„u. Justberter Aheiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤcherltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltun as
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliahrlich I AM 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Vost bezogen 1 M 60 H, einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Reclamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreima lige berechnet.
M 4.
Politische Uebersicht. —
Deutsches Reich.
München, 3. Januar. Die Kammer der Ab⸗
zeordneten, die heute ihre Sitzungen wieder auf⸗
nahm, ertheilte den Rechnungsnachweisungen über
die Ausgaben für die Landtagsversammlung und
as Landtagsarchiv im Jahre 1880 nach kurzer
Debatte die Anerkennung.
Baxuyerischer Landtag.) Der „Pf. Post“
jehen aus Speyer folgende Nachrichten zu. Nach
Mittheilungen aus München wird das Referat
Rittlers über das Kultusbudget mancherlei Ueber⸗
raschungen bringen. Wie ich aus guter Quelle
vöre, sollen auch einige der Pfalz vorbehalten sein.
In erster Linie dürfte die Industrieschule zu Kai⸗
erslautern in ihrer Existenz bedroht sein und bis
Herbst eingehen. Weitere Gefahr steht dem hiesigen
Realgymnasium bevor, dessen Aufhebung hier als
so sicher betrachtet wird, daß man sich schon über
die fernere Verwendung des großartigen Neubaues
den Kopf zerbricht. Auch zwei Präparandenschulen
dürfte es an den Kragen gehen, da gegenwärtig
eine Ueberproduktion von Lehrern vorhanden ist.
Man nennt die Präparandenschulen in Edenkoben
und Kusel, die zunächst eingehen sollen. Da dies
aber zwei protestantische sind, so wird wohl Kusel
und Kirchheimbolanden gemeint sein. Man glaubt,
daß alle isolirten Präparandenschulen überflüssig
werden; sobald der immer noch vorhandene Lehrer-
mangel gededct ist. In diesem Falle würden dann
die mit den Lehrerbildungsanstalten dahier und in
Zaiserslautern verbundenen Präparandenschulen den
iährlich nöthigen Bedarf von 80 Lehrern liefern
können. Auch in Bezug auf die öklassigen Real⸗
shulen ist von einer Reorganisation d. h. von der
Wiederherstellung 4klassiger Anstalten die Rede.
Auf Anregung des Landraths war der Schulreferent
der Regierung, Herr Rath Späth,. dieser Tage in
Zaiserslautern, um über etwaige Ersparnisse am
Lehrerpersonal der dortigen Kreisrealschule Recherchen
u pflegen.
Berlin, 4. Jan. Am Neujahrstage empfing
)er Kaiser das Staatsministerium. Der Kaiser
sagte dabei, wie die „Prov. Corresp.“ berichtet,
die Verstimmung in Preußen sei um so
weniger zu begreifen, als doch ein Blick
auf Europa Jedermann belehren müsse, wie
ut verhältnißmäßig unsere Zustände
eien.
Berlin, 8. Januar. Der hiesige Correspon⸗
dent der „Times“ beharrt hartnäckig darauf, daß
aus dem hiesigen Generalstabsgebäude Papiere und
Pläne entwendet worden seien. Er fügt jetzt bei,
der Mann, welcher der Entwendung verdächiig sei,
ndeiße Goldschmidt.
Im Reichsamt des Innern begannen die Be—
rathungen wegen des Erlasses der kaiserlichen Ver⸗
ordnungen zu dem Gesetze, betreffend den Verkehr
mit Nahrungs- und Genußmitteln.
Der Entwurf eines erweiterten Haftpflicht⸗
zesetzes (anstatt der Unfallversichernng), welchen
die Abg. Dr. A. Buhl, Oechelhäuser, Lasker, Ey⸗
sold und Hirsch als Beauftragte der liberalen Par⸗
seien des Reichtstages zusammen ausgearbeitet ha⸗
den, soll am 10. Januar dem Reichstag vorgelegt
verden.
Fürst Bismarck über die Innungen. Die
lesische Zeituug“ meldet: Auf die Zustimmungs⸗
des Vereins zum Schutze des Handwerks in
uintwortete der Reichskanzler, er hoffe, daß
BRildung von Innungen und anderer ge—
Donnerstag, 5. Januar 1882.
17. Jahrg.
nossenschaftlicher Vereinigungen eine neue Unterlage
für die Befestigung und Fortentwickelung des Hand⸗
werkerstandes geschaffen werde.
Das Schlußergebniß der Volkszählung von
1. Dezember 1880 ergiebt für das deutsche Reich
die Ziffer von 45,234, 061, davon 22,185,433
männlich und 23,048,628 weiblich. Die Vermeh⸗
rung gegen die Zählung von 18785 beträgt danach
2,506,689. Auf Preußen kommen 27,279,111
gegen 25,742, 404 im Jahre 1875), auf Baiern
3,284,778 (gegen 5,022,429), auf Sachsen 2,972
305 (gegen 2,760,586), auf Würiemberg 1,971,
118 (gegen 1,881,505), auf Baden 1,570,254
gegen 1.507,156) u. s. w. Die Bevölkerung hat
n allen Bundesstaaten und in allen einzelnen Krei⸗
en derselben zugenommen, mit alleiniger Ausnah⸗
ne des badischen Kreises Waldshut, wo ein Ab⸗
zang von 199 stattgefunden hat.
In Preufßen ging mit dem 1. Januar die
Wirksamkeit des Kirchengesetzes vom 14. Juli 1880
das so schwer und sozusagen nur als Rumpf
u stande kam) zu Ende, so weit seine Bestimm⸗
ingen nicht dauernde Giltigkeit haben. Die Para⸗
zraphen über den Erlaß des Bischofseides, über die
Wiederaufnahme der gesperrten Staatsleistungen,
iber die commissarische Vermögensverwaltung sind
onach fortan aufgehoben, gerade die Bestimmungen
in welchen die sogenannten discretionären Voll⸗
machten besonders hervortraten.
Ausland.
Wien, 4. Jan. Einem Telegramme der Wie⸗
ner „Presse“ aus Prag zufvlge, sagte der Kardi⸗
nal Schwarzenberg auf die Glückwünsche des Did⸗
esan⸗Klerus zu seiner Nückkehr aus Rom: Der
Papst gedenke durchaus nicht, Rom zu verlassen;
ei vielmehr bereit, sein höchstes Hirtenamt ebenfalls
als guter Hirt unerschroden zu vertreten und sei
vabei, wenn Gott es zulassen sollte, auch bereit,
ein Lehen im Amte zu opfern.
gewissenhaften Leitung der Vereinsangelegenheiten
bon Seiten des Ausschusses, wurde demselben volle
Anerkennuug gezollt und fiel auch in diesem Sinne
die Neuwahl aus. Sie hatte folgendes Ergebniß:
1. Vorstand: Herr Mühlenbesitzer JosHellenthal;
2. Vorstand: Herr Friseur Johann Weirich;
Rechner: Herr Schlosser u. Kaufmann Pet. Uhl;
Schriftführer: Herr Buchhalter Georg Brünnion.
Dirigent uud Archivar werden heute Abend von
den Akliven des Vereins allein gewählt. Möge
der Verein wie im verflossenen, so auch im neuen
Jahre eines namhaften Zuwachses an Mitgliedern
ich erfreuen.
Ommersheim, 3. Januar. Bei dem
gesstern in Erfweiler stattgehabten Treib—
Jlagen erlegte Herr Waldhüter Degel von
Wuͤrzbach einen prächtigen Keuler von 180 Pfund.
NBliesmengen. Dahier herrschte diesen
Winter die Halsbräune und forderte manches
Opfer. Einige Zeit waren die Schulen geschlossen.
Doch ist die schreckliche Krankheit jetzt im Ab⸗
aehmen begriffen.
— Kaiserslautern. Den Gebr. Kayser
wurde vom Hofmarschall des Prinzen Ludwig die
Mittheilung, daß die von denselben für die Gemahlin
des Prinzen gelieferte Nahmaschine den vollen Bei⸗
fall gefunden habe.
— Das Neujahrsschießen hat wieder einige
Unfälle im Gefolge ghabt. In Oppau, Dahn.
Oberschlettenbach und Ottweiler (bei
Neunkirchen) haben sich junge Leute schwer an der
hand verletzt.
— Der seit fünf Jahren in Speyer bestehende
Cigarrenspitzchenu Sammelverein hat auch im ver⸗
flossenen Jahre ein so schönes Erträgniß erzielt,
daß er, wie wit der „Sp. Z3.“ entmehmen, 23.
arme Kinder mit warmen Kleidungsstücken, Stie⸗
feln ⁊c. beschenken konnte.
— Der Konig hat aus dem Gewinn⸗Antheil der
München⸗Aachener Mobiliar⸗Feuer⸗Versicherugs⸗Ge⸗
jellschaft für das Jahr 1880 folgende Unterstützungen
für die Pfalz bewilligt: der Gemeinde Neuleiningen
100 Mk., der Gemeinde Kübelberg behufs Fassung
und Zuführung zweier neuer Quellen zur gemeind⸗
lichen Wasserleitung 500 Mk., der Gemeinde
Schönenberg zur Neuherstellung der gemeindlichen
Wasserleitung 1000 Mk., der Gemeinde Erzenhausfen
sur Ausbesserung der äußeren Brunnenkammer der
zemeindlichen Wasserleitung und zur Legung guß-
eiserner Wasserleitungsroöhren 500 Mk., der Ge—
meinde Mölschbach zur Herfstellung eines Pamp⸗
brunnes 250 Mk, der Gemeinde Etschberg zur
Bestreitung der Kosten für Ankauf und Ausmauer⸗
ung eines Brunnens 250 Mk., der Gemeinde
Diedesfeld zur Anlegung eines Wasserreservoirs
1000 Mk. Summa 3600 Mk
Lokale und pfälzische Nachrichten
*St. Ingbert, 5. Jan. Der seit Mai 1881
unter den hiesigen Glasmachern bestehende Gesang⸗
zerein „Lied hoch“ hatte gestern Abend behufs
skechnungsablage und Neuwahl des Ausschusses seine
sxdentliche Generalversammlung. Die Jahresrech⸗
nung schließt mit einer Einnahme von 261 Marl
50 Pf., die Ausgabe beträgt 193 Mark 40 Pf.
Ez verbleibt somit ein Einnahmeüberschuß von 68
Mark 10 Pf. — Nachdem die Rechnung geprüft
und für richtig befunden, schritt man zur Neuwahl
des Ausschusses Gewählt wurden: 1. Vorstand:
derrDaniel Ries; 2. Vorstand: Hr. Joh. Schirmbeck;
Rechner: Herr Adam Volk; Schriftführer: Herr
Peter Quirin; Archivar: Herr Johann Peters.
* St. Ingbert. 4. Januar. Die gelinde Wit—
erung dieses Winters begünstigt Erscheinungen in
)»er Pflanzenwelt, wie wir sie sonst zu dieser Jah—⸗
eszeit nicht gewohnt sind. So wurden uns heute
Leilchen von der hiesigen Flur gezeigt. Die
reundlichen „Kinder des Frühlings“ sehen so rei⸗
end aus, daß man sich bei ihrem Anblick fast
iber das heutige Datum täuschen könnte.
P St. Ingbert, 5. Januar. Die am 8.
d. M. stattgehabte Generalversammlung des Vereins
Bemüthlichkeit war ziemlich gut besucht. Nachdem
die Tagesordnung bekannt gegeben, wurde die
Jahresrechnung pro 1881 verlesen und von den
Herrn Wilhelm Schmel zer, Buchhalter und Karl
„chuster, Schreiner, geprüft und als richtig
ꝛefunden.
Unter Berücksichtigung der sehr umsichtigen und
Vermischtes.
FDer Nürnberger ZVerein für öffentliche
Gesundheitspflege“ hat es sich jetzt zut Aufgabe
jesetzt, die in Annoncen angepriesenen Geheim-
mittel zu untersuchen und je nach Befund der
Analyse in den Blättern in einer ‚Warnungstafel“
Aufklärung hierüber zu geben. Die Polizeibehörde
vird dieses Unternehmen des Vereins unterstützen,
ndem sie sich auf Ersuchen der Vorstandschaft bereit
rklärt hat, offizielle Erkundigungen über das Vor—⸗
leben von Geheimmittelfabrikanten und wandernden
Wunderdoktoren einzuziehen und das Aktenmaterial
dem Vereine zur Verfügung zu stellen.
(Schiffsunglück.) Der eiserne Dampfer
„Ardamnar“ von 800 Tonnen soll auf seiner