Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Agberter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtisgerichts St. Ingbert. 
Der Et. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochenstich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag Samstag'und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 40 einschließlich Traägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 4, einschließlick 
10 B Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 2, bei außerpfälzischen und solchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 8, bei Neclamen 30 8. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M 31. 
Sonntag, 12. Februar 1882. 17. Jahrg 
doliti r mdes Unterrichts in eine Haftstrafe von 8 Tagen 
Rontee ieh asicht und in die Kosten veruriheili. Die empfindliche 
* Strafe wird hoffentlich den betreffenden Jungen und 
München, 9. Febr. Prinz Arnnlph wird noch andere Seinesgleichen für Zukunft bessern. 
heute Abend mit dem Schnellzuge nach Wien ab— — Der Stadtrath von Speyer beschloß, eine 
reisen. Wie man uns mittheilt, begibt sich der Deputation nach München zu senden, welche für 
Prinz von dort auf den Kriegsschauplatz nach die Erhaltung des Realgymnasiums wirken solle 
Süd⸗Oesterreich. Die Deputation besteht aus den Herren Adjunk! 
Die restirenden Aufgaben des bayerischen Freytag, Fr. Haas und Consistorialrath Wand. 
Laundtages.) Vom Budget für die laufend⸗ — Die Gemeinde Rülzheim hah die daselbsi 
Finanzheriode sind von der Kammer der Abgeord— liegenden Güter des Rentiers de la Roche Mace 
ieten z. 3. noch nicht erledigt: die Etats des Kul. n Weißenburg, bestehend aus 40 Hektaren (170 
tusministeriums, des Justizministeriums, der Eisen. Morgen) Ackerland und Wiesen, zum Preise von 
hahnen und anderer Verkehrsanstalten, der diretten 220,000 Francs (176,000 M.) gekauft. Abge 
Steuern, der Erbschaftssteuer, Gebühren- und Stem— sehen von der sicheren und remtabeleren Anlage des 
»clabgaben, der Straßen⸗, Brücken⸗ und Wasser. Gemeindekapitals, entgeht durch dieses anerkennens 
bauten, der Staatsausgaben für Reichszwecke und verthe Unternehmen hier mancher Landwirth den 
des Zinszuschusses für die Pfälzer Bäahnen. Von dlauen der Güterhändler, bemerkt hierzu die Vr. Z.“ 
ziesen Etats ist derjenige der Staatseisenbahnen etc. 
zur Berathung im Plenum und der Kultusetat zur 
Berathung im Finanzausschuß gereift. Ueber die 
inderen oben aufgeführten Etats liegen z. Z. die 
gerichte der Herren Referenten nicht vor. Nach 
zer Vereinbarung sämmtlicher Etais mit beiden 
dammern kann erst zur Berathung und Feststellung 
des Eniwurfes des Finanzgesetzes geschritten werden 
vobei bekanntlich auch die Frage der Fortdauer des 
rrhöhten Malzaufschlages zu entscheiden ist. Außer 
nehreren Anträgen Seitens ihrer Mitglieder und 
en zahlreichen, wichtigen Eisenbahnbaupetitionen 
jat die Kammer der Abgeordneten auch noch den 
Zesetzentwurf, die Vizinalbahnen betr, bezüglich 
dessen der Bericht des Referenten noch nicht vorliegt, 
dann die Rückäußerungen der Kamnier der Reichs⸗ 
äthe über deren Beschlüsse hinsichtlich der sämmt⸗ 
ichen Budgetetats und mehrerer anderer Gegenstände 
in Berathung zu ziehen, im Ganzen also eine noch 
sehr umfangreiche Aufgabe zu erledigen. Bis wann 
unsere Abgeordnetenkammer damit aufgeräumt hat 
uas wissen die Götter. 
Die panslavistischen Umtriebe in Rußland werden 
uuch in Berliner parlamentarischen Kreisen leb⸗ 
jaft besprochen und wird die Siluation in Ruß⸗ 
jand als eine recht ernste angesehen. Es bleibt 
nicht unbemerkt, daß die „Kreuzzeitung“ einen sehr 
charfen Artikel gegen die russischen Zustände ge— 
wacht hat und daß die „Norddeutsche Allgemeine 
deitung“ an drei verschiebenen Stellen ihrer Nr. 
uom 9. ds. sich mit russischen Preßerzeugnissen 
beschaftigt. Zweimal wendei sich das Blau gegen 
den „Golos“ der den Fall Gambettas bedauerte 
und Deutschland phantastische Pläne auf Polen zu⸗ 
schreibt. Eine drilte Bemerkung des Blattes be— 
trifft eine Veröffentlichung des Grafen Milutin im 
„Europäischen Boten“in welcher der frühere 
Kriegsminister die Vertheidigung seiner Verwaltung 
mit dem Hinweis führt, daß jetzt mehr Truppen 
in Volen stehen, als zur Zeit, wo die don aufge⸗ 
ellte erste Armee, aus dem1. bis 3. Korps be—⸗ 
itehend als Drobung für Europa gediem hate 
Ausland. 
Wien, 10. Febr. Das Herrenhaus beschloße 
nit 82 gegen 55 Stimmen, daß die Errichtung 
mer czechischen Universitat neben der ältesten deut⸗ 
hen in Prag gleichbedentend sei mit einer Ver— 
immernnq der letzteren. 
prozeß, bei welchem die Mündlichkeit des Verfahrens 
von jeher geboten ist, die Oeffentlichkeit aber meisten— 
theils ausgeschlossen, wird.“ Der Rechtsanwalt 
meinte: „Der Kuß ist ein Genußmittel, wegen 
dessen Fälschung keine Anklage erhoben werden kann.“ 
Besser ist doch noch die Kolnische Definition: „Küssen 
ist das Aufeinanderstüssen zweier gleichgesinnter 
Schnüssen.“ 
f Paris. Ein Zweimillionendieb, der Kassirer 
Emil Doerr, welcher bei der Firma Dollfuß 
Mienz & Co. in Mühlhausen angestellt war und 
vor etwa drei Monaten wegen Veruntreuung in 
der Höhe von ungefähr zwei Millionen in Haft 
genommen wurde, stand am Montag in Paris vor 
den Richtern. Doerr ist ein geborener Württem— 
berger, er ist 89 Jahre alt uͤnd seit 10 Jahren 
in Frankreich nackralisirt; vor 20 Jahren wuͤrde 
er bei der genannten Firma angestellt, bis er lang⸗ 
sam zum Kassirer vorrückte. Ader schon im Jahre 
1872 begann der ungetreue Beamte Fälschungen in 
den Büchern vorzunehinen. Er hat geheirathet und 
100,000 Francs Mitgift erhalten, aber das genügte 
Alles nicht, um die Geldbedürfnisse zu decken, 
welche aus der Betheiligung an verfehlten industri— 
ellen Unternehmungen erwachsen sind. Zu seinem 
Zeben benöthigte er jahrlich 353,000 Fraucs. Der 
Defraudant wuͤrde nach mehrstündiger Verhandlung 
zu zehnjähriger Zuchthausstrafe, und zum Schaden— 
ersatz von 100,000 Francs verurtheilt. 
Ein reicher Yankee kam jüngst nach Paris 
und da er so viel von Weinbädern gehört hatte, 
faßte er den Beschluß, sich diesen Luxus einmal zu 
erlauben, obgleich er fest überzeugt war, daß er 
dieses Vergnugen theuer zu bezahlen habe. Zu 
seinem Erstaunen betrug die Rechnung nur 5 Fis. 
— „Aber wie ist es denn möglich, daß Sie ein 
Bad aus Wein um diesen Preis geben können?“ 
— „Ganz einfach, indem wir, den Wein nicht weg⸗ 
gießen, sondern immer wieder benützen lassen; in 
dem Wein z. B. haben 'ich schon Hunderte vor 
Ihnen gebadet.“ Bruder Jonathan schauderte es; 
aber er bezwang sich und fragte: „Aber schließlich 
muß doch der Wein schmutzig werden; gießen Sie 
ihn dann fort?“ — „Bewahre, dann füllen wir 
ihn auf Flaschen und verkaufen ihn als CEhampaaner 
nach Amerika.“ 
In dem französischen Seebade Can nes, 
in welchem er Heilung bon schwerer Krankheit zu 
finden hoffte, starb am 8. ds der berühmte deutsche 
—AA uerbach. Derselbe ist 
nicht ganz 70 Jahre alt geworden; er war geboren 
zu Nordstetten im würikemb. Schwarzwald; von 
israelitischer Herkunft, machte er jüdisch⸗theologische, 
dann philosophische und geschichtliche Studien. Etr 
lebte in rheinischen Städten, namentlich in Mainz, 
dann in Dresden und von 1860 ab meist in 
Berlin, zuweilen auch in Stuttgart. Seinen dich⸗ 
terischen und schriftstellerischen Ruf begründete er 
namentlich durch seine „Dorfgeschichten“. Dann 
schrieb er eine Anzahl zum Theil hervorragender 
Romane. Durch sein ganzes literarisches Wirken 
zieht sich als leitende Tendenz: Verbreitung allge⸗ 
meiner Bildung und humanitärer Grundsätze. 
ũ (Dynamit-Explosion.) Nach einer 
Meldung der Presse fand Mittwoch bei dem Ban 
des Arlberg-Tunnels eine große Dynamit⸗-Erplosion 
statt. Mehrere Arbeiter sild getödtet. 
Odessa, 9. Febr. Der englische Dampfer 
„Kosmos“, von Sebastopol nach England gehend, 
mit 12,000 Tschetwert Getreidefrucht, ist Unweiß 
Ej 
Vermischtes. 
In der „A. Abendztg.“ wird die Errichtung 
eines Denkmals für den verstorbenen bayerischen 
Beneral ved Taun angeregt. 
F Gestorben in Ansbasch Kreiskassier Bayer 
früher Kreiskassenkontroleur in Speyer. 
7 Die vereinigten Saar⸗ und Moselwerke haben 
ihre Preise für Walz⸗ und Hammereisen abermalt 
um 5 M. per Tonne erhöht; sohin Total⸗Aufschlag 
seit Juli vorigen Jahres 21 M. per Tonne. 
x Als im Jahre 1844 der Befehl von Hein 
rich LXXII. erging, daß ein „Jeglicher bei seinen 
vollständigen Titel genannt werde“, erschien ein ge⸗ 
visser Hans Bütow in Ebersdorf vor Gericht 
ind wurde vom Gerichtsdiener einfach bei seinem 
Namen aufgerufen Hans that, als könne er nich 
hören. Als er nach wiederholtem Aufruf nicht ani⸗ 
vortete, schrie ihn der Gerichtsdiener am: „Sind 
Sie taub?“ — „Nein,“ erklaͤrte der Angeschrieene 
„aber ich will bei meinem vollstandigen Titel ge— 
iannt sein.“ — „Nun, und wie lamet der?“ 
„Ich bin: provisorischangestellterreußschleizgreizloben— 
teinebersdorfer Hauptstraßenreinigungserpeditions— 
dienersassistentenadjunttus, mit Familie. Und wenn 
Sie eine Silbe auslassen, haben Sie, laut Aller 
höchster Verordnung, einen Thaler Strafe zu be— 
zahlen.“ Der Gerichtsdiener erbat sich drei Monat 
Urlaub, um Hans Bütow's Titel auswendig zu 
lernen. 
Dem auf Anordnung des Kriegsminifteriums 
hergestellten offiziellen „Statistischen Sanitätsbericht 
iber die bayerische Armee für die Zeit vom 1. April 
1874 bis 31. März 1879* entnehmen wir Nach— 
stehendes: In dem in Rede stehenden Zeitraume 
wurden 214,629 Wehrpflichtige aͤrztlich untersucht 
und von diesen 102,494 für tauglich, 102,135 für 
untauglich befunden und bilden demnach die Taug⸗ 
lichen 52.4, die Untauglichen 47.5 pCt. aller Untet. 
juchten; bezüglich des Untauglichkeitsgrundes finden 
vir, daß derselbe bei 11,312 Untersuchten Minder⸗ 
naaß (unter 1.55 Meter), bei 21,114 allgemeine 
Schwächlichkeit war und die Uebrigen verschiedent 
Krankheiten und Gebrechen hatten. Durch den Tod 
jerlor die Armee in dem fünfjährigen Zeitabschnitt 
1262 Mann (worunter 63 Invaliden), und zwar 
1630 an Krantkheiten, 110 durch Verunglücken um 
121 in Folge von Selbstmord. 
f(Was ist ein Kuß?) Diese Frage wurd— 
in einem Kreise praktischer Juristen aufgeworfen. 
Ein Staatsanwalt definierte: „Ein Kuß ist ein 
Preßerzeugniß, bei welchem der Nachdruck gestatte 
ist.“ Ein Richter erklärte den Kuß für einen Preß 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
—In der letzten Schöffengerichtssitzung zu 
zliestfastel wurde ein Fortbisdungsschüler von 
a wegen Berufsbeleidigung des Lehrers währent