Full text: St. Ingberter Anzeiger

„»i. Indherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
— — — — — — —— — — — — — —— — ü———d—8—“ —“—“—— —“ —“— — — — 
her „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wdchenltich fuufmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstagtund Sountag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
ßlatt und Sonntags mit 8seitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 14 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 60 H, einschließlich 
(0 A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 3, bei außerpfalzischen und solchen, 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neelamen 80 . Bei 4maliger Einrückunag wird nur dreimalige berechnet. 
„oho 
M 36. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Müͤnchen, 17. Febr. In der Abgeordneten⸗ 
ammer wurde der Beschluß des Reichsrathes, betr. 
je Bestrafung des Concubinates, nachdem der Abg. 
ithardt Namens der Rechten seine Zustimmung 
dlärt hatte, angenommen. Ebenso wurde der 
mrag Hafenbrädl auf Aufhebung des siebenten 
Schuljahres angenommen. 
In Berlin wurde am 14. d. ein französisches 
sundschreiben, das die Uebereinstimmung oder Ver— 
jändigung der europäischen Regierungen, also ein 
uropaisches Concert zur Regelung der egyptischen 
frage anregt, von dem Botschafter Courcel mitge⸗ 
heilt und günstig aufgenommen. Das Rundschreiben 
joll englischerseits in demselben Sinne. unterstütz! 
werden. 
Der Abg. Dr. Hammacher referirte am 
donnerstag im Ausschuß des Centralvereins für 
hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschifffahrt 
ber die von der Regierung dem Landtage über— 
eichte Denkschrift, betreffend die verschiedenen Ka⸗ 
aal⸗Projekte. — Bei Besprechung des Main⸗Rhein⸗ 
danal⸗Projektes geißelt der Referent in außerordent— 
ich scharfer Form die Haltung der hessischen Re⸗ 
zierung, welche von der Ausführung des Kanales 
ine Schädigung von Mainz zu Gunsten Frankfurts 
ürchte; es müsse die Angelegenheit zur Reichssache 
jemacht werden. 
Ausland. 
Paris, 17. Febr. Das „Journal offiziel“ 
xxingi die Ernennung von Jaurès zum Botschafter 
ür Petersburg und des Vicomte de Brisson, bis⸗ 
her Secretär der Madrider Botschaft, zum Gesandten 
für Serbien. 
Toulon, 16. Febr. (Marine.) Im hie— 
igen Hafen wurden gestern Versuche mit der neuen 
Rebolverlanone, Holkitsch's System angestellt, welche 
ie Lösung der Frage betreffend den Schutz von 
ariegsschiffen gegen Torpedoboote zum Zwech hatten. 
die Versuche sind befriedigend ausgefallen, indem 
s sich bei einem Scheingefecht zwischen einem Tor⸗ 
dedobdot und einem mit der Revolberkanone ver⸗ 
ehenen Kriegsschiffe als absolut unmöglich erwies 
nit dem Torpedoboote nahe genug an das Kriegs⸗ 
chiff zu kommen, um mit Erfolg angreifen zu 
önnen. 
Zu der bevorstehenden Krönung Alexander III. 
Moskau ist dem „Golos“ zufolge der deutsche 
tronprinz bereits angemeldet. 
Es berichtet die Petersb. Ztg.“ aus Rußz⸗ 
land: „Behufs Hebung der Reichs-Einnahmen 
geht man, wie man erfährt, mit der Aoͤsicht um, 
demnächst die Importzölle auf einige ausländische 
Waaren zu erhöhen. In erster Stelle gedenkt man 
die Zölle auf Metalle und Metallfabrikate in der 
Weise zu erhöhen, daß dieselben jährlich einen 
Mehrertrag von etwa 4 Millionen Rubel ergeben. 
Für die deutsche Industrie würde diese Maß— 
tegel eine erhebliche Schädigung bedeuten. 
— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
() St. Ingbert, 18. Febt. Gerein 
gzegen Bettelei.) Durch denselben wurden im 
Monat Januar 400 Handwerksburschen mit Mittag⸗ 
essen oder Logis und Nachtessen unterstützt. Noch 
n keinem Monat seit Bestehen des Vereins wurde 
ne Kasse desselben so stark in Anspruch genommen 
Sonntag, 19. Februar 1882. 
17. Jahrg 
wie in dem verflossenen. Zudem wurde noch eine 
zroße Zahl dieser vagabundirenden Gäste, die sich 
benfalls zur Unterstützung auf dem Polizeibureau 
ꝛingefunden hätten, wegen mangelnder Legitimations⸗ 
»apiere abgewiesen Wenn wir also in Summa 
zie Zahl der im Januar hier zugereisten Hand⸗ 
verksburschen mit 500 angeben, so ist dieselbe ge⸗ 
viß nicht zu hoch gegriffen. Es drängt sich dabei 
icher Manchem die Frage auf: Wie theuer wären 
diese 300 ohne den Verein gegen Bettelei wohl 
insere Stadt zu stehen gekommen? Die Antwort 
zürfte für Denjenigen, der weiß, wie nachdrücklich 
der Fechtbruder von Provession jede ihm günstige 
helegenheit zum Bettel benützt, nicht schwer werden. 
Sicherlich wäre unsere Stadt ohne Verein gegen 
Betielei von dem Corps der Handwerksburschen und 
der in ihrem Gefolge reisenden Stromer und Vaga⸗ 
hunden in dem einen Monat Januar um eine eben 
—DD— 
vorden, wie sie der Verein gegen Bettelei zur Er⸗ 
reichung seines Zweckes während des ganzen 
Jahres nöthig hat. 
*St. Ingbert, 18. Febtr. Der Masken⸗ 
ball des Vereins „Gemüthlichkeit“ findel 
im nächsten Montag Abend, nicht am Sonntag. 
wie gestern irrthümlich an dieser Stelle gesagt 
war, statt. 
— Die an die Kammer der Abgeordneten ge⸗ 
cichtete Petition der Gemeindeschreibert der 
Pfalz um gesetzliche Regelung ihrer Dienst- und 
Besoldungsverhälinisse und um Gewährung einer 
xkntschädigung aus der Staatskasse für die 
im Staatsinteresse auszuführenden Arbeiten 
vnrde vom Peiitions-Ausschusse abgewiesen, 
weil, wenn auch die Bedeutung der Gemeinde— 
chreiber nicht verkannt werden wolle, nicht zuzu⸗ 
zeben sei, daß der Staat hier direkt eingreife. Die 
gemeindeschreiber sollten sich auf Gegenseitigkeit 
»erbinden, dann könnten Gemeinden und Staat mit 
näßigen Zuschüssen herangezogen werden. 
—fKaiserslautern, 16. Febr. Ein be⸗ 
deutender Diebstahl wurde in der Nacht vom 
Dienstag auf Mittwoch in einem Hause in der 
Hlockenstraße verübt, in welchem ein Gold⸗ und 
Silberschrank ausgeplündert wurde. — Heute werden 
zie Kaufverträge betreffs Ankaufs der Lauter⸗ 
halbahn in hiesiger Gemarkung zum Abschluß 
zebracht, so daß nun wohl die Bauarbeiten bei 
zünstiger Witterung sofort in Angriff genommen 
verden. (Pf. V.) 
— Aus dem pfalzischen Holzland wird 
iber eine Futterpflanze berichtet, welche dort 
im armen Sandboden schon seit einigen Jahren 
gebaut wird und sehr hohe Erträge des besten 
Viehfutters liefert, und so als ein Rettungsanker 
aus Futternoth angesehen werden muß. Es ist dies 
die Seradella, auch Beitelmannsklee genannt. 
— Edenkoben, 186. Febr. Der Knecht eines 
hiesigen Bierbrauereibesitzers wurde gestern Morgen 
mit einem Einspänner⸗Wagen in den Weyherer Wald 
geschickt, um Stangenholz zu holen. Derselbe ist 
bis heute Morgen noch nicht zurückgekehrt und ist 
es moglich, daß ihm ein Unglück zugestoßen. Es 
wird jetzt nach dem Verbleib sowohl des Knechtes 
als des Fuhrwerks geforscht. 
— Kandel, 186. Febr. Heute früh wurde 
wischen Wörth und Jochgrim Spitalverwalter 
Lukert von Durlach todt aufgefunden. Derselbe hat 
ich die Pulsader geöffnet. Er wurde schon einigt 
Tage zu Hause vermißt. Motive unbelannt. 
(Sp. Ztg.) 
— Ueber die Hochsteiner Falschmünzerge⸗ 
schichtee wird der „Pf. Pr.“ mitgetheilt, daß der 
derhaftetete Arbeiter nicht schon falsches Geld ge⸗ 
macht, sondern erst Formen aus Gyps, und zwar 
sehr schöne, zum Gießen von Zehnpfennigstücken an⸗ 
gefertigt hatte. 
— Von der Queich wird dem „‚Land. Anz.“ 
geschrieben, daß die Mäuse, welche bei dem 
trockenen Wetter vortrefflich überwintert haben, die 
Wintersaat arg schädigen. Im Bezirksamt Ger⸗ 
mersheim soll mit der Massenvertilgung der Mäuse 
demnächst begonnen werden. 
— Speyer, 17. Febr. Die Deputation des 
Stadtrathes, welche nach München geschickt war, 
um Gnade zu erbitten für unser Realgymnasium, 
ist gestern Abend wieder hier angekommen. Sie 
wurde von den H. H. Rittler, Daller, Schauß ꝛc., 
sowie vom Cultusminister sehr höflich empfangen, 
hat jedoch den Eindruk gewonnen, daß es um die 
fragliche Anstalt geschehen sei. 
Vermischtes. 
4 Von der Vorstandschaft der k. Hufbeschlag⸗ 
lehranstalt in Würzburg wurden 6 pfalzische 
Zufbeschlagschmiede mit Diplomen versehen. 
4Neunkirchen, 17. Febr. Die hiesige 
Saar⸗ und Bl.⸗Zig.“ berichtet: Wir können unsern 
Lesern heute die Nachricht bringen, daß Se. Maj. 
den Geheimen Commerzienrath Herrn C. Stumm 
zum Mitgliede des Herrenhauses auf Lebenszeit 
derufen hat. Mit uns werden wohl viele nicht 
geringe Genugthuung darüber empfinden, daß durch 
diese Auszeichnung die parlamentarische Kraft un⸗ 
eres früheren Reichstagsabgeordneten dem Gesammt⸗ 
vohle wieder dienstbar gemacht wird. 
4 Zwei Explosionen von Höllen⸗Maschinen haben 
porgestern Abend in zwei verschiedenen Stadtvierteln 
don Edinburgh stattgefunden. In jedem Falle 
vurden mehrere Personen mehr oder minder verletzt. 
Die Höllenmaschinen war in der Form von kleinen 
disten von Unbekannten in den betreffenden Häusern 
abgegeben worden nud deren Eröffnung verursachte 
die Explosion. Die Polizei untersucht die bis jetzt 
noch in tiefes Dunkel gehüllte Angelegenheit. 
Allem Anscheine ist die Ausschreitung ein Akt der 
Privatrache. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Zweib rücken Frau Auguste 
Schnütt, geb. Schleip, Pfarrerswittwe; in Pir⸗ 
massens Georg Renneis, 46 J. a. in Kai— 
ersslautern Xaver Schyrr, 16 J. a., in 
irchheim a. Ec Elias Oppenheimer, 54 
J. a. in Marnheim Heinrich Brehm, 78J. 
a.; in Dürkheim Georg Fickeisen, 31J. a.; 
ebenda Johann Friedrich Reitz, 26 J. a.; ebenda 
Eemma, 21 J. a. T. v. R.Faulhaber; in 
Saarbrücken Amalie Dietzmann, geb. 
Zechtold. 
Dienstesnachrichten. 
Der protest. Pfarrer Zapf in Pirmasens wurde 
von der Funktion eines protest. Distriktsschulinspektors 
tür den Kanton Pirmasens enthoben und dieselbe 
dem protest. Pfarrer und Distriktsschulinspeltor Orth 
in Schönau unter gleichzeitiger Enthebung desselben 
von der Funktion eines protest. Distriltsschulinspektors 
für den Kanton Waldfischbach übertragen. Zum 
. protest. Distriktsschulinspektor für den Kanton 
Waldfischbach wurde der Pfarrer Vol z in Wald⸗ 
ischbach ernannt. 
Fur die Redaktion verantwortlich F. X. Demet.