ↄl. Ingherter Ahzeiger
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
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Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1I 46 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 60 H, einschließlich
0 ßZustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraren aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen,
auf welche die Erxpedition Auskunft ertheilt, 15 A4, bei Reclamen 30 A. Bei Amaliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
Samstag, 17. Dezember 1881. 16. Jahrg.
—R
M 211.
Einladung zum Abonnement.
dittler zu erfüllen, insbesondere in die beantragte
Aufhebung zweier Realgymnasien, zweier Industrie—
chulen, einiger Leher-Bildungsanstalten einzu—
villigen und von der Forderung pragmatischer
Lehrer für die unterste Lateinclasse abzustehen. Ob
das nöthig ist, müssen wir dahin gestellt sein lassen.
Wir glauben nicht, daß Herr v. Lutz sich dadurch
non den Ultramontanen die Absolution erkaufen
tann, und wir denken, er weiß das auch recht gut.
Berlin, 15. Dez. Auf die Interpellation von
hertling über die Reform der Fabrikgesetzgebung
agt der Statsminister von Bötticher eine persönliche
Untwort des Reichskanzlers für nächsten Samstag
u. Die Regierung habe keine Bedenken, die An—
rage zu beantworten. Weil aber die Sache in so
iaher Beziehung zu dem socialpolitischen Programm
es Reichskanzlers stehe, hege dieser den Wunsch,
ie Frage persönlich zu beantworten. Indessen heute
ei der Kanzler durch seinen Gesundheitszustand noch
zerhindert.
Dem Reichstage wird noch in dieser Session
ine Vorlage, betreffend den Schutz nüszlicher
Bögel, zugehen. Die Regierung, so schreibt man
»er „M. Ztg.“, wünscht eine baldige Vereinbarung,
im aus Grund derselben der österreichisch-italienischen
Fonvention beizutreten.
Der „Volks-Ztg.“ zufolge wird im Reichsamte
es Innern an einem Gesetzentwurf betreffs Ab—
inderung der Bestimmungen über den Gewerbe⸗
»etrieb im Umherziehen gearbeitet. Es
seißt, daß diese Abänderungen ziemlich weitgehender
datur sind, obwohl das Verlangen der Zünftler,
en ganzen Gewerbebetrieb im Umherziehen prin—
ipiell als anormal und überflüssig aufzufassen
ind ihm nur unter bestimmten Voraussetzungen
noch einen gewissen beschränkten Raum zu gewähren,
eine Berücksichtignng gefunden hat.
Die Delegirten der liberalen Fraktionen des
Reichstags haben sich über die principielle Grund—
age eines mit dem Versicherungszwange versehenen
eformirten Haftpflichtgesetzes verständigt.
Nach einer römischrn Meldung „des Tageblatts“
st ein päpstlicher Kabinetscourier nach
Zerlin abgereist.
Darch Cabinitsordre vom 13. d. M. ist der
ßenerallieutenant v. Berken, Commandant von Ber⸗
in, zum Commandeur der 29. Division und der
Beneralmajor v. Winterfeld, bisher Commandeur
»er 9. Cavalleriebrigade, zum Commandanten von
Berlin ernannt worden.
Nach Mittheilung der ‚Kieler Zeitung“ hat die
englische Regierung die Einfuhr von Vieh
aus Schleswig-Holstein nach England verboten.
Aus Tunis wird gemeldet: General Forgemol,
velcher von Tebessa (Algier) aufgebrochen, hat ganz
Süd⸗Tunis durchschritten. Er ist über Kairnan und
hafza gestern mit dem General Saussier wieder in
Tebessa eingerückt. Ueberall in den vom Marsche
»erührten Gegenden bekundete die Bevölkerung
riedliche Gesinnung, mit Ausnahme des Stammes
»er Hammama. Dieser ist noch im Aufstand; er
vird von fliegenden Collonen, die von jenseits der
Schott kommen, unterstützt. Man glaubt indeß,
iuch diese würden sich bald unterwerfen und zu
hren Wohnsitzen zurückkehren
Aus England beeilt man sich, der Nachricht
yon einer freiwilligen Abtretung Helgolands an
deutschland zu widersprechen. Nun, dann wird
ines späteren Tages die Sache den Gegenstand von
ernsthaftereꝛ Kompensationsverhandlungen bilden
nüssen. Das Wehen einer fremden Fahne zwischen
der schleswig'schen und der ostfriesischen Küste, an
dem Kreuzpunkt der Häfen von Bremen, Hamburg
ind Tönning ist eine aus früher Zeit stammende
etzte Demüthigung für Deutschland und wenn die
fengländer auf ihr Gibraltar an der spanischen
düste verweisen, so sind eben die Deutschen keine
3panier.
Wajshington, 12. Dez. Prozeß Guiteau.)
In heutiger Verhandlung des Prozesses gegen Gui—
eau wurde Dr. Spitzka aus Newyork, eine Auto⸗
rität über Geisteskrankheiten, als Zeuge vernommen.
Er erklärte, daß seinem Ermessen nach der Ange—
lagte irsinnig sei, da er eine Neigung zu täuschenden
zdeen und krankhaften Plänen habe, gepaart mit
iner markanten Schwäche der Beurtheilungskraft.
kr glaube, Guiteau sei von dem Wahne ergriffen,
daß er sich für das Gemeinwohl opferte, als er
iuf Präsident Garfield schoß, und daß seine Hand—
ung nicht das Ergebniß von unsittlicher Verkom⸗
nenheit sei. Guiteau bekräftigte dies mit den Worten,
aß er nicht sittlich verkommen sei. Diese Beschul⸗
igung, meinte er, sei wider ihn nur zu dem Be—
ufe erhoben worden, um ihn zu verderben. Er
ürchte sich nicht, das Schaffot zu betreten, wenn
s der Wille des Allmächtigen sei. Als Guiteau
m weiteren Verlaufe seiner Bemerkungen sich miß—
zilligend über die Presse äußerte, erscholl aus dem
Zuhoͤrerraum der Ruf: „Erschießt ihn!“ Es folgte
ine Scene großer Aufregung, und es dauerte dange,
ehe die Ordnung wieder hergestellt war. Guiteaus
Bebahren in heutiger Verhandlung war durchweg
in schändliches. — Der Gefängnißdirektor hat ein
monymes Schreiben erhalten, worin an ihn die
twas sonderbare Zumuthung gestellt wird, aus dem
Flügel, in welchem sich die Zelle Guiteaus besindet,
ille übrigen Gefangenen zu beseitigen, da beabsichtigt
verde, das Gefängniß mit Dynamit in die Luft zu
prengen, aber kein anderes Leben als. das Guiteaus
zu gefährden.
Mit dem 1. Januar nächfthin beginnt ein neues
Abonnement auf den wöchentlich 5 mal, Sonntags
nit Sseitigem illustrirtem Sonntaas-—
att erscheinenden
.St. Inaberter Anzeiger“
imtliches Organ des kgl. Amtsgerichts St. Inabert)
1dem wir höflichst einladen.
Iber Politisscches wird der „Anzeiger“ möglichst
isch und immer objektiv berichten. Besondere
lufmerksamkeit wird lokalen Angelegenheiten und
horgängen in der Umgegend zugewandt bleiben.
zn der Rubrik „Vermischtes“, sowie in dem illu—
rirten Sonntagsblatt und in dem, dem Hauptblatte
weimal wöchentlich beigegebenen Unterhaltungs-
latte findet der Leser eine Fülle von Stoff zur
Unterhaltung und Belehrung.
Im Erscheinen und Preis des Blattes
citt keine Veränderung ein, Es kostet also
der „Anzeiger“ auch ferner, durch die Post be—
ogen, vierteljührlich 1146 20 H, wozu nöoch
10 S Bestellgebühr kommen, durch unsere Träger
»aogen, IAc 40 4.
Inserate finden im „Anzeiger“, der in Stadt
ind Kanton St. Ingbert das gelesenste Blatt ist,
erfolgreiche Verbreitung. Hinsichtlich deren Berech—
aung verweisen wir auf das am Kopf des Blattes
Hesagte. Bei öfterer Wiederholung tritt immer
ntsprechender Rabatt ein.
Pit der Samstags- resp. Sonntagsnummer er—
zalten die Abonnenten als Gratisbeilage das
ADlustrirte Sonntagsblatt“,
as sich durch seinen reichen Inhalt großer Beliebt-
eit erfreut. In der ersten Nummer des neuen
ZQuartals wird dasselbe wieder ein Peis-Räthsel
ringen. —
Neubestellungen auf den „St. Ingberter
Anzeiger“ bitten wir gefälligst bald zu machen,
zier auf der unterzeichneten Expedition oder bei den
Trägern, auswärts bei den Königl. Postanstalten
ind Postboten. Unseren bisherigen hiesigen Abon⸗
ienten, die das Blatt durch die Träger zugestellt
ekommen, wird dasselbe auch im neuen Quartal
ortgeliefert werden, wenn vor Ablauf des Monats
dezember nicht ausdrücklich abbestellt wird.
Ergebenst
Redaktion und Expedition des
St. Inaberter Anzeiger
Politische Uebersicht.
Ausland
Deutsches Reich.
Mürnchen. Es geht das Gerücht, als werde
mn der Vereinbarung eines modus vivendi zwischen
er Mehrheit der Abgeordnetenkammer und dem
Rinister v. Lutz gearbeitet. Daß etwas derartiges
mn Werke ist, darauf deutete jüngst ein Artikel des
Ubg. Bucher (Rechte) in der „Donau-Zeitung“,
oelcher recht eindringlich darlegte, ein Handei
onne nur durch Nachgeben hüben und drüben zu
ztande kommen — was natürlich denen von der
dechten zu Gehör geredet war, damit sie den Bogen
icht zu straff spannen. Andererseits wird dem
Fränk. Kur.“ geschrieben, Herr v. Lutz habe sich
ntschlossen, gewisse Forderungen des mit dem
deferat über das Cultusbudget betrauten Dr
Paris, 14. Dez. Trotz officiöser Dementis
ann als sicher angesehen werden, daß Gambetta
jach den Senatswahlen sein Cabinet modificiren
dird. Der Rücktritt des Finanzministers Allain⸗
Targè und des Handelsministers Rouvier soll für
diesen Zeitpunkt in Aussicht genommen sein. Vor
en Wahlen wird jedoch keine Veränderung ein—
reten. — Die Grundzüge eines Gesetzentwurfs
ider die Verfassungsrevision sowie über Aufgaben
,es Congresses sind im Ministerrathe bereits voll⸗
tändig vereinbart. Präsident Groͤvi hat sich zu—
ämmend erlkärt. Es handelt sich nur noch um
ꝛie Regelung der Detailfragen und um die Redi—
irung des Entwurfs. — In der Deputirtenkammer
at sich die Gruppe der „Unabhängigen,“ der etwo
'O Abgeordnete beigetreten sind, unter dem Namen
Fauche radicale“ constituirt
Lokale und pfälzische Nachrichten.
— Ein herbes Geschick ereilte vor einigen Tagen
zie Familie Bambey in Mauschbach bei Hornbach.
Zambey fällte einen dürren Obstbaum, bei welcher
Arbeit ihm sein 16 Jahre alter Sohn behilflich war.
Als der Baum in's Fallen kam, eilte der Sohn auf
Zuruf seines Vaters zu seinem Verderben von dem
Stamme weg, gerieth gerade unter den fallenden
Baum, und wurde todt vom Platze getragen.
(Pf. Pr.)
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