Full text: St. Ingberter Anzeiger

Theil des! Jahresberichts Aufnahme finden sollen,l Therese von Lichtenstein, 392 Millionen Gulden 
mögen mit eingehender Begründung 4 vergehen i in Baarem. 
werden. F Bamberg, 3. März. Eine namentlich für 
— Ein Correspondent des „L. Anz.“ hält zur; deutsche Kunstweinfabikanten wichtige prin— 
Vertilgung der Mäuse besser als Gift, zipielle Entscheidung wurde unter gestrigem Datum 
wiederholies Zutreten und Zustampfen der Löcher, hot dem Reichsgericht gefällt. Es handelte sich 
Eingießen von Wasser oder Mistjauche, so oft und um 'die Frage, ob sogenannter „Kunstwein“, der 
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Platzregen und Schnecabgänge mit Regen waren Jache aber aus Alkohol, Zucker und Wasser besteht 
von jeher die natürlichsten und wirksamsten Mãuse⸗ als Wein oderf uber als Branntwein anzusehen ist 
vertilgungsmittel. Da diese bisher fehiten, so muß Aus dem ug ist' zu entnehmen, daß der An⸗ 
der Landwirth sie zu ersetzen suchen. An festen geklagte, Weinhändler P.pon hier, ohne Uebergangs— 
Fisenbahn- und Straßenböschungen wäre wirksamer teuer zu entrichten, ein Getränk nach Sachsen ein⸗ 
nit Giftkörnern beizukonuen. uführen deabsichtigte, dasenach dem Gutachten der 
— Kaiserssautern, 4. März. ZBwei Sachverständigen und den zeugeneidlichen Angaben 
noch schulpflichtige Knaben Namens Prifi und Scholl des Weinfabrikanten aus 30: Procent Naturwein, 
spielten mit dem Laufe einer zerbrochenen Pistole 12 Procent Alkohol und im übrigen aus Zucker 
und luden denselben mit Pulver und Kieselsteinen. ind Wasser bestand. Eine Uebergangssteuer wird 
Der Knabe Scholl schlug den geladenen Lauf mit nn Sachsen infolge gesetzlicher Bestimmung von 
aller Gewalt gegen einen Stein, um die Erplosion Bier und Branntwein“ erhoben; hierunter fallen 
zu bewerkstelligen, welche auch sofort erfolgte und nach einer Verordnung der Steuerdirektion auch 
ihm die rechte Hand zerschmetterte. Die Polizei Liqueure und andere, mit Zucker versüßte, geistige 
hat die Angelegenheit bereits zu Protokoll geommen. Hetränke.“ Nach den Gutachten, welche in der 
E. 3.) Zerufungsinstanz vor dem Landgerichte zu Bamberg 
— Pirmasens, 6. März. Heute Vormittag 881 erstattet wurden, hat das Gericht nicht die 
gerieth ein Arbeiter der Gebr. Fahr' schen Ledere Jeberzeugung zu gewinnen vermocht, daß der in 
sabrit mit der rechten Hand in die Freisemaschine, Frage koimmende „Mustatwein“ zu denjenigen Ge— 
wobei ihm 4 Finger zerquetscht wurden. Die Ar⸗ räntken zu rechnen sei, von welchen eine Ueber—⸗ 
beiter der Herren Gebrüder Fahr sind versichert. Jangssteuer zu erhebeu sei, und ist die Berufung 
(Pirm. Anz. zer Staatsbehörde gegen das freisprechende Urtheil 
— Auch in Waldfischbach ist man daran, rster Instanz verworfen worden. Gegen dieses 
zinen Verein gegen den Hausbettel zu gründen. Erkenntniß ist seitens der kgl. Staatsanwaltschaft 
— Aus Sbermoschel, 1. März, schreibt die Revision bei dem Reichsgericht eingelegt worden, 
nan der „Kaisersl. Ztg.“: Wie man hört, soll ind beantragt der Vertreter der Steuerdirektion 
bon einer Gesellschaft ein Silberbergwerk hier als- Aufhebung des freisprechenden Erkenntnisses. Das 
hald in Betrieb gesetzt werden. In dem nämlichen Urtheil des Reichsgerichts lautet aber dahin, daß 
Berge (Seelberge) wurde früher schon einmal ein die Revision der Staatsanwaltschaft zu verwerfen 
gleiches Bergwerk betrieben, konnte aber wegen des jsei. Eiue Gesetzesderletzung wurde nicht als ge— 
ju vielen Wassers nicht mehr fortgefuhrt werden. jeben erachtet. Nach den Bestimmungen des Ge— 
die jetzige Gesellschaft will nun mittelst Stollen eetzes ist die Uebergangssteuer nur zu entrichten von 
zas Wasser ableiten, um so die Arbeiten und den Bier und Branntwein. Ob das in Frage stehende 
Weiterbeirieb zu ermöglichen. Von dem früher Hetränk als Branntwein sich darstellt, oder Wein 
dortselbst gewonnenen Silber kommen die sog. st, ist eine thatsächliche Frage, deren Nachprüfung 
Seelberger Thaler her. hem Revisionsgericht entzogen ist. Wenn das Ge— 
— Berg, 3. März. Drei Knaben im Alter icht erster Insianz ausgesprochen hat, daß nach den 
von 8 bis 10 Jahren schenkten seit einiger Zeit horliegenden Umfsiänden es sich hier um Wein, 
dem Opferstocke der hiesigen Kirche besondere Aufe -Züßwein handelt und nicht um Branntwein, so 
nerksamkeit, indem sie vermittels eines Steckens sich annm hierin ein Rechtsirrthum nicht erblickt werden. 
Taschengeld ans dem Opferstocke zu verschaffen die Erläuterung, welche die Zolladmiristration der 
vußten. Sie kauften sich Wecke, Cigarren und ezügl. Gesetzesbestimmung gegeben und Zollämtern 
Figarrenspitze dafür. Der Ankauf dieser Gegen- nitgetheilt hat, ist wohl maßgebend für die betr. 
stände gab Veraulassung, daß man der jugendlichen zollämter; für die Frage, ob eine Defraudation 
tande auf die Spur kam. (T. f. S.) sorliegt, kann aber diese Entschließung der Zoll- 
— Dudenhofen, 2. März. Thomas ehörde nicht maßgebend sein, sondern es sind die 
Amann von hier, fand heute Morgen seinen Neffen, esetzlichen Zollverträge, soweit sie noch zulässig sind 
den 17 Jahre alten Martin Amann, Sohn der illein entscheidend 
»erlebten Ehe⸗ und Ackersleute Elias Amann, in Kehl, 1. März. (Ein Karoussell im Rhein⸗ 
seinem Kuhstalle mit Blut übergossen, todt liegen. jett.) Der Rhein ist bei Kehl in so hohem Grade 
Allezs Nähere, ob Unglücksfall oder eine strafbare usgetrocknet, daß mitten in seinem Bette ein Ka— 
Handlung vorliegt, ist bis jetzt undekannt. oussel, Kasperletheater, Photographietkabinet, Bier 
— Speyer, 4. März. Die Verüber der virthschäften u. dgl. aufgeschlagen werden konnten 
Bubenstreiche in der Nacht vom letzten Sams- Waährend der Rhein sonst an dieser Stelle in brei⸗ 
sag auf Sonntag, auf deren Entdecung die Bee em Strome dahinfließt, beschränkt er sich jetzt auf 
chädiglen 100 Mk. gesetzt, sind dank den eifrigen inen ganz geringen Raum an der badischen Seite 
Bemühungen unserer Polizei gefunden. Das Drei- ind nimmt nur etwa den dritten Theil seines gau— 
latt heißt Ehrenpreis, Lauterer und Weiler, der sen Strombettes ein. 
erstgenannte Glaser seines Zeichens, der zweite Berlin. Der Student cam. Emil A. 
Bäder und der dritte weiland Commis auf der inn im ersten Semester stehender schwächlicher Mensch, 
Gewerbebank; fie sind 21, resp. 20 und 18 Jahre vird seiner großen Gutmüthigkeit wegen, vielfach 
alt. Die Burschen sind verhaftet und werden wohl zehänselt. Am Dienstag Abend vor. Woche wur— 
eine Lektion erhalten, die ihnen die Lust zu muthe hen ihm bei einer Studenten-Kneiperei nach 
williger Brandstiftung zeitlebens verleiden wird. inander drei „Bierjungen“ aufgehängt. Beim 
Speyer. Das königl. Consistorium giebt Auspauken derselben ist es bekanntlich Sitte, daß 
den protestant. Pfarramtskandidaten der Pfalz „eine derjenige als Sieger betrachtet wird, der zuerst ein 
Abhandlung über den Pessimismus, seine Grund⸗ fefülltes Glas geleert hat. Beim Hinabstürzen 
mschauungen, seinen Einfluß auf unsere Zeit und es dritten Glases fiel A. plötzlich wie vom Schlage 
ein Verhaͤlmiß zur Bibel“ für das Jahr 1882 als setroffen um und fiel so unglücklich mit dem Kopf 
Preisfrage aus der Rom'schen Stiftung auf. iuf eine Stuhlkante, daß er sich eine klaffende 
rinsendungstermin 1. Nopb. d. J. EGSp. Z.) „tirnwunde zuzog. Ein in der Gesellschaft an— 
— Der Oberinspektor Ed. Seifert, seither vesender Mediziner hatte zufällig ein Besteck bei 
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Telegraphen), ist für die in Speyer in Erledigung nit so geringem Erfolg, daß der schwer Erkrankte 
jekommene Oberpostmeisterstelle in Aussichtgenommen. inverzüglich in seine Wohnung gebracht und ärzt— 
iche Hilfe herbeigeholt werden mußte. Dr. Meyer 
erllärte, daß bei der schwachen Konstitution des A. 
zer Vorfall sehr bedenklich sei, da diesem durch 
den übermäßigen Blutandrang nach dem Herzen 
ein Blutgefäß geplatzt sei. 
(Unschuldig verurtheilt.) Wieder 
vird über die Entlassung eines unschuldig Ver— 
irtheilten aus dem Zuchthause berichte. Am 5 
Juni 1880 wurde vom Schwurgericht in Elber— 
Vermischtes. 
München, 6. März, Nachmittags. Dr. 
Sigl ist vom Schwurgericht von der Anklage 
vegen Beleidigung des Prinzen Arnulf freigesprochen 
worden. 
(Vom Hofe.) Als Mitgift erhält die 
Kraut des Prinzen Arnulf von Bayern, die Prinzessin 
wfeld der damals 32 Jahre alte Tagelöhner Julij— 
Lückenhaus aus Mettmann schuldig befunden, in 
Oktober 1877 den Polizeisergeanten Weylepp ir 
Mettmann getödtet zu haben, und dieserhalb z— 
12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluj 
»erurtheilt. Der Verurtheilte verbüßte seither dies— 
Strafe im Zuchthause zu Werden. Inzwischen is 
der dringende Verdacht der Thäterschaft auf einer 
anderen, nämlich auf einen vor etwa drei Monaten 
nit Frau und Kindern nach Amerika ausgewan— 
derten Maschinisten gefallen, welcher die That vos 
einer Abreise seinem in Neuß wohnenden Schwage— 
bekannt hat. Die Untersuchung ist deßhalb wiede 
aufgenommen worden und hat zu dem Erkenntnij 
geführt, daß der ꝛc Lückenhaus auf Veranlasfung 
der Justizbehörde aus dem Zuchthause zu en 
tassen ist. 
f Leipzig. Ein 20jähriger Hausbursche in 
einem hiesigen Hotel hatte sich in ein in demselben 
Hotel thätiges junges Mädchen verliebt, stieß abe— 
auf entschiedene Abneigung. Dies nahm er sid 
so zu Herzen, daß er einen Brief schrieb, in welchem 
er seinen Entschluß bekannte, seine Geliebte und 
sich tödten zu wollen und gleich nach dem Nieder— 
ichreiben machte er sich wirklich an die Ausführung 
des entsetzlichen Vorhabens. Mit einem Beil, einen 
zroßen Messer, einem Degen und Pistol bewajfnet 
schlich er — es war in der Nacht zum 26. Februa 
— nach der Kammer der Geliebten. Da die Thün 
verschlossen war und das Mädchen infolge seine— 
Versuches, gewaltsam eindringen zu wollen, durch 
Hilferuf das Haus alarmirte, resolvirte sich de 
Unglückliche kurz und schoß sich eine Kugel durch 
den Kopf, die seinem Leiden und Leben sofor 
ein Ende machte. 
F Eine Erfindung, welche in weiteren Kreiser 
berechtigtes Interesse erweckt, ist von einem Ober 
förster in Sil keberg gemacht worden. Derselbt 
hat nämlich Tabellen herausgegeben, mittels deren 
unter Anwendung einer eigenartigen Messungs— 
Methode am Körper des Rindviehes, zuverlässig 
das Gewicht des letzteren ermittelt werden kann. 
FSpekulative Rohheit. Oesterreichische 
Provinzblätter enthalten ein Inserat, das an Re— 
clame⸗Cynismus das -unerhörteste leistet. „Brand 
des Ringtheaters“ ist das Zeug mit Riesenlettern 
überschrieben und bietet Waaren die angeblich von 
Firmen retournirt wurden, weil deren Chefs an 
3. Dezember verbrannten, einem P. T. Publikun 
„halb umsonst“ an. Wir begreifen wirklich nicht 
warum die Staatsbehörde diese „öffentlich Aerger 
niß erregende Schamlosigkeit“ unverfolgt läßt. 
F GErplosion.) Man telegraphirt aut 
Temesvar unterm 3. ds: Gestern Nachts fand in 
der Spiritusfabrik der Firma Moriz Friedman 
und Sohn unter heftiger Detonation eine Er— 
»losion des zum Maiskochen verwendeten Dämpfer? 
tatt. Das Kesselhaus wurde hiebei arg zugerichtet, 
sechs Arbeiter wurden total verbrüht, einer Ar—⸗ 
heiterin wurde der Fuß weggerissen. 
FPrag, 4. März. Der der Saxonia ge— 
yörende Einsiedlerschacht in Prohn ist eingestürzt. 
Angeblich sollen vierzig Personen verunglückt sein 
Vier Todte wurden bereits herausgefordert. 
Ein Mann, der im Revolutionsjahre 1848 
zine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, ist am 
Donnerstag in Paris gestorben. Es ist dies der 
in Deutschland wohlbekannte Feuilletonist Ludwig 
Kalisch. Im „tollen Jahre“ gab er in Mainj 
die satyrische Wochenschrift „Narrhalla“ heraus 
Verfolgungen vertrieben ihn auch nach Frankreid 
und von hier machte er sich nun als Berichterstatter 
der „Gartenlaube“ und als Mitarbeiter an der 
„Fliegenden Blättern“ bekannt. Von seinen Büchern 
anden die Skizzen „Paris und London“ sowi⸗ 
„Pariser Leben“ Anerkennung. 
F Nach Pariser Mittheilung der „Mor— 
ningpost“ beabsichtigt Bazaine, die Geschichte de 
Belagerung und Kapitulation von Metz heraus 
zugeben. 
4 Aus Paris wird berichtet: „Frau Macded 
die Gattin des amerikanischen Krösus, scheint di 
Schätze der Silberminen Nevada's hier mit voller 
Händen auszustreuen. Dieser Tage stellte sie ir 
hrem Salon das von Meissonier gemalte Bildnij 
aus, welches 100000 Francs kostet. Für di 
nächste Kunstausstellung wird Bonnat das Porträ' 
der Amerikanerin malen. Zu diesem Zwech leg— 
Frau Mackey jene famose Robe an, welche der 
Kaiserin Eugenie einsimals von der Stadt Pari— 
angeboten wurde und die für 100000 Francs jeß 
in' die Amerikanerin verkauft wurde. Die Spißtzer