 
*St. Ingbert, 3. Febr. In der gestrigen Schöffen— 
i tzung hier kamen 4 Fälle, wegen Körperverletzung, zut Abhand— 
ung und wurden deßhalb verurtheilt: 2 Männer von Hassel unter 
Annahme mildernder Umstände zu Geldstrafen von 5 uͤnd 83 M.; 
Frau und ein junger Mensch beide von hier, erstere zu 10 M. 
etzerer zu 5 M. und eine andere Fran, ebenfalls von hier, wurde. 
als nicht überführt, freigesprochen. 
Die Petition pfälzischer Essigfabrikanten ist am 1. 
d8. Mis. nach München abgegangen und hat Herr Abg. Kuby 
deren Vertretung in der Kammer übernommen. Die Petüuion be— 
weckt eine Abänderung des bayerischen Branntweinsteuergesetzes da⸗ 
yin, daß der zu gewerblichen Zwecken benützte Branntwein steuer⸗ 
ezw. übergangsfrei eingelassen und die seit 1. Juli 1880 gezahlte 
lebergangsabgabe voll zurückvergütet werde. 
F In Cleveland (GOhio) starb am 9. Januar Jakob 
Schröder, ein alter Achtundvierziger. Er war 1828 zu Harxheim 
in der Pfalz geboren und wurde im Jahre 1845 Gerichtsschreiber 
m Dahn. Er betheiligte sich an der Revolution und wurde in 
Zweibrücken zu langer Gefängnißstrafe verurtheilt. Nach seiner 
Begnadigung 1852 ging er nach Cleveland, woselbst er die meiste 
Zeit wohnte, obwohl er auch einmal am „Cincinnati Volksblatt 
chätig war. In dieser Stadt hatte er mehrere wichtige Aemter 
mne und war ein intimer Freund des Gouv. Müller. Er hinter⸗ 
äßt eine Wittwe und 4 Kinder. (pPf. Volksztg.) 
f.Aus Pirmasens wird der „Pfälz— Volksztg.“ geschrie— 
den, daß Croup und Diphtheritis dori unter den Kindern arg 
grassiren; in den letzten Wochen seien über 50 (7) Kinder diefen 
krankheiten erlegen. 
FaIn Lemberg hetzte am Mittwoch ein dem Trunke er—⸗ 
gebener Mann seinen großen Hund auf seine Ehefrau; das Thier 
erfleischte seine Herrin in so entsetzlicher Weise, daß die Frau 
chwer darniederliegt. 
Herr Reallehrer Maier in Kaiserslautern hat in 
ꝛiner Dachkammer seiner Wohnung zum Schutze gegen Diebe einen 
Fur die Medaction verantworilich F Deme — 
Professor R. v. Schlagintweit 
vird seinen Vortrag nicht nächsten Montag, sondern schon 
im Sonnutag, 6. Februar, Nachmittags 4 Uhr in 
Oberhausers Saal abhalten. 
Die Subscriptionsliste liegt von Mittwoch bis Sonniag 3 Uhr 
m Hotel zur Post offen. Dort erhalten Reflektanten die noͤ— 
higen Karten zu 1 Mark, Familienkarten 50 Pfennig jede weitere 
Verson. 
NB. Die Besitzer von stereoscopischen Apparaten werden 
yöflichst gebeten, dieselben dem Herrn Professor für die Zeit des 
Bortrages zur Verfügung stellen zu wollen, damit dessen zahlreiche 
Ibbildungen aus dem Gebiete der Pacifichahn recht zur Geltung 
selangen