Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Näarm mit der Affaire des Füsiliers Werner 
Weit entfernt, Werner zu tadeln, verlange 
qh vielmehr für ihn die Ehrenlegion. Im jüngsten 
friege sind mehrere franzöfische Offiziere decorirt 
orden, die nicht einmal ?wei Preußen getödtet 
en. Wenn Werner jemals nach Paris kommt, 
aspreche ich ihm ein Diner im Cafeè Anglais, 
ijt Champagner und Schnäpslein nach Belieben. 
her diejes Versprechen eines Privatmannes genüge 
clleicht nicht, um in der deutschen Armee ein ge⸗ 
ügendes Wettbemühen anzuregen. Es wäre des— 
alb zu wünschen, daß ein Abgeordneter von Ge⸗ 
icht den Antrag stellte, jedem Soldaten des 
sers Wilhelm die Ehrenlegion zu verleihen, der 
Fei kleine Preußen getödtet haben würde. Es ist 
n Zeichen der Zeit, die deutsche Presse für Werner 
griei nehmen zu sehen, während die Pariser Presse 
der diesen ergebenen Freund herfällt.“ Weiter 
ißt sich die Rohheit wirklich nicht treiben. 
GKecer Raub.) Aus Paris schreibt 
an: „Ein Börsenbesucher, dem die letzte Krise 
were Sorgen verursachte, begab sich vorigen 
jenstag zu seinem Banquier, um 40. 000 Fraucs 
Herheben, die er zur Begleichung von Differenzen 
nöthigte. Er stand eben inmitten der Halle und 
hlte seine Bankbillette, als ein wohlbekleideter 
dann ohne stopfbedeckung, also dem Anscheine nach 
n Bediensteter des Hauses, sich vor ihn hinstellte 
id ihm rasch eines der Bankbilleite mit den höf⸗ 
hen Worten wegnahm: „Entschuldigen, mein 
err, wir haben Ihnen um 1000 Francs zu viel 
geben.“ Er nahm die Banknote und verschwand. 
er Börsenmann begann etwas verblüfft seine Noten 
achzuzählen und fand endlich, daß er deren nur 
9 besitze. Er eilt zur Kasse, um den Irrthum 
berichtigen, wurde aber dort nicht sofort mit 
iner Reklamation verstanden. Nach eingehenden 
rklärungen erkennt man erst, daß ein Gauner hier 
nen kecken Streich ausgeführt. Leider war dieser 
ereits mit seiner Beute verschwunden. Den so 
art mitgenominenen Börsianer hat aber dieses 
ltieniat so alterirt, daß er des Nachts in Folge 
ines Gehirnschlages starb.“ 
4 Ein wackerer Mann ist der Reserve-Korporal 
»es Weißkirchener Jnfanterie-Regiments A. 
zwietlincz, welcher gelegentlich der bosnischen Mo— 
ilisitrung an sein Bezirkskommando die Bitte rich— 
ete: „Man möge ihn doch nach Bosnien einbe— 
ufen und dafür einen Verheiratheten nach Hause 
enden.“ Hierbei wies der Genannte nach, daß ihn 
iicht etwa Subsistenzlosigkeit zu diesem Schritte 
winge, sondern daß er im Gegentheil sich eines 
inständigen Einkommens erfreue. Seinem Ansinnen 
vurde willfahrt, ein bei dem Weißkirchener Regi— 
ment in Bosnien stehender Familienvater nach Hause 
entlassen und an dessen Stelle der Bittsteller einberufen. 
(trötenhandel) Zu den besten Insek⸗ 
endertilgern gehört die Kröte. Die Gärtner Eng— 
ands lassen diese Geschöpfe durch eigne Agenten 
suf dem Kontinent ankaufen, ja in Paris existirt 
eit einigen Jahren ein besonderer Markt für diese 
war sebr nützlichen, aber nicht gerade sonderlich 
zizenden Amphibien. Wöchentlich einmal, wird 
erselbe in der Straße Geoffroy Saint Hilaire ab— 
ehalten; dorthin bringen die Handler ihre Waare 
mgroßen vielfach durchlöcherten Tonnen zu je 100 
ztück nach der Größe assortirt und in feuchtes Moces 
vohlverpackt. Der Preis stellt sich auf 70 — 90 
ranks für das Hundert ausgewachsener Thiere. 
relage in Harlem, einer der bedeutendsten Gärt⸗ 
ereibesitzer Hollandes, empfiehlt seinen Kollegen die 
kröte als unibertreffliches Vertilgungsmittel gegen 
ie bekanntlich in Warm- und Vermehrungshäusern 
großen Schaden anrichtenden Kellerasseln. Die 
arauf hin unternommenen Versuche bewährten sich 
lso, und so findet man heute in ganz Holland 
dohl kein Gewächshaus, in welchem nicht eine oder 
nehrere der häßlichen. aber so nützlichen Kröten 
jebalten würden. 
f(Gohes Alter.) Nach statistischen Auf— 
tellungen scheint Griechenland das Land zu sein, 
velches die längste Lebensdauer garantirt. So 
ten im Jahre 1876 in Athen 7 Personen im 
lter von 80—112 Jahren. Der Chefarzt der 
riechischen Armee datte Gelegenheit, in der Zeit 
om Februar bis Oktober 1878 neun Sterbefälle 
u verzeichnen, von denen zwei Personen im Alter 
on 75 Jahren standen, während die anderen das 
0. 85.. 95., 110., 112. und 120. Lebensjahr 
rreicht hatten. So behandelte dieser Arzt einen 
m Jahre 1758 gebornen, 1797 geweihten Priester, 
vet einer Gemeinde (St. Vasil) 81 Jahre lang als 
Seelsorger vorgestanden hat. Er war in seinem 
deben nie krank und. bebaute noch im Alter von 
20 Jahren sein Grundstück. Die Wittwe des aus 
»em griechischen Freiheitskriege bekannten Admirals 
Niaulis, die den in den Dreißiger-Jahren verstor— 
enen Admiral in dritter Ehe geheirathet hatte, 
tarb 96 Jahre alt. In Payos starb Frau Regina 
rgyru, 110 Jahre alt; sie hatte bis an das Ende 
hrer Tage ihre ganze, dann und wann durch den 
ßenuß von Siebeninselwein ermunterte Frische be— 
bahrt. Derselbe Arzt erzählt von einer in der 
hemeinde Akrata, an der Küste von Achaja, 
ebenden 102 Jahre alten Klosterschwester 
Rataria Kanelopulu, die täglich die Kirche 
zesucht und ihr Gärtchen bebaut. Durch die 
tatistischen Erhebungen ist überhaupt festgestellt 
vorden, daß im ganzen Oriente eine hohere Lebens⸗ 
zauer erreicht wird, als in den meisten eurovpäischen 
ändern. 
f Gelinde Winter.) Aus den Chroniken 
zes Klosters Benediktbeuren weroen folgende 
Vitterungsberichte mitgetheilt: 1172 waren im 
Vinter die Bäume neu belaubt und dauten die 
ie Vögel Nester; 1239 gab es gar keinen Winter 
ind die Temperatur war so frühlingsmäßig zu 
Veihnachten, daß die jungen Mädchen sich zu diesem 
Feste mit Veilchen schmückten; 1241 standen die 
zäume im März in Blüthe, im Mai gab es reife 
dirschen; 1538 entfalteten die Gärten schon im 
Dezember ihren vollen Blüthenschmuck; 1572 waren 
die Bäume im Februar grün, ebenso 1588. In 
den Jahren 1607, 1609, 1617 gab es keinen 
Binter; 1659 gab es keinen Schnee und keinen 
einen Frost; 1722 brauchte man in ganz Deutsch⸗ 
and im Jannuar nicht mehr zu heizen und blühten 
m Februar sämmtliche Bäume. Auch 1807 gab 
s fast gar keinen Winter Noch in vieler Erinner— 
ing sind die milden Winter von 1834 und 1846. 
zn Petersburg wurde 1780 das Neujahr bei 8 
ÿrad Warme gefeiert und 1778 im Dezember war 
s so getind, daß an verschiedenen Hecken Blatt⸗ 
nospen herauskamen. 
F(Die Schädigung der Wintersaaten) 
zurch die gegenwärtig hertschende Witterung ist 
jach dem Urtheil sachverständiger Landwirthe eine 
sanz bedeutende. Die Nachtfröste, welche sich in 
etzter Zeit regelmäßig auf durchschnittlich 5 Grad 
seaumur unter dem Gefrierpuntt beziffern, lassen 
iie Ackererde, welche die schützende Hülle des Schnees 
ehlt, steinhart zusammenfrieren, während die Mit— 
agsstunden fast immer 9 und mehr Grad Reaumur 
Wärme bringen. Letztere nun thaut die Erdkrume 
zuf die Tiefe einiger Millimeter auf, wodurch der 
arte Halm gehoben, die Wurzelchen aber adge— 
espreugt werden. In Folge dessen verlieren die 
Zadaten die Fähiakeit zur Weiter-Enimickelung. 
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Gemeinnütziges. 
(Verhütung der Schimmelbildung an Eßwaaren.) 
UAm dem Schimmlichwerden der Eßwaaren vorzu— 
eugen, oder es zu beseitigen, ist nichts empfehlens⸗ 
oerther, als gewohnliches Kochsalz in einem Teller 
nur mit so viel Wasser zu begießen, daß eine brei⸗ 
rtige Loösung des Salzes erfolgt. Wenn man 
chimmliche Würste mit diesem Salzoͤrei dünn an—⸗ 
treicht, verschwindet der Schimmel sofort und nach 
inigen Tagen überziehen sich die Würste mit über—⸗ 
us feinen Salzkrystallen, die jeder weiteren 
-chimmelbildung vorbeugen. Dasselbe Verfahren 
st auch sehr zu empfehlen, um den zeitweilig in 
en Gelenken der Schinken auftretenden Schimmel 
uu beseitigen und solchem vorzubeugen. 
GPetroleum gegen den Hausschwamm.) In der 
adischen „Gewerbezeitung“ empfiehlt Gewerbeschul⸗ 
ehrer Schwab als ein unfehlbar wirksames Mittel 
segen den Hausschwamm, das seit etwa 7 Jahren 
nit Erfolg angewendet wird, neuerdings das Pe— 
roleum. Das mit Erdöl hestrichene pilzkranke Hotz 
vird von dieser Flüssigkeit leicht durchdrungen, der 
Zilz vollständig zerstört und der weiteren zerstören⸗ 
en Einwirkung desselben Einhalt geboten. Be— 
treicht man Holz und Mauer tüchtig mit Petroleum, 
o wird der Pilz schwarz, die fest an dem Mauer— 
derk anliegenden oder in dasselbe eingedrungenen 
Bürzelchen des Pilzes lösen sich von demselben los 
ind erscheinen als schwarze Fäden, der Schwamm 
tirbt alsdann vollständig ab. Ebenso empfiehlt 
»erselbe Autor das Petroleum gegen den im Hosze 
o häufig vorkommenden Murm 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Gaugrehweiler Frau Mar— 
aretha Schaäffling, geb. Luft. 74 J. alt 
in Spelter Pauline, 19 9. alt, 2. v. O. May⸗ 
scheider; in Münsterappel Frau Anna 
Maria Finkenauer, geb. Melzer, 75 J. alt; 
un Landau, Paula, innerhalb 12 Tagen das 
ritte Kind des Landgerichtsrathes Heintz; in 
Dammhbeim Andreas Geifse⸗ert, ötz J. alt. 
MarktLerẽochte. 
Zweibrucken, 23. Febr. (Fruchtmittelpreis⸗ und Vik⸗ 
uallenniartt.) Weizen 12 M. 51 Pi., Korn 9 M. 76 Pf., 
serste zweireihige O M. — Pf., vierreihige M. — Pf, 
Spelz 0 M. — Pf., Spelztern — M. — Pf., Dinkel 
— Mi. — Pf., Mischfruht 9 M 75 Pf., Hafer 7 M. 
33 Pf., Erosen — M. — Pf., Wicken 10 M. 40 Pf., 
artojjeln 2 VUt. — Pf., Heu 4 M. 50 Pf., Stroh 3 M. 
50 Pf., Weißbrod U'!, Kilogr. 61 Pf., Kornbrod 3 Kilo. 
39 Pf, Gemischtbhrod 3 Kilogr. 84 Pf., paar Weck 90 Gr. 
3 Pf., Rindfleisch 1. Qual. 50 Pf., II. Qual. 46 Pf. Kalb⸗ 
leisch 40 Pf. Ham:nelfleisch G) Pf., Schweinefleisch 53 Pf., 
Zutter / Kilogr. 1 M. 10 Pf., Wein l Liter 80 Wi. 
Bier l VLiter 24 Pf. 
Homburg, 22. Februar. (Frucht nittelpreis und Viktu—⸗ 
Alienmartt.) Weizen 12 M. 50 Pf., Korn 9 M. 92 Pf., 
S„peizkern — M. — Pf. Spelzz M. Vßf., Gerste 
dreihige — M. — Pf., G.eeste reihige 0 M. — Pf.. 
hafer 7 M. 37 Pf., Mischjrucht O M. — Pf., Erosen 
— M. — Pjf., Wicken O M. — Pf., Bohnen O M. 
— Pyf., Kleesanien — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
— Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 82 Pf. Ochsenfleisch — Pf. 
tindjteisch 530 Af. Kalvfleisch 40 Pf. Hammelfleisch — Pf., 
S„chweinefleisch 50 Pf., Butter 1 Pfund 1 M.6 vji. 
dartoffeln per Zir. 1 M. 50 Pi. 
za dt Aneli nn v⸗ran· vortsich F. xX. Demeztz. 
Die letzten Nummern der neuen illustrirten Zeit⸗ 
schrift„Deutsches Familienblatt“ zeugen durch ihren 
reichen und gewählten Inhalt wieder in beredter 
Weise für die Gediegenheit dieses Blattes, das 
einem Titel alle Ehre macht und als litterarischer 
Hast in keiner Familie fehlen sollte. Außer den 
jenannten Vorzügen und dem außerordentlich billigen 
Preise von nur Mk. 1.60 vierteljährlich (odex in 
Deften zu 50 Pf.) besitzt das „Deutsche Familien— 
»latt“ auch die bei einer periodischen Schrift nicht 
genug zu schätzende Eigenschaft, daß es den poli— 
tischen und religiösen Zwistigkeiten des Tages gegen— 
iber eine durchaus objektive und stets anstuͤndige 
Haltung beobachtet. 
Das zuletzt ausgegebene Heft 1 des neuen Jahr⸗ 
jangs enthält neben einer ganzen Reihe künstlerisch 
ausgeführter Holzschnitte folgenden Lesestoff: 
Ratalic. Roman' von W. Black. — Ein 
Traum. Novelle von W. Jensen. Illustrirt von 
Woldemar Friedrich — Aus Großväter Ta— 
gen. Ecinnerungen von Albert Lindner. — Ein 
Beichtgeheimniß. Historische Skizze von Ru— 
dolf Immann. Zum gleichnamigen Bilde. — 
JItalienische Dorfprinzessinen. Von 
Woldemar Kaden. Mit Illustration. — Reisen 
und Entdeckungen. V. VI. VlII. — Die 
diphtheritis. Von einem praktischen Berliner 
Arzte. — Zur Frauenfrage. Vi. Die deut⸗ 
chen Frauenarbeitsschulen. Vou Fr. Pecht VII. 
rxin deutsches Lehrerinnenhein. Von Elisabeth 
Forstet. — Streiflichter. VII. Ein Nothschrei 
ius Ungarn. VIII. Mode. und Emanzipation. 
Von Klara Reichner. Die Anforderungen 
der Schule an unsere Jugend. lJ. Von 
F. A. Petermann. — Eisfeste in St. Peters— 
burg. Winterjkizze von Max Dittrich. — Die 
zroßen Städte und ihre Polizei. Von 
E. O. Hopp. Turmbläsers Neujahrstied. 
Von E. O. Hopp. Zum gleichnamigen Bilde. — 
Winterlied. Von Karl Stieler. — Die Berg— 
fee. Von Adolf Frey. Mit Bild. — Sula— 
mitth. Von Paul Halm. Zum gleichnamigen 
Bilde. — Plauderecke. Die Quelle von Hein— 
rich Seidel. — Eine bexrühmte Schönheit. Von 
zrt. von Hohenhausen. — Der echte schwedische 
Punsch. Von G. O. Hilder. — Chinesische Dienst⸗ 
voten. Von H. von Kupffer. — Aus der ärzt— 
ichen Praxis. — Donaudampfer „Orient“. Mit 
Ubbildung. — Unsere Winterflora. — Unaufmerk— 
am oder rank? — Orientalische Sage. — Leuch— 
ende Farben. — Mißheiraten. — Der prächtige 
zaiserpreis. Mil Abbildung. — Frauzosischer 
)umbug. — Der Deutsche in Paris. — Sankt 
demo. — Amerikanischer Sport. — Der Herzogs— 
tuhl in Kärnthen. — Voltaire. Mit Bildniß — 
Insere Künstler. — Vom deutschen Parnasse. — 
Iriginelle Scenen aus dem Volksleben des sech— 
ehnten Jahrhunderts Von Bl. von W. — Fein— 
chmecker und Vielesser. — PYankeetricks. — Die 
zoa⸗Salzpfanne in Sudafrika. Mit Abbildung. — 
-chlangenmenschen. — Hänschen von Monkgut. 
Mit Illustration. — Räthsel. — Beilage. Kleine 
Mittheilungen. — Litteratur. — Sprechsaal. — 
Brieffasten. — Anzeigen. 
Man abonnirt in allen Buchhandl. und Postanstalten