x»t. Junberfer Awzeiger
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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M 48.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 5. März. Bei Sr. Maj. dem
zonig war gestern Abend große Hoftafel. Nach
derselben hielt der König einen Cercle, der einige
Ztunden in Anspruch nahm, so daß die Geladenen
erst gegen halb 11 Uhr Nachts die kgl. Residenz
derließen. Der König unterhielt sich mit allen
Anwesenden in der freundlichsten Weise, so namentlich
mich mit den Ministern; insbesondere sprach er
viederholt und längere Zeit mit Dr. v. Lutz.
Der König hat hinsichtlich der diesjahrigen
rößeren Uebungen der bayer. Armee das Nach—
ehende bestimmt: Beide Armee⸗Corps haben größere
Truppenübungen nach Abschnitt J des Anhangs UB
er Verordnung über die Ausbildung der Truppen
ür den Felddienst ꝛc., jedoch mit nachfolgenden
Modifikationen vorzunehmen: a) die Regiments—
lebungen der Infanterie sind um 2 Tage zu ver—
jürzen, dafür sind die für die Periode à der Di⸗
disions-, Uebungen vorgeschriebenen Feld⸗ und Vor—
hosten⸗ Uebungen in gemischten Detachements um
wei Uebungstage zu verlängern; auch können statt
dessen die vorerwähnten beiden Tage zum gefechts-
näßigen Ererzieren der Infanterie -Brigaben im
Terrain verwandt werden. b) Beim 1. Armee—⸗
Forps sind die Kavallerie-Regimenter nebst einer
teitenden Batterie zu einer Kavalierie-Division behufs
lebung im Brigade und Divisions-Verbande zu⸗
ammenzuziehen. Für diese Uebungen ist die Zeit
der um 2 Tage verlängerten Brigade-Uebungen zu
berwenden, während die Regiments⸗Uebungen um
? Tage verlürzt werden. c) Dem Ermesfsen der
ommandierenden Geuerale bleibt es überlassen, die
Keriode e der Divisions-Uebungen auf 1 Tag zu
beschränken und dafür die Periode b auf 3 Uebunqgs
age zu verlängern.
Berlin, 5. März. Das Telegramm, in
velchem die Königin Victoria dem Kronprinzen
dachricht von dem gegen sie verübten Attentate gab,
enthielt 3900 Worte, indem es den ganzen Hergang
childerte. Der Kronprinz theilte der Frau Krom
orinzessin das Telegramm erst am Morgen nach
der That mit.
Am Freitag sind auch die Grundzüge für das
vesetz, betreffend die Regelung der Kranken—
Versicherung der Arbeiter, dem Volts-
virthschaftsrath zugegangen. Sie enthalten
den unbedingten Zwang zur Krankenver⸗
icherung für alle in Bergwerken, Salinen, Auf⸗
dereitungsanstalten, Brüchen und Gruben, auf
Werften, in Fabriken und Hüttenwerken,“ beim
Lisenbahn⸗, Binnen- und Dampfschifffahrtsbetriebe,
owie bei Banten beschäftigte Arbeiter.
Die ,Frkf. Ztg.“ hört von Gegnern des Tabak⸗
monopols, daß zweifellos die Majorität des
lusschusses des Vollswirthschaftsraths sich fur da
Monopol erklären werde. Nach ihrer Berechnung
würden im Anschluß 16 für, 9 gegen das Monopoh
ind im Plenum 40 für, 30 dagegen stimmen.
„Das preußische Abgeordnetenhaus
veschäftigte sich in einer seiner letzten Sißungen
mit der Frage der Flußregulierungen und Kanali⸗
serungen. Die dem Haufe über die letztere Frage
vorliegenden Denkschrifien wurden mit in die Di—
kussion gezogen. Auf eine Anfrage des Abg. Ham—
nacher. od noch in der jetzigen Session eine Vor—
age über Kanalbauten zu Lerwarten sei und in
dihemn Stadium sich das Rhein⸗Maas- und das
dainkanalproiekt besinden antwortete Ministen
Dienstag, 7. März 1882.
17. Jahrg.
Maybach, daß „vielleicht“ noch in dieser Session
ꝛine Vorlage über Ausführung des Rhein-Weser—
Elbe⸗Kanals eingebracht werde; betreffs des Rhein—
Maaskanals sei Aussicht, daß man bald zu einer
Konvention mit Holland gelangen werde. Bezüg—
ich des Mainkanals werde die Regierung mit allen
Peitteln den Widerstand, der bekanntlich von der
„essischen Regierung ausgeht, zu überwinden suchen.
Der preußische Volkswirthschafts rath
zjat den Gesetzentwurf über das Tabakmonopol,
niachdem er dessen Besprechung am Samstag fort⸗
gesetzt hatte, schließlich einem Ausschuß zur Vericht⸗
erstattung überwiesen; als Referenten wurden
zchöpplenberg und Nathusius (der eine Gegner,
zer andere Freund des Monopols) bestellt.
Stuttgart, 6. März. Dem sozialistischen
Agitator Duht wurde die Fortsetzung seiner reli⸗
zsiösen Vorträge auf Grund des Sozialistengesetzes
volizeilich verboten.
bei ähnlichen Fällen an den Berliner Hof gesandt
vorden war. Ob auch der Czar diese Ansicht seiner
nächsten Anverwandten thellt, weiß man zur Zeit
ioch nicht.
Petersburg, 5. Marz Odessaer Zeitungen
nelden, daß die dortige slavische Gesellschafte, Cyrill
ind Methodius“ den bekannten Führer der Herze⸗
jowiner Insurgenten, Stojan Caratjewic zu ihrem
Ehrenmitglied ernannt hat und die Regierung um
die Erlaubniß ersuchte, für die Familien der nach
Montenegro geflüchteten Aufständischen Geldsamm—
ungen zu veranstalten. Auch die Generäle Gurko
ind Skob eleff wurden zu Ehren⸗Mitgliedern ernaunt.
Petersburg, 6. März. Der frühere Agent
des russischen Ministeriums in Odessa, Staatsrath
cudrjawzeff, ist zum russischen Konsul in Berlin
ꝛrnannt.
(Aus der Herzegowina.) Evanus, der
Torrespondent des „Manchester Guͤardian“ wurde
wegen seiner Verbindung mit den Insurgenten der
derzegowina und wegen Verbreitung falscher Nach—
ichten aus Oesterreich ausgewiesen. Spiridion
hoycevic, der Correspondent der Wiener „Allgem.
Ztg.“ wurde wegen hochverrätherischen Verlehrs
nit den Insurgenten in Ragusa verhaftet, desgleichen
ein banquerotter Ragusaner Kaufmann, der hierbei
als Mittelsperson diente.
Belgrad, 6. März. Heute Vormittag 11 Uhr
berkündete Kanonendonner die soeben erfolgte Pro—
klamirung des Fürsten Mil an zum König von
Serbien durch die Skupichtina.
Ausland.
Paris, 4. März. (Ein Drei-Milliar—
den-Budget. — Neuer Strike.) Das
ieue Budget für 18883, welches Leon Say der
dammer vorlegte, enthält 3030 Millionen Francs
Finnahmen und 3027 Millionen Francs Ausgaben.
ss ist das erste Mal, daß die dritte Milliarde
iberschritten wrrd. — In Grenoble stellten
ämmtliche Bauarbeiter ihre Arbeit ein. Sie
ordern in einem Sendschreiben Namens der Soli⸗
arität des Proletariats die italienischen und schweizer
Arbeiter auf, nicht nach Grenoble zu kommen, ehe
der Strike beendet ist.
Der neue Haudelsvertrag der Schweiz mit
Frankreich wird am 15. Mai in Kraft tfreten,
die Zustimmung der schweizer. Bundesversammlung
und der französischen Kammern natürlich vorausge-
etzt. Die der ersteren wird nicht bezweifelt. Die
Schweiz hat nicht alles erlangt, was sie wünschte.
Doch sind ihr wesentliche Zugeständnisse gemächt
ind die Schweiz wird, ähnlich wie bei dem deutschen
Vertrag, den Vortheil, daß überhaupt ein Vertrag
zu stande gekommen, einem vertragslosen Zustande,
). h. Anwendung des französischen Generaltarifes,
ffenbar vorziehen.
London, 5. März. Gestern fand ein Bankett
»es griechischen Komite's zur Feier der friedlichen
Aübtretung Thessaliens Statt. Rosebery präsidirte.
SZhaftesbury trank auf das Wohl des griechischen
dönigs. Der griechische Minister dankte und kon—
tatirte das Gefühl tiefer, unauslöschlicher Dank—
harkeit des Griechenvolkes gegen England. Roseberh
rank auf die Wohlfahrt Griechenlands. England
joffe, in Griechenland ein Land der Intelligenz,
des Friedens und der Wohlfahrt zu sehen.
London, 6. März. Die Regierung bean—
ragte heute im Ober⸗ und Unterhaus eine Glück⸗
wunschadresse an die Königin anläßlich ihrer Er—
ettung aus; Lebensgefahr. Gestern wurden in
ämmtlichen Kirchen Londons und der Provinzen
Dankgebete abgehalten. — Mac Lean ist von Wind⸗
jor nach dem Gefängniß in Reading überführt
vorden.
Das „Deutsche Mont.⸗Bl.“ erhält aus Peters⸗
burg folgende Zuschrift: Von einigen Mitgliedern
der russischen Kaiserfamilie ist der Gedanke angeregt
worden, daß es sich empfehlen dürfte, wenn der
Fzar seine Gratulation zu dem bevorstehenden Ge—
urtstage des Kaisers Wilhelm durch einen Spezial⸗
gesandten übermitteln ließe, vielleicht durch den
Hroßfürsten Alexis, welcher in den letzten Jahren
ruch seitens des verstorbenen Kaisers Alerander II.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 7. März. Gestern Nach—⸗
nittag 4 Uhr fällte die Strafkammer, des igl.
randgerichts Zweibrücken in dem bekannten Bier—⸗
älschungsprozeß contra Tivolinxc. das Ur⸗
heil. Dasselbe fiel, wie nicht anders zu erwarten,
m Sinne des Antrages der kgl. Staatsbehörde
nus und lautet 1) gegen Christian Jakoby, 44
Ja., Direktor der Aktienbrauerei Tipoli. auf
eine Geldstrafe von 300 Mk., 2) gegen Wilhelm
Ddeiß, 36 J. a., Brautechniker aus Ingolsiadt,
zuur Zeit in München, auf eine Geldstrafe von
00 Mk., 3) gegen Josephh Basl, 37 J. a.,
Zraumeister der Aktienbrauerei Tivoli, auf eine
Heldstrafe von 300 Mt. und eine Gefängnißstrafe
»on 1 Monat, 4) gegen die Abtiengesell⸗
chaft Tivoli in Zweibrücken, vertreten durch
hren Direktor Jakoby, auf eine Geldstrafe von
340 Mt. nebst einer Zahlung an die Armenkasse
m Betrage von 180 Mt. (Die kgl. Staatsbehörde
zatte beantragt gegen Jakoby 300 Mk. Geld—
trafe, gegen Heiß und Basl Gefängnißstrafe,
jegen die Tivoli-Gesellschaft 540 Mt.
Beldstrafe)
— Von dem kgl.bayerischen Staatsministerium
der Justiz soll verfügt worden sein, daß seitens
des gerichtlichen Personals oder Hilfs—
personals keinerlei Mittheilungenüber
gerichtliche Verhandlungen, selbst wenn es
sich um öffentliche handelt, an die Tagespresse ab⸗
gegeben werden dürfen.
— Mit der Uebersendung der jährlichen Frage—
bogen zur Vertheilung an größere Gewerbetreibende
ind Kaufleute hebt die pfalzische Handels- und
Hewerbekammer hervor, wie erwünscht und
nothwendig es sei, daß dieselben ausgefüllt und
»ald eingesandt werden möchten, um im Jahres-
Hericht ein zutreffendes Bild unserer Gewerbthätigkeit
werfen zu können. Wünsche, die im allgemenen