ðxt. Ingherter Amziger
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. *wsa
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Der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich funfmal: An Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltun ge
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Sonntag, J1. Januar 1882. 127..Jahrg.
* Mit dieser Nummer beginnt ein neuer
Jabrgang unseres Blattes. Allen Lesern
rufen wir zum Beginn desselben ein herzliches
„Prosit Neuiahr!“
u.
e* Zum nenen Jahre.
Wenn nach alter Sitte am Sylvesterabend das
alte Jahr unter Sang und Klang seinen Lauf be⸗
endet und das junge Jahr, mit frohen Stimmen,
Trompetenschall und Glockenklang begrüßt, seinen
Einzug gehalten hat, so sind für jeden denkenden
Menschen einige ernste Stunden der Sammlung
der Einkehr und der Selbstprüfung gekommen.
Denn wenn im Leben der Menschen und Völker
ein Jahr auch oft wenig zu bedeuten hat und im
Allgemeinen Niemanden die Hoffnung geraubt
werden darf, daß dasjenige, was er in einem Jahre
dersäumte, er im anderen Jahre nachholen kann,
o ist ein Jahr mit seinen dreihundertfünfundsechszig
Tagen doch immerhin ein größerer Abschnitt, sowohl
im Dasein der einzelnen Menschen, als auch in
dem der Volker. Wie nahe muß es darum für
jeden Strebsamen liegen, bei der Jahreswende zu
fragen, was habe ich im vergangenen Jahre erreicht
und was kann ich wagen, im neuen Jahre zu er⸗
streben. Noch einmal durchleben wir am Jahres⸗
wechsel auch die Stunden schwerer Sorgen, die uns
im verflossenen Jahre bedrückten, erinnern uns aber
auch dankbar der glüclicheren Tage, die uns Gott
beschieden. Doch wenn nun eine solche weihevolle
Einkehr in unsere Herzen am Jahreswechsel statt⸗
zefunden hat, dann gilt es auch hinfichtlich des
neuen Jahres einige kräftige Entschlüsse zu fassen;
denn Jeder, der da am Neujahrstage einen ge—
wissenhaften Blick auf sein eigenes Leben, auf seinen
Beruf, seine Familie und den Staat wirft, dessen
Bürger er ist, wird finden, daß ihm vielfach Ge—
legenheit und Ursache gegeben ist, im neuen Jahre
nicht mit einer behäbigen Selbstgenugsamkeit zu⸗
frieden zu sein, sondern mit Energie und Ausdauer
hand anzulegen, für den Fortschrüt und das Wohl-
ergehen seiner selbst, wie seiner Angehörigen und
Mitbürger. Wir sind ja alle Glieder einer großen
gemeinsamen Kette, und das Zurücdbleiben eines
Bliedes in seinem Thun und Lassen bewirkt die
Schattenseiten fur das Gemeinwohl.
Zwei Momente koͤnnen unsere diesbezüglichen
rntschlüsse am Neujahrstage noch ganz besonders
kräftigen und befestigen. Die Religion und unsere
weisen Männer lehren uns mit unwiderlegbaren
Beweisen, daß jeder Mensch sein Glück in den
eigenen Händen und im eigenen Herzen trägt und
daß es kein wahreres und edleres Wort fuͤr den
freien Menschen giebt: Hilf Dir selbst, so hilft Dir
Gott! — Auch stehen wir nicht unter dem beengen-
den Zwange einer äußeren Gewalt; denn kein Krieg,
leine Anarchie, keine furchtbare Noth bedroht unser
Schaffen, wir befinden uns inmitten eines wohl⸗
geordneten Staatswesens, das uns die noöthigen Be—
dingungen unserer Wohlfahrt verleiht, wenn in
diesem Staatswesen den Umständen entsprechend
ohne Zweifel auch noch Manches der Verbesserung
dedarf. So sind uns denn die Grundlagen und
Fingerzeige unseres Handelns gegeben, die wir be⸗
achten wollen, am Jahreswechsel hierzu neue Hoff⸗
aung, neues Vertrauen fassend. Und so schließen
wir mit dem innigen Wunsche:
„Glück auf zum neuen Jahre
zjür unser Thunund Lafsen!“
iti 33 *St. Ingbert, 31. Dez. Das Jahr 1881
Politische Uebersicht. fängt zum Schlusse seinem Nachfolger den Winter
Deutsches Reich. — noch an. Denn heuie sieht es recht winterlich aus
Müuchen, 30. Dezember. Die Verhand- ind unsere Jugend lann sich in vollein Maße der
ungen des Finanzausschusses werden angeblich nach vreude des Schlittschuhlaufens hingeben.
dem Jahreswechsel eine Annäherung zwischen Kam⸗ T BSDie Strafkammer des tal. Landge⸗
nermehrheit und Regierung zeigen und zwar gerdde iIts zu Zweibrüchken veruriheilte in der
in dem als „brennende Frage“ bezeichneten Ktul- Sißung vom 28. Dez. den Meßger Chriftian Kuhn
usetat. Man soll sich gegenseitige Conzessionen n Blieslasteln wegen vorsätzlicher Korperverletzung
nachen wollen. eines Lehrlings Nikolaus Groh von Lauz
Berlin, 29. Dez. Der staifer einpfing ir hen zu einer Gefangnißstrafe von einem Jahr.
)eute den aus Rom zurückgekehrten Unterstaats· Lenannter Groh wurde von seinem Meifter des
ectetär Busch, welcher gestern dom Kronprimen Defteren und bei jeder Geringfügigkeit in barbar⸗
mpfan gen worden war. scher Weise mißhandelt; am ärgsten geschah dies
Rach der „Nordd. Allg. Ztg.“ ist das preußische im Tage nach dem Frohnleichnamsfeste des Jahres
Staatsministerium mit schriftlichen Gutachten über 879. Bald darnach fing Groh an zu lräankeln,
die kirchenpolitischen Vorlagen für den is er endlich am 81. August 1881 nach zwei-
dandtag beschäftigt; eine mündliche Erorterung steht ährigen Leiden und mehrfachen Operationen starb.
hevor. Gleichzeitig soll über die Stellung zu dem Vegen fahrlassiger Todtung wurde nun Metzger
Antrag von Windthorst (Aufhebung des Gesetzes, Tuhn vor Gericht gezogen. Da aber ein genügen⸗
zetr. die unbefugte Austübung der Seelsorge) Bee der Beweis dafür, daßz der Angeklagte dem Verstor⸗
chluß gefaßt werden. Außerdem wird dem Land⸗ enen die toͤdtliche Verleßung beibrachte, nicht ge⸗
age eine Vorlage über die Kreis- und Provinzial- iefert wurde, so wurde er in der oben angegebenen
Irdnung von Hannover zugehen. Hiermit wird Weise verurtheilt.
zur Geniige bewiesen, daß don einer Sistirung der — In Kaiserslautern war am 28. Dec.
Reform nicht die Rede sein kann Abends eine von ewa 50 Hausbefitzern besuchte
Nicht zufrieden mit dem Speklakel, welchen das bersammlung. welche den Antrag auf Haussieuer-
Tabaksmonopol schon wucht, ohne daß ez Kevision zu stellen bestellen beschloß.
noch da ist, baben jetzt etli Liebhaber von Agi⸗
ation auch das Project einee Zuckermonopolsa
nufs Tapet gebrucht. Warum noch keiner auf ein
dindermonopol gekommen ist! Das mußte was
ragen im lieben Deutschland!
Berlin, 830. Dec. Der „Reichsanzeiger“ be⸗
tätigt, daß der vom Finanzmiuister am 27. Deec.
estimmte Steuererlaß im Etatsjahr 188283 eben⸗
jo in dem folgenden Etatsjahre für die Monate
Juli. August und Sepitember stattfinden solle.
NUeber einen Eisenbahnunfall schreibt man der
Saarbr. Ztg.“: „Am 29. Dec. fuhr der Abends
uim 4 Uhr 52 Min. von hie abgelassene Lokal⸗
Personenzug in Völklingen auf den Schluß eines
»on der Grube Püttlingen kommenden Koͤhlenzuges
nuf, infolge dessen einige Wagen des Kohlenzuges
owie die Maschine und ein Personenwagen des
Personenzuges beschädigt wutrden. Von den Rei—
enden hat ein Herr aus Volklingen eine unerheb⸗
iche Beule am Kopfe davongetragen, während bon
dem Bahnbersonal Niemand beschädigt wurde. Fur
»en Personenzug war det Bahnhof durch Signale
ibgefchlossen. Troßdem fuhr der Fuͤhrer, das Sig-
aat nicht achtend, ein, wodurch der Unfall herbei⸗
zeführt wurde. Ware der Führer seiner Pflicht,
bei starkem Rebel, wie er gestern Abend hertschte,
zanz besondere Vorsicht anzuwenden, nachgeiommen,
d wäre dieser Unfall vermieden worden.“
In Muünchener Hofbrauhaus war
am Weihnachtsabend der Ändrang so groß, daß,
wie das „M. F.“ meldet, der Konsum bis 5 Uhtr
Aben ds die Hahe von 50 Heltoliter bereits erreicht
Jatte; derselbe stieg bis zum Schluß auf 75. Um
halb 11 Uhr war kein Bier mehr da.
f Berlin, 23. Dez. Ein grohartiger ver⸗
zrecherischer Plan ist gestern noch zur rechten
Zeit von der hiesigen Poli ei unschadlich gemacht
vporden. Drei Personen, unter ihnen ein Schlosser
Wilke, hatten derabredet, möblirte Zimmer zu
niethen, alsdann Aerzte dahin zu locken, die Her⸗
jeigelockten durch kunstvoll gearbeitete Folterwerl⸗
euge zur Hergabe ihrer Baarschaft und zur Accep⸗
irung ausgefüllter Wechsel zu zwingen und dann
die Opfer zu erwürgen und in's Wasser zu werfen.
die zwei Genossen des Wilke fühlten vor Beginn
det That Reue und theilten der Polizei den Sach⸗
yerhalt mit. Kriminalbeamte fanden in einer der
jemietheten Wohnungen (Elisabethufer 69) und
aach Untersuchung des daselbst hinterstellten Koffers
des Wilke die Meldung bestatigt und gingen nun
nach getroffenem Einvernehmen mit der Ver—.
nitherin an die Ueberfübrung und Festnabhme des
In Paris hat man endlich den wahren Grund
und den eigentlichen Schürer der muhamedanischen
Bewegung in Nordafrika entdeckt. Der Schuldige
ift der Fürst Bismarck. Der eiserne Kanzler for⸗
dert, nach dem „Soleil“, die politisch-religiose
Propaganda, welche an den Grenzen von Tripolis
ind Marokko gegen Frankreich betrieben wird, um
Frankreich Verlegenheiten zu bereiten und dasselbe
vanernd in Afrika zu beschäftigen.
Washington, 26. Dez. Der deuische Ge⸗
andte Baron v. Schldzer, der vorgestern eine
Depesche erhielt, unverzüglich nach Rom zu gehen,
vird am 5. Januar mit dem Hamburger Dampfer
„Cimbria“ via Berlin nach NRom ahreilen
Ause land.
Lokale und pfälzische Nachrichten
St. Ingbert, 81. Dez. Die in der gestri⸗
jen Stadtrathssitzung gefaßten Beschlüfse findet der
deser im Inseratentheil d. Rr. Von besonderem
Interesse für unsere Schnappbachet Leser ist sicher⸗
ich der Beschluß, wonach die Herstellung eines
igenen Friedhofes für Schnappbach qe⸗
aehmigt ist.
St. Ingbert, 31. Dez. Wie wir hoören,
vird schon in den nächsten Tagen die Bohme'sche
Menagerie unsere Stadi wieder verlassen. Es
oll Herr Böhme durch die Höhe der Steuern sich
jierzu veranlaßt sehen. Der Besuch der Menagerie
var bisher ein sehr guter; heute waren auch mehrere
uswartige Schnlen unier Führung der Herten
Lehrer zur Besichtigung derselben hier